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Hohe Gitter, Taxushecken,
Wappen, nimmermehr vergoldet,
Sphinxe, durch das Dickicht schimmernd
... Knarrend öffnen sich die Tore. –
Mit verschlafenen Kaskaden
Und verschlafenen Tritonen,
Rokoko, verstaubt und lieblich
Seht ... das Wien des Canaletto,
Wien von Siebzehnhundertsechzig
... Grüne, braune, stille Teiche,
Glatt und marmorweiß umrandet,
In dem Spiegelbild der Nixen
Spielen Gold- und Silberfische ...
Auf dem glattgeschornen Rasen
Liegen zierlich gleiche Schatten
Schlanker Oleanderstämme;
Zweige wölben sich zur Kuppel,
Zweige neigen sich zur Nische
Für die steifen Liebespaare
Heroinen und Heroen ...
Drei Delphine gießen murmelnd
Fluten in ein Muschelbecken ...
Duftige Kastanienblüten
Gleiten, schwirren leuchtend nieder
Und ertrinken in dem Becken ...
... Hinter einer Taxusmauer
Tönen Geigen, Klarinetten ...
Und sie scheinen den graziösen
Amoretten zu entströmen,
Die rings auf der Rampe sitzen
Fiedelnd oder Blumen windend,
Selbst von Blumen bunt umgeben,
Die aus Marmorvasen strömen:
Goldlack und Jasmin und Flieder
... Auf der Rampe, zwischen ihnen
Sitzen auch kokette Frauen,
Violette Monsignori ...
Und im Gras, zu ihren Füßen,
Und auf Polstern, auf den Stufen:
Andre heben andre Frauen
Aus den parfümierten Sänften
... Durch die Zweige brechen Lichter,
Flimmernd auf den blonden Köpfchen;
Scheinen auf den bunten Polstern,
Gleiten über Kies und Rasen,
Gleiten über das Gerüste,
Das wir flüchtig aufgeschlagen.
Wein und Winde klettert aufwärts
Und umhüllt die lichten Balken.
Und dazwischen, farbenüppig
Flattert Teppich und Tapete,
Schäferszenen, keck gewoben,
Zierlich von Watteau entworfen ...
Eine Laube statt der Bühne,
Sommersonne statt der Lampen,
Also spielen wir Theater,
Spielen unsre eignen Stücke,
Frühgereift und zart und traurig,
Die Komödie unsrer Seele,
Unsres Fühlens Heut und Gestern,
Böser Dinge hübsche Formel,
Glatte Worte, bunte Bilder,
Halbes, heimliches Empfinden,
Agonien, Episoden ...
Manche hören zu, nicht alle ...
Manche träumen, manche lachen,
Manche essen Eis ... und manche
Sprechen sehr galante Dinge ...
... Nelken wiegen sich im Winde,
Hochgestielte, weiße Nelken,
Wie ein Schwarm von weißen Faltern ...
Und ein Bologneserhündchen
Bellt verwundert einen Pfau an ...
Nun, ich muß dir sagen, ich war erstarrt. Ich habe ja doch bisher das Ganze für ein Märchen gehalten. Wie ich das nun aber sah, ... wie sie vor meinen Augen einschlief ... wie sie tanzte, als du ihr sagtest, sie sei eine Ballerine, und wie sie weinte, als du ihr sagtest, ihr Geliebter sei gestorben, und wie sie einen Verbrecher begnadigte, als du sie zur Königin machtest ...
Das kann ich nicht finden ... Nicht unheimlicher als das Leben selbst. Nicht unheimlicher als vieles, auf das man erst im Laufe der Jahrhunderte gekommen. Wie, glaubst du wohl, war unseren Voreltern zumute, als sie plötzlich hörten, die Erde drehe sich? Sie müssen alle schwindlig geworden sein!
Und wenn man den Frühling neu entdeckte! ... Man würde auch an ihn nicht glauben! Trotz der grünen Bäume, trotz der blühenden Blumen und trotz der Liebe.
Ja, und dann sagst du mir: »Sie sind ein Rauchfangkehrer«, und ich steige in den Kamin und werde rußig! ...
Nun, das sind ja Scherze ... Das Große an der Sache ist
Nun, ich, der jenes Mädchen heute in hundert andere Welten versetzen konnte, wie bring' ich mich selbst in eine andere?
Ich hab' es schon versucht, um die Wahrheit zu sagen. Ich habe diesen Brillantring minutenlang angestarrt und habe mir selbst die Idee eingegeben: Anatol! schlafe ein! Wenn du aufwachst, wird der Gedanke an jenes Weib, das dich wahnsinnig macht, aus deinem Herzen geschwunden sein.
Nein ... nicht im Zweifel. Ich weiß, daß sie mich betrügt! Während sie an meinen Lippen hängt, während sie mir die Haare streichelt ... während wir selig sind ... weiß ich, daß sie mich betrügt.
Immer sind diese Frauenzimmer uns untreu. Es ist ihnen ganz natürlich ... sie wissen es gar nicht ... So wie ich zwei oder drei Bücher zugleich lesen muß, müssen diese Weiber zwei oder drei Liebschaften haben.
Weiß ich's? Vielleicht mit einem Fürsten, der ihr auf der Straße nachgegangen, vielleicht mit einem Poeten aus einem Vorstadthause, der ihr vom Fenster aus zugelächelt hat, als sie in der Früh' vorbeiging!
Und was für einen Grund hätte sie, mir nicht untreu zu
So ist es der reine Zufall ... Keineswegs denkt sie: O, ich muß ihm die Treue halten meinem lieben Anatol ... keineswegs ...
Die alte dumme Phrase! Immer wollen wir uns einreden, die Weiber seien darin anders als wir! Ja, manche ... die, welche die Mutter einsperrt, oder die, welche kein Temperament haben ... Ganz gleich sind wir. Wenn ich einer sage: Ich liebe dich, nur dich, – so fühle ich nicht, daß ich sie belüge, auch wenn ich in der Nacht vorher am Busen einer andern geruht.
Ich ... ja! Und du vielleicht nicht? Und sie, meine angebetete Cora vielleicht nicht? Oh! Und es bringt mich zur Raserei. Wenn ich auf den Knieen vor ihr läge und ihr sagte: Mein Schatz, mein Kind – alles ist dir im Vorhin verziehen – aber sag' mir die Wahrheit – was hülfe es mir? Sie würde lügen wie vorher – und ich wäre soweit als vorher. Hat mich noch keine angefleht: »Um Himmels willen! Sag' mir ... bist du mir wirklich treu? Kein Wort des Vorwurfs, wenn du's nicht bist; aber die Wahrheit! Ich muß sie wissen« – Was hab' ich drauf getan? Gelogen ... ruhig, mit einem seligen Lächeln ... mit dem reinsten Gewissen. Warum soll ich dich betrüben, hab' ich mir gedacht? Und ich sagte: Ja, mein Engel! Treu bis in den Tod. Und sie glaubte mir und war glücklich!
Aber ich glaube nicht und bin nicht glücklich! Ich wär'
Nun ... die Hypnose ... Ich meine das so: Du schläferst sie ein und sprichst: Du mußt mir die Wahrheit sagen.
Es müßte doch gehen ... Und nun fragst du sie weiter ... Liebst du mich? ... Einen anderen? ... Woher kommst du? ... Wohin gehst du? ... Wie heißt jener andere? ... Und so weiter.
Du hast recht! ... Man könnte ein Zauberer sein! Man könnte sich ein wahres Wort aus einem Weibermund hervorhexen ...
Nun also? Ich sehe dich gerettet! Cora ist ja gewiß ein geeignetes Medium ... heute abend noch kannst du wissen, ob du ein Betrogener bist ... oder ein ...
Oder ein Gott! ... Max! ... Ich umarme dich! ... Ich fühle mich wie befreit ... ich bin ein ganz anderer. Ich habe sie in meiner Macht ...
Gewiß! ... Wenn ein Ehemann aus dem Hause tritt, wo er eben seine Frau mit ihrem Liebhaber entdeckt hat, und ein Freund tritt ihm entgegen mit den Worten: Ich glaube, deine Gattin betrügt dich, so wird er nicht antworten: Ich habe soeben die Überzeugung gewonnen ... sondern: Du bist ein Schurke ...
Ja, ich hatte fast vergessen, daß es die erste Freundespflicht ist – dem Freund seine Illusionen zu lassen.
Nichts anderes, mein Kind, als ruhig auf dem Fauteuil; sitzen zu bleiben und den guten Willen haben, einzuschlafen.
Ich stelle mich vor dich hin, du siehst mich an ... nun ... sieh mich doch an ... ich streiche dir über Stirne und Augen. So ...
Müd' ... ganz müd' bist du ... nun schlafe ein, mein Kind ... Schlafe .... ganz müd' bist du ... nun schlafe ein, mein Kind ... Schlafe. Er wendet sich zu Max, der bewundernd zusieht, macht eine siegesbewußte Miene. Schlafen ... Nun sind die Augen fest geschlossen ... Du kannst sie nicht mehr öffnen ...
Ruhig. Zu Cora. ... Schlafen ... fest, tief schlafen. Er steht eine Weile vor Cora, die ruhig atmet und schläft. So ... nun kannst du fragen.
Du siehst doch ... Nun wollen wir ein paar Augenblicke warten. Er steht vor ihr, sieht sie ruhig an. Große Pause. Cora! ... Du wirst mir nun antworten ... Antworten. Wie heißt du?
Du wirst mir alle Fragen wahrheitsgetreu beantworten, und wenn du aufwachst, wirst du wieder alles vergessen haben! Hast du mich verstanden?
Die Suggestion hat gewirkt. Ich werde sie weiter fragen. – Cora, liebst du mich ...? Cora ... liebst du mich?
Sie umfaßt vielleicht die ganze ... Vergangenheit ... Sie denkt möglicherweise an eine Zeit, wo sie einen anderen liebte ... und wird antworten: Nein.
Ich danke ... Ich weiß, Cora ist andern begegnet vor mir ... Sie hat mir selbst einmal gesagt: Ja, wenn ich gewußt hätte, daß ich dich einmal treffe ... dann ...
Ich bitte ... man muß sich nur vorstellen, wie wir uns kennen lernten. Wir ahnten ja selbst nicht, daß wir uns einmal so wahnsinnig lieben würden. Die ersten Tage betrachteten
Wer weiß, ob sie nicht mich erst zu lieben anfing, – als sie einen andern zu lieben aufhörte? Was erlebte dieses Mädchen einen Tag, bevor ich sie traf, bevor wir das erste Wort miteinander sprachen? War es ihr möglich, sich da so ohne weiteres loszureißen? Hat sie nicht vielleicht tage- und wochenlang noch eine alte Kette nachschleppen müssen, müssen, sag' ich.
Ich will sogar noch weiter gehen ... Die erste Zeit war es ja nur eine Laune von ihr – wie von mir. Wir haben es beide nicht anders angesehen, wir haben nichts anderes voneinander verlangt, als ein flüchtiges, süßes Glück. Wenn sie zu jener Zeit ein Unrecht begangen hat, was kann ich ihr vorwerfen? Nichts – gar nichts.
Nein, durchaus nicht, ich finde es nur unedel, die Vorteile einer augenblicklichen Situation in dieser Weise auszunützen.
Treu! Wie heißt das eigentlich: Treu? Denke dir ... sie ist gestern in einem Eisenbahnwaggon gefahren, und ein gegenübersitzender Herr berührte mit seinem Fuße die Spitze des ihren. Jetzt mit diesem eigentümlichen, durch den Schlafzustand ins Unendliche gesteigerten Auffassungsvermögen, in dieser verfeinerten Empfindungsfähigkeit, wie sie ein Medium zweifellos in der Hypnose besitzt, ist es gar nicht ausgeschlossen, daß sie auch das schon als einen Treubruch ansieht.
Um so mehr, als sie in unseren Gesprächen über dieses
Es gibt Zufälle – denke dir, ein Zudringlicher geht ihr abends nach und drückt ihr einen Kuß auf den Hals.
Alles, was du vorgebracht hast, ist ein Unsinn. Glaube mir, die Weiber mißverstehen uns nicht, wenn wir sie um ihre Treue fragen. Wenn du ihr jetzt zuflüsterst mit zärtlicher, verliebter Stimme: Bist du mir treu ... so wird sie an keines Herrn Fußspitzen und keines Zudringlichen Kuß auf den Nacken denken – sondern nur an das, was wir gemeiniglich unter Untreue verstehen, wobei du noch immer den Vorteil hast, bei ungenügenden Antworten weitere Fragen stellen zu können, die alles aufklären müssen. –
Solche Zustände können aus sich selbst heraus entstehen, sie können aber auch erzeugt werden, künstlich, ... durch betäubende, durch berauschende Mittel.
Ich will das vorläufig offen lassen. Es gibt ja Vorwände ... Genug! So etwas kann vorkommen. Nun – ein paar Gläser Rheinwein ... eine eigentümlich schwüle Luft, die über dem Ganzen lastet, ein Duft von Zigaretten, parfümierten Tapeten, ein Lichtschein von einem matten Glaslüster und rote Vorhänge – Einsamkeit – Stille – nur Flüstern von süßen Worten ...
Nun ja, nur kann ich es mit dem Begriffe der Treue noch immer nicht vereinbar finden, daß man sich mit einem andern in solch ein Gemach begibt.
Nun, mein Freund, du hast die Lösung eines jener Rätsel, über das sich die geistreichsten Männer den Kopf zerbrochen, vor dir; du brauchst nur zu sprechen, und du weißt alles, was du wissen willst. Eine Frage – und du erfährst, ob du einer von den wenigen bist, die allein geliebt werden, kannst erfahren, wo dein Nebenbuhler ist, erfahren, wodurch ihm der Sieg über dich gelungen – und du sprichst dieses Wort nicht aus! – Du hast eine Frage frei an das Schicksal! Du stellst sie nicht! Tage- und nächtelang quälst du dich, dein halbes Leben gäbst du hin für die Wahrheit, nun liegt sie vor dir, du bückst dich nicht, um sie aufzuheben! Und warum? Weil es sich vielleicht fügen kann, daß eine Frau, die du liebst, wirklich so ist, wie sie alle deiner Idee nach sein sollen – und weil dir deine Illusion doch tausendmal lieber ist als die Wahrheit. Genug also des Spiels, wecke dieses Mädchen auf und lasse dir an dem stolzen Bewußtsein genügen, daß du ein Wunder – hättest vollbringen können.
Nun, habe ich vielleicht unrecht? Weißt du nicht selbst, daß alles, was du mir früher sagtest, Ausflüchte waren, leere Phrasen, mit denen du weder mich noch dich täuschen konntest?
Wenn ich es hören muß, das Furchtbare, wenn sie mir antwortet: Nein, ich war dir nicht treu – so soll ich allein es sein, der es hört. Unglücklichsein – ist erst das halbe Unglück, bedauert werden: Das ist das ganze! – Das will ich nicht. Du bist ja mein bester Freund, aber darum gerade will ich nicht, daß deine Augen mit jenem Ausdruck von Mitleid auf mir ruhen, der dem Unglücklichen erst sagt, wie elend er ist. Vielleicht ist's auch noch etwas anderes – vielleicht schäme ich mich vor dir. Die Wahrheit wirst du ja doch erfahren, du hast dieses Mädchen heute zum letzten Mal bei mir gesehen, wenn sie mich betrogen hat! Aber du sollst es nicht mit mir zugleich hören; das ist's, was ich nicht ertragen könnte. Begreifst du das ...?
.. sieht sie lange an. Cora! ...! Schüttelt den Kopf, geht herum. Cora! – Vor Cora auf den Knien. Cora! Meine süße Cora! – Cora! Steht auf. Entschlossen. Wach' auf ... und küsse mich!
O nein! Nie wieder! Das ist ja Hexerei. Da wird man gefragt und weiß nach dem Erwachen nichts davon. – Gewiß hab' ich lauter Unsinn geplauscht.
Durchaus nicht. Bei der Tür. Eines ist mir klar: Daß die Weiber auch in der Hypnose lügen ... Aber sie sind glücklich – und das ist die Hauptsache. Adieu, Kinder. Sie hören ihn nicht, da sie sich in einer leidenschaftlichen Umarmung umschlungen halten.
Ja! ... Ich verfolge Sie! – Ich kann das nicht mit ansehen, wie Sie all diese Dinge schleppen! – Geben Sie mir doch Ihre Pakete!
Aber ich bitte Sie, gnädige Frau, machen Sie mir's doch nicht gar so schwer, wenn ich einmal galant sein will –
Gnädige Frau – ich mache heuer gar keine Besuche – gar keine! Und – wie geht's denn dem Herrn Gemahl? – Und was machen die lieben Kleinen? –
Erzählen Sie mir doch was. Wir haben uns ja schon so lange nicht gesehen ... Was machen Sie denn eigentlich? –
Spazieren! Da legen Sie so einen verächtlichen Ton hinein!
Ich finde nur nichts Rechtes! – Dabei stehe ich seit Wochen jeden Abend vor allen Auslagefenstern in allen Straßen! – Aber die Kaufleute haben keinen Geschmack und keinen Erfindungsgeist.
Den muß eben der Käufer haben! Wenn man so wenig zu tun hat wie Sie, denkt man nach, erfindet selbst – und bestellt seine Geschenke schon im Herbst. –
Ach, dazu bin ich nicht der Mensch! – Weiß man denn überhaupt im Herbst, wem man zu Weihnachten etwas schenken wird? – Und jetzt ist's wieder zwei Stunden vor Christbaum – und ich habe noch keine Ahnung, keine Ahnung –!
... Da müssen wir uns erst über den Begriff einigen! Wenn Sie meinen, eine Dame der großen Welt, – da stimmt es nicht vollkommen ...
... Ja, ja ... blond ... es ist merkwürdig, daß Sie immer mit solchen Vorstadtdamen zu tun haben – aber immer!
Lassen Sie das – mein Herr! – Oh, es ist auch ganz gut, daß Sie bei Ihrem Genre bleiben ... es wäre ein großes Unrecht, wenn Sie die Stätte Ihrer Triumphe verließen ...
Keine Idee! – Aber, sehen Sie ... in der kleinen Welt werd' ich nur geliebt; in der großen – nur verstanden – Sie wissen ja ...
Ich weiß gar nichts ... und will weiter nichts wissen! – Kommen Sie ... hier ist gerade das richtige Geschäft ... da wollen wir Ihrer Kleinen was kaufen ...
Nun ja ... sehen Sie einmal ... da ... so eine kleine Schatulle mit drei verschiedenen Parfüms ... oder diese hier mit den sechs Seifen ... Patschuli ... Chypre ... Jockey-Club – das müßte doch was sein – nicht?!
Oder warten Sie, hier ...! – Sehen Sie doch ... Diese kleine Brosche mit sechs falschen Brillanten – denken Sie – sechs! – Wie das nur glitzert! – Oder dieses reizende, kleine Armband mit den himmlischen Berloques ... ach, – eins stellt gar einen veritablen Mohrenkopf vor! – Das muß doch riesig wirken ... in der Vorstadt! ...
Gnädige Frau – Sie irren sich! Sie kennen diese Mädchen nicht – die sind anders, als Sie sich vorstellen ...
Und da ... ach, wie reizend! – Kommen Sie doch näher – nun – was sagen Sie zu dem Hut!? – Die Form war vor zwei Jahren höchst modern! Und die Federn – wie die wallen – nicht!? Das müßte ein kolossales Aufsehen machen – in Hernals?!
Gnädige Frau ... von Hernals war nie die Rede ... und übrigens unterschätzen Sie wahrscheinlich auch den Hernalser Geschmack ...
Ja ... es ist wirklich schwer mit Ihnen – so kommen Sie mir doch zu Hilfe – geben Sie mir eine Andeutung –
Oh nein, o nein! – Belehren Sie mich nur ...! Ist sie eitel – oder bescheiden? – Ist sie groß oder klein? – Schwärmt sie für bunte Farben ...?
Lassen Sie sich doch nicht in dieser Weise ausfragen ...! Erzählen Sie mir einmal die ganze Geschichte ....!
Aber, wo Sie sie kennen gelernt haben, und wie und wann, und was das überhaupt für eine Person ist – das möcht' ich wissen!
Mich wird es schon interessieren. Ich möchte wirklich einmal was aus dieser Welt erfahren! – Was ist das überhaupt für eine Welt? – Ich kenne sie ja gar nicht!
Aber ... Sie haben so eine unklare Empfindung, daß – man dort Ihnen etwas wegnimmt. Stille Feindschaft!
Ja ... aber, wenn Sie selber irgend was nicht wollen ... es ärgert Sie doch, wenn's ein anderer kriegt? –
Gnädige Frau ... Das ist nur echt weiblich! Und da es echt weiblich ist – ist es ja wahrscheinlich auch höchst vornehm und schön und tief ...!
Wo ich sie herhabe? – Ich will es Ihnen sagen. Auch ich war einmal gut – und voll Vertrauen – und es gab keinen Hohn in meinen Worten ... Und ich habe manche Wunde still ertragen –
Die ehrlichen Wunden – ja! – Ein »Nein« zur rechten Zeit, selbst von den geliebtesten Lippen – ich konnte es verwinden. – Aber ein »Nein«, wenn die Augen hundermal »Vielleicht« gesagt – wenn die Lippen hundertmal »Mag sein!« gelächelt, – wenn der Ton der Stimme hundertmal nach »Gewiß« geklungen – so ein »Nein« macht einen –
Gott – wie man eben jemand kennen lernt! – Auf der Straße – beim Tanz – in einem Omnibus – unter einem Regenschirm –
Aber – Sie wissen ja – der spezielle Fall interessiert mich. Wir wollen ja dem speziellen, Fall etwas kaufen!
Dort in der ... »kleinen Welt« gibt's ja keine speziellen Fälle – eigentlich auch in der großen nicht ... Ihr seid ja alle so typisch!
Sie ist nicht faszinierend schön – sie ist nicht besonders
Aber sie hat die weiche Anmut eines Frühlingsabends ... und die Grazie einer verzauberten Prinzessin ... und den Geist eines Mädchens, das zu lieben weiß!
Sie können sich da nicht hineindenken! ... Man hat Ihnen zu viel verschwiegen, als Sie junges Mädchen waren – und hat Ihnen zu viel gesagt, seit Sie junge Frau sind! ... Darunter leidet die Naivität Ihrer Betrachtungen –
Aber Sie hören doch – ich will mich belehren lassen ... Ich glaube Ihnen ja schon die »verzauberte Prinzessin«! – Erzählen Sie mir nur, wie der Zaubergarten ausschaut, in dem sie ruht –
Da dürfen Sie sich freilich nicht einen glänzenden Salon vorstellen, wo die schweren Portieren niederfallen – mit Makartbuketts in den Ecken, Bibelots, Leuchttürmen, mattem Samt ... und dem affektierten Halbdunkel eines sterbenden Nachmittags.
Also – denken Sie sich – ein kleines dämmeriges Zimmer – so klein – mit gemalten Wänden – und noch dazu etwas zu licht – ein paar alte, schlechte Kupferstiche mit verblaßten Aufschriften hängen da und dort. – Eine Hängelampe mit einem Schirm. – Vom Fenster aus, wenn es Abend wird, die Aussicht auf die im Dunkel versinkenden Dächer und Rauchfänge! ... Und – wenn der Frühling kommt, da wird der Garten gegenüber blühn und duften ...
Genug, genug! – Es wird spät ... wir wollten ihr was kaufen! ... Vielleicht etwas für das Zimmer mit den gemalten Wänden ...
Ja ... ihr! – das glaub' ich wohl! – Aber ich möchte Ihnen – ja Ihnen! das Zimmer so recht nach Ihrer Weise schmücken!
Ach – nichts Besonderes ... das klingt so einfältig, wenn man nicht den Ton der Stimme dazu hört ...!
Nun ja – sie lebt so für sich – sie steht ganz allein – keinen Vater, keine Mutter ... nicht einmal eine Tante!
Wer weiß, wer weiß! – Und ich habe mir schon einmal in den Kopf gesetzt, daß ich Ihrer ... daß ich dem ... Mädl – was aussuchen will ...!
... Ich möchte am liebsten dabei sein, wenn Sie ihr das Weihnachtsgeschenk bringen! ... Ich habe eine solche Lust bekommen, das kleine Zimmer und das süße Mädl zu sehen! – Die weiß ja gar nicht, wie gut sie's hat!
Was nur?! – Hier ... nehmen Sie ... diese Blumen ... ganz einfach, diese Blumen ...! Es soll nichts anderes sein als ein Gruß, gar nichts weiter ... Aber ... Sie müssen ihr was dazu ausrichten. –
Sagen Sie ihr: »Diese Blumen, mein ... süßes Mädl, schickt dir eine Frau, die vielleicht ebenso lieben kann wie du und die den Mut dazu nicht hatte ...«
»Mein lieber Max! Ich bin wieder da. Unsere Gesellschaft bleibt drei Monate hier, wie Sie wohl in der Zeitung gelesen haben. Der erste Abend gehört der Freundschaft. Heute abend bin ich bei Ihnen. Bibi ...« Bibi ... also Bianca ... Nun, ich werde sie erwarten. Es klopft Sollte sie es schon sein ...? Herein!
Ich beginne ein neues Leben auf unbestimmte Zeit. Dazu muß ich frei und allein sein, und darum löse ich mich von der Vergangenheit los.
Nein – ich habe nur vorläufig die alte nicht mehr ... Rasch abbrechend und auf das Paket deutend. – bei dir, mein lieber Freund, darf ich all diesen Tand ruhen lassen.
Oh nein: Das ist so meine Art von Treue. Keine von allen, die ich liebte, kann ich vergessen. Wenn ich so in diesen Blättern, Blumen, Locken wühle – du mußt mir gestatten, manchmal zu dir zu kommen, nur um zu wühlen – dann bin ich wieder bei ihnen, dann leben sie wieder, und ich bete sie aufs neue an.
Ich habe manchmal so eine Idee ... Wenn es irgend ein Machtwort gäbe, daß alle wieder erscheinen müßten! Wenn ich sie hervorzaubern könnte aus dem Nichts!
Ich rufe also: Einzig Geliebte ...! Und nun kommen sie; die eine aus irgend einem kleinen Häuschen aus der Vorstadt,
Sprich das Wort lieber nicht aus. Diese Versammlung könnte ungemütlich werden. Denn sie haben vielleicht alle aufgehört, dich zu lieben – aber keine, eifersüchtig zu sein.
Du wirst es verteilen müssen. Reißt das Paket auf; es liegen zierliche, durch Bänder zusammengehaltem Päckchen zutage.
O nein. Jedes Päckchen trägt irgend eine Aufschrift: Einen Vers, ein Wort, eine Bemerkung, die mir das ganze Erlebnis in die Erinnerung zurückrufen. Niemands Namen – denn Marie oder Anna könnte schließlich jede heißen.
Werde ich euch alle wieder kennen? Manches liegt jahrelang da, ohne daß ich es wieder angesehen habe.
Oh – von der! Das hätte ihr die riesigste Mühe gemacht.
»In einer Beziehung sind alle Weiber gleich: Sie werden impertinent, wenn man sie auf einer Lüge ertappt.«
Weg mit dem lustigen süßen Kind samt lächerlichem Bräutigam. Ein neues Päckchen nehmend. Was ist das? Nur ein Wort?
Ach so! Und hier ... »Es ist leichter, die Richtung einer Flamme zu verändern, als sie zu entzünden.« – Was bedeutet' das?
Nun ja; sie hatte eben immer ihr Brenneisen mit – für
Ja, es fühlt sich so an ... Weiter lesend. »Wie hab' ich dich verloren?« ... Nun, wie hast du sie verloren?
Das weiß ich eben nicht. Sie war fort – plötzlich aus meinem Leben. Ich versichere dir, das kommt manchmal vor. Es ist, wie wenn man irgendwo einen Regenschirm stehen läßt und sich erst viele Tage später erinnert ... Man weiß dann nicht mehr wann und wo.
Ja, so enden diese Mädel mit den zerstochenen Fingern. In der Stadt werden sie geliebt und in der Vorstadt geheiratet ... 's war ein Schatz!
Ach nichts; so ein zufälliger Gedanke. Es war nur eine Episode, ein Roman von zwei Stunden ... nichts! ... Ja, Staub! – Daß von so viel Süßigkeit nichts anderes zurückbleibt, ist eigentlich traurig. – Nicht?
Ja, gewiß ist das traurig ... Aber wie kamst du zu dem Worte? Du hättest es doch überall hinschreiben können?
Jawohl; aber niemals kam es mir zu Bewußtsein wie damals. Häufig, wenn ich mit der oder jener zusammen war, besonders in früherer Zeit, wo ich noch sehr Großes von mir dachte, da lag es mir auf den Lippen: Du armes Kind – du armes Kind –!
Nun, ich kam mir so vor, wie einer von den Gewaltigen des Geistes. Diese Mädchen und Frauen – ich zermalmte sie
Ja! So brauste ich dahin. Darum dachte ich eben: Du armes, armes Kind. Ich habe mich eigentlich getäuscht. Ich weiß heute, daß ich nicht zu den Großen gehöre, und was gerade so traurig ist, – ich habe mich darein gefunden. Aber damals!
Ja, höre nur. Es ist eigentlich das Schönste von allem, was ich erlebt habe ... Ich kann es dir gar nicht erzählen.
Weil die Geschichte so gewöhnlich ist als nur möglich ... Es ist – nichts. Du kannst das Schöne gar nicht herausempfinden. Das Geheimnis der ganzen Sache ist, daß ich's erlebt habe.
Also da sitze ich vor meinem Klavier ... In dem kleinen Zimmer war es, das ich damals bewohnte ... Abend ... Ich kenne sie seit zwei Stunden ... Meine grünrote Ampel brennt – ich erwähne die grünrote Ampel; sie gehört auch dazu.
Nun! Also ich am Klavier. Sie – zu meinen Füßen, so daß ich das Pedal nicht greifen konnte. Ihr Kopf liegt in meinem Schoß, und ihre verwirrten Haare funkeln grün und rot von der Ampel. Ich phantasiere auf dem Flügel, aber nur mit der linken Hand; meine rechte hat sie an ihre Lippen gedrückt ...
Immer mit deinem erwartungsvollen »Nun« ... Es ist eigentlich nichts weiter ... Ich kenne sie also seit zwei Stunden, ich weiß auch, daß ich sie nach dem heutigen Abend wahrscheinlich niemals wiedersehen werde – das hat sie mirMax nickt. – Und ich hatte wieder diesen törichten göttlichen Gedanken: Du armes, – armes Kind! Das Episodenhafte der Geschichte kam mir so deutlich zum Bewußtsein. Während ich den warmen Hauch ihres Mundes auf meiner Hand fühlte, erlebte ich das Ganze schon in der Erinnerung. Es war eigentlich schon vorüber. Sie war wieder eine von denen gewesen, über die ich hinweg mußte. Das Wort selbst fiel mir ein, das dürre Wort: Episode. Und dabei war ich selber irgend etwas Ewiges ... Ich wußte auch, daß das »arme Kind« nimmer diese Stunde aus ihrem Sinn schaffen könnte – gerade bei der wußt' ich's. Oft fühlt man es ja: Morgen früh bin ich vergessen. Aber da war es etwas anderes. Für diese, die da zu meinen Füßen lag, bedeutete ich eine Welt; ich fühlte es, mit welch einer heiligen unvergänglichen Liebe sie mich in diesem Momente umgab. Das empfindet man nämlich; ich lasse es mir nicht nehmen. Gewiß konnte sie in diesem Augenblick nichts anderes denken, als mich – nur mich. Sie aber war für mich jetzt schon das Gewesene, Flüchtige, die Episode.
Was sie war –? Nun, du kanntest sie. – Wir haben sie eines Abends in einer lustigen Gesellschaft kennen gelernt, du kanntest sie sogar schon von früher her, wie du mir damals sagtest.
Nun, wer war sie denn? Ich kenne sehr viele von früher her. Du schilderst sie ja in deinem Ampellicht wie eine Märchengestalt.
Ja – im Leben war sie das nicht. Weißt du, was sie war –? Ich zerstöre jetzt eigentlich den ganzen Nimbus.
Ja – Bianca war es. Ich hab' es dir bis heute nicht erzählt, daß ich sie wieder traf – nach jenem Abend, an dem ich mich um sie gar nicht gekümmert hatte.
Ja, gerade die! Acht oder zehn Tage nach jenem Feste
Ich wußt' es ja; nun ist für dich das Ganze zerstört. Du bist eben noch nicht auf das wahre Geheimnis der Liebe gekommen.
Ja, das ist's. Und das macht mir das Leben so vielfältig und wandlungsreich, daß mir eine Farbe die ganze Welt verändert. Was wäre für dich, für tausend andere dieses Mädchen gewesen mit den funkelnden Haaren; was für euch diese Ampel, über die du spottest! Eine Zirkusreiterin und ein rotgrünes Glas mit einem Licht dahinter! Dann ist freilich der Zauber weg; dann kann man wohl leben, aber man wird nimmer was erleben. Ihr tappt hinein in irgend ein Abenteuer, brutal, mit offenen Augen, aber mit verschlossenem Sinn, und es bleibt farblos für euch! Aus meiner Seele aber, ja, aus mir heraus blitzen tausend Lichter und Farben drüber hin, und ich kann empfinden, wo ihr nur – genießt!
Ein wahrer Zauberborn, deine »Stimmung«. Alle, die du liebst, tauchen darin unter und bringen dir nun einen sonderbaren Duft von Abenteuern und Seltsamkeit mit, an dem du dich berauschest.
Was nun aber deine Zirkusreiterin anbelangt, so wirst du mir schwerlich erklären können, daß sie unter der grün-roten Ampel dasselbe empfinden mußte wie du.
Besser; weil wir einander nicht liebten. Für mich ist sie nicht die Märchengestalt; für mich ist sie eine von den tausend Gefallenen, denen die Phantasie eines Träumers neue Jungfräulichkeit borgt. Für mich ist sie nichts Besseres als hundert andere, die durch Reifen springen oder kurzgeschürzt in der letzten Quadrille stehen.
Und sie war nichts anderes. Nicht ich habe etwas übersehen, was an ihr war; sondern du sahst, was nicht an ihr war. Aus dem reichen und schönen Leben deiner Seele hast du deine phantastische Jugend und Glut in ihr nichtiges Herz hineinempfunden, und was dir entgegenglänzte, war Licht von deinem Lichte.
Nein. Auch das ist mir ja zuweilen geschehen. Aber damals nicht. Ich will sie ja nicht besser machen, als sie war. Ich war weder der erste, noch der letzte ... ich war –
Nun, was warst du? ... Einer von vielen. Dasselbe war sie in deinen Armen wie in denen der anderen. Das Weib in seinem höchsten Augenblick!
O nein. Du hast mich mißverstanden. Ich wollte nur sagen, du magst den süßesten Zauber empfunden haben, während es ihr dasselbe bedeutete wie viele Male zuvor. Hatte denn für sie die Welt tausend Farben?
Wollen wir nicht weiter lesen ... Ein Päckchen in die Hand nehmend. »Wüßt' ich doch, was dein Lächeln bedeutet, du grünäugige ...«
Nein – weil es damals so schön war. Geh nach Hause mit deiner süßen Erinnerung. Man soll nichts wiedererleben wollen.
Du kannst nicht im Ernst glauben, daß ich auf ein Wiedersehen verzichten soll, das mir so leicht gemacht wird.
Sie ist klüger als du. Sie hat dir nicht geschrieben ... Vielleicht übrigens nur, weil sie dich vergessen hat.
Nicht bei allen trinkt die Erinnerung von dem Lebenselixier Stimmung, das der deinen ihre ewige Frische verleiht.
So stelle dich hierher, daß sie dich wenigstens nicht gleich sieht – hierher ... Er schiebt ihn zum Kamin hin, so daß er teilweise durch den Schirm gedeckt ist.
Und was machen die anderen? Unsere Sachergesellschaft? Existiert sie noch? Werden wir wieder jeden Abend nach der Vorstellung beisammen sein?
Ach ja ... natürlich ... Wie schön das ist, wenn einem das so gesagt wird – ohne die geringste Eifersucht! Man muß auch solche Freunde haben wie Sie ...
Wo hatte ich denn meine Augen? Anatol! Zur Tür hin. Ich muß ihn zurückrufen ... Die Tür öffnend. Anatol! Hinauslaufend, hinter der Szene, im Stiegenhaus. Anatol! Anatol!
Wie schade ... Sie müssen mich bei ihm entschuldigen. Ich habe ihn verletzt, den guten, lieben Menschen.
Und dann: Wenn man drei Jahre an jemanden nicht denkt, und er steht plötzlich da – man kann sich doch nicht an alles erinnern.
Ich räche dich, so gut ich kann, Freund Anatol ... Laut. So, und nun seien Sie nicht böse ... Setzen Sie sich zu mir her, und erzählen Sie mir etwas aus den letzten drei Jahren.
Sehen Sie ... Es geht schon! Der Vorhang beginnt sich sehr langsam zu senken. In einer Loge ... nun ... in einer Loge saß jeden Abend ...
... Ah ... hier find' ich dich –! Und vor meinem Schreibtisch ...? Ja, was machst du denn? Du stöberst meine Laden durch? ... Anatol!
Diese zwei kleinen Steine ...? Der eine ein Rubin, und dieser andere, dunkle? – Ich kenne sie beide nicht, sie stammen nicht von mir ...!
Vergessen? ... So wohl verwahrt waren sie; da in dem Winkel dieser untersten Lade. Gesteh es doch lieber gleich, statt zu lügen wie alle ... So ... du schweigst? ... Oh, über die wohlfeile Entrüstung ... Es ist so leicht zu schweigen, wenn man schuldig und vernichtet ist ... Nun aber will ich weiter suchen. Wo hast du deinen anderen Schmuck verborgen?
Vielleicht! ... Emilie! Wir sind an dem Vorabend des Tages, wo ich dich zu meinem Weibe machen wollte. Ich glaubte wahrhaftig alles Vergangene getilgt ... Alles ... Mit dir zusammen hab' ich die Briefe, die Fächer, die tausend Nichtigkeiten, die mich an die Zeit erinnerten, in der wir uns noch nicht kannten ... mit dir zusammen habe ich all das in das Feuer des Kamins geworfen ... Die Armbänder, die
Was hilft es? ... Ich bin fertig ... fertig mit dir ... Oh, wie gut du das gespielt hast! Fieberisch, als ob du jeden Flecken abwaschen wolltest von deiner Vergangenheit, bist du hier vor den Flammen gestanden, als die Blätter und Bänder und Nippes verglühten ... Und wie du in meinen Armen schluchztest, damals, als wir am Ufer des Flusses lustwandelten und jenes kostbare Armband in das graue Wasser hinabwarfen, wo es alsbald versank ... wie du da weintest, Tränen der Läuterung, der Reue ... Dumme Komödie! Siehst du, daß alles vergebens war? Daß ich dir dennoch mißtraute? Und daß ich mit Recht da herumwühlte? ... Warum sprichst du nicht? ... Warum verteidigst du dich nicht? ...
Was mich die Sache ... begreifen macht ... Hörst du, Emilie, ich habe keine Lust, dich für eine Elende zu halten!
Daran liegt es nicht ... Ich hatte es nur an einem ...
Das ist gleichgültig ... ich glaube, von meiner Mutter ... Siehst du, wenn ich nun so elend wäre, als du glaubst, so könnte ich dir sagen: Darum, weil es von meiner Mutter stammt, hab' ich es aufbewahrt – und du würdest mir glauben ... Ich habe aber diesen Rubin aufbewahrt, weil er ... an einem Tage aus meinem Medaillon fiel, dessen Erinnerung ... mir teuer ist ...
Ach, es wird mir so leicht, wenn ich dir's erzählen darf. – Sag', würdest du mich auslachen, wenn ich eifersüchtig wäre auf deine erste Liebe?
Und doch, die Erinnerung daran ist etwas Süßes, einer von den Schmerzen, die uns zu liebkosen scheinen ... Und dann – für mich ist der Tag von Bedeutung, an welchem ich das Gefühl kennen lernte, welches mich – dir verbindet. Oh, man muß lieben gelernt haben, um zu lieben, wie ich dich liebe! ... Hätten wir uns beide zu einer Zeit gefunden, wo uns die Liebe etwas Neues war, wer weiß, ob wir aneinander nicht achtlos vorübergegangen wären? ... Oh, schüttle den Kopf nicht, Anatol; es ist so, und du selbst hast es einmal gesagt –
Vielleicht ist es gut so, so sprachst du, und wir mußten beide erst reif werden für diese Höhe der Leidenschaft!
– Du weißt es schon ... ja ... Anatol ... die Erinnerung an jenen Tag ... Ach ... ich war ein dummes Ding ... sechzehn Jahre!
Ich weiß es nicht mehr, mein Geliebter ... Nur an den Wald erinnere ich mich, der uns umrauschte, an den Frühlingstag, der über den Bäumen lachte ... ach, an einen Sonnenstrahl erinnere ich mich, der zwischen dem Gesträuche
Vielleicht gab er mich dir ...! Nein, Anatol ... wie immer es sei, ich fluche jenem Tage nicht und verschmähe auch, dir vorzulügen, daß ich es jemals tat ... Anatol, daß ich dich liebe wie keinen je – und so wie du nie geliebt worden – du weißt es ja ... aber wenn auch jede Stunde, die ich je erlebte, durch deinen ersten Kuß bedeutungslos geworden, – jeder Mann, dem ich begegnete, aus meinem Gedächtnis schwand – kann ich deswegen die Minute vergessen, die mich zum Weibe machte?
Ich kann mich der Gesichtszüge jenes Mannes kaum erinnern; ich weiß nicht mehr, wie seine Augen blickten –
Aber daß du in seinen Armen die ersten Seufzer der Liebe gelacht hast ... daß von seinem Herzen zuerst jene Wärme in das deine überströmte, die das ahnungsvolle Mädchen zum wissenden Weibe machte, das kannst du ihm nicht vergessen, dankbare Seele! Und du siehst nicht ein, daß mich dies Geständnis toll machen muß, daß du mit einem Male diese ganze schlummernde Vergangenheit wieder aufgestört hast! ... Ja, nun weiß ich's wieder, daß du noch von anderen Küssen träumen kannst als von den meinen, und wenn du deine Augen in meinen Armen schließest, steht vielleicht ein anderes Bild vor ihnen als das meine!
Wie falsch du mich verstehst! ... Da hast du freilich recht, wenn du meinst, wir sollten auseinandergehen ...
Wie gut haben es doch die Frauen, die lügen können. Nein ... ihr vertragt sie nicht, die Wahrheit ...! Sag' mir nur eines noch: Warum hast du mich immer darum angefleht? »Alles würde ich dir verzeihen, nur eine Lüge nicht!« ... Noch hör' ich es, wie du's mir sagtest ... Und ich ... ich, die dir alles gestand, die sich vor dir so niedrig, so elend machte, die es dir ins Angesicht schrie: »Anatol, ich bin eine Verlorene, aber ich liebe dich ...!« Keine von den dummen Ausflüchten, die die andern im Munde führen, kam über meine Lippen. – Nein, ich sprach es aus: Anatol, ich habe das Wohlleben geliebt, Anatol, ich war lüstern, heißblütig – ich habe
Ich bin nicht groß, ach nein ... sehr, sehr kleinlich ... wirf ihn weg, diesen Rubin ... Er betrachtet ihn. Er ist aus dem Medaillon gefallen ... er lag im Grase – unter den gelben Blumen ... ein Sonnenstrahl fiel darauf ... da glitzerte er hervor ..... Langes Schweigen. – Komm, Emilie, ... es dunkelt draußen, wir wollen im Park spazieren gehen ...
Was tust du!! ... Sie bückt sich und nimmt die Feuerzange, mit der sie in der Glut herumfährt, um den Stein hevorzusuchen.
Warum denn »gar nicht«! – Jetzt – jetzt ist's zehn Uhr! – Sie kann ja überhaupt noch gar nicht da sein!
Ich bitte dich – bis sie sich abschminkt – und umkleidet! – Ich will übrigens hinüber – sie erwarten!
Ich weiß, ich weiß, du behandelst sie brutal ... Als wenn das nicht auch eine Art von Verwöhnen wäre.
Nein, wie du äußerlich bist! – Als wenn es keine Feierlichkeiten der Seele gäbe, die mit all diesem Tand, der uns von dem Draußen kommt, gar nichts zu tun haben.
Also – du hast einen bisher ungekannten Winkel deiner Gefühlswelt entdeckt – wie? Als wenn sie davon etwas verstände!
... Das heißt ... wir soupierten jeden Abend miteinander ... in diesen acht Tagen – aber – ich fand das Wort nicht, das rechte! Ich wagte es nicht ... du hast keine Ahnung, wie nervös das macht!
Du sollst für alle Fälle da sein – du sollst mir beistehen, wenn es notwendig ist – du sollst mildern – beruhigen – begreiflich machen.
Ja ... ich kann dir nun einmal nicht helfen ... sie erinnert mich so an einen getragenen Wiener Walzer – sentimentale Heiterkeit ... lächelnde schalkhafte Wehmut ... das ist so ihr Wesen ... Ein kleines, süßes, blondes Köpferl, weißt
... O mein Lieber – das geht in dem Fall nicht – du irrst dich-glaub' mir ... Mit der möcht' ich auch hier nicht soupieren ... Für die ist das Vorstadtbeisel, das gemütliche – mit den geschmacklosen Tapeten und den kleinen Beamten am Nebentisch! – Ich war die letzten Abende immer in solchen Lokalen mit ihr!
Ja, so ist's auch. Ich mußte die letzte Woche jeden Abend zweimal soupieren: Mit der einen, die ich gewinnen – und mit der andern, die ich loswerden wollte ... Es ist mir leider noch keines von beiden gelungen ...
Weißt du was? – Führe einmal die Annie in so ein Vorstadtbeisel – und die Neue mit dem blonden Köpferl zum Sacher ... dann wird's vielleicht gehen!
Dein Verständnis für die Sache leidet dar unter, daß du die Neue noch nicht kennst. Die ist die Anspruchslosigkeit selbst! – Oh, ich sage dir – ein Mädel – du solltest sehen, wenn ich eine etwas bessere Sorte Wein bestellen will ... was die treibt!
Denke dir nur, der Kontrast! Ich hab' ihn jetzt aber zur Genüge ausgekostet! – das ist wieder einer jener Fälle, wo ich fühle, daß ich im Grunde eine enorm ehrliche Natur bin –
Warum – nachdem du eben da bist ... Aber im Ernst ... ich kann nicht Liebe heucheln, wo ich nichts mehr empfinde!
Ich habe es Annie aufrichtig gesagt, gleich – gleich, ganz zu Anfang ... wie wir uns ewige Liebe schwuren: Weißt du, liebe Annie – wer von uns eines schönen Tages spürt, daß es zu Ende geht – sagt es dem ändern rund heraus ...
Ich habe ihr das öfter wiederholt: – Wir haben nicht die geringsten Verpflichtungen gegen einander, wir sind frei! Wir gehen ruhig auseinander, wenn unsere Zeit um ist – nur keinen Betrug – das verabscheue ich! –
Leicht! ... Jetzt, wo ich es sagen soll, trau' ich mich nicht ... Es wird ihr ja doch weh tun ... Ich kann das Weinen nicht vertragen. – Ich verlieb' mich am Ende von neuem in sie, wenn sie weint – und da betrüg' ich dann wieder die andere!
Wenn du da bist, wird sich das alles viel ungezwungener machen! ... Von dir geht ein Hauch von kalter, gesunder Heiterkeit aus, in der die Sentimentalität des Abschiedes erstarren muß! ... Vor dir weint man nicht! ...
Na, ich bin da für jeden Fall – das ist aber alles, was ich für dich tun kann ... Ihr zureden? – Nein, nein ... das nicht – es wäre gegen meine Überzeugung ... du bist ein zu lieber Mensch ...
Schau', lieber Max – bis zu einem gewissen Grade könntest du das doch vielleicht auch ... Du könntest ihr sagen, daß sie an mir doch nicht so besonders viel verliert.
Nein, nein, – bitte – keine Übertreibungen – Der Kellner öffnet die Tür. Annie tritt ein, im Regenmantel, den sie umgeworfen hat, weißer Boa; die gelben Handschuhe trägt sie in der Hand, breiten auffallenden Hut nachlässig aufgestülpt.
Auf dich kann man sich verlassen! Sie wirft den Regenmantel ab. – Ich schaue mich nach allen Seiten um – rechts – links – niemand da –
Man hält sein Wort! – Guten Abend, Max! – Zu Anatol. Na – auftragen lassen hättest du unterdessen schon können ...
Warum denn? – den geniert's sicher nicht – der ist nicht eifersüchtig! ... Also ... also ... essen – Der Kellner klopft. Herein! – Heut klopft er – Sonst fällt ihm das nicht ein! Der Kellner tritt ein.
Ich weiß nicht ... Man setzt sich zu Tische ... Ich kam in meine Garderobe – dann auf die Bühne – gekümmert hab' ich mich um nichts ... um nichts! ... Im übrigen hab' ich dir was zu sagen, Anatol!
– Ja ... mein Heber Anatol ... es wird dich überraschen ... Warum übrigens! Es wird dich gar nicht überraschen – es darf dich nicht einmal überraschen ...
Ich dachte es ... Ach, ich schwärme für Austern ... Das ist doch eigentlich das einzige, was man täglich essen kann!
Nun, ich meine die folgende ... Warte ... wie war sie nur – Annie, sagtest du ... wir wollen uns nie betrügen ...
Oh, – es ist nicht zu spät! – Ich sag's dir zur rechten Zeit – knapp zur rechten Zeit ... Morgen wäre es vielleicht schon zu spät!
Nun – es war ja abgemacht, daß wir's uns ganz ruhig sagen sollten, – wenn es einmal dazu kommt ... Und nun kommt es eben dazu –
Mein liebes Kind – ich hab' noch immer nicht recht verstanden ... Du hast wohl einen Heiratsantrag erhalten ...?
Laß ihn nur ... Wir zwei haben miteinander zu sprechen, Annie! – Eine Erklärung bist du mir wohl schuldig ...
Nun – ich gebe sie dir ja ... Ich habe mich in einen andern verliebt – und sage es dir rund heraus, – weil das zwischen uns so ausgemacht war ...
Ich meine nicht den, der auf dem Tische steht – das können Sie sich wohl denken! – Den Champagner meine ich! – Sie wissen, daß ich ihn gleich zu Anfang der Tafel haben will! Kellner ab.
Man soll euch Männern doch nichts glauben, gar nichts – rein gar nichts! – Wenn ich denke, wie schön du mir das auseinander gesetzt hast: Wenn wir fühlen, daß es zu Ende geht – so sagen wir es uns und scheiden in Frieden –
Nun wird's wohl keinen Bordeaux geben ... und keine Austern ... Und keinen Champagner! Der Kellner kommt mit dem nächsten Gang. – Und keine Filets aux truffes! – Das ist nun alles vorbei ...
Herrgott- haben Sie einen sentimentalen Magen! Da der Kellner serviert. – Darf ich Ihnen herausgeben? –
Aber, Donnerwetter – er wird doch noch andere Eigenschaften haben, als daß er dir keine Austern und keinen Champagner zahlen kann –
Nun, was tut's – wenn ich ihn liebe? – Ich verzichte auf alles – es ist etwas Neues – etwas, was ich noch nie erlebt habe.
Also – eine alte Bekanntschaft? ... Einer, mit dem du seit Jahren täglich zusammen bist – und mit dem du mich auch wahrscheinlich schon längere Zeit betrügst! –
Da hätt ich dir nichts gesagt! – Ich habe mich auf dein Wort verlassen – drum gesteh' ich dir ja alles, bevor es zu spät ist!
Aber – verliebt bist du schon in ihn – weiß Gott, wie lange? – Und im Geiste hast du mich längst betrogen! –
Na – aufgefallen wird er dir wohl nicht sein ... er tanzt nur im Chor mit ... Aber er wird avancieren –
Hörst du – ich will aber alles wissen – ich habe ein Recht darauf! ... In diesem Augenblicke bist du noch meine Geliebte! ... Ich will wissen, seit wann diese Dinge schon vorgehen ... wie es begonnen ... wann er es gewagt –
Das hat man nun von der Ehrlichkeit! ... Wahrhaftig – ich hätte es machen sollen, wie die Fritzel mit ihrem Baron – der weiß heut noch nichts – und dabei hat sie schon seit drei Monaten die Bandlerei mit dem Leutnant von den Fünferhusaren!
Schon möglich! Du aber wärst mir nie darauf gekommen, nie! – Dazu bin ich viel zu gescheit ... und du viel zu dumm! Schenkt steh ein Glas Wein ein.
Auf ewig! – Denn beim Karl werd' ich bleiben, weil ich ihn wirklich gern hab' – weil er lustig ist, wenn er auch kein Geld hat – weil er mich nicht sekieren wird – weil er ein süßer, süßer – lieber Kerl ist! –
Du hast dein Wort nicht gehalten! – Schon längst bist du in ihn verliebt! – Das ist eine dumme Lüge, das von heute abend!
Na, Annie ... erzählen Sie uns doch die Geschichte ... Wissen Sie – ganz – oder gar nicht! – Wenn Sie schon in Frieden auseinandergehen wollen – so müssen Sie ihm das doch noch zuliebe tun, dem Anatol ...
Das sind vielleicht jetzt vierzehn Tage ... oder länger, da hat er mir ein paar Rosen gegeben – beim Ausgangstürl ... Ich hab' lachen müssen! – Ganz schüchtern hat er dabei ausgeschaut –
... Dann ist er bei den Proben immer so merkwürdig um mich herum geschlichen – na – und das hab' ich bemerkt – und anfangs hat's mich geärgert – und dann hat's mich g'freut –
Alles mögliche – wie s' ihn aus der Schul' hinausg'worfen haben – und wie er dann in eine Lehr' hätte kommen sollen – na – und wie das Theaterblut in ihm zu wurl'n ang'fangen hat ...
Na ... und dann is heraus 'kommen, daß wir zwei, wie wir Kinder waren, zwei Häuser weit voneinander g'wohnt haben, – Nachbarsleut' waren wir
Was soll's denn weiter sein? – Ich hab' dir ja schon alles gesagt! Es ist meine Bestimmung – und gegen meine Bestimmung ... kann ich nichts tun ... und ... gegen ... meine Bestimmung ... kann ... ich ... nichts ... tun ...
Weck' sie auf! – Stelle den Wein aus ihrer Nähe! ... Ich muß wissen, was es heute abend gegeben hat – Annie – Annie!
Ich hab' g'sagt – daß es mich freut – und weil ich ihn nicht betrügen will – so sag' ich dir: Adieu –
Es ist wahr, sag' ich dir – ich schwöre dir, daß es wahr ist! – Längst hab' ich dich nicht mehr lieb! ... Ich hab' nicht einmal an dich gedacht, während ich mit dir zusammen war – und wenn ich dich geküßt habe, so meinte ich die andere! – Die andere! – Die andere! –
So? – Quitt sind wir nicht – oh nein – durchaus nicht! – Das ist nämlich nicht ein und dasselbe ... was du erlebt hast ... und ich! ... Meine Geschichte ist etwas weniger – unschuldig ...
Betrogen hab' ich dich – wie du's verdienst – Tag für Tag – Nacht für Nacht – Ich kam von ihr, wenn ich dich traf – und ging zu ihr, wenn ich dich verließ –
Man kann sich bei Euresgleichen nicht genug eilen – sonst kommt ihr einem zuvor! ... Na, zum Glück hab' ich keine Illusionen ...
Ja ... mit Freuden! – Vom Bordeaux, vom Champagner – von den Austern – und ganz besonders von dir, Anatol –! Plötzlich, von der Türe weg, mit einem ordinären Lächeln, geht sie zur Zigarettenschachtel, die auf dem Trumeau steht, und stopft sich eine Handvoll Zigaretten in die Tasche. Nicht für mich! – Die bring' ich ihm! Ab.
Ich bitte dich, bleibe! Ich habe gar keine Lust, allein zu sein – und wer weiß, ob sie überhaupt kommt!
Was weiß ich denn! ... Ich sage dir, es gibt nichts Entsetzlicheres, als der Liebhaber einer verheirateten Frau zu sein!
Nun dauert das schon – wie lange nur –? – Zwei Jahre -ach was! – mehr! – Im Fasching waren es schon so viel – und das ist nun der dritte »Frühling unserer Liebe« ...
Ich habe dich schon manchmal so gesehen – das letzte Mal, weißt du noch, wie du dich so lange nicht entschließen konntest, einem gewissen dummen Ding den Abschied zu geben, das deine Schmerzen wahrhaftig nicht wert war.
Oh! Das wäre ja vortrefflich ... in dem Stadium leidet man nicht mehr! ... Jetzt machst du was viel Ärgeres durch als den Tod – das Tödliche.
Sich darüber aussprechen, hat gewiß etwas Tröstliches. Und wir brauchen nicht einmal Philosophie dazu! – Wir brauchen gar nicht ins große Allgemeine zu gehen; – es genügt schon, das Besondere sehr tief bis in seine verborgensten Keime zu begreifen.
Ich meine nur so. – Aber ich habe dir's ja den ganzen Nachmittag angesehen, schon im Prater unten, wo du blaß und langweilig warst wie die Möglichkeit.
Du warst aber froh, daß uns ihr Wagen nicht begegnete, weil du gewiß jenes Lächeln nicht mehr zur Verfügung hast, mit dem du sie vor zwei Jahren begrüßtest.
Wie kommt das nur! – Sag' mir, wie kommt das nur –? – Also steht mir das wieder einmal bevor – dieses allmähliche, langsame, unsagbare traurige Verglimmen? – Du ahnst nicht, wie ich davor schaudere –!
Auf diese Arten von Wahrheiten brauchen wir uns nicht viel zugute tun; das ist ja doch nur die brutale Aufrichtigkeit ermüdeter Lügner.
Natürlich! Lieber verbergt ihr es mit tausend Listen voreinander, daß ihr euch nicht mehr dieselben seid, die ihr wart, als mit einem raschen Entschluß auseinander zu gehen. Warum denn nur? –
Weil wir es ja selbst nicht glauben. Weil es mitten in dieser unendlichen Ödigkeit der Agonie sonderbare täuschende Augenblicke gibt, in denen alles schöner ist als je zuvor ...! Nie haben wir eine größere Sehnsucht nach Glück als in diesen letzten Tagen einer Liebe – und wenn da irgend eine Laune, irgend ein Rausch, irgend ein Nichts kommt, das sich als Glück verkleidet, so wollen wir nicht hinter die Maske sehen ... Da kommen dann die Augenblicke, in denen man sich schämt, daß man alle die Süßigkeiten geendet glaubte – da bittet man einander so vieles ab, ohne es in Worten zu sagen. – Man ist so ermattet von der Angst des Sterbens – und nun ist plötzlich das Leben wieder da – heißer, glühender als je – und trügerischer als je! –
Vergiß nur eines nicht: Dieses Ende beginnt oft früher, als wir ahnen! – Es gibt manches Glück, das mit dem ersten Kuß zu sterben begann. – Weißt du nichts von den schwer Kranken, die sich für gesund halten bis zum letzten Augenblick –?
Zu diesen Glücklichen gehöre ich nicht! – Das steht fest! – Ich bin stets ein Hypochonder der Liebe gewesen ... Vielleicht waren meine Gefühle nicht einmal so krank, als ich sie glaubte – um so ärger! – Mir ist manchmal, als werde die Sage vom bösen Blick an mir wahr ... Nur ist der meine nach innen gewandt, und meine besten Empfindungen siechen vor ihm hin.
Ach nein, ich beneide ja doch die andern! Weißt du – die Glücklichen, für die jedes Stück Leben ein neuer Sieg ist! – Ich muß mir immer vornehmen, mit etwas fertig zu werden; ich mache Haltestellen, – ich überlege, ich raste, ich schleppe mit –! Jene andern überwinden spielend, im Erleben selbst; ... es ist für sie ein und dasselbe.
Ist nicht auch das ein Glück –? – Sie haben wenigstens nicht dieses seltsame Gefühl der Schuld, welches ja das Geheimnis unserer Trennungsschmerzen ist.
Hatten wir nicht die Verpflichtung, die Ewigkeit, die wir ihnen versprachen, in die paar Jahre oder Stunden hineinzulegen, in denen wir sie liebten? Und wir konnten es nie! nie! – Mit diesem Schuldbewußtsein scheiden wir von jeder – und unsere Melancholie bedeutet nichts als ein stilles Eingeständnis. Das ist eben unsere letzte Ehrlichkeit! –
Mein Lieber, für dich sind diese lang dauernden Verhältnisse überhaupt nicht gut ... Du hast eine zu feine Nase –
Deine Gegenwart schleppt immer eine ganze schwere Last von unverarbeiteter Vergangenheit mit sich ... Und nun fangen die ersten Jahre deiner Liebe wieder einmal zu vermodern an, ohne daß deine Seele die wunderbare Kraft hätte, sie völlig auszustoßen. – Was ist nun die natürliche Folge –? – Daß auch um die gesundesten und blühendsten Stunden deines Jetzt ein Duft dieses Moders fließt – und die Atmosphäre deiner Gegenwart unrettbar vergiftet ist.
Und darum ist ja ewig dieser Wirrwarr von Einst und Jetzt und Später in dir; es sind stete, unklare Übergänge! Das Gewesene wird für dich keine einfache starre Tatsache, indem es sich von den Stimmungen loslöst, in denen du es erfahren – nein, die Stimmungen bleiben schwer darüber liegen, sie werden nur blässer und welker – und sterben ab.
Nun ja. Und aus diesem Dunstkreis kommen die schmerzlichen Düfte, die so oft über meine besten Augenblicke ziehen. – Vor denen möchte ich mich retten.
Ich bemerke zu meinem größten Erstaunen, daß keiner davor sicher ist, einmal etwas Erstgradiges sagen zu müssen! ... So hab' ich jetzt etwas auf der Zunge: Sei stark, Anatol – werde gesund!
Du lachst ja selbst, während du's aussprichst! ... Es ist ja möglich, daß ich die Fähigkeit dazu hätte! – Mir fehlt aber das weit Wichtigere – das Bedürfnis! – Ich fühle, wie viel mir verloren ginge, wenn ich mich eines schönen Tages »stark« fände! ... Es gibt so viele Krankheiten und nur eine Gesundheit –! ... Man muß immer genau so gesund wie die andern – man kann aber ganz anders krank sein wie jeder andere!
Vielleicht werde ich abreisen – ja, gut! – Aber ich muß mich damit überraschen –es darf kein Vorsatz dabei sein, – der Vorsatz verdirbt alles! – Das ist ja das Entsetzliche bei diesen Dingen, daß man – den Koffer packen, einen Wagen holen lassen – ihm sagen muß – zum Bahnhof!
Das besorge ich dir alles! Da Anatol rasch zum Fenster gegangen und hinausgesehen hat. – Was hast du denn? –
Dafür gibt es eine sehr einfache Erklärung, die nämlich: Daß du sie wirklich anbetest – in die
sem Augenblick!
Sei nicht gar so übermütig! – Der Triester Schnellzug geht erst in vier Stunden ab – und das Gepäck läßt sich nachschicken –
Aber ausreden lassen! Das Weib ist ein Rätsel: – So sagt
Die Töne einer Geige klingen aus dem oberen Stockwerk herab – Pause – dann hört man Schitte im Korridor ... Anatol wird aufmerksam, steht auf, legt die Zigarette in einen Aschenbecher und geht der eben eintretenden, tief verschleierten Eise entgegen.
Nun ja – du hast ja recht! – Es ist schon einmal so – und man muß sich fügen ... Komm mein Schatz – hierher! ... Sie treten zum Fenster.
Es ist ja dunkel – und der Vorhang hier verbirgt uns! Es ist so ärgerlich, daß du nicht lange bleiben kannst! – Ich habe dich schon zwei Tage nicht gesehen! – Und auch das letzte Mal waren es nur ein paar Minuten!
Komm ... Zieht sie neben sich auf den Fauteuil. – Deine Hand! Führt sie an die Lippen ... Hörst du den Alten da oben spielen? – Schön – nicht wahr –?
Ich bitte dich! – Kannst du dich denn nicht wenigstens sekundenlang unverheiratet denken? – Glockenschläge.
Man kann mit mir nicht reden! Im Zimmer hin und her. – Und du begreifst nicht, daß mich dieses Leben rasend machen muß? –
Dank, Dank! – Wofür Dank? – Hab' ich dir nicht ebenso viel geschenkt wie du mir? – Lieb' ich dich weniger als du mich? – Mache ich dich weniger glücklich als du mich? – Liebe – Wahnsinn – Schmerz –! Aber Dankbarkeit? – Wie kommt das dumme Wort her? –
Auch das noch? ... Ich liebe ihn nicht – ich, die den Mann für ihn verrät – ich, ich – Hebe ihn nicht!
O, was hab' ich getan! – Diese herrliche Bemerkung hat eben noch gefehlt! – Was du getan hast? Ich will es dir sagen ... du warst ein dummer Backfisch vor sieben Jahren – dann hast du einen Mann geheiratet, weil man eben heiraten muß. – Du hast deine Hochzeitsreise gemacht ... du warst glücklich ... in Venedig –
Wie? – Hat er dich nicht geküßt – nicht umarmt? – Warst du nicht sein Weib? – Dann kamt ihr zurück – und es wurde dir langweilig – selbstverständlich – denn du bist schön – elegant – und eine Frau –! Und er ist ganz einfach ein Dummkopf! – Nun kamen die Jahre der Koketterie ... ich nehme an, der Koketterie allein! – Geliebt hast du noch kei-nen vor mir, sagst du. Nun, beweisen läßt sich das nicht – aber ich nehme es an; weil mir das Gegenteil unangenehm wäre.
Ja .... du! – Dann kamen die Jahre des Kampfes – du schwanktest! – Soll ich niemals meinen Roman erleben? – Du wurdest immer schöner – dein Mann immer langweiliger, dümmer und häßlicher ...! Schließlich mußte es kommen – und du nahmst dir einen Liebhaber. Dieser Liebhaber bin zufällig ich!
Ja, zufällig ich – denn, wäre ich nicht – so wäre eben ein anderer da gewesen! – Du hast dich in deiner Ehe unglücklich gefühlt oder nicht glücklich genug – und wolltest geliebt sein. Du hast ein bißchen mit mir geflirtet, hast von der grande passion gefaselt – und eines schönen Tages, als du eine deiner Freundinnen betrachtetest, die im Wagen an dir vorbeifuhr, oder vielleicht eine Kokette, die in einer Loge neben euch saß, da hast du dir eben gedacht: Warum soll ich nicht auch mein Vergnügen haben! – Und so bist du meine Geliebte geworden! – – Das hast du getan! – Das ist alles – und ich sehe nicht ein, warum du große Phrasen brauchst für dieses kleine Abenteuer.
Fliehe mit mir – Ja? – mit mir – in eine andere Stadt – in eine andere Welt – ich will mit dir allein sein!
Was mir »einfällt« –? Das einzig Natürliche – ja! – Wie kann ich dich denn nur fortgehen lassen – zu ihm – wie habe ich es nur jemals können? – Ja – wie bringst du es denn eigentlich über dich – du! die mich »anbetet«! – Wie? Aus meinen Armen weg, von meinen Küssen versengt, kommst du in jenes Haus zurück, das dir ja fremd geworden, seit du mir gehörst? – Nein – nein – wir haben uns so darein gefunden – wir haben nicht daran gedacht, wie ungeheuerlich es ist! Es ist ja unmöglich, daß wir so weiter leben können – – Else, Else, du kommst mit mir! – Nun ... du schweigst – Else! – Nach Sizilien ... wohin du willst – übers Meer meinetwegen – Else!
Das Wegreisen – es ist ja gar nicht nötig .... Wir können uns doch auch in Wien beinahe so oft sehen, als wir wollen –
Nun habe ich sie mit diesem Kuß zu dem gemacht, was sie zu sein verdient ... zu einer mehr! Er schüttelt sich. Dumm, dumm ...!
Leise, du Dummkopf! Kannst du nicht leiser auftreten? Geht auf den Fußspitzen zur Türe links, öffnet sie ein wenig. Sie schläft! ... Noch immer schläft sie! Schließt die Türe.
Noch eine Tasse, Franz – und hinaus. Franz ab. So ... und jetzt, mein Lieber, was führt dich um acht Uhr morgens zu mir her?
Nun – ich habe vergessen, das Bukett zu bestellen, und weiß in diesem Augenblick nicht, was für eine Toilette Fräulein Alma tragen wird. Wird sie weiß, rosa, blau oder grün erscheinen?
Entschuldige mich einen Augenblick. Geht zur Türe des Schlafzimmers und verschwindet einen Moment in demselben; Max sieht ihm mit weit offenen Augen nach; Anatol küßt Ilona bei der Türe, ohne daß es Max sehen kann, schließt die Türe und tritt wieder zu Max.
Ja richtig, du warst dort. Es waren überhaupt eine Menge Leute dort! Man war sehr aufgeräumt, trank Champagner, sprach Toaste ...
Ja – so eine Art Dichter glaub' ich. Einer von denen, die dazu bestimmt scheinen, zwar die erste Liebe von so mancher, doch von keiner die letzte zu bedeuten.
Er war mir eigentlich ganz gleichgültig; im Grunde lächelte ich über ihn ... Um Mitternacht ging die Gesellschaft auseinander. Ich nahm von meiner Braut mit einem Kusse Abschied. Auch sie küßte mich – kalt ... Während ich die Stiege hinunterschritt, fröstelte mich.
Beim Tore gratulierte mir noch der und jener. Onkel Eduard war betrunken und umarmte mich. Ein Doktor der Rechte sang ein Studentenlied. Die Jugendliebe, der Dichter mein' ich, verschwand mit aufgestecktem Kragen in einer Seitengasse. Einer neckte mich. Ich würde nun gewiß vor den Fenstern der Geliebten den Rest der Nacht spazieren wandeln. Ich lächelte höhnisch ... Es hatte zu schneien begonnen. Die Leute zerstreuten sich allmählich ... ich stand allein ...
Ja, stand allein auf der Straße – in der kalten Winternacht, während der Schnee in großen Flocken um mich wirbelte. Es war gewissermaßen ... schauerlich.
Frierend! Da kam es wie ein gewaltiger Schmerz über mich, daß ich von nun an kein freier Mann mehr sein, daß ich meinem süßen, tollen Junggesellenleben Ade sagen sollte für immerdar! Die letzte Nacht, sagte ich mir, in der du nach Hause kommen kannst, ohne gefragt zu werden: Wo warst du ...? Die letzte Nacht der Freiheit, des Abenteuerns ... vielleicht der Liebe!
Und so stand ich mitten im Gewühl. Um mich herum knisterten Seiden- und Atlaskleider, glühten Augen, nickten Masken, dufteten die weißen glänzenden Schultern – atmete und tollte der ganze Karneval. Ich stürzte mich in dieses Treiben, ließ es um meine Seele brausen. Ich mußte es einsaugen, mußte mich darin baden! ...
Ich werde so durch die Menge hindurch geschoben, und nachdem ich früher meinen Kopf berauscht, berausche ich nun meinen Atem mit all den Parfüms, die um mich wallen. Es strömte auf mich ein, wie nie zuvor. Mir, ja mir ganz persönlich gab der Fasching ein Abschiedsfest.
Nein – sie ist es eben nicht. Aber sie war auch dort – und dann eine reizende brünette Frau, deren Name ich nicht nenne ... und dann die kleine blonde Lizzie vom Theodor – aber der Theodor war nicht dort – und so weiter. Ich erkannte sie alle trotz ihrer Masken – an der Stimme, am Gang, an irgend einer Bewegung. Aber sonderbar ... Gerade eine erkannte Auf die Schlafzimmertür deutend. Sie.
Aber Mensch, ahnst du es denn nicht? Du weißt doch, was ich ihr vor sechs Wochen erzählt habe, als ich mich verlobte ... das alte Märchen: Ich reise ab, bald komme ich wieder, ich werde dich ewig lieben.
Ja – aber eben darum still! Du bist also wieder da, flüstert sie mir ins Ohr. Ja, erwidere ich schlagfertig. Wann gekommen? – Heute abend. – Warum nicht früher geschrieben? – Keine Postverbindung. – Wo denn? – Unwirtliches Dorf. – Aber jetzt ...? Glücklich, wieder da, treu gewesen. – Ich auch – ich auch – Seligkeit, Champagner und wieder Seligkeit. –
Nein – kein Champagner mehr. – Ach, wie wir dann im Wagen nach Hause fuhren ... wie früher. Sie lehnte sich an meine Brust. Nun wollen wir uns nie wieder trennen – sagte sie ...
Ja, ja, ich will sehen, ob sie bereit ist. Zur Türe, bleibt davor stehen, wendet sich zu Max. Ist es nicht eigentlich traurig?
Und du sagst mir gar nichts. – Ich dachte, es sei ein Fremder, sonst wäre ich schon längst bei euch gewesen. Wie geht es Ihnen, Max? Was sagen Sie zu diesem Schlingel?
Hat er Ihnen auch nicht geschrieben? Aber jetzt hab' ich ihn wieder. Seinen Arm nehmend. ... jetzt gibt es keine Abreise mehr ... keine Trennung. Gib mir einen Kuß!
Ach, Max gilt nichts. Küßt Anatol. Aber du machst ja ein Gesicht! ... Nun werde ich euch den Tee einschenken und mir auch, wenn's erlaubt ist.
Liebe Ilona, ich kann leider die Einladung, mit Ihnen zu frühstücken, nicht annehmen ... und ich begreife auch nicht ...
Weiß Gott, wo ihr heute geladen seid! ... Aber daraus wird nichts – Sie können natürlich hingehen, wo Sie wollen, lieber Max – der da aber bleibt.
Ich möchte deine Dame sehen, Anatol. Ich bin nämlich eifersüchtig auf diese Dame. – Man kennt Geschichten von Kranzelherrn, die ihre Damen nachher geheiratet haben. Und, verstehst du, Anatol – ich will nicht, daß du heiratest.
Mein Gott, jetzt hat man mir das unrichtige Bukett geschickt ... Franz, Franz! Rasch ab mit dem Bukett.
Nein, nein, ich werde dich abholen. – Jetzt muß ich den Frack anziehen Sieht auf die Uhr. Wie die Zeit vergeht. Franz, Franz!
Gut. Geht im Schlafzimmer, spricht hinter der Türe weiter, während Ilona auf der Szene bleibt. Ich meine, es ist durchaus notwendig, daß du das einsiehst.
Du, du bist sehr kouragiert, wenn du in einem anderen Zimmer bist. Ins Gesicht sagst du mir das nicht.
Du bist wohl toll, mein Kind. Ich liebe dich – das ist ja
Sie hat mich gereizt ... Ja, Ilona, jetzt weinst du ... – natürlich ... Warum hast du mich ausgelacht ... Sie höhnte mich – – verstehst du, Max ... Sie sagte, ... ich getraue mich nicht zu heiraten ... nun ... heirate ich begreiflicherweise – aus Opposition. Will vom Sessel heruntersteigen.
Ja – das sagt ihr immer, wenn ihr eine toll gemacht habt! Aber nun werdet ihr was sehen! Das wird eine nette Hochzeit werden! Wartet nur ... Steht auf. Adieu unterdessen!
Ihr laßt mich nicht hinaus. – Wie ... Rennt im Zimmer herum, wirft das Teegeschirr in Wut vom Tisch herunter.
Der Wagen ... Der Wagen – was mach' ich nur. Zu Ilona, hinter sie tretend, sie auf das Haar küssend. Ilona! –
Ilona – Sie weint still, mit dem Schnupftuche vor dem Gesicht, weiter. Geh du jetzt nur und verlasse dich auf mich. –
Ach ... Er wendet sich zum Gehen, auf den Zehenspitzen wieder zurück, drückt einen leisen Kuß auf das Haar Ilonas, geht rasch.