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M. Johannes Prætorius, Palæo-Marchita, P.L.C.
Anno 1673.
Zu Monsieur Rübezahlen / findet sich ungereimt der Katzen-Veit welcher hiemit sich erhebet / und wegen seines Kammerradens / ietzund allhier des Autoris Unschuld mit Spieß und Stangen verfechten wil. Nemlich er hat mit Schmertzen vernommen / daß etliche hönische Tadeler sein Rübezahlisches-Werck verachtet und vernichtet haben / theils wegen Unvollständigkeit / theils auch wegen vermeinete Unwarheit. Beyden Lästerungen gebe ich Katzen-Veit allhier die Kloppe / und sage daß solche Närrische Leute und ungeartete censores vielmehr unvollkommen am Verstande / u. unwarhafftig am Urtel seyn. Je / mein Freūd / hastu was mehrers u. was bessers von gegenwertiger Materi; so gieb es immer herrauß; Et loquere ut te videam: imóvide ut tecum loquar; Si plus, aut melius novisti, lector amice, Candidus imperti: si non, his utere mecum! Daß die gantze Sache zwar in dem etwas unvollkommen sey / und wol nach ihm auch bleiben werde; weil nemlich der Berg-Geist von etlichen Seculis her mit den Leuten seinen Spaß gehabt etc. Und solches alles unbeschrieben geblieben ist; gestehet der Autor leichte / und mustu es auch in diesen Falle mit ihm bekennen / daß du es nach ihm ebenmäßig unvollkommen verlassen must; ob du gleich noch einen gantzen Folianten hinzu thun köntest: So würdestu doch damit des Rübezahls seine Gauckel-Tasche nicht ausgeleeret haben: Ja du wirst nicht der Mann seyn / der allein die Eyer (wie man kurtzweilet /) außnehmen soll: Eleusis sibi semper aliqvid reservat, qvod revilentibus ostendat. Was den Vorwurff der begangenen Lügen anlanget / so beweise und überzeuge den Autorem der Mißhandlung. Du sagest; es stehen viel falsche und erdichtete Fratzen drinne: Und solches redest du aus Unverstand unn Unwissenheit; nur weil dir nicht alles bewust und wiederfahren ist. Höre hiervon eine merckliche Antwort. Vergangen sagte auch ein Rasen-weiser Tölpel; ich habe den Rübezahl gelesē / und habe unterschiedliche Lügen drinne gefunden: Hingegen ist solches auch unter andern drinne ausgelassē / was mir selber von Rübezahl wiederfahren ist; nemlich diß und das. Denselben Laßdünckel trieb ich also rechtschaffen ein; nemlich ich sagte und fragte von ihme! Ey mein Kerl / wer ist dabey gewesen / wie dir solches wiederfahren ist? Er sprach / ia, alleine. Ich antwortete / so ist es auch mehrentheils mit den Vorigen / und von dir zur Unbilligkeit verworfenen Historien bewandt Nemlich / es ist andern eintzeln Leuten / theils dieses /theils jenes begegnet / da du auch nicht darbey gewesen bist; welches sie aber dennoch so wol haben können beglauben / als du nimmermehr das deinige itz und. Er antwortete: Ey mein Blut / hole mich der Teuffel! ich kan drauff schweren / dz ich nicht lüge. Ich schieb wieder in seinen Busen; O guter Freund /das haben die andern auch alle können thun / wie sie es denn auch / der Warheit zu steuer / unveranlasset gethan haben; die dem Autori das ihrige theils schrifftlich / theils mündlich communiciret haben. Warumb wilstu also das selbige verwerffen / wobey du nicht gewesen bist. Gedencke wie es dir gefallen würde / wenn ein ander deine gethane Relation verdächtig und verächtig machete; weil er nicht persönlich darbey gewesen were: Was du nicht wilt daß dir die Leute thun sollen / das thue du ihnen auch zuvor und wieder nicht: Und gedencke nur / daß die übrigen angenehmen Geschichte und Gesichte (welche du nennest Gedichte /) so gewiß andern Leuten wiederfahren seyn; als dir deine eigene Erfahrung. Du must viel Dinges glauben / was du nicht klauben kanst: Experto crede Ruperto (denn also wollen auch etliche den Rübezahl nennen / wie mich allhier ein Gärtener berichtet hat) Non Lügmerto. Wilstu aber etwan eine und die andere Historie derentwegen verwerffen; weil sie dir zu schnakisch / zu kunterbund / zu unglaublich /zu unmüglich / etc. fürkömpt? so gedencke nur / daß einmal gewiß sey / daß es dem Berggeiste am Mittel nicht fehle / allerhand unvermuthliche Sachen ins Werck zu setzen: Und weissestu gleich die Mügligkeit nicht / so ist sie ihme / als einem alten Physico-Practico nicht verborgen / und wil es dir dennoch nicht zu Kopffe; so packe dich selber auffs Riesen-Gebürge hin / da wirstu es wol innen werden / was des Berg-Gottes seine curiosa physica betrifft / und was er / als ein Tausend-Künstler und Million-Meister vollbringen könne. Und bißher die erste exvesperation: Drauff folget die andere Ausfensterung / so noch andere Maußköpffe betrifft. Nemlich es lassen sich etliche verlauten / der Rübezahl werde den Autorem putzen / daß er so viel Dinges von ihm schreibe. Habe ich die vorige Feindseligkeit mit Spiessen und Stangen verfochten; so muß ich Katzen-Veit diese Albertät mit Taßecken und Flegeln kloppen und dreschen / und immer getrost mit drein singen: Du Narre / du Narre! Warumb lestu dich nit putzen? Oder bistu endlich schön gnug geputzt; so gönne doch dem garstigen Autori auch eine geringe Zierat: Weil ihn ja niemand putzen noch schmücken wil / als sein eigener unverdrossener Fleiß: Und weil es auch dieser nehrlich oder schwerlich thut; also / daß er nolens volens für gut halten muß / was jener saget; nemlich Forma viros neglecta decet: so wehre / du Neidhund / doch dem Rübezahl nicht / wenn er ungefehr dem Autori eine Putzung und Außschmückung zurichtete: verstehe aber eine solche / damit er sich ehrlich behelffē möchte / und nicht dürffte schimpffen lassen. Und warumb solte er solches gut nicht verschuldet / und auff erwiesene Wege sich nicht bey ihm wol verdienet gemacht haben? Hat er doch den Rübezahl nicht anders als einen Dæmonem Spendanem, admirabilem und injuriarum Vindicem proponiret: Er hat ihn weder vor einen Schelm / noch vor einen Dieb gescholten / wie etwan die gethan haben / so er auff verdiente Art und Weise grausam mit genommen hat; indem er ihr loses Maul nicht unbillich gestopffet. Hierzu weiß sich aber der Autor im geringsten nicht schuldig; sondern saget nochmaln / daß er eines auffrichtigen Historici Ampt vertreten / und dafür eine tüchtige Belohnung verdienet habe. Ja er thut noch ferner hinzu / daß er sich so wol verschuldet habe /sonderlich im nachfolgendē Jahre / welcher auff Römische und Cabalitische Art zu rechnen / aus diesen neuen Titul seines Wercks zu ergründen ist; welcher also lautet;
PrætorIana DæmonoLogIa RVbezaLII ELIsII.
seu
PRAETORIANA
60. 80. 1. 5. 100. 50. 80. 9. 1. 40. 1.
DAEMONOLOGIA
4. 1. 5. 30. 50. 40. 50. 20. 50. 7. 9. 1.
RVBEZALII
80. 200. 2. 5. 500. 1. 20. 9. 9.
ELIISII
5. 20. 9. 9. 90. 9. 9.
Summa 1662.
Und also wirstu gewahr / daß sich der Autor in keinem Falle scheuet / seinen Namen und datum zur Sache zugeben: Gib du ihme nur einen danckhab darfür; so ist er schon zufrieden: Wenn ja deine Filtzigkeit kein mehrers vermag. Wird nun der Autor also drauff erfahren; daß seine / so weither / angewandte Mühe angenehm gewesen; so erbeut er sich auch die versprochenen schrifftlichen Sachen (derer Erwehnung geschehen in Außgange des andern Rübezahlischen Theils:) zu befördern / und ans Tage-Liecht zu bringen. Ja über solche materien, hat er auch eine extraordinar-schöne Wochen-Comœdie zu Pappier gebracht; die er den gönstigen Leser auffs eheste zu liefern vor alle andern beflissen ist: Und über allen diese Schnacken / ist er itzt hinter die Braut-Suppen gerathen; so zu Leipzig unn anders wo mögen gekochet seyn: derer er leichtlich bey 165 in Bereitschafft hat /so er mit zimblicher Mühe / nach seiner Curiosität /zusammen schreiben lassen und / die Lustigkeit zubefördern / nicht lange hernach hervor geben wil: So ferne sich nur ein guter Verleger anbeut! Indeme es ein Werck von vier Alphabethen dürffte werden; und vor sich ein kurtzweilige Præfation, hinder sich aber Zwey außführliche Register aller cotentirten Schwäncke hält. Ja er verheißet an diesen Braut Suppen einen solchen Sinnreichen und erlustierenden Schatz; als ie am Poßierchen Büchern eins in Druck gekommen Fürwahr es werden auff allen Seiten und Blättern in grosser Menge die Grillen hüpffen und tantzen: Ja es wird dem Leser eine solche Anmuthigkeit durch zustanckern erweckē: als seine Lebe-tage der Amadis nicht hat thun können: unangesehē / ob man gleich davon zureden weiß; daß wer das gedachte Liebes-Buch einmahl in die Fäuste bekommen / nicht habe könnē zulesen aufhören; er sey dennmit allen Theilen fertig gewesen. Hie wird man allererst innn werden; was Venus unn Cupido vor Gäste seyn: und in wieviel tausenderley Gestalt sie sich vermummen können. Da wird man recht lernen / wie eine Braut zu schurigeln sey: wie man auff Hochzeiten sich ergötzen / und in Liebesschertzen paratragœdiren könne. Davon im bevorstehenden opere in grossem Uberfluß und Mannigfaltigkeit. Erwarte solches mit unnachläßlichen Verlangen; Du wirst traun nicht vergeblich thun; So ferne du ein Lepidum caput bist / und die Melancholey aus deinen Capitolio zu religiren Anlaß und Fug suchest. Schleuß auch in solchen deinen Verlangen und Bücher-Geitz nochmahlen meine promittirte Weiber Philosophi: Deren erster Theil schon zu lesen ist / mit dem Titul: Philosophia colûs. Doch wisse / daß solches Stückgen nicht das gantze Werck absolvirt / ob es schon den Namen des gantzen hat: sondern es müssen dergleichen centurien noch bey Ein und Zwantzig erfolgen / und eintzeln zusammen erwartet werdē. Weiter hastu auch im Buchladen zuerfragen / meinen Kriechenden Wandersmann unter der Erde: drinnen allerhand verwunderliche Geschichte und Verrichtungen von Wasser-Nixen unn Berg-Männern anzutreffen / so man ie lieset und höret. Was davon zu halten / wirstu drinnen verständiget aus sehr vielen Scheifften und Discursen: dergleichen Opusculum noch vor diesen nicht ans Tage-Liecht gekommen: sondern in der dunckelen Nacht verborgen geblieben. Endlich so verspreche ich dir auch hiermit eine Podoscopiam: da man auch auß den Lineamenten der Füße so viel præstiren und ergreiffen mag; als aus den Händen oder Chiromantia: welches gleichfalls ein Werck ist mit vielen Holtzschnitten oder Stöcken / Philologicè und Magicè obtractiret; daß der tausende noch nicht gesehen hat; Ich geschweige /daß dergleichen Divinatoria disciplina vor diesen im Drucke solle gewesen seyn: ungeachtet / ob man den Titul gleich hin und wieder bey den Autoribus antrifft: Aber die Sache soll nunmehr auch auff den Schauplatz der Welt geführet werden. Vale: Datum Leipzig Anno 1662. den 22. Julii.
Es wird der kurtzweilige Leser im vierten Theil der Rübezahlischen Historien / etwan eine Geschichte antreffen / welche mir vom Hn. Hieronymo Sartorio gewesenem Apothecker zu Hirschberg / mündlich allhier zu Leipzig bey gebracht worden: wie nemlich der ungedultige Geist einē Wurtzel-Mann zum drittenmahl / wie er ist wieder gekommen die Weiß-wurtz aus dem Teuffels Grunde zu holen / in Stücken zurissen habe. Ein solchs hat sich auch fast begeben mit einem Chymico wie ich Anno 1664. im Anfang des Monats Julii von einem Vornehmen Manne aus Oedenburg in Ungarn allhier bin verständiget worden. Nemlich wie mich dieser Herr und vornehmer Freund seiner Zusprach würdigte; da erzehlete er mir folgende Begäbnüße welche er auch vor etliche dreyßig Jahr / als ein curioser; doch domahln ein Kriegsmann /ihme hatte beybringen lassen. Als zuföderst das ein Chymicus oder vilmehr Alchymista in Kundschafft gerathen sey / wie an einem gewissen Orthe auffn Riesen- und Carpatischen Gebürge / die rechte Lunaria an zutreffen stünde; welche man ihme trefflich wohl zum Goldmachē weiß zu Nutz zu machē. Unn derentwegen habe er sich gelüsten lassen / mit Gräbers Instrumenten die nachgewiesene Stelle zu suchen / umb das Gewächse aus der Erden heraus zulangē: Aber was geschicht? Wie er gleich im vollen Wercke begriffen ist / siehet er unverhofft den Rübezahl neben sich stehē: der ihn unverzögert zur Rede setzet / und mit Verdruß erfraget; was er da zu thun habe? Er soll sich bald weg machē / und ihme das Kraut stehen lassen: weil ers vor sich alleine gebrauchte / und keinem Menschen etwas davon zu nehmē gestatte. Und hiermit hat der beschämte Chymicus unverrichteter Sache / hübsch müssen abziehen / wie ein Marter vom Tauben Schlage wenn er davon verstöret wird / und seinen Muthwillen nicht vollbringen kan. Doch hat er dennoch / der abgewiesene Geld-kocher / das Wiederkommen nicht vergessen können: Sintemahl er sich nach Verlauff einer ziemlichen Frist wieder angefundē hat / umb als den seiner Begierde eine Gnüge zu leisten / und die Lunariam ihme zu compariren: Angesehen er domahln darzu wieder war veranlasset worden / daß man ein paar Jahr lang von Rübezahl bey denen Leuten nichts gehöret hat: derentwegen er in die irrige Gedācken gerathen / daß der Geist müsse von hinnen geschieden seyn / und sein Auffenthalt anderswo genommen haben: dannenhero er ihn auch in seinem Vornehmen verhoffentlich nicht verstören könte; sondern eine gewünschte Zeit zu rauben verstattet habe. Und in solchem Wahn macht er sich zum andernmahl zum wohlbewusten Ort / hebt an zu kratzen / und mit seinen Spaden das Erdreich auffzugraben: Aber in dem schürt der Hencker wieder zu / daß Rübezahl unversehens kurtz vor ihm zu stehen kömmt: derenthalben er erschrickt und über sein Zittern nicht übele parol ihme auffzurücken / sprechende: Mein Kerl wie stehen wir? Ist das unser letzter Verlaß? Ich hab dir ja gesaget / du solst zum andern mal dich nicht wieder anfinden: packe dich / und komm je zum dritten mahl nicht wieder: sonst sol es ärger ergehen / und wil ich mein procedere mit dir schärffen: denn die Lunariam laß ich mir nicht entfernen. Und hiemit hat sich der andere actus dieser Comoedie geendiget: Indem der ausgerichte Goldschmid leer vom Gebürge gezogen / und mit dem Ausputzer nach Hause gegangen war. Doch hat es noch einmahl mit ihm geheissen: Mit der Zeit vergehet das Leid: Frisch gewaget ist halb gewonen; Nam audentes qvādoq fortuna juvat. Nemlich wie drey Jahr verflossen / und nach der vorigen Ausfensterung vergangen gewesen / drinnen nicht minder das Geschrey vō Rübezahl sich geleget gehabt; Indem keiner von seiner Gegenwart was vernommen hatte: da hat sich der unbesonnene Alchymiste wieder auffgemacht / und war zu seiner All-Küh-misterey wieder auffgewachet: hoffende nunmehr endlich einen gutē Fund zu thun / und den lang-begehrten Schatz zu hebē. Und aus diesem Grunde war er zum drittenmahl in den Teuffels-Grund gekommen mit samt feinem Werckgezeug / in Willens ein exemplar: von der gewünschten Lunaria auß zu grabē: Aber es hat ihn nochmahln der gegenwärtige Geist allzu Früh-zeitig in dem propo gehindert / wie er ihn auff der That ertappet und flugs schrecklich ins Gesicht gekommen gewesen / und zwar mit diesen Dräungen: Hör / du leichtfertiger Vogel / wie reist dich der Kukuck / daß du zum dritten mahl meinem Willen widerstrebest? hab ich dich nicht gnug gewarnet / daß du mein Eigenthum solst ungehudelt lassen? Doch damit du nicht noch mehr kommest; so solstu itzt deine rechte Straffe ausstehen: Du bist nunmehr mein / und drauff wil ich dich in 1000. Stücken zureissen. Ach! hier war Lachen zu verbeissen gewesen; Denn der Rübezahl hatte seine positur auffs grausamste zugerichtet gehabt: So hatte das böse Gewissen den Mißhändler auch kein leidlichers dictiret / als was er vor Augē gesehen: doch war er schleunig vor dem Geist auff seine Knie gefallen / bittend: daß er ihme doch das Leben schencken möchte: So wolte er ihn sein lebelang nicht mehr kränckē; sondern die erzeigete Gnade allenthalben rühmen. Was geschicht? der Rübezahl lest seine zornige minen in etwas fallen /schencket den Ubertreter das Leben / und macht es wie ettliche lose Richter zu thun pflegen; Also / daß er an dem Ebræischen Worte Dam für die erste Bedeutung / welche ist Blut / die andere signification gut heisset / welche ist gut (oder vielmehr böße /) und Geld. Nemlich er hatte zur Rantzion seines Lebens 50. Rthlr. begehret / die er ihme innerhalb Vierthel Jahres Frist auff Tiburtii Tag zwischen 11. und 12. bringen sollen: welches der frey-gelassene auch mit dem Handschlag eingewilliget / und sich daneben für die erwiesene Wolthat bedancket: und damit seynd sie auff weitern Bescheid voneinander geschiedē / biß der bestimmte Tag heran genahet / da sich der Schuldener zu rechter Zeit angefunden / und das bahre Geld dem Gerichts-Herrn selber geliefert unn vorgezehlet hat. Siehe abermal was sich unverhofft hie ereiget? Nemlich es hatte sich der Erbare Rübezahl so liberal erzeiget / daß er nicht allein alles Geld seinem Debitori wieder geschencket / sondern auch noch zum Uberfluß die gehaltene parol an ihm trefflich gelobet hat /sprechende: Nun / weil ich gesehen habe / daß du deinen Worten nachkommen wollen / so nim dein Geld wieder zu dir / und behalt es; Ich wils dir hiemit wieder verehret haben. Und damit war wiederum ein jeder seinen Gang gegangen / unn hatte diese letzte scena an dem dritten actu der gespieltē Comœdie, auch ihr Auffhören gewonnen. Im übrigen hat hieraus unter andern Lehren ein Begieriger auch dieses zu fassen; daß der böse Feind niemaln so weit von uns sey / als wir uns wol einbilden / ungeachtet ob wir ihn gleich nicht sehen: sondern er schleicht uns augenblicklich und ohn unterlaß nach / wie aus dem Creutzbuche Hiobs zu ersehen ist. Man hat zwar ein Sprichwort: Wenn der Teuffel von Aach kömpt / nemlich wie Agricola in proverb. Ger. berichtet / so soll es zu Aachen in einem Thurm vor Zeiten gespücket haben /drauff aber endlich der Thurm eingefallen / und der Geist nach des närrischen gemeinen Mannes Einbildūg umbkommen und ersticket geworden: Aber wer hat davon gewisse Brieff u. Siegel / daß nunmehr kein Teuffel in der Welt sey? ungeachtet obgleich jener Abendtheuerlicher Priester auff der öffentlichen Cantzel am ersten Ostertage auffgetreten und ungescheuet vor iederman solchen Eingang seiner Predigt gehalten: rumpel de pumpel de düfel iß doot: de hölske Kappral iß nich mehr verhannen: Wie willen die Höll mit röse Saat beseyen / dat hübske wörtken wassen. Nemlich er kan auch nochwohl zum Uberfluß alludirt haben auff einen Biblischen Spruch: der Todt ist verschlungen in dem Sieg: Todt wo ist dein Stachel /Höll wo ist dein Sieg etc. Aber derentwegen hat der liebe GOtt nicht flugs mit dem Tode und Teuffel das Garaus gemacht / wenn er Ihm seinen unmässigen Vornehmen ein Ziel gesetzet hat; welchs einer leicht überschreiten mag / wenn man in der Gottlosigkeit und Ruchlosigkeit fortfähret.
Hiemit spring in die weite Welt herumb / ô Satyrischer Rübezahl / und richte aus / was ich dir befohlen habe: denn ich weiß / daß du von mir wohl so Ethisch zubereitet / und Morosisch gemachet bist / als irgend eine Sittenmeisterische Brut gewesen. Du bist gnugsam instruiret / allē Ständen ihrē Text zulesen: mache es nur erbaulich und erbarlich. Wie so / magstu / geehrter Leser sprechen? ist dieses Werck denn ein Apologus? R. Ja / wo kein bekandter / und allezeit auff einerley Art repetirter Epilogus ist / ibi subest Apologus: dessen Apologiam ich mir vorbehalten habe im restirendē Reformirten Rübezahl / nebenst hundert warhafftigen Rübezahlischen andern Geschichten /welche du gar wohl mit Verlangen erwarten kanst / so ferne du endlich einen Vergnügen dieses vollkommenen opusculi desiderirest. Im übrigen aber (damit ich dir ein noch rarers condimentum zeige / und das Maul nach was frischeren Tractamenten wässerigt mache /) hoffe mit ehesten meine Reformatam Astrologiam Cometicam, oder verblümte Vermählung des Himmels mit der Erden: Fürwahr mein köstlichstes / und noch zur Zeit bey keinem erhörtes oder vermuthetes Buch / in zweyen Tomis, cùm Theoreticô tùm Practicô, bestehend. Drinnen nunmehr handgreifflich und unfehlbar gnug berichtet wird / aus einer neulichsten invention, was ihm eigendlich die allzeit warnenden Cometen wollen / auf was vor ein gewisses Land sie zielen / und wer zugleich das Unglück über ein Volck ausrichten werden? Vale, & pretiosissimô Thesaurô tibi gratulare.
Es ist diese Sache schon allbereit im ersten Theile vorgelauffen; doch habe ich es gleichwol auch allhier nicht unterlassen können / solche Geschichte in diesem dritten Theile / und zwar zu Anfang außführlicher zu wiederholen. Nemlich es hat mir der Lübenthalische Bote Anno 1662. mense Februar. erzehlet /daß er es in seiner Heymathe selber von einem Garn-Manne / (welches Leute seyn / die in Schlesien / auff gewisse Tage / und von gewissen Leuten auß Dörffern und Flecken / das Garn / welches sie schier alle mit einander häuffig spinnen / abholen / und an solche Oertern hintragen / da es weiter zu Leinewand verbrauchet intronisirten Könige den Platz gelassen: Und käme nunmehr auff seine vorige Residentz wieder; von welcher Zeit an die Reysenden und Beywohner auffs neue wunderliche Rencke von ihm hören solten. Und in dem war er von dem Garnmanne geschieden / und durch einen andern Weg auff seine Clause gespatziret. Zu mercken ist hie weiter / daß der Rübezahl im vorigen discurs auch alle Personen mit Namen genennet habe / welche noch vor kurtzer Weile in Engelland sind justificiret geworden: So soll er auch alle Begebnissen bey solcher
execution entdecket haben; fast besser / als mans bißhero in den Avisen hat zu belesen gekrieget. Lerne hieraus / woher also des Cromwels verwunderliche
Schier eines natürlichen Todes verfahren sey. Nemlich / damit der Teuffel desto mehr Blut von ihme in der Hölle auszusaugen hette; Und sein nagender plutonischer Wurm / oder Henckers Geyer desto mehr Safft in der Leber finde. Doch gnug.
Es ward mir von einer glaubwürdigen Person referiret / daß vor etlichen Jahren ein Brieffträger auff dem Riesen-Gebürge des Rübezahls in bösen erwehnet hette; drauff es geschehen were / errore allda begrieffen / und sich zwar moviret aber wenig promoviret gehabt: biß er sich endlich vor Müdigkeit hat müssen niederlegen / eine weile verpausen / und den anbrechenden Morgen erwarten müssen; da er zu seiner Fürsichtigkeit wiederumb gekommen / und post varios casus, post tot discrimina rerum, den rechten Weg hat finden können. Hieher gehöret M. Wolffgang Bümer in Epitom. Hist. part. 1. von den 10. Geboten / p.m. 52. 5. 88. 89. Umb das Böhmische Gebürge soll sich offt ein Münch / den sie Rübezagel nennen /sehen lassen / und sich zu den Wanders-Leuten /denen die Straffen unbekandt sind / gesellen / sie vertrösten /
Vor etlichen Jahren sol ein Studiosus Medicinæ mit Fleiß auff das Riesē-Gebürge gegangen seyn / allda Kräuter und Wurtzeln zu samlen: Und in deme er in der Sache begriffen gewesen / siehe da sol Rübezahl drüber zu masse gekommen seyn / etwa in eines Bauren Gestalt / fragende: was er wolle? Resp. Ich habe mir sagen lassen / daß alhier gute Kräuter anzutreffen seyn / welche ich zu meinem Studium dienlich schätze. Weme meynestu aber / daß diese Revier zustehe? Resp. Ich weiß eigendlich nicht. Und mit solchen Worten hat sich jener Studente gar lange entschuldiget; ungeachtet / daß Rübezahl immer drauff gedrungen / zu sagen / weme das Gefilde zukomme: Doch ist er endlich drüber weggegangen / und hat den Burschen verlassen. Drauff sol dieser Bursch herbatum gegangen: Diese haben dem fragenden geantwortet / daß er jo bey Leibe dem Geist / welcher ihn vorher geprüfet / bey seinem eigentlichen Namen nicht nennen solte / wenn er wieder käme. Was geschicht? Wie dieser curioser Studiosus noch immer seine Botanic. excoliret, da kömpt der Rübezahl zum andernmal wieder / und läst sich mit folgenden Worten herauß: Nun wie gehets? Findstu was guts vor dir? Resp. Ja ich ertappe allerhand beliebliche Sachen. Weme meynestu aber / daß dieser Platz zu eygen sey? Resp. ich weiß es eigendlich nicht. Wie er aber immer mehr und mehr drauff gedrungen / da soll endlich sich der Student verschnappet / und ungefehr gesaget haben: Die Leute berichten mir / daß derselbe Rübezahl heisse / der ihm dieses Gebürge zuschreibet. Und hiemit hat er ihn bey der Kähle gekriegt /und den Hals umbgedrehet: Wie ihn die vorigen
Vor Jahren soll ein schlechter Arbeits-Mann über das Riesen-Gebürge gegangen seyn: Da ihm unterwegens der Rübezahl mit einem Pferde begegnet / und drumb angesprochen hat / daß er mitgehen / das Roß halten /und ihm eine weile dienen solle. Was hat der Mann thun können? Er hat nolens volens mit gemust / und ist der Rübezahl drauff sampt ihme und dem Pferde nach dem einen Teiche hingewandert / welcher unerhört tieff soll seyn / und mit etliche hundert sich nicht mehr gründen visitiret, daß noch viel gediegen Gold hin und wieder an den Seiten behengen blieben: Dadurch er nicht allein ist veranlasset worden /dem Rübezahl für die Freygebigkeit zu danckē / sondern auch zugleich den Verlust des verschütteten Pferde-Mistes zu bedauren. Aber / O Narr / O Narr! Fronte capillata est, post hæc occasio calva. Warumb hastu den Dreck nicht besser verwahret; sondern so freventlich weg geschlenckert? Hat dich doch niemand darzu genötiget. Als wie etwan jener Albertinus noch mittelmässigen Anlaß bekommen / das seinige zu verschertzen. Nemlich da ein Ochsen-Dwalgs einmal viel Quarg-Käse eingekauffet / und damit bey einem Flusse vorbey gegangen; Da sollen die Frösche ihrer Gewonheit nach / immer ein Quacks Quacks über das ander geschryen haben / da dieser denn gemeinet / die armen Thierigen weren hungerig / und begehrten sich mit seinem Quarg zu ersättigen: Darauff jacturam wieder zu erholen /
Es sol unlängsten geschehen seyn / wie mir der Lübenthalische Bote berichtet hat / daß der junge Herr Schaaffgotsch (dessen glorwürdigsten Namen ich aus Bescheidenheit und Ehrerbietung alhier wil hergesetzet haben /) ein convivium auff / oder an / der Schneekuppe / oben auff dem Gebürge / (da gleich des Rübezahls sein auserkohrner Ort ist / angestellet habe / und darzu nicht alleine vornehme Weltliche / sondern auch Geistliche Personen eingeladen: Welche miteinander auff dergleichen Panqvet erschienen / und sich gäntzlich des anwesenden guten Wetters haben wollen gebrauchen / und mit stoltzem Muthe gemessen: Wie es denn auch geschehen / daß sie eine ziemlicheConvivator, auß sonderlichen einfallen / kurtzweils halben gesagt: Wir seynd hie fein gewüntscht /und in guten Muthe / auch köstlichen Sonnenschein; wer weiß / ob uns Rübezahl nicht bald möchte einen possen machen / und die gegenwertige eingebildete Fröligkeit besaltzen? Siehe was geschicht? Wie jener Herr dieses kaum außgeredet / da erhebet sich mitten auß der Schüssel / so noch voll Essens auff den Tische gestanden / ein subtiler / kransichter / und hinnauff steigender Rauch oder Dampff / der gleich wie ein Würbel / oder gekrümmete Schlange sich in die Höhe gezogen. Drauff und drauß entstehet schleunig ein solches ungestümmes Wetter / daß sie alle von grossen Regengiessen benässet worden / und keinen trockenen Faden am Leibe behalten haben: Ja Gott haben propter Gute / oder eingenommene Residentz / höret; so muß sich der Nomenclator oder Nenner leyden / herhalten / büssen / und mit des Rübezahls Plutonischen / und pluviatischen (Nam regens est cum Regen: Item quando regnet / tunc Rübezahl regnat) Scepter züchtigen lassen. Das lasset mir einen Jovem ὄμζριον oder pluvialem seyn! Doch gnug.
Ich habe es für eine gewisse Warheit von unterschiedlichen verstanden / wie vor diesem ein Galan und leichtfertige Griete Seuchbeutelein ist geheissen worden. In diesem Stücke aber hat der Rübezahl richtig die Minervam imitiret; Welcher es gleichmässig verdrossen / daß der Neptunus die Medusam geschwächet hatte / und sie zwar in ihre Kirche zu Falle gebracht / ihr Heiligthumb beschimpffet / und den eingeweiheten Orth verunehret gehabt. Medusæ ihr Häupthaare in Schlangen verwandelt: Den Neptunum aber / weil er ein Oehl- oder Wassergötze gewesen / ungestrafft hat müssen passiren lassen.
Es ward mir nicht minder in diese Leipzigsche Ostermesse Anno 1662. referiret; Wie daß Rübezahl / in verwichenen Teutschen Kriegswesen sich an einem Orte für einen Werber außgegeben / und unterschiedliche Landsknechte bekommen: Denen er auch eintzeln ein richtiges Geld auff die Hand gegeben / mit drey Pferden versorget / und mit außbündigem Gewehrt / dem Scheine nach / außgemundiret gehabt. Drauff denn endlich der Tag angebrochen / da er mit sie hat fort margiren wollen / wie er nunmehr eine begehrte Anzahl besessen. Da reiten sie sämtlich in angestellte Ordnung fort / gerathen auff das Gebürge /und werden eine Compagnie præsentiret. Hierüber reitzet sie der Rübezahl an / daß sie sollen getrost seyn / dapffer drauff gehē / die Mauseköpffe fällen / und mit ihnen die erste Beute davon bringen. Hierüber geben sie den Pferden die Sporen / und setzen immer im frischen Muth an ihren vermeinten Feind: Stechen / hauen und schiessen / daß es dellert; also daß sie vermeinen /wie sie den Feind gäntzlich nieder geleget / und stattlichen Raub erhalten. Aber wie sie sich recht umbsehen / da ist ihr Commendant (der gewesene Rübezahl) verschwunden: Der zermetschte Feind seynd lauter Püsche / die sie mit ihrem prangen und knütteln zerquetschet: Ihre gedachte Pferde / darauff sie gesessen / waren alte Esels und Ochsenköpffe gewesen /dran das beinerne Gerippe noch gehangen. In solcher Positur hatten sich alle Narren betroffen / und einander trefflich selber außlachen müssen /
Ein Krämer erzehlete mir auff vergangene Messe /wie daß ein stoltzes und Nasenweises Mägdgen einsmals auß Vorwitz auff das Gebürge gegangen / daselbsten allerhand schöne Blumen (so auff den Angern wachsen /) gepflücket / einen Krantz geflochten /ihrem Liebsten zum præsent mitzubringen. Was geschicht? Wie der Krantz verfertiget gewesen / welchen sie wacker weit und groß gemacht; Da hat sie ihn in ihren Korb geleget / und ist damit nach Hause gekehret: Aber wie sie ihre verhoffte Freude damit erwecken wil / und ihrem Bulen damit beschencken; da befindet sie Ut enim urit maturè, quod vult urtica manere: Sic etiam, fœtet maturè, quod vult stercutius esse. Aber hievon weiß diese Geschicht nichts.
Man wil ingemein wenig davon halten / daß es auch unter der Erden solle Leute geben; welche ebenmässig ihre Regimentsarten
Es hat mir ein feiner Mann erzehlet / dem folgende Historie selber wiederfahren. Nemlich / er gedacht /wie er vor diesem in seiner Jugend sehr curiösisch gewesen; Derentwegen er von der Schnee-Kippe / oder von eben demselbigen Orte / da sich der Rübezahl zum öfftern habe erblicken lassen / ein wenigs Erdreich zum Angedenckē mit sich genommen / damit er nemlich hernach Experti Ruperti. Das lasset mir einen künstlichen Rübezahl seyn / der durch Lötterkehr / aus Arvum kan Aurum machen. O wie unglückselige Pocken sind wir / oder vielmehr Anagrammatisten / die wir nur die Buchstaben können versetzen / aber die Sache an sich selbsten so lassen müssen / wie wir sie antreffen.
Unlängsten soll ein Studente über das Gebürge gezogen seyn / der bey sich von Hertzen gewünschet / daß ihme doch Rübezahl gütig begegnen möchte / und etwas zur Angedencke verehren. Wie er also mit dergleichen Gedancken schwanger gehet; siehe / da findet sich der Rübezähl zu ihme / doch in unerkanter Gestalt / wie ein vornehmer Mann / spatzieret eine weile mit ihm / fraget / wo der Studiosus hinaus wolle? und wie jener eine Stadt benahmet / dahin er getrachtet / da hat Rübezahl zu ihme gesaget: Ey /guter Freund / das ist wohl und recht getroffen: Ich bin eben in derselben Stadt einem gewissen Manne dieses eingewickelte Ding schuldig; Wollet ihr nicht gebeten seyn / und ihme meinetwegen solches unbeschwert überreichen? Studioso unrecht Anagrammatista erzeiget. In dem er den Dolch durch Lötterkehr zu Gold verkehret hat.
Ein Bauer aus dem nechsten Dorffe am Riesen Gebürge / war ungefehr bey der Schneekippe zum unerkanten Rübezahl gekommen / welcher sich mit dem Bauren in Gespräch eingelassen; Und wie er vernommen /daß der gute Mann gar offt seiner Zaun Pfäle beraubet würde: da soll er zur heimlichen Züchtigung und Rachgier folgende Instruction verlassen / und an den Tag gegeben haben. Nemlich es soll der Rübezahl zum Bauren gesprochen haben / er soll den Ort sonderlich in acht nehmen / wo der Zaun Schaden litte; Da soll er etliche Pfäle unvermerckt heraus ziehen /heimliche Löcher tieff hinein bohren /
Vor etlichen Jahren sollen etwan vier Zimmer-Knechte über das Riesen-Gebürge gezogen seyn; welche kurtz vor sich her einen wackern Caballier reitend gesehen / hinter welchen sie molestie und Angst hat außgestangen / ist leicht præsumirlich und zu ermessen. Denn vors erste war es ein greuliches und unmenschliches / den sehr schweren / dicken und breiten Mühlstein auff der blossen Brust eine lange weile zu tragen; ich geschweige die vielfältigen derben und hefftigen Hammerschläge zu erdulden / die leicht über hundertmal wiederholet wurden / ehe das Huf-Eisen getheilet ward.
Unlängsten sollen ihrer drey armer Leute über das Gebürge gegangen seyn / aus Böhmen in Schlesien; welche unterwegens den Rübezahl in Gestalt und Auffzuge etwan eines Grafen oder Freyherrens in einer prächtigen Kutsche fahrend angetroffen: Zu solchen haben sie sich mit einander hingemachet / demütig suppliciret / und umb eine geringe Verehrung gebeten; darzu sich dann auch gar leichte der verstellete Rübezahl beqvemet hat: In dem er einen iedwedē insonderheit eine Gabe in Pappier eingewickelt überliefert hat / darbey erinnerde / daß sie solches nicht eröffnen möchten / ehe und bevor sie in die nechste Herberge eingekehret hätten. Aber was geschicht? Und was thut der Vorwitz nicht? Denn einem von diesen Leuten gelüstet auff dem Wege zu besehen /machts derentwegen auff; und findet curiösität sein Geschencke vor dem Dorffe auff / und findet zwey Groschen im Papier: Welches er den andern beyden zeuget. Drauff der letztere spricht / nun das ist gut / vielleicht habe ich auch einen Trinckpfennig bekommen; Ich wills aber nicht eher besehen / als wenn ich zur Stelle gerathen bin; Da er denn in seinen Maculatur zwey Ducaten gehabt: Drüber sich die übrigen betrübet gehabt /daß sie aus Heißhungrigkeit auch ihr Glücke nicht hatten erwarten können; sondern wider des Gebers Gebot das Geschencke zu früzeitig besichtiget / und derentwegen theils wenig / theils gar nichts angetroffen hätten.
In verwichenen dreissig-jährigen Kriege / soll ein Werber etliche reisende Bursche angepacket / und sie zu Soldaten gemachet haben / damit er über das Gebürge zu reisen gesonnen; welches aber nicht füglich ohne Wegezeiger und Boten hat geschehen mögen /sintemal er der Strassen nicht kundig gewesen: und derenthalben hat er sich nach einen Leiter umbgethan: Darzu sich der Rübezahl hat unwissend gebrauchen lassen: Welcher auch drauff eine gute weile die Soldaten geführet; endlich aber die losen Hudler wacker verführet hat / und zwar also. Nemlich: Er ist immer forne angegangen / biß er endlich sich schleunig in einen grossen Baum verwandelt / (nachdem er sie schon allbereit auff Irrwege geführet / daran die desperation einen Anlaß genommen / ihren Werber und Officir an den Baum zuhengen. Wie solches geschehen; Da haben sie gar bald in der Nähe einen Pohlen ersehen / zu welchen sie gegangen seyn / und wiederumb zu rechte gekommen.
Ein gewissenhafftiger Mann wuste mir zusagen; Wie daß der Rübezahl vor Jahren zu einem Balbierer gekommen / præsentiret /und denselben habe butzen lassen. Doch hat er auff solche Art mit dem Meister accordiret; Nemlich daß er ihme die abgeschorne Haare vor die Mühe Waltung geben wolte: so ferne er zu frieden seyn würde: Doch solte er sicherlich gedencken / daß sich des Scherens noch wohl belohnen solte. Meinthalben / sagete der Meister: Ich will hoffen / der Herr wird seine Wort nicht umbsonst geredet haben: Solte sich dennoch sonsten die Zahlung nicht draus finden / so will ich mich auch auff folgende Art zur Rächung / bezahlt machen: Nemlich ich will eure Haar den Schweinen zu fressen geben. Wird nun euch solches kein Schimpff seyn / so soll mich meine begehrte Arbeit auch nicht kräncken. Nein / antwortet der unerkante Rübezahl in eines vornehmen Herrn Gestalt: Schier nur immer drauff: Ich will dir schon etwas bescheren. Und hiemit gieng das Haarscheren an: Der In fine videbatur, cujus doni & toni. Nemlich wie der Junge die Haar zusammen raspelte / da befand er / daß es lauter güldene Knöpffelein vermenget dran hiengen: Worüber der Balbierer froh geworden / und bey ihme aus der deutschen Laus / ein Lateinisches Laus entstanden ist: In deme er etliche Ducaten werth an den verwandelten Läusen aus den Haaren gehabt. Hie hat also Rübezahl richtig wahr gemachet / was man sonsten im Traumbüchern lieset / denen dieses falls wenig zu trauen ist / nemlich wenn einem von Läusen träumet / daß man werde Geld bekommen / Glücke haben / und wackere Fünte thun.
Ein Schlesischer Fuhrmann hat mir erzehlet / daß er vor etwan 11. Jahren über das Gebürge gegangen sey / da er Plutus zum Æesculapium wird. Aber / magstu weiter fragen / wo bekömpt denn der Rübezahl für allen Kuckuck sein vielmahlen verehrtes Gold her; daß er sich offtermaln so liberal und magnifice erzeiget? Hierauff antwortet dir nicht allein zum Uberflusse unser erster Philologischer Rübezahls Theil; sondern auch noch weiter / der allererst herausgegebene / und zum Druck beföderte Herr Balthasar Thomas Kretschmar / in Mineralogia Montis Gigantei, oder kurtze Beschreibunge der bekantesten Berg-Arten so auff den Südölischen Gebürge und grösten Theils nahe umb Hirschberg zu finden seyn. (Gedrucket zu Wittenberg / im Jahr Christi 1662.) c. 6.
In diesem Refier gibt es viel Ertz und Hedevvigis Zeiten ist es noch sehr gut und gänge gewesen / aber wegen der Tartarn Einfall / denen der Schlesische Fürst Henricus Pius unter andern in die 500. Berghauer entgegen geführet / in ein stecken gerathen / biß es nun gar ist liegen blieben. Da man zuvor einen köstlichen Arm und Stollen nach dem andern angetroffen / muß man sich itzo mit dem Schlich / mit dem kleinen / doch reinen Goldkörnlein und Stäubelein / als Uberbleibungen aus der Katzbach begnügen lassen.
Zu Lemberg in der Zeche seyn vor Zeiten Goldgänge gewesen.
Zu Strige seyn noch die alten Goldgruben Korkonosch genennt. Zu Venedig stehen an einem Hausse diese Wort: Korkonosch fecerunt nos Dominos. Das Risen Gebürge hat uns zu Herren gemacht. Der Besitzer des Hauses wird ohne Zweiffel / gleich wie viel andere / auff diesem reichen Gebürge viel Gold und Edelgesteine gesucht und gefunden haben. Es seyn auch noch Menschen / die dergleichen daselbst wissen. Die Natur hat den beschrienē Berggeist nicht ümbsonst dahin zum Wächter gleichsam bestimmet. Man weis / aus Historien und Berg-Chronicken / daß offtmals die reicheste Gold und Silberbergwerck ungebauet bleiben / bloß /wegen der Erdgeister: Als zu Anneberg der Rosenkrantz / wie bey Georgio Agricola zu sehen. Hingegen tragen auch offtmals die Bergleute nach dem Bergmännlein groß Verlangen / weil sie gemeiniglich Glück und grosse Gänge mit sich bringen. Opitius diesen in seiner Hercinia unter die Höllischen Geister rechnet / so achte ich ihn doch bloß für einen Element Geist. Denn nicht nur solche Elementische Erdgeister / sondern auch Wasser Lufft und Fewer-Geister in der Natur seyn. Wer von diesen Erdgeiste mehr wissen will / der lese des Adam â Mediavillâ Buch / daß er davon geschrieben. Vor dieser Zeit seyn Goldgänge gewesen zu Langenau / Grunau /Smotseiffen / Neudorff / in der Freyheit an der Aupe beüm Johannes-Brunn. Die zu Altenburg / Reichenstein und Zuckmantel floriren noch. Körnicht Gold /Goldkörner. Im Zuckmantel auff der weissen Zehe. Zu Goldberg / Lemberg / Langen-Au / Smotseiffen undModus, die Ertze leicht durch starcke Wasser zu extrahiren, bekant worden /siehet man / daß sie reich gnug seyn. Ertz das Gold in sich hält / ein grauer und Bleygläntziger Kieß so Gold hält in Reichen seyn. Ein güldiger Kieß oder Quartz. Zu Goldberg / Lemberg in der Zeche / Hirschberg
Nachdem einsmals ein Schnackhafftiger gemeiner Bürger / der sonsten in Compagnien mit seinen possierlichen schertzen die Leute hüpsch lustig machen gekundt / im Wercke begriffen gewesen / über das Gebürge zu gehen / und zwar gar einsamb; Da hat es sich zugetragen / daß der Rübezahl unterwegens zu ihm genahet / in Gestalt eines andern schlechten Bürgermannes / bey sich habende einen hüpschen grossen Esel / darauff er geritten. Nachdem sie nun ein weilgen miteinander gewandert / da hat der Rübezahl von Mitgeferten erfraget / Reformirte Bileams Pferd: So haben wir nicht gewettet: Du must mit mir / und ich mit dir: Wir müssen beyde vertrawet bey einander bleiben. Doch wie dem allen / so hatte jener zaghaffter Hase sich immer bemühet vom Esel herunter zu kommen; aber er war allezeit inne geworden / daß er gleichsam angebacken wehre / und sich durchaus nicht abzwingen möchte; wie viel gerüttelt / geschüttelt und gezopffet. Mittlerweile aber war der Esel mit dem Auffsitzer / wie das geflügelte Pferd Pegasus mit dem Bellerphontes oder Perseus, über Block / über Stock /gesprungen; also daß sie mit einander in einer Eyle eine halbe Meile verrichtet. Da es denn geschehen /daß sie an ein seichtes Bächlein gerathen / drüber der Weg gegangen: Da war der Esel zwar anfangs sichtlich mit hinein gegangen /
Wie der Rübezahl sonsten ingemein die Boten pfleget zu foppen; doch nicht betrieglicher / sondern vielmehr zuträglicher weise: Also hat er auch vor Jahren einem Brieffträger gethan. Nemlich / wie dieser aufm Gebürge gewesen; da war es ihm wiederfahren / daß er unversehens und unwissens an den Rübezahl gerathen /der daselbsten mit einem Pfluge geackert gehabt / vor dem Pfluge aber einen Esel / ein Pferd / einen Ochsen / und einen großen Ziegenbock vorgespannet hat. Dieser kauderwelsche Ackermann hat alsbald den Boten angeredet und gesprochen: Ey lieber / treibe mir doch ein wenig das Vieh einmahl oder zwey das Stücke hinauff / und Pflüge doch ein wenig vor mir: Du solst es nicht ümsonst thun: Ich muß aber nothwendig in das nechste Dorff ein wenig hingehen / doch will ich nicht lange nolens volens des Pfluges angemasset / und nicht minder die gefundene Steine gesamblet / und allgemählich ein ziemlichen Hauffen gemacht: Biß endlich der gebietende Herr / der Rübezahl / wieder gekommen. Wie solches geschehen / da war jener abgedancket worden / und hatte vom Rübezahl diesen Bescheid erhalten / mit folgenden Worten: Nun / nun / gar recht: Wie ich sehe / so hast du mir nach Willen gedienet / und richtig abgewartet. Siehe da / hast du viel Steine gelesen / so magst du viel mit tragen. Und hiemit stecke mir alle Steine auf deinen Puckel / und nimb auch deputirliche beste Stücke verwahret / und mit fleiß am Sacke gehalten / damit es jo nicht möchte
Ich kam unlängsten in der Badstuben mit einem Badergesellen zu reden / der sich auch vor diesem in der Schlesien aufgehalten: Solcher berichtete mir / daß es seinem Meister wiederfahren wäre / und sie hernach alle mit einander nicht anders dafür gehalten hätten /als daß es gäntzlich von Rübezahl müsse geschehen seyn. Nemlich / es wäre einsmahls ein vornehmer Kerls zu ihnen in die Baderey gekommen / und hätte begehret / daß seine Ader möchte geöffnet werden: Welches denn auch alsobald vorgenommen worden /und eine ziemliche Menge Bluts im Becken sey aufgefangen worden. Wie es vollbracht / da habe der Mann in seinen Gratial richtig abgeben /ehe eine viertel Stunde vergehen sol; und hiemit war er davon gegangen. Der Meister aber hätte die Parol angenommen; und nachdem er nun eine viertel Stunde aufgewartet / und nicht ankam / so hatte er bey sich beschlossen / dem gewesenen Manne ein Possen-Schabarnack zu thun mit dem aufgefangenen Blute auf Magische Weise: Befiehlet derwegen seinem Diener das Becken zu nehmen / und das Blut ins Feuer zu giessen / damit der Kerl einen offenen Schaden sein Lebtage behielte. In dem er aber das Becken zur Hand fasset / da befindet er / daß eine ziemliche dicke Scheibe gediegenes Goldes über dem Blute geschwommen:
Eben der vorige Geselle wuste mir auch vorzusagen /wie daß er anderswo in Schlesien vernommen / daß Rübezahl in einer Baderey gewesen / und drinnen nicht alleine gebadet / sondern auch habe Köpffe setzen lassen; Worauff es geschehen / daß man / wie er Abtritt genommen / in den Cucurbitulis oder Köpffgen an statt deß blutens viel gesäubertes Gold angetroffen / welches er dem Bader zu Lohne verlassen; Ungeachtet / daß er doch sonsten Jul. C. Scaliger die Leipzische Badstube nicht verschmähet hat. Vide Exercit. 31 p.m. 137 (nicht vergangen in die Leipzische Badstuben gewesen were / meinen Unflat abgewaschen / und ungefehr mit dem Bader-Knechte mich nicht in ein freundlich Gespräche eingelassen hätte. Doch ist es noch nicht alles vorgelauffen / was unser domahliger discurs mit sich auff die Bahne brachte; sintemal ich auch noch darzu folgende Raritäten erkundiget habe.
Ob man schon gar schwerlich zu dem schwartzē Teiche auf dem Gebürge kommen præsentiren wollen; da wird er gewahr /daß sich unten was Schweres im Glase gesetzet / drüber geust er das Wasser in ein ander Geschirr / und befindet / daß unterschiedliche Gold-Körner drinne gewesen in der Grösse / daß er einen schönen Ring daraus hat können machen lassen.
Ein Handwercks-Gesell gehet zur dürren Sommerzeit über die Böhmische Gebürge; und wünschet vor großer
Ein Kauffmann war vor dessen einsam und allein über das Schlesische Gebürge gezogen; da er unterwegens einen Gefehrden gleiches Handels angetroffen / welches aber der Rübezahl gewesen / wie es hernach der Außgang bezeuget hat. Wie sie also miteinander gegangen waren / und geschwatzet hatten / da hätte deß Rübezahls seine Nase angefangen zu bluten / der sich denn gestellet / als hätte er kein Tüchel bey sich /daran er sich säubern und wischen möchte. Wie dieses der ander rechte Kauffmann gesehen / hat er auß mitleyden sein Schnuptuch hervor gezogen / und dem Blut-trieffenden geborget / welcher es sich denn wacker gebrauchet / und hüpische Klumpen hinein geschmieret gehabt; drauff er es jenem wieder zugestellet / üm Urlaub bittende / daß er es ihme nicht säubern Physico-criticum erzeiget: In dem bey den Hebreern zwar das Wort Dæm Blut und Geld heisset; Der Rübezahl aber solches / als ein trefflicher Chymist, auch natürlich wahr gemacht hat.
Um eine andere Zeit ist ein Schütze über das Römische Gebürge gewander / da er unterwegens ein unerhörte Menge Kukkug in der Lufft gesehen / welche sich in zwo Part getheilet / und miteinander wie recht / gestritten haben. Darauff hat er sein Rohr geladen /
Ein Bauers-Mann war vor diesem auff dem Gebürge gewesen / in willens habend / aus Schlesien in Böhmen zu wandern; Da war ihm unter dem Gehen ein ander Bauer zum Gefehrden vor die Hand gekommen; mit solchem war er eine feine Ecke gemarfieret / biß ihn endlich der Durst und Hunger angekommen: Da er zum neuen Gesellen (welcher der Rübezahl gewesen /) für die lange weile gesprochen: Ey wer eine gute Mehrte hette / die solte wohl schmecken. Hierauff hat jener geantwortet: Darzu wollen wir leichte kommen /sintemahl ich alle zugehörige Mittel bey mir habe /nemlich Brodt und Bier. Und in dem hat er seinen Kober auffgethan / einen Krug /
Ich gerieth unlängsten zu einem Studiosum, der mich verständigte / wie er vor wenig Jahren nebenst noch zween Burschen über das Gebürge auff Apostel-Pferde geritten wäre; da er unter Wegens unverhofft einen Storch über sich fliegend vermercket / welcher zwo reiffe Federn oder Spulen habe auff die Erde fallen lassen / dieselbe habe er auffgehoben / weil sich seine Comites wenig drumb gehudelt; vermeynende / daß er sie zum Schreiben dermaleins anwenden könte / derentwegen er sie auff den Hut zu sich gestecket / biß er an seinen begehrten Ort gerathen: Da er die Spulen abgenommen / und eine zum Schreiben schneiden wollen: Uber welches Begeben er befunden / daß der Kiel in lauter Gold verendert gewesen. Drüber er über alle massen erfreuet wird / zu dem / weil er es auch an der andern Feder befunden; Sintemal er so viel
Ein Zimmermann wuste mir in diesen Tagen / wie ich ihn auf die Rede brachte / zusagen / daß er vor sieben Jahren seinē Weg ebenmässig über das Böhmische Gebürge gehabt; da er über den Felsen beym schwartzen Teich einen stoltzen großen Pfauen gesehen / der seine Federn in domahligen schönen Sonnenschein prächtig außgebreitet / und nach der Pfauen Art sehr geschrien gehabt. Diesen Vogel / weil ihn sehr Wunder genommen / hätte er lange zugeschauet / biß er endlich sich in die Höhe erhoben / in die Lufft geflogen / und mit einem grossen Gewitter verschwunden wäre. Darauf es aus der massen gedonnert und geblitzet / welches ein paar Stunden lang gewähret / ehe es aufgehöret.
Wie ich vergangen meine Sporen machen ließ / nachdem sie mir auf der alten Sau zerbrochen; Da hörte ich von Sporer-Gesellen / daß er vor 80. Jahren / wie er noch ein junger Mann gewesen / über das Gebürge gezottelt sey / und weil er irre geworden / auch auf demselben habe müssen ruhen / und durch die anbrechende Nacht verpausen / biß gegen den liechten Morgen. Immittelst er also an einem Felsen geschlummert / und für Furcht / dennoch nicht recht hatte schlaffen können; Da hatte er in der finstern Nacht ungefähr nicht weit von dannen an einem Orthe vermercket / wie ein sehr Hauffen gläntzende Johannis-Würmer geflimmert / die ihme gleichsam immer näher und näher gerathen: Dadurch er sich sehr gefürchtet und grausen hat lassen / in dem er bald gemeynet / es würden solche eingebildete Würmerigen Hallucinatio visus deceptio optica oder Augens-Verblendung gewesen / in dem er erkannt / daß es lauter gülden Sand / und gediegen Gold / groß und klein gewesen / daß er hernach an etliche Scheffel voll gesamlet / biß er viel reicher geworden als der König Salomo gewesen: Wiewol ihme der gantze Reichthum nunmehr mit sampt seinem Alter / von gegenwertigen Seculo ferreo benommen / und Aureum drauß geworden ist? ihme aber an statt / deß Goldes als eine Sporer das Eisen verlassen hat / welches er noch heutiges Tages schmiedet unn feilet: biß er für ein grosses Stück außgepollirtes Eisen / ein kleines Stücke Gold erlange? Alldieweil man zu unsern Zeiten wenig Gold vor ein Ey gibt / ich geschweige Thomam Morùm, in Utopiâ nicht gültig ist / noch sonsten in einer Indianischen Landschafft / nach dem Boëmum in libello de moribus & ritibus gentium: Alldieweil allda die Gefangenen mit güldenen Ketten gefesselt seyn: Verstehe die Physische oder vielmehr Historische Gefangene; Sonsten weiß man ohne das wohl /daß die Sache bey uns dennoch auch nicht zu sehr unwahr sey / was die Ethische Gefangene betrifft / welche moraliter obstricti und captivati seyn; das ist / in gülden Ketten so angebunden und geschlossen seyn /daß sie kein Mensch von ihrem Geitz / auch nicht der Tod einmahl lösen unn entledigen kan; da hingegen die Sclaven / so der Türck manchmal zu uns schicket /viel freyer seyn / als mancher gefesselter Mammons-Gesell: Qui non potest resistere tot armatis, seu qui se non expedire potest ex vinculis & catenis Pluti; ut Liber animô, & liberalis manu
viveret erga egenum, & ad tempus compedibus ferreis miseriarum inclusum, sed sapienti sat dictum! Doch wil ich mit diesen beygefügten
Vor Jahren sol ein Laß-Dünckel einsam und allein über das Gebürge gegangen seyn; bey sich meditirende / wie er doch möchte an einem Orthe seinen Namen stifften; also / daß er in Ewigkeit zu lesen /und nicht möchte außgelöschet werden. Worbey ihme die hohen Säulen / Triumph-Bogen / Epitaphia, Pyramides, Colossi, und andere monumenta zu geringe und nichtig gedauchtet. Ja er hat auch gemeynet / daß es gleiches falls ein vergänglich Thun sey mit den ewigen monumentum, ære & lapide perennius zu statuiren: Doch hat er nicht gewust / wie und auf was Weise es ewig stehen könte / und von der gantzen Welt zur unvergeßlichen Verwunderung möchte gezogē werden. Hierüber hat ihn der Rübezahl ertappet / freundlich zugeredet / und um sein Anliegen zu entdecken zugesprochen: Deme er denn nach geschehene schwermütige Erklärung diesen Griff zur Hand gegeben; Nemlich / sprach er: Hastu nicht neulich in des Gonsali seinem fliegenden Wandersmanne gelesen / daß eine Revier zwischen der Erde und dem Monde sey; Da weder der Erden noch des Mondes Magnetische Krafft und Würckung ein schweres corpus afficiren, noch zu sich ziehen können; Sintemahl er / Gonsalus, hüpsch drinnen geruhet / und keinen Zwang befunden. Hierinnen schleppe hinauff / oder verschaffe durch andere / daß dahin gebracht werde ein grosses schweres Corpus, daran mache eine starcke eyserne Kette / welche du biß auff unsere Erde gantz runter hengen lassen / und an dieser Ketten Ende lasse eine grosse Taffel hengen / dran du deinen Namen mit Centner Buchstaben prägen sollest / so wird solches Werck hernach allda ewig bleiben / keine Vergängligkeit leyden / und zur immerwehrenden admiration, gezogen werden. Ey /wie war dieser Kerl auf empfangene Resolution und Vorschläge so froh geworden / daß er schier vor Lustigkeit möchte auß der Haut gefahren seyn: Derentwegen er sich dennauch höchlich bey dem Rübezahl bedanckete / nicht aber vor eylfertige Verblendung /oder verblendete Ubereylung / fragete: wie ers könte ins Werck setzen: Nemlich solche lange unverrostete Kette kriegen / solches centrum gravitatis finden /und Archimedis seine Vorgabe / da er sagete: Gib mir einen Ort ausserhalb der Erden / so wil ich solche bewegen! Ja / hie hette einer / der es damahlen angehöret hat / fragen können: Woher denn die Handhaben zu nehmen wären? woher die Hebebäume zu kriegen wären: und dergleichen Instrumenta mehr / welche viel stärcker seyn müsten / als die Erde selbst; wenn man sie damit solte fortbringen.
Wie ein Klügling vor wenig Jahren / im heissen Sommer über das Gebürge gewandert; da hat er ungefehr vor sich in der Erden eine Spalte oder Klufft gemercket / daraus etwas geflinckert / wie etwan ein Stück Gold / gehabt hat; drüber hat er sich verwundert / und hat nicht anders gemeynet / als wäre daselbsten ein trefflicher Schatz vergraben. Derentwegen arcanum, welches ich vergangen ohngefehr ertappet habe / bey einem vornehmen Manne / welcher es vor diesem in deß verstorbenen Georgii Tissenii Bibliothec gefunden / als der es in manuscripto sehr hehr aufgehoben gehabt; welches ich ietzund einem iedweden communicire, da es denn vielleicht einem also kan zu passe kommen / daß er es nicht vor 1000 Thaler missen möchte; ungeachtet /daß er mir kaum einen Thaler schuldig zu seyn sich erklären dürffte. Es ist aber gedachtes Geheimnüß dieses. Am Fichtelberge: Erstlich gegen Melissen ein Dörfflein Dassel genant / weiset einen Weg gerade an den Fichtelberg. Hierauf an das Wasser Nabel genant / kömst du an das Wasser die eine Wiesen an das Wasser / nach dem gehe an das Wasser Species. Daselbst findest du ein grün Mooß; so du darüber gehest / deuchtet dich / du wollest versincken: und hat ein klaren Sand einer Ellen tieff: Metallarische Secretum; welches ich dem Leser also mitgetheilet habe / wie ich es angetroffen /habe lesen können / und geschrieben gewesen ist. Wilst du es nun auf die Probe setzen / und Inquisition darnach anstellen; so thue es nach Belieben: Aber ich getraue mir nicht / daß die vorgeschlagene Merckmale / noch alle heutiges Tages / wie sie mögen vormahlen gewesen seyn / angetroffen können werden / doch wil ich gleichwohl auch nicht dafür halten / daß das wiederholete Scriptum so gar alt seyn sol. Doch gnug hiervon. Aber siehe doch / ich hätte schier ein dergleichen Werck vergessen sollen / welches nicht minder sich hieher schicket; und ist folgendes: Mein Phil.
Paracelsi geheimes
Siehe / lieber Leser / das ist auch diese Quackeleye /so ich dir aus einem manuscripto mitgetheilet habe. Welches ich gleichmäßig vor wenig Jahren bey einem nunmehr vornehmen Manne gefunden / der es nicht minder aus des verstorbenen Georgii Tissenii Bibliothecke beym Kopffe gekrieget: Der es / wie ich hernach verständiget worden / sehr hoch und theur gehalten / und unter seine bessere Raritäten aufgehoben gehalten / deren er nicht wenig besessen; Sintemal einer curioser Medicus Chymicus, Astrologus, und schier in omni scibili subactissimus homo gewesen (ohne welches zu bedauren /) daß er der gelahrten Religion zugethan gewesen / und aus Verführung seiner Vernunfft sich des Abendmahls des HErrn im Leben und starcken Tagen unwürdig geschätzet und es nur in seinem letzten Abschiede von viaticum begehret / da er nicht weiter darauf sündigen könte. Welcher Vorsatz ihme aber / leider gefehlet; in dem er auf dem Rahthause vor der Richter-Stube / auf der Bancken sitzend / plötzliches Todes verfahren ist. Da er Anno 1653. einem Fuhrmanne ein Beutel voll Gold wohin zu bringen übergeben: welcher Schelm es aber hernachmahls / unverhofft dem guten Tisseniô, aus unerhörter Unverschamheit / in die Augen geleugnet: Derentwegen er ihn zu Rahthause verklaget / und unter die Verhörung aus grosser Betrübnüß und Hertzens-Angst vom Schlage ist gerühret worden. Und solches zwar von dem lieben GOtte nicht umsonst: sondern daß andere ein Beyspiel nehmen möchten /des liebsten Herrn Jesu sein seligmachendes Testament nach klarer Einsetzung und Gebot / fleissigr zu beobachten / und öffter zu geniessen. Doch gnug davon.
Es soll vor etlichen Jahren ein blutarmes Weib auff das Gebürge gegangen seyn / im willens Erdbeere drauf zu pflicken / und dieselbe hernach in einer Stadt den Leuten zuverkauffen / damit sie sich des Hungers erwehren und ernehren möchte. Was geschicht? Wie sie ihren Korb voll gesamlet gehabt / und vom Berge hinunter gewesen: Siehe / da waren es lauter Dreyer /drunter etliche Ducaten vermenget gewesen: Die sie aus Vermandelung der Erdbeeren gehabt / und hernach ihr Lebetage genutzet hat. Das heist Erdbeeren gepflicket / und sich mit Gelde bespicket. Ey / ey /wenn das Ding weiter angehen wolte / wie würde ich mich zusuchen / und in den Büschen herum kriechen daß ich dergleichen Erdbeerē nicht entbehren möchte; sondern eine ziemliche Menge erhielte! Aber jene Fraga fragen wenig nach diesem meinem Wunsche /sie achten mich nimis humìlem; ungeachtet / daß sie auch huminascentia fraga seyn.
Es soll nicht lange seyn / da ein verwegener Schuh-Knecht über das Gebürge margieret; welcher unter Wegens aus Fürwitzigkeit den Berg-Geist herauß gefodert / und geschryen gehabt: Schier dich hervor / du Hundsfüdscher Rübezal / und beweiß deine Macht gegen mir / so du Bernheuter was vermagst! Und in dem ward der grimmige Geist unversehens für ihm gestanden / hat dem bestürtzten Bengel die Hosen mit Gewalt auffgemachet / und einen greulichen product gegeben; drüber er Ach und Weh geschryen / und dem Rübezahl die begangene Unhöffligkeit auff den Knyen abgebeten; Der sich denn endlich des Lümmels erbarmet / und aus leidlicher Bestraffung ihme nur dieses weiter auffgeleget / daß er die Ruthe hat in seinen Schiebesack stecken
Vergangene Woche ist mir von einer Bade-Magd erzehlet / wie sie in ihrer Heimath / das ist Schlesien /von einer bedürfftigen Frauen gehöret / daß sie einsmahls mit dem Fieber sehr geplaget gewesen / darwider sie keine Mittel hat erfragen und erhalten können /biß sie endlich aufs Gebürge gerathen / und von
Eben die vorige Magd wuste mir auch zu erzehlen /wie sie von einem groben Bauer vernommen hätte /daß er einsmahls auf dem Riesen-Gebürge / in einer Felsen-Klufft / einen Schwarm
Ein Feuer-Mäuerkehrer / wie er vergangen meinen Ruß außfegete / kunte mir erzehlen: Daß er in seiner Wanderschafft in Schlesien erfahren hätte / wie einsmals ein Jungfer-Fischer und wanckelmütiger Löffel-Knecht sich zwar mit vielen redlichen Mägdgen hin und wieder verlobet / geschleppet / und in der Leute Mäuler habe bringen lassen / Aber sie alle und iede nur geäffet / bey der Nase herum geführet / auch wohl gar zu Falle gebracht / und darnach habe sitzen lassen. Dieser betrüglicher Galan wäre einsmals über das Riesengebürge gezogen / da sich unterweges eine wolgestaffirte Dame zu ihm gefunden / die lange anfänglich mit ihm geschwatzt / und endlich immer naher und naher zum Propo gekommen / biß sie ihme ihre Liebe Venus Ritter übel gedauchtet / und Unrichtigkeit vorgekommen; Derentwegen er sich denn geweigert / und den begehrten Kuß versaget / gedenckende / daß er sein Lebetage noch kein Mägdgen betrogen hätte /wie sie erwehnete: Hierauf hat sie ihme eine Maulschell gegeben / dabey sprechende: Leug du Schelm /daß du schwartz wirst / wie er denn auch drüber nach dem alten Sprichworte schwartz geworden: darneben sie verschwunden ist / und er hernach die Schwärtze sein Lebetage nicht hat können von den Backen bringen. Venus geantwortet: præsentiret / und darbey erinnert hat / er soll doch dieses Geschencke annehmen / sie lieb haben aber nicht auff solche Art betriegen / wie er mit den andern Liebsten gethan. Darauff jener etwas bestürtzet geantwortet / und sich dißmal loß geredet hat / sprechende: Wie soll ich euch nehmen / weiß ich doch nicht von euch / wer ihr seyd und woher ihr seyd? Drauff sie von ihm geschieden. Biß nach etlichen Tagen / da sie in sein Hauß gekommen / und wie sie gefraget / wo er wäre / war verständiget worden /daß er oben in seiner Kammer wäre / und etwan schlieffe da ist sie unauffhältlich zu ihm gegangen /ist ihm um den Halß gefallen / und hat ihn gehertzet. Drüber er sich sehr entsetzet / und bald drauff gestorben ist. Eben solche Außgänge sollen sich mehr um gedachte Zeit hin und Venus die geylen Hengste nach Würdigkeit empfangen / und sie ihre ungeziemende Fleischliche Lüste drüber wol gebüsset haben.
Ich habe im ersten Theile mich weitläufftig herausgelassen / in Erkundigung der Derivation des Rübezahlischen Wortes: Aber es will mich solches dennoch nicht begnügen / und das weitere Angedencken stillen. Derentwegen habe ich mich auffs neue abermal erkühnet / eine besondere Muthmassung allhier an den Tag zu geben / von obgedachter Etymologia des Rübezahls. Nemlich es bleibet noch einmahl darbey /daß der wohlbekandte Berg-Geist den Nahmen Rübezahl durchaus nicht vertragen noch erleiden kan / derentwegen er denn gewisse eine üblere AußdeutungEtyma allda noch ziemlich gut ablieffen / und keine greuliche Dolmetschung zu verstehen gaben. Und also bilde ich mir denn billig ein / daß das Wort Rübezahl unfehlbar einen garstigen Klang und Außlösung muß hinter sich her schleppen. Im Falle es der Geist so schimpfflich und übel empfindet / wenn er damit beleget wird. Was mag denn aber wohl eigendlich der Nahme Rübezahl ihme wollen? Ich vermeyne nunmehr / daß er einen verächterischen Igel / oder hertzhafftigen Schweiffer anmelde. Nemlich es kömt mir das Wort für / als sey es zusammen geflicket aus dem Alt-Fränckischen vocabulo, Rügen / das ist in bösen Geschrey bringen / verrathen / etc. Wie es Herr Doctor Luther seel, gebrauchet hat / Matth. 1. v. 19. Joseph aber ihr Mann war fromm / und D. Olai Wormii Fastis Danicis, lib. 1. cap. 1. p.m. 2. Hieraus siehet nun leichte ein ieder /was es für eine Beschaffenheit mit dem ersten Stücke des componirten Rübezahlischen Wortes habe: Nemlich es läufft beyderseits zur Unträgligkeit hinaus; Denn welcher Kukkugk wil sich gerne für einen Hexer oder Verräther schelten lassen? Und eben desselben gleichen ist auch nichts Gutes verhanden aus dem letzten Theil gedachtes Wortes / nemlich Zahl oder Zagel. Sintemal solches nit minder schimpfflichadhibiret wird. Es ist bekant / daß in Thüringen / und sonderlich zu Saalfeld der gemeine Mann nichts häuffigers im Maule habe / wenn ein großer Krusel-Wind oder Zwirbel entstehet / der alles kunterbund in einander wehet; als der Schweinzahl fähret: Womit sie / ich weiß nicht was für einen Teuffelischen Geist meynen. Ebenmässig schreyen auch die Strassen-Räckel und Gaß-Jungen / wenn sie den Drachen fahren sehen / der den Hexen Geld und andere gestohlene Sachen zuschleppet /) Schweinzahl / Schweinzahl / Schweinzahl / etc. Da sie denn mit dergleichen Geschrey und Benennung das Teufflische Geschmeiß in der Lufft ein wenig auffhalten wollen /(denn man wil es erfahren haben / daß es den Hengker verdriesse / und dessentwegen verzögern / im Fortfliehen sich aufhalte / und gleichsam über denselben Orthe im Grimme stillestehend schwebe /) und mitlerweile ersehen confer Harstörffern im grossen Schauplatz lustreicher Geschichte / part. 2. c. 158. p.m. 221. Da die Jungen einem nachschreyen: Eselsschwantz / etc. der vorher fürwar viel anders mag geheissen haben. Was in übrigen (damit ich wiederhole / was oben gleichsam vergessen worden) dz Wort Rügen oder Rünen betrifft; Da Abrüncken oder Alraun von her kömpt: Davon besiehe künfftig / geliebtes GOtt / mit mehren meine Weynachts-Lügen / oder hundert / und drüber Abergläubische Fratzen vom selben Feste. Also / daß endlich nunmehr nach meinen Wahn / der Name Rübezahl mir nicht anders vorkömmet; als Rügezahl oder Rünezahl.
Vor etwan zwölff Jahren (wie ich aus Halle von einem Saltzführer erlernet habe /) soll ein verwegener Bauer gewesen seyn: Der in bevorstehende Noth seinem Leibe keinen Raht gewust / wie er ihm gethun möchte / daß er etwas Geld zusammen brächte / und sich in begebenen Falle erhielte. Doch soll er endlich gleichsamb aus Desperation schlüssig geworden seyn auff das Riesen Gebürge zu wandern / und dem guten Rübezahl umb eine Postgeldes anzusprechen: wie er es denn auch ins Werck gesetzet / und seinen Weg zu den reichen Geist hingenommen hat; der ihme alsbald in einer besondern Gestalt erschienen / und erfragt soll haben; was sein Anliegen unn Begehren were? Drauff soll gedachter Bauer geantwortet haben: Ich wolte von Beherrscher des Riesen Gebürges freundlich gebeten haben / ob er Resp. Gar wol / wie viel begehrstu denn? Und wenn wilstu es mir wieder bringen? Resp. Großmächtiger Herr / könnt ihr mir hundert Thaler borgen / so wil ich euch solches / als ich ein redlicher Mann bin /übers Jahr allhier wieder zustellen / und mich danckbarlich einfinden. Hierauff sol der Rübezahl einen Abtritt genommen haben / und umb ein weilgen wiederumb gekommen seyn / einen Beutel mit so vielen Gelde mit sich bringend / und dem Bauren zuzehlend: Da denn der Bauer solches empfangen / von Rübezahlen gegangen und sich an seinen Orte damit hingemachet hat: Ja es auch gebrauchet und zu seinen Nutzen angewandt hat / biß die bestimte Zeit herangetretten / und das Jahr verflossen gewesen / da er andere hundert Thaler genommen / und zur Abzahlung sich als ein richtiger Debitor zum Riesengebürgischen Creditorem, damit hingespatzieret ist / biß er etwan an den vorigen
Aus Halle hat mir folgendes ein glaubwürdiger Kürschner erzehlen lassen / daß etwan vor 30. Jahren drey Tuchhändler über das Riesen-Gebürge gereiset /da sie unterwegens der Rübezahl freundlich angebacket / und bescheiden gefraget hat: was ihr Gewärbe wäre / und wohin sie gedächten? Drauff sie sämtlich geantwortet: Wir haben Tuch feil / und wollen solches in Böhmen bringen; Worauff der Rübezahl begehret /daß sie ihme ihr Tuch weisen möchten; Weil er es auch bedürfftig were / und gerne davor zahlen wolte was recht und billich sey. Auff solche inständige Anhaltung sol ein ieder sein Packet auffgemachet haben: Da (Dubii inter spem & metum,) ihr Abtrit müssen nehmen /welche doch aber alle und iede nach abgelegte Reise in ihrer Behausung befunden haben / daß die gedachten Scherben gute und gültige Reichsthaler gewesen; Drüber sie wie er erfreuet
Ein glaubwürdiger Bürger und Kürschner zu Halle /hat mir durch einen andern beybringen lassen / wie er vor etlichen Jahren selb dritte auff dem Riesen-Gebürge gewesen / da er am Wege gezweifelt / und sich nicht hat können mit seinen Geferten zu rechte finden. Derentwegen er denn von einem andern Mann (der ihm ungefehr und unverhofft doch gewünscht begegnet. Es wars aber niemand anders als der possirliche Rübezahl gewesen /)
Im verwichenen dreyssigjährigen gewesenen Kriege sol der Rübezahl sich wie ein Pferde-Knecht oder Junge geberdet haben / sol auff einem besondern Platze an der Heer-Strasse gelegen / oben auff dem Riesen-Gebürge / ein ziemlich Koppel nolentes volentes alle mit ihren Pferden / haben herumb gemust; biß sie getaumelt / unn aus entstandenem grossem Schwindel herunter auff die Erde gefallen / ihre Pferde gestorben / und die tausenden drüber verschwunden seyn: Siehe / da hat es wol Hengste geheissen; Hic jacet in dreckis, qvi modo Reuter erat, Ey mein Kerl! stil nicht mehr / laß einem iedweden das Seinige / so bleibet dir auch das Deinige.
Wie vor Jahren der Graffe / oder voriger Herr von Schaaffgotsch / einen Fürsten von Liegnitz bey sich gehabt / dessen Schwester jenes Gemahlin gewesen: Da er sambt seinem Herrn Schwager Lust halben auff das Gebürge gefahren / da sie sich auff einem Teiche (drinnen Forellen seyn sollen / grösser als Ellen lang /nebenst anderer Orten Fische mehr) ergetzet: Drüber es sol geschehen seyn / daß der Fürste seinen Ring (ich weiß nicht aus was Ursachen oder Gelegenheit) ins Wasser habe fallen lassen / welcher / nach Verlauff etlicher Jahre / wiederumb zu Liegnitz in einem grossen Hecht ist gefunden worden / welchen die Fischer unter andern kleinen Fischen in einem Teiche /der bey 7. ja 8. Meilen groß ist / und etwan alle 6. Jahr einmahl gefischet wird / gefangen / und wegen wunderlicher Grösse halben / ihrem Landes Herrn zum Geschencke disponiret geworden. Es gehöret aber zu dieser Histori gar fein her was Laurenberg vorbringet in Acerra Philologica, cent. 1. c. 13. p. 28. etc. Von dem grossen Glück des Polycratis. Zu Samo waren drey Brüder von fürnehmen Geschlechte / Polycrates, Pantagnotus und Syloson: der älteste unter diesen Polycrates: auff daß er allein herschen möchte zu Samo, tödtete seinen jüngsten Bruder Pantagnotum: den andern Sylosontem vertrieb er ins Elend. Es gelung aber dem Polycrati alles so wol / daß er nicht allein ein Herr ward über Samo, sondern über alle umbliegende Städte. Alles ging ihm glücklich fort was er thäte: Und wo er Krieg hatte / da gewon er allezeit. Er hielt unterdessē grosse Freundschafft mit dem Könige in Egypten / Amasis geheissen. Derselbige wie er hörete von dem grossen Glück des Polycratis, schrieb er ihm einen Brieff / darin er vermeldet /das were ihm zwar lieb / daß es ihm / als seinem Freunde wolginge / hette aber solches groß Glück sehr in Verdacht: Und rieth ihm / er solte das / welches ihm am liebsten were / also von sich werffen /daß ers nimmer wiederkriegete / zu dem Ende / daß er das grosse Glück etwas temperirete mit einem Unglück. Polycrates nimbt seinen Pitzierring / worin ein köstlicher Stein eines grossen Geldes werth: Fähret damit auffs Meer / und wirfft den Ring darein. Was geschicht? Etliche Polycrati: Wie der Fisch wird auffgeschnitten / da findet man den Ring in des Fisches Bauch / und kriegt also Polycrates seinen Ring wieder. Dieses ward auch dem Amasi verständiget: Der schrieb abermahl an den Polycratem, und sagt ihm seine Freundschafft auff: Denn / sagte er / es were unmüglich daß auff solch ein groß Glück nicht endlich würde ein viel grössers Unglück erfolgen: Welches denn auch nicht lange hernach geschehen. Denn als Polycrates sich dermaleins fürnahm die Insulen des Jovischen Meers zu bekriegen. Da ist er von seiner eigen Tochter abgemahnet / er solte solches nicht thun / denn sie hätte einen Traum von ihm gehabt / wie daß er were in die Lufft gezucket: Und von dem Gott Jove gebadet / von der Sonnen aber gesalbet. Polycrates hat seiner Tochter Rath nicht wollen folgen / sondern ist hingezogen. Wie er zu Magnesium gekommen / Jove gebadet: Und wenn die Sonne heiß geschienen / daß das Feist aus seinem Leibe tropffenweise geflossen / so ist er von der Sonnen gesalbei worden. Doch gnug.
Es ist im andern Theil Erwehnung geschehen / daß die Papisten eine Kirche oder Capell auff den Riesen-Gebürge zu bauen vorgenommen haben: Drauff habe ich numehr erfahren / daß das Werck nicht fortgangen / sondern was man des Tages verrichtet gehabt habe /solches sey des Nachts umbgeworffen und verkehrt gewesen: Derentwegen denn die Catholicken ihres unterfangen eingestellet sollen haben / drüber sie in ihrer Meynung sind betrogen geworden / da sie gedacht hatten / Modus acqvirendi wil nicht fort: Das Fegefeur und die Messen müssen derenthalben und mitlerweile noch das beste thun; damit die pingvedo abdominis nicht cessire. Aber damit ich auff das vorige wiederumb komme / so habe ich gehöret / daß (wie man mit dem Kirchbau noch zu kehre gegangen /) der Landes-Herr auff eine Zeit mit etlichen Pfaffen auffs Gebürge hinauff gegangen sey: Darvon dennoch einer nicht hat mögen hinauff kommen / weil er unterwegens in pede montium war unbaß geworden: Daher der Graffe seinen mit sich genommenen Apotecker befolen / daß er den Krancken warten solle: Sprechende / die Apotecker sind fast selber halbe Pfaffen: Darumb nehmet mir diesen Pfaffen in acht / curirt und bringt ihn wieder zu rechte / wir andern wollen unterdessen auffs Gebürge spatziren: Drauff der Apotecker ihme eine etc. Wie aber in übrigen der Graffe mit den andern Pfaffen auff die Schneekippe gekommē / da sol er einen rauchen langen Peltz angeleget haben; der ausserhalb durchaus mit Mardern / und inwendig gleichesfalls durchaus mit guten Rauchwercke versehen gewesen; Und zwar eusserlich / damit das vermuthete Wasser glat könte ablauffen: Inwendig aber / damit ihme die darbey passirende Kälte nicht schaden möchte: Sintemal einer dafür halten wolte / daß es eine abgelegte Karte gewesen umb die Pfaffen ein wenig zu äffen; Ungeachtet /daß sich die Pfaffen und Affen nicht gerne lassen straffen. Aber nun höre was geschicht? Wie der Peltz von Graffen kaum war angezogen gewesen / da erhebet sich ein grausames Wetter mit Regen / als wenn man das Wasser mit Kannen vom Himmel gösse /welches von dem Peltze wacker war herunter geflossen und den Graffen wenig beschweret hatte: Aber der Münche ihre Kutten waren dermassen Etsi Clericus Clericum non ditat, tamen humectat. Ist der gute Frater dir nun etwan ein wenig zu grob gekommen /so verzeihe es doch ihme / er (Nam magnos, magna decet,) sonderlich weil du auch vielleichte ihme mit groben Unflate zu erste für die Augen gekommen bist / denn wie in einen grossen Klotz ein grober Keil / und auff einem grossen Topff eine gewaltige Stürtze gehöret; So findet sich auch auff dicke Sordes, oder einen Schupichten / und Sünde-grindichten Kopff ein grosses Bad: Und mit diesem Bade sey doch ja nur zu frieden / und dancke GOtt / daß du nicht ein solches Bad bekommen hast / als etwan zu Olims Zeiten der Polycrates, dessen in vorhergehender Histori Erklärung geschiehet. Mercke du weiter /lieber Leser / daß oberzehlete Histori mir gleichesfalls von Hirschbergischen Apotecker recensiret sey: Welcher mich unter andern solchendanck vorgewisserte wegen jener Histori / da etliche oder drey Studentenadmiriret / und weil er schwartz gewesen / war geschabet worden / da aller erst der Studente war inne geworden / daß es lauter Gold gewesen. Weiter gedachte auch jener Mann / daß vor Zeiten die Böhmen und Schlesier eine Streitigkeit gehabt hetten wegen des Riesen-Gebürge / drauff solches dennoch mehrentheils den Schlesiern zugefallen / wie es noch heutiges Tages darbey bleibet: Unter wehrende Controversie aber soll die Verbannung des Rübezahls auff das Gebürge geschehen seyn / doch wuste er nicht / wie und woher? Doch gnug.
Ein Sattler Geselle erzehlete mir in kurtz abgewichenen Tagen / daß er etwan spectaculum vor die Augen gekommen were. Nemlich / er hette eine wolgestaffirte Karete gesehen / welche von sechs Pferden war gezogen worden / davon ein iedes Pferd 3. Füsse gehabt / die Karete aber unten nur einen Rad besessen / über welches Fuhrwerck wunderseltzame Thiere geflogen. Ferner /gedachte jener Kerl / were er eilends hinter die Karrete hergegangen / das Gesichte genauer zubetrachten; da were er inne geworden / daß die orbita oder Leyse / drinnen das Rad gegangen / gantz gülden erschienen: Derentwegen er sich denn verführen lassen / und die Hand nach dem Golde ausgestrecket? Welches aber lauter schmierige Koth gewesen / das darneben heßlich gestuncken: Also daß er war froh gewesen /wie er es aus den Händen wiederumb loß geworden. Er hatte aber seine beschmierete Tatschen an ein unreines Tüchlein gewischet / so er unter andern Tros Rutilusve fuas, du magst Hientze oder Kuntze seyn; daß der Rübezahl in diesem Falle die Cererem beym Claudiano nachgeäffet habe; Hinter wessen Wagen lauter Getreyde hervorgeschossen sol seyn.
Eben vorgedachter Pferdeschmückers Geselle erzehlete mir auch / daß er auff eine andere Zeit auff dem wolbekanten Gebürge gewesen / und droben Lustes halben spatzieren gegangen / da er in dem schwartzen Teiche sol mit grosser Bestürtzung gesehen haben /wie bald ein ungeheurer Hecht / bald ein grosser Karpe / bald eine mächtige Forelle / bald ein dicker Weißfisch / etc. Aus dem Wasser in die Höhe gesprungen / unn kunter bunte Täntze gemachet habe. Alle Arten Fische aber waren ihm fürgekommen wie sie gantz güldene Schuppen gehabt hetten / und silberne Floßfedern. Nach dem verrichteten Wasser-Tantze da hette er wahr genommen / daß der gantze Teich obenwerts voll lauter Fische gestanden; Welche unter einander gekribbelt und gewibbelt hetten / daß ihme die Haut bald drüber geschauret / und er auch schnelle von solchen Spectackel weggelauffen.
Vorgedachter Roß-Better erzehlete auch / daß ihrer etliche oben auff dem Gebürge gekrebset hetten / in einem Bächlein / so alda entspringet. Unter solchen seinen Mitgesellen hette einer endlich einen greulichen grossen Krebs gekrüget / darüber er fast selber erschrocken / und ihn auch bald wieder hette fahren lassen / wenn er ein wenig umb sich solte geknippen haben; Welches aber dennoch nicht geschehen; Weil er sich gantz blut fromb gestellet; derenthalben er ihn denn auch in seinen mit sich genommenen Kober zu den andern gestackt / und hernach im nechsten Dorffe zusammen hat absieden lassen: da er befunden / daß alle Scheren klar Gold gewesen; und über das inwendig / an statt der Steine / zweene grosse güldene Knöpffe gehabt: Die er zum Gedächtnüß auffgehoben und vielen Leuten hernach sol gezeiget haben.
Erst angezogener Reuter-Freund / und Caballen-Pulsterer sagte mir auch dieses / daß er in Schlesien von hören sagen hette vernommen / wie einsmals etliche Leute einen erschrecklichen grossen Hirsch auf dem Riesen-Gebürge gesehen hetten; hinter welchen ein gantz Koppel kleiner Hirschlein hergesprungen were. Alle miteinander aber sollen sie gülden Geweihe gehabt haben; daß in klaren Sonnenscheine / aus dermassen gegläntzet / und grosse Verwunderung auff sich geladen hat. Wie nun solche Leute die zugegen gewesen / die Vision gehabt; so war einer drunter gewesen / der ein fix Rohr gehabt / damit er unter das Vieh tapffer loß geschossen; und / dem Augenscheine nach / ein Stücke sol gefället haben: Darnach er auch hingelauffen / solches auffzuheben. Aber wie er zur rechten Stelle kömpt / und das Hirschelein gleich bey
Vor angezogener Sattlers-Geselle plauderte mir auch für / wie ihme ein alter Greiß in Böhmen nachfolgende Schwencke erzehlet hette; daß nemlich an einem Orte die Bürgerschafft einen Vogel von der Stange hetten wollen abschiessen / darzu sie denn flugs nach Johanni die Præparatoria gemacht / und dēn höltzern Vogel in die Höhe gebracht
Als ich vor kurtzer weile / zu einen Schmiedeknecht geriethe / der mir Seyle für ein Huffeisen gab; da hörete ich unter meinen Kauffschlagen schnackhaftige Schosen. Nemlich er hette in Mehren von einer alten Pulver-Flaschen gehöret / daß sie auff dem Riesen-Gebürge schöne angetroffene Kieselsteine zu sich gestackt / und selbige mit nach ihrer Heimat genommen. Doch hetten sie hernach die Art gehabt / daß sie kein Feuer gegeben / sondern auff alle Schläge / so auff dem Stahle gethan / güldene Körnergen gesprenget hetten; deren das alte Weib schier bey eine Puselmütze voll gesamlet gehabt: nach dem die Steine allgemählich abgenützet.
Kurtz vorher gerühmter Rebschläger sagte mir / daß er selber mit seinen sichtlichen Augen gesehen hette /da er in seiner Wanderschafft begriffen gewesen; wie er auff den Gebürge einen wunderlichen Abendtheuer angetroffen / der ein gantz Regiement Ratten vor sich hergetrieben / welche alle wie die kleinen Fercklein geqvickset hetten / und wie die Soldaten vor ihren Führer ins Glied hergelauffen weren. Wie er dieses mit Lust eine weile angeglotzet: da hette er auff jener Seiten gegen über von ferne / einen andern Kerl gesehen (es war aber der Katzen-Veit gewesen) der etliche hundert Katzen in guter Ordnung vor sich her hatte marchieren gehabt; biß so lange / daß die beyden Armeen an einander gestossen / und sich unerhört herdurch geratzt- und gekatztbalget haben; also daß ein iede Katze eine Ratte beym Kopffe gekriegt / und in einen
Der vorige Mensch wuste mir auch beyzubringen /wie daß der Rübezahl einmal Hechel und Mäuse-Fallen habe feil gehabt / und hin und wieder damit in den Städten herumb gezogen were; biß daß die Waare ihme allgemählig abgehandelt worden; und unter andern ein Hutstaffierer ihme auch eine Mäusefall verschaffet gehabt; Welcher dafür aber betrieglicher Weise schlimm und abgesetzt Geld gegeben; dafür hinwieder der Rübezahl ihme diesen Possen sol gerissen haben. Nemlich so offte der Meister nach der Falle gesehen; so offte war ihme fürgekommen / wie er eine grosse Mauß drinnen rasseln hörete war er aber hinangenahet / Musculos, die nennet man auch Mäuse: Es sind aber Anatomische Mäuse) heraus langt da ihm denn eben ein ander Gleichnüß wiederfahren / was sonsten einem Krebsenden; der unter den Wasser in ein tieff Uffers Loch gelanget / und eine Menschen Hand herausgezogen; drüber sich jener zwar / wie er es angehöret /verstellend gewundert hat / doch endlich die Sache so beantwortet gehabt: Das mag wol ein Schelm gewesen seyn / der sie hienein gestackt gehabt.
Wie ich mir vergangen eine Zutschkanne machen ließ / da wuste mir der Kannengiesser Olims Zeiten / als Qvondam noch gelebet hat und Antea seine Frau noch nicht todt gewesen ein Bauer auff dem Riesen-Gebürge Holtz gehauen habe / der auff alle Hiebe einen Ducaten aus den Baume herauß gezwungen; die ihme / wie eine gebratene Taube / alle ins Maul geflohen weren: Da denn die Gusche so voll davon geworden were / daß er sie hette müssen in den Abgrund des Magens schlucken / und hernach zu Hause (wie die Störche mit den Fröschen verwahren /) wiederumb heraus gurgeln: Da er denn eine Tonne Goldes sol gekälbert haben; welche hernach von ihm geerbet hat sein Schwieger-Sohn; und zwar im Jahre /da man schrieb: Der beste BaVVr Ist eIn SCheLM.
Mit Verwunderung hatte er es gesehen / sagte mir ein Roßtäuscher / daß sich
Erst erwehnter Mensch kunte auch nachfolgendes hervor bringen: Daß er etwan vor sechs Jahren auff dem Gebürge gewesen / und alda eine seugende Sau gesehen / an dessen Brust sehr viel Ferckel gelegen. Es sollen aber die Wartzken an der Sauen gantz gülden geschienen habē / wie mich jener berichtete; Drauff ich denn weiter fort fuhr / und mich befragte / wie er die Wartzken so eigentlich gesehen? Ob er etwan selber unter die Ferckel mit gezutschet habe? Darauff er mir denn also begegnete / ob ich meynte / daß er eine Sau were? Oder ob ich ihn mit säuischē Augen ansehe? Drauff sprach ich: Das Cantor in der weiten Welt /solche ungeheure Säu sein Lebetage gemacht habe /als die war / so ich mit güldenen Wartzgen (halt /Bruder / sagte ich / mit deinen Schweins-Augen wirstu meynen) geschauet habe.
Der vorige alber Dieb schwatzte mir auch für / daß er einen Schäffer-Knecht gekant habe / der auff dem Gebürge einen Gürtel gefunden / welchen er flugs für Freuden über seinen Leib gespannet / und damit fürder gestoltzieret war; Drüber es sich zugetragen / daß der Gürtel dem Schaff-Matzer trefflich zu kneipen angefangen / also daß er sich nicht besinnen können /admitiret, da schläget der Gürtel umb sich / und zu krabetzschet den Kerl / daß er viel ärger springet / als ein Tantz-Pferd: Drüber er zulauffen beginnet / und den Gürtel für allen Kuckuck von sich wirfft / welcher aber den Narren nicht verlassen wil / sondern wie eine Schlange hinter ihm herspringet / biß er ihn abermahl bey den Schaff-Peltz erhaschet / und Hosen und Wammes in tausend stücken zerreisset. Doch solches zwar darumb / weil dieser Mausekopff solches Kleid vor etlichen Tagen einem andern listig weggestolen gehabt.
Ein Apothecker Gesell wolte mir vergangen beyschwatzen / daß er in Schlesien vernommen hette /wie vor 15. Jahren etliche Studenten / über das Gebürge gewandert weren; da sie ohngefehr eine ziemliche Menge junger Pursch angetroffen / die den Ballen geschlagen. Zu solchen Hauffen weren sie aus lüstern Muthe hingespatzieret / in willens habend etwa zuzusehen: Drauff sol es geschehen seyn / daß einer unter den Hauffen sich hervorgethan / und die anwesenden Spectatores zum Spiele invitiret hat: Welche sich aber höchlichst entschuldiget. Vorwendende / es würde schier Abend werden; derentwegen sie denn Zeit hetten / sich von dem Gebürge zu machen / und drunten eine Herberge zu suchen. Hierauff sol der anredende Pursch (es war aber der Rübezahl gewesen /) ferner angehalten haben / und sie schier zum Spiel gezwungen / Compagnie, in zwey Theile absondern lassen / und (nach dem sie die Parol bekommen / es solte durchaus nicht lange wären / so würde die Kurtzweil geendiget seyn: Und könte auch mitlerweile vielleicht geschehen / daß sie was prosperirten: So dürfften sie auch nichts zusetzen / sondern es solte alles von ihnen entrichtet werden) den Ball zuschlagen / sich belieben lassen. Wie nun aber hierüber fast eine Stunde sich verlauffen / und diesen etwas bange geworden / wie sie loß kommen möchten: Da war es unverhofft geschehen /daß die gantze Anzahl verschwunden / und sie im blossen Felde alleine gestanden; Auch den Ball behalten haben / der von Stunde an zusehens in klar Gold verwandelt worden. Hierüber war nun wohl eine schleunige Freude entstanden / doch war das geschwinde Leid darbey auch nit ausgeblieben. Recompens hinterlassen / empfangen hatten. Doch hatten sie bald die Traurigkeit auch zugleich mit ereignet: sintemal sie zu rauffen und schlagen gerathen waren / über den verlassenen Schatz / welchem er zustünde: Indem der eine / der ihn in seiner Faust behalten / eintzig und alleine hatte wollen Herr drüber seyn und bleiben / die übrigen aber ex æqvo haben participiren wollen / sich beruffende auf des einladenten Wörter: Als der gesagt habe / daß sie vielleichte nach dem Spiel eine Belohnung davon tragen könten. Hierunter waren sie nu alle zuverstehen / und nicht der einige allein. Aber dieses hat der Besitzer des Kleinodes nicht wollen gelten lassen / sondern sein Jus Possessionis immer vorgewendet; biß sie sich erbärmlich zuschlagen angehoben / und auch nicht eher auffgehöret hetten / biß ihrer etliche auff den Plätze geblieben; wenn
Eben der vorige mündliche Bothe sagte mir auch folgendes für / daß noch auff eine andere Zeit etliche Studiosi über das Gebürge gereiset / vnn alda ein schönes Wirthshauß angetroffen / welches aber sonder Zweiffel von dem tausend-künstlichen Geiste Glaucomatice war gezimmert gewesen: Hierinne waren die Studenten mit stoltzem Muthe gegangen /wiewohl sie mit leeren Beutel waren angetrabet gekommen: In willens habende / einen wackern Schmauß auszuführen / und dem Wirthe dz Maul zu schmieren / weil sie sich contentiren / im Hertzen gesonnen waren gewesen; Nachdem er sie vorher auff verblendete Weise lustig hatte fressen und sauffen lassen. Nemlich wie die hungerigē Wölffe numehro aus unverschämtheit / auff dem Tisch nach aller schwere hatten tragen lassen / vnn das Kalb also eingeschlagen / Tag vnn Nacht ausgetrieben / und nunmehr willens waren / Reiß aus zunehmen / und dem Gastirer das Versengeld zugeben: Da war alles verschwunden / und hatten sich im wilden Felde / in einem tieffen Schlamm / gantz hungerig vnn durstig befunden / daß
Der vorige Schnadriacker brachte mir auch bey / daß ein armes Bauer-Weiblein bey der Schneeküppe vorbey gegangen / und aus höchster Bedürfftigkeit alda einen Mann umb ein Stücke Brodt angeredet / der ihr zu gutem Glücke daselbsten begegnet. Jener Mann aber (welcher gewißlich der Rübezahl gewesen) hatte sich in Bauren Gestalt antreffen formiret, solchen an die Lufft getreuget / und hernach / in ungezweiffelten Vertrauen / einem Reichen hat verkauffen wollen. Aber wie sie damit zu Göhre gehet / und den Käse aus ihrem Tüchlein heraus wircken wil / damit sie ihn füglicher dem Reichen liefere: Sihe / da war es ein grosser Klumpe Gold / welchen sie nunmehr selber behalten / und ihr Glücke damit verbessert hat.
Ein Geld-begieriger Bauer-Kautz sol mit Fleiß zum Rübezahl auf seine Residentz gegangen seyn / verhoffende daß er für seine bereitwillige Dienste eine stattliche Verehrung erreichen werde. Was geschicht? Er kömt in solchen Gedancken in einen Meyerhoff /(welchen der Rübezahl nur præsentiret,
Interim dem Hachen eingebildet gehabt /) da er von einem Hoffmeister war angeredet worden / daß er ihme doch möchte ein Karn oder etliche helffen Mistladen / vnn auff den Acker fahren. Würde er es thun /so solte es sein Schade nicht seyn. Der Dorff-Limmel verspricht sich eine Weile Hülffe zuleisten / und gedencket mitlerweile auf seinen grossen Nutzen / den er davon tragen würde: doch war er auch zugleich getrost an die Arbeit gegangen / und hatte in kurtzer Zeit einen ziemlichen Misthauffen auff dem Hoffe helffen räumen / biß daß drüber der Abend herbey genahet / und seine bestimte Zeit erschienen / da er hat wollen Abschied wiedernehmen: Da hat der Hoffmeister den Misthansen abgedancket / und zu Lohn einen grossen Tragkorb voll Mist auff den Weg gegeben: Ihn vertröstende Confidentz nicht gäntzlich ablässet / sondern den Qvarck abermal anpacket / und ohngefehr ein Feldweges weiter läufft / da er auffs neu lüstern wird / sein Reichthum zu beschauen: Aber da wird er innen / dz es Menschen-Schund gewesen: Drüber er gleichsfals etwas unmuths wird / weil die Sache nach seinen Wuntsch noch nit gut geworden. Doch verbleibt dennoch Duallis? der zwar da gegenwertig ein zimbliches Stücke bahres Geldes unverhofft hat: Doch gleichwohl nicht minder den übrigen Verlust des Unflaths betauret / da er eine gute Parthey Goldes im Wasser möchte abgespielet haben. Hie hat es wol geheissen /wie jener Poet saget: Qvo plus sunt potæ, plus sitiuntur aqvæ.
Ein frembder Wandersmann sol vor Jahren auff dem Riesen-Gebürge gegangen seyn / und unterweges sol er etwas haben blinckern gesehen / darnach er sich denn weiter bemühet / tieffer in die Erde gescharret /und einen ziemlichen Topff voll Gold heraus gehoben haben; den er zu sich genommen / Tandem, und gehet mit seinem Topffe immer weiter: Der aber über alle Massen schwer wird / daß er sich nicht getrauet damit fortzukommen / derentwegen er denn noch eine Inspection hält / und seinen Topff was genauer betrachtet / da er lauter Kieselsteine gewar wird: Von solchen hat er eine ziemliche Parthey verstreuet / und mit den übrigen weiter gehet /biß er vom Gebürge nunter gerathen / und zu seinervisitiret, und eitel Ma rien-Groschen eines Schlages bey 1500. drinnen findet. Aus diesen und vielen hundert andern Fällen mehr / gibt der Rübezahl zu erkennen / daß man es mit dem Verse des Virgilii halten solle / welcher also lautet:
Durate, & vosmet rebus servate secundis.
Das ist / man sol nicht flugs stutzigt werden / seinen hitzigen Peters Kopff auffsetzen / wenn es nit also bald von statten gehen wil: Sondern dem Glücke etwas ausdauren / und Besserung erwarten: Denn Hoffnung lässet nicht zu schanden werden. Auff diese Weise procediret der Rübezahl in gemein.
Instrument zu tieff hinein /und verderbet sie unter einander / daß er sie gar nit hat können nützen und ausgeben. Dem andern geräth sein schnitthafftiges Beginnen also; Daß alles / was er von den Thalern abgeschnippelt / zu lauter Koth war geworden. Dem dritten war das beschnittene Geld an die Fäuste kleben
Es sol für ungefehr 30. Jahren ein bedürfftiger Handwercks-Geselle über dz Gebürge gereiset seyn; Der vom Riesen Könige (denn also wil der Rübezahl von etlichen tituliret seyn /) ein paar Schue zur Verehrung haben bekommen / die ihm der mildreiche Geist mit dieser Bedingung geschencket / daß er sie zwar tragen solte / doch hernach nicht wegwerffen / wenn sie würden alt geworden seyn. Er möchte sie auch wol so lange tragen / biß er alles weg gegangen und auff die Brand-Sohlen gekommen were. Dieses nimbt der begabte Kerl in acht / und gebraucht sich der geschenckten Modi gehabt / die weit anders außgesehen / als die seine. Aus diesen Ursachen war er veranlasset worden / die Schue zu zerschneiden; Da hatte er zwischen dem Leder unter die Hacken so viel Ducaten gefunden / als er sie Jahre getragen. Drüber er traurig geworden / und sein albers Vornehmen betrauret / daß er die Schue nicht länger behalten / und mehr Jahre getragen habe; weil er hierauff einen grossen Schatz dermahleins hette erlangen mögen / der ihm aber nunmehr außgeblieben were /weil er aus Hoffart seine altväterische und Rübezahlische Schue zerschnitten / ehe er sie auf die Brand-Sohlen gebracht / das heisset:
Schu non mutabis, donec plurale videbis.
Das ist:
Wie unlängst das Getreyde in unserm Vaterlande / so muthwillig theuer gemachet wird / in deme es von den Wuchern hinausgeschafft / und den Fremden verkauffet ward; da sol es geschehen seyn / dz ein Korn Jude etliche hundert Wispel Rocken auf seinen Boden liegen gehabt: Umb welches zuverkauffen er auch vielmal von bedürfftigen Landesleuthen angeredet ist worden: Aber vergebens; denn dem unbilligen Menschen war es noch nicht theuer genug gewesen; ungeacht / ob man es schon für 5 oder 6. Gülden verkaufft und eingekaufft: Derohalben er es admiriren wollen / und seine Seele mit jenem Biblischen Dardanario glückseelig preisen: es geschienen sol haben / wie alle Körnerichen lebendig und zu Würmen würden und nach einander zum Kapfenstern hinausflögen: den Boden aber leer verliessen. Ach wie sol der Galgenschwengel da angefangen haben zu grausen: Ja er sol bedacht gewesen seyn ietzt einem Strick zu suchen / unn seinen Schelmischen Rumpf drein zu hencken / wie man denn auch sagen wil / daß es in gegenwertigen Leufften sich anderswo begeben: Daß / wenn andere Geitzhälse vernommen / daß das Korn beginne abzuschlagen /sie gleichfalls nach stranguliren wil / und das Seil angeknüpfft gehabt: Da sol der Geist dem Henckers Gebrathens die Glutzen eröffnet haben / daß alles Getreyde noch vorhanden gewesen / derentwegen er sich denn nicht gehangen / sondern mit Freuden herunter mitten ins Korn gesprungen. Aber nichts desto minder war er in seiner Schinderey fortgefahren / hat das Korn nicht loß schlagen wollen / ob gleich viel Mangel-leidende Menschen es für einen ziemlichen bahren Pfennig begehret / solches sol dem Rübezahl verdrossen haben / daß er mit der vorigen Bedräuung den Kerl nur gestärcket / und unverhofft seine unbarmhertzige Seele verhärtet gehabt / derentwegen sol er ihn härter angegriffen haben / folgender Massen: Wie etliche Tage hernach der Wucherer abermal seine Augen-Weyde und ungebührliche Hertzens-Lust / an Beschauung des Getreydigs præsentiret / grosse Augen wie Käse-Näppe mit feurigen Strahlen erblicken lassen / und ein Maul gehabt wie ein auffgethaner Sack: In solcher Positur, sol er geschwinde alles Korn angefangen haben zu verschlingen / daß der bestürtzte Rocken-Matz vom Boden gelauffen / wie ihn der Hencker herunter jagte / und hiermit war alle seine Hoffnung aus gewesen / da doch sonsten es heisset / Spes alit agricolas; da hat diesen ungerechten Haußhalter die Cura, (qvasi cor edens) überfallen / und allgemählig gantz abgezehret / daß er für Leyd mit Ach und Weh den allerletzten Virgilischen Vers scandiren oder descendiren gelernet: Vitaqve cum gemitu fugit indignata sub umbras. O recht! Das ist die rechte Scherne / darinnen der Teuffel sein Korn ausdrischet / wenn er auff seine fasciculos mortuorum, (da hingegen der liebe in fasciculo viventium, oder Bündlein der Lebendigen / abgefasset hat:) oder höllische Bünde mit Feuer Flegeln herwischet / und sie dermassen tribuliret, daß sie in Ewigkeit büssen müssen / wie denn jener Mäyntzische Bischoff / der dockmäusigter Hatto sich gewißlich unendlich leidet. O ihr ungerechten Einerndter / kommet mit Freuden / und bringet eure Garben / so wird euch solches Unheil nicht begegnen / sondern werdet Freude die Fülle haben / und liebliches Wesen zur Rechten GOttes ewiglich. Weiter kan ich auch alhier nicht verbergen / daß ich nicht aus Hertzens Grunde solte der löblichsten Obrigkeit / an meinem geringen Theile gebürlich dancksagen / dz sie der begonnenen Schinderey weiter abzuhelffen / sich eusserstes bemühet haben: Indeme sie allhier im gantzen Lande scharffe Befehl angeschlagen / daß man das Korn im Lande behalten möchte / welches der gnädige GOTT uns allhier zum gemeinen Auskommen Saturninos entweder bekehren /oder in ihrer Ungerechtigkeit umbkehren / weil sie mit solchen GOttes Gaben ungebührend umbgehen / die sie gleichsam geschenckt bekommen / und zwar aus der Erde / unser aller Mutter. Was gedencken doch die boßhafftigen Schacherer / solte wohl dermaleins die liebe Erde solche verzweiffelte Söhne beherbergen / und nicht ausspeyen / wie mit etlichen Parriodis geschehen.
Ein Fuhrknecht aus Schlesien erzehlete Satyros erblicket / für welchen greulichen Gayß-Männern er gleichsfalls förder getrabet: Biß ihm noch einmahl die Lust / Rücklings umbzusehen / angekommen / da er unterschiedliche Geygende Nymphen hinder sich were gewahr worden / die gleichsam auff ihn zugeeilet / und mit dem Kopffe gewincket hetten: darüber er abermal einen Schuß gethan / den Kopff zwischen die Ohren genommen / und die Füsse auff den Nacken / undFuriosität bekommen / sich noch ferner umbzusehen / da er ein hauffen Bachanten mit Sack-Pfeiffen gesehen /welche unerhört mit ihren Hörnern zusammen gestutzet / und ihn noch mehr gegrauet / ferner zuzusehen /und auffs neue eine Hitze zu eilen erlanget habe / daß ihm auch der Schweiß über solchem Rennen über den gantzen Leib gelauffen: Doch hätte er es noch immer nicht können angeben / sich Rücklings umbzuschauen / da er eine Menge Eseltreiber mit Krump-Hörnern vermercket / die alle spornstreichs zu ihm zugerennet: Drüber nochmahln gezwungen worden / Reiß aus zunehmen / und / wie ihme der Kopff brennete / davon zu hüpffen. Aber dennoch hat sein lüsterens Gemüthe es nicht mögen geschehen / daß er für sich seines Weges fortgegangen were / sondern ist abermahl stehen geblieben / und hat sich nach dem Spielwunder oder Syrene,
Instrumenten, und Clavcordia gelegen / darbey gruntzende Sauen gesessen / bey etlichen auch mauende Katzen: Welche in die wette eine gräßliche Harmoni gezimmert und geklimpert / daß dem Fuhrmann die Ohren davon gegellet haben. Ja er gedachte auch / daß er unter diesem Troppe ein grosses Rück-Positiv were ansichtig worden / darauff nach der Reihe lauter Tachhasen oder Katzianer gesessen / erstlich alte / und hernach immer kleinere /ihre Schwäntze hat sie an stat der Clavir gebrauchen lassen / ihren Mauseköpffichten Hals aber an stat der Seithen oder Pfeiffen: An solchen Schwäntzen hette ein Küster moduliret, und solmesiret, unn eine greuliche Music zuwege gebracht / daß er / der Fuhrmann /schier erstarret were / und hievon alleine Anlaß genommen hatte / sein Festina lentè zu peitschen / und auffs neue sein Hasen-Pannier aufzuwerffen / Compagni Qvacksalber mit Stroh-Fiedeln anmarschirend gesehen haben / die unerhört drauff zu ihm loß gespielet /daß er nicht anders vermeynet / sie würden ietzt gleich kommen / und Trinckgeld von ihm fordern: Derentwegen er denn abermahl auff Stützen seines Leibes fortgeschraubet / und wie ein Ochse von der Schlacht-Banck unauffhörlich davon gelauffen: Wer ihn sehen wil / der mag ihm nachlauffen.
Hans Alberwitz von Zickelnhausen / ohngefehr dritthalb Meilen von Tripstrill bürdig / doch nicht / da die Pfütze über die Weyde henget / sondern der Stiel über die Krabatzschen / wuste mir folgende Relation zu thun: Als daß er bey der præsentiret, die er umb Geldes Mangel nicht gekaufft hette / wenn sie nicht sehr wohlfeil gewesen weren / derentwegen er sie nicht nur alleine behalten / und sein schönstes /und in die Banck gelegtes Geld darfür hervor gesucht und bezahlet hette. Nun war es drauff in einer halben Stunde geschehen / daß eine fürnehme Person vom Adel durch einen wiedrigen Weg zu den Jubelierer zu Pferde gekommen / und etliche silberne Becher und güldene Ringe begehret / die er ihm auch gelieffert gehabt: Aber die Bezahlung dafür war seine vorige Müntze gewesen / die er dem Juden außgezahlet: Derentwegen er denn bewogen worden / den Cavallier freundlich zufragen / wie er zu diesem Gelde gerathe? Darauff ihme die Antwort geworden; Er solte sich unbekümmert lassen / weil er seine richtige Sorten, und Gepräge an der Müntze weg gewesen / und hatte andere schlechtere Baarschafft dafür angetroffen: Welches ihn höchlich zur Verwunderung gebracht. Indem er aber mit solchen Gryllen schwanger gehet / so war eben eine Gräffliche Person gekommen / hätte allerhand Kleinodien begehret / die er auch fürgeleget hat: Zur Bezahlung aber war ihm wiederumb sein vermissetes Geld auf den Tisch geleget worden / darüber er in Bestürtzung gerathen / doch abermahl nichts sagen dürffen / weil er gar wohl gesehen / daß der Rübezahl mit im Spiel
Ein Dopler sol vor Jahren im Zweiffelmuthe auffs Gebürge gangen seyn; verhoffende es werde sich Rübezahl gegen ihn / freygebig erzeigen: Wie es denn auch geschehen / daß er ihme begegnet / ihn einen Kammerrathen genandt / und mit einer Karten begabet hat. Doch sol der Geist bey solcher Verehrung dieses ausgedungen haben; daß der Dopler alle Bletter wohl auffheben müste / und keines darvon verlieren: Sintemahl es alsdenn geschehen würde / daß er ein treffliches Auffnehmen und Glück haben solte. Noch weiter müste er auch solche Karte nicht einmahl wegwerffen / wenn sie gleich alt geworden und abgenützet were: Sondern solte Blat für Blat nehmen / und eintzeln beym Taback sauffen ans Licht anzünden / verbrennen / und die Pfeiffe semper lustiger und nunqvam trauriger Kautz / nur alsdenn aus den Blättern Gold distilliret, wenn er die Karten verbrant / unn bey der Pfeiffen genützet hat: Sonsten hat es ihme nicht wollen angehen; indeme er es versuchet / etliche Blätter besondern gepulvert / distillier-Werck / und Goldmacherey; hat es der Kerl gekartet / daß er einen Scheffel voll Ducaten sol erworben haben: Dafür er im Kriege trefflich gestiegen /und endlich gar ein Rumormeister oder Hurenwebel war geworden.
Ein guter ehrlicher Mann sol einsmals eine Bestia und dickheutigen Balck zum Weibe gehabt haben / damit er durchaus nicht können zu rechte kommen / oder sie besser machen: ungeachtet / ob er sie gleich wie ein Tantz-Pferd herumbgeprügelt / und wie ein Stembshorn schuriegelt hat; so hat es doch nichts wollen helffen; sondern ist übel immer ärger geworden. Drauff er denn sol nach den Rübezahl gespatzieret seyn / und umb eine Weiber-Wurtzel gebethen haben: Doch welche dergleichen Krafft hette / daß wenn Nolim tangere hervor / und rühret sie gewaltsamb an allen Orth und Enden des Leibes an / daß sie Ach und Weh geschrieen: Darneben es aber geschehen / wenn der Mann zwischen die Schläge gefraget; ob sie ihme nun folgen wolte? So war allezeit ein Ducate aus dem Stocke heraus gefallen; welchen dz Weib aber nur gesehen und zu sich unvermerckt hat auffnehmen können; derentwegen virgula divina oder aurea und Wüntschel-Ruthen sie mehrmahls möchte berühren: Darbey sie denn ohn unterlaß geschrieen; ich wil nicht: Doch hat sie sich nur dieser Wörter darum gebrauchet; damit sie dem Manne dergleichen mehr Wörter möchte herauslocken / und er sprechen müste; Weib wilt du folgen? Alldieweil sie vermercket / daß es bey solcher Stimme lauter Ducaten für sie geregnet; darnach sie immer mehr Beliebung gekriegt / und des Goldes nicht hat können sat werden; ungeachtet / ob sie schon greulich drüber war zu quetschet worden /ja endlich gar / nach Verlauffung eines Jahres Fristes (drinnen sie alle Tage sich einmahl oder vier hatte herdurch pritschen lassen; nur umb des Gewinstes willen /) für Schmertzen gestorben: Da denn der Mann erstlich hinder seinen Schatz gekommen / nach dem die alte Katze war todt gewesen.
Es sol einer vorweilen trefflich gedamet haben / das aus und ein / oder Tick Tack spielen können: Deme sol der Rübezahl zur Belohnung ein Bretspiel geschencket haben; darbey berichtende / daß es wohl müste auffgehoben werden: wenn es dermaleins ersprießlich seyn solte. Nichts destoweniger aber /dürffte er drinnen / nach aller Beliebung spielen. Aber was geschicht? Es verleuret der verführte Mensch über solches spielen sein Haab und Güther / daß er auch die Asche nicht einmahl auff seinem Heerde zu eigen behelt: Drüber er denn in Verzweiffelung gefallen / und sich hat erstechen wollen. Doch damit seine Rache nit aussen bliebe / so soll er ihme erstlich vorgenommen haben / dem Rübezahl zu trotze / das Bretspiel in tausend Stücke zerschlagen / und darnach mit Feuer zuverbrennen. Indem er gleich drüber begrieffen ist / und sein Corruptio est alterius
generatio: Si perditur alia, nascitur inde res alia. O last das Bretspiel fahren; vielleichte gehet dir es auch so /daß du Gold für Holtz erlangest.
Ein verzweiffelter Schöps / der umb alles das seinige kommen war / und in der Bierkanne abgebrant were /wenn er seine Magens-Gluth nicht stets gedämpffet /und ohn unterlaß mit Bier geleschet hette. Solcher verzweiffelter Kerl bekehrete sich dermaleins; und wüntschete / daß ihm der liebe Gott doch auffs neue etwas bescheren möchte; so wolte er gemacher thun /eingezogener und rathsamer leben. Ja er bath Tag und Nacht / daß er doch ein Kindgen möchte kriegen: Alldieweil er gehöret; daß damit zugleich Seegen erlanget würde: Denn spricht man / bescheret GOtt ein Häsigen / so bescheret er auch ein Gräsigen. Und indem kömt eine Frau in die Wochen; drauff er ausgehet /
Ein Excellenter Säuffer überkam einsmahls zum guten Rathe; daß er doch eine Sparbüchse zulegen möchte / und darein nur täglich einen dreyer werffen; so werde er des Jahrs über auffs wenigste etliche Gülden vor seine Kinder samlen: Damit er doch also nicht alles verschwabbeln möchte / und aurum potabile alchymistisiren. Hierauff gehet er zum Töpffer /und kaufft eine dergleichen Büchse; die ihme denn vom Rübezahl verlassen worden; als welcher sich vor einen Töpffer außgegeben. Weiter samlet auch der Durchbringer alle Tage einen Dreyer: Damit er dermahleins seinen Kindern ein tägliches Patrimonium verlassen möchte; deren er zweene gehabt / und endlich sind zu heyrathen kommen /
Vnd auff solche Art hat der Vater dennoch seinen Kindern ein grosses zugewandt / ungeachtet / ob er schon alles versoffen: Du must aber wissen / daß die Sparbüchse nicht klein gewesen / sondern schier wie ein Brauer-Bottich im Umfange gewesen: Dieses Geschirr war lauter voll Gold befunden worden / nach dem der Vater bey die dreyssig Jahr drauff gesamlet /und seine Dreyer hinein gestecket. O du Asodischer Mensch folge diesem Rathschlag / so kanstu dermaleins auch einen rathsamen Schlag thun / wenn du deine trächtige Büchse eröffnen wirst.
Ein Schüler hatte sich auffs fischen und Vogelstellen gewindet / und die Schul mit den Rücken angesehen: Indeme er nichts geacht auff folgenden Vers / welcher ist: Per Pisces & aves multi periere scholares. Weil der Rübezahl aber sahe / daß es mit dem guten Kerls dermahleins möchte auß werden / so erbarmet er sich über ihn / und halff ihn zum unverhofften Mittel. Nemlich es wolte der Knabe einmal ein Blaßrohr kauffen / damit er die Spatzen desto besser putzen möchte / da bekame er von dem unerkanten Rübezahl ein dergleichen Rohr / daß alle Dönerne Kugeln zu Golde machte: Die der Knabe endlich nit mehr nach den Vogeln außbließ / sondern gegen eine Wand / daß es pufte / weil er
Es wolte einmahl ein Kerl gerne reich werden / und wuste umb alle Wunder nicht / wie ers solte beym rechten Loche angreiffen: Zu dem nahete ohngefehr der verstelte Rübezahl / lehret ihn / wie er müste Quecksilber nehmen / und solches mit dem Napello kochen / so würde er ein ziemlich Gewichte an Silber aussieden: Welches denn auch geschehen / wie mir ein Apotecker von Hirschberg berichtete: Welcher es aber selber wol practiciren
Ich legete mich vergangen auff den Frosch-Mäuseler /und studirte drauß / dem Henger ein Ohr ab / doch habe ich noch dieses endlich drauß gemerckt / weil es in meinen Kram dienete / daß der Rübezahl für 380. Jahren sich als ein Frosch gestellet / und in der Weyde bey einer Kuhe herumb gehüpffet habe: Weil der aber so ein klein Putznicklichen gegen die Riesen-Gebürgische Kuhe gelassen / so habe er angefangen auffgeblasen zu werden / biß daß er sein Fell außgedehnet /und wie ein Polnischer Ochse geworden: da habe er angefangen zu
Vor vielen Jahren sol dieses geschehen seyn / daß nemlich ein Bauersmann aus Schmödeberg einen Amboß geholet / und selbigen über das Gebürge hat tragen wollen / etwan einen andern Schmiede zu Gefallen / der ihn gebrungen / und solches Instrument in seiner angerichteten Werckstadt hat nützen wollen. Wie aber der vorige Bauer unterwegens gewesen /wird endlich im Gehen das Stücke Eisen ihm auff dem Halse so schwer / daß ers nothwendig auff die Erde hat müssen fallen lassen. Wie dieses geschehen / da hatte solcher Amboß einen dergleichen Schlag in den Felsen gethan / daß es weit und breit nicht allein erschollen / sondern das Erdreich unterwerts zerborsten / und Augustus Etzlerus in Isagoge Physico-Magico Medica. c. 1. pag. 40 Montes Saturni sunt. Huc qvoqve gigantes pertinent, qvi magnæ & proceræ staturæ montana loca incoluerunt, sicut in Silesia montano tractui nomen indiderunt, qvod ibi olim habitârint gigantes, ubi & crania majora repetiuntur: Sicut in Thessalicis montibus sæpè tempestate detectâ terrâ maxima σκέλετα inveniri testantur historici.
Et Plinius asseverat in Creta Insula
Montem qvendam concussum corpus detexisse humanum qvadraginta cubitorum longitudine, & in eadem Insulacranium dolii magnitudine effosum fuisse Sabellicus testatur: Sicut in Sacris Josuæ II.
Ein Schösser hiesiges Orths that mir zuwissen / daß er in Schlesien in seiner Jugend vernommen hette: Wie ein Wandersmann über das Riesen-Gebürge sol gegangen seyn / da er abwegicht geworden / und in die Irre gerathen; drüber er einen Baum ertappet / indessen
Ein recht betrüglicher Becker sol zur wolfeilen Zeit sehr viel Scheffel Weitzen an sich gebracht haben /und gesonnen gewesen / solche etliche Jahr liegen zu lassen / damit er sie dermaleins desto theurer könte verkauffen / wenn es zur theuren Zeit hingeriethe. Aber der Rübezahl hat ihme solche ungebührliche Hoffnung besaltzen / und die intendirte Schinderey belohnet. Nemlich / wie solcher Weitzen allbereit ein paar Jahr auff dem Boden gelegen und das Getreyde allmählich angefangen auffzuschlagen / drüber sich der Becker erfreuet / und viel Geld zumachen gedacht. Aber indem er den ersten Scheffel wil vollmessen / da befindet er / daß es lauter Tresp oder Unkraut gewesen / drunter kein Körnichen guter Weitzen vorhanden. Ey / wie war es da kahl falliren lassen.
Nachdem vor vielen Jahren ein grosser Schnee gefallen / so sol sich da bey dieses an der Schnee-Küppe zugetragen haben: Daß / nach dem der Schnee alt und verschmeltzen wollen / ein sehr grosser Klump von oben herunter in dem Thal gefallen / welcher aus dermassen helle geklungen / daß sich anwesende Leute sich sehr drüber verwundert / und nicht gewust / wo der Schall möchte herkommen: Aber eine Zeitlang hernach / wie der Schnee zu lauter Wasser geworden /ist er ans Tageliecht gekommen: Weil die nechsten Bauren dran etliche Hüte voll Ducaten sollen gefunden haben: Die sie doch ihren Kindern für Rechenpfennige / Nam nunqvam gravis ære domum mihi dextra redivit: qvia sum ex tribu Levi.
Es sol einmahl (ich weiß aber nicht wenn / denn es mag wol lange geschehen seyn) ein Knecht aufs Gebürge gegangen seyn / damit er dem Rübezahl seine bereitwilligste Dienste præsentirte, weil er vernommen / daß viel Leute was wichtiges davon gebracht /wenn sie es treulich mit ihm gemeynet gehabt. Und in solchem Vorhaben
Man wil sagen / daß der rechte Förder-Fuß eines Maulwurffs sehr köstlich vor vielen Dingen seyn solle / wenn man solchen stets bey sich trägt / vnn vorher stilleschweigens einem lebendigen Thierlein abgebissen: Wie ich hiervon in einer Centurie meiner Weiber Philosophi mit mehren handeln werde. Wie aber solcher Aberglaube einem Schlesischen Bauersmanne kund geworden / sol er mit Fleiß auff das Riesen-Gebürge gangen seyn / und sich alda nach einem Maulwurff umbgeschauet haben: Drauff es geschehen / daß er nach
Vor etlichen Jahren sol einem vornehmen Manne die Lust ankommen seyn / des Rübezahls seine Residentz zubesehen: derentwegen er denn auff das Gebürge gangen / und sich sonderlich auff der Schnee-Kippe umbgesehen / hin und wieder gegangen / biß er alles
Die Poeten fingiren viel von den güldenen Aepfeln /die entweder sollen gewesen seyn in fortunatis Insulis, oder in des Junonis Garten auff dem Atlante in Mauritania, drüber der Hercules ein Dieb geworden: Wie denn auch nicht minder Dia Eris einen von herauß gestohlen haben / wie sie auff des Peleis seine Hochzeit einen dergleichen in die Rappuse geworffen / drüber sich Juno, Minerva und Venus gezancket /biß sie der Schäffer Paris entschieden. Ob nun aber dergleichen güldene Aepffel in rerum naturâ sein Leben gewesen seyn / oder ob man sie für Quitten und Pommerantzen halten sol / das laß aureum ramum excerpiren, sondern auch güldene Frucht nehmen / wie solches die folgende Geschicht bekräfftiget. Da ein armer Bauer im Herbste mit Fleiß auffs Gebürge gangen war / in willens einen grossen Korb voll Holtz-Aepffel zu suchen / und dieselbe im Winter zu geniessen. Drüber er denn auch seines Wuntsches rechtschaffen theilhafftig wird / indeme er wacker Obst antrifft / damit nach Hause gehet / und in gute Verwarsame nimbt / biß der Winter eintritte; Da sie nun nach seiner Meinung mürbe genug dürfften geworden seyn: Derentwegen er sie hervor suchet / auffschneidet / und theils kochend /theils auch rohe essen wil. Aber da war er inne geworden /
Man schwatzet viel Zeuges von dem Nacht-Männlein / welches die Leute sol drucken; Item man schläget auch unterschiedliche Mittel vor / wodurch man solchen incubum vertreiben könne: wie Schwenckfeld lib. 3 Fossile Siles. pag. 370. Eine Arth Krötenstein /zu Griegisch Brontian geheissen / nit allein nennet Pygmæen Stein / Ephialtem abhibiret, und noch an einen andern Orte benennet er ebenmässig ein Abergläubisches Weibermittel wider solchen Alp. Davon auch in meiner Weiber Philosophia viel Schnacken zu seiner Zeit können nachgeblättert werden. Itzund habe ich nur für / zuerzehlen / wie sich der Rübezahl in einen Alp verstellet. Nemlich ein Bothe / welcher über das Gebürge seine Verrichtung gehabt / sol sich verspätet haben; derentwegen er gezwungen worden / bey der einbrechenden finstern Nacht / sich unterwegens niederzulegen / und die Nacht über zu ruhen. Wie es nunmehr schier umb zwölff gewesen / sol der verstalte Rübezahl in figur einer rauchen Katzen heran geschlichen seyn / und den Mann sehr geängstet haben; Michaeli Crugenero angetroffen / in seinem Chymischen auffgewickelten Gebrauche und Bereitung seiner Elixiren: capite 1. Sect. 9. pag. 38. etc. Da er über alle massen hüpsch von dem Alp discuriret: Indeme er dessen Natur und Cur zu erkennen giebt; welches miteinander zweiffels ohne den imbrünstigen Leser Crügneri Sermon ist folgender. Von dem Nacht-Gespenst. Ephialtes oder Incubus, das Nacht-Gespenst / oder Alp: Etliche halten diese Kranckheit für einen Vortrab der fallenden Sucht; weil in derselben der Leib dermassen beschwert / daß die Bewegung und Rede dadurch verhindert wird. Solches wiederfähret aber diesen Menschen / der auff dem Rücken lieget / vnn im Schlaff fühlet / als krieche ihm etwas von den Füssen an biß zu der Brust hinauff / und dann ihn als ein Gespenst hart beschwere und drücke. Denn der Athem und die Stimme wird verhalten: deswegen solche Leuthe biß weilen ein Winseln vnn Kirren von sich hören lassen. Etliche halten es für ein lauter Teuffels Lutheri und in dem Augustino daß ein Weib in Ungarn von einem Gespenst ein Kind zur Welt gebohren habe. Wohl zu glauben ist / daß ein solch Gespenste die Melancholische Leute ehe angreiffe als andere / die nit so schwermütig Geblüte haben. Ob sich aber der Teuffel durch natürliche Mittel vertreiben läst / ist noch im Wortstreite / und disputiren viel hiervon die Gelehrten. Etliche halten davor / dieses sey ein Gauckelwerch des Gespenstes und der zauberischen Leute /und müsse durch dergleichen Gauckelwerck des Gespenstes vertrieben Fuga Dæmonum genennet wird. Und ich halte meines Erachtens dafür / es sey kein Aberglaube / ob man gleich solches und dergleichen andere gute Kräuter im Hause gebrauchet und auffhenget / doch sage ich diese Bedingung hierzu / daß man GOtt darbey nicht aus den Augen hindan setze / sich darauff verlasse / noch einen GOtt darauß mache. Denn wenn vor das Gespenst Wintergrün / Eisenkraut / Teuffels Abbiß / Rauten / Beyfuß / Pœlonien und rothe Corallen halten mag. Und ob gleich der Teuffel durch ein ernstes Gebeth Elixir von ieden 10. Tropffen / in Melissen- und Johannis Kraut Wasser gebrauchen / und darmit eine zeitlang anhalten. Was die Jungen Witben betrifft / so kan ihnen solch Übel von Verstopffung der Blumen / oder Fäulung des Saamens / leichtlichen begegnen / welche dann / wenn sie das rechte Mittel des Mannes erlangen / am besten in vorige restituiret werden: Im Fall aber mögen Junge Witben / und verlebte Jungfrauen /do sie des Mannes Mittel nicht haben / noch wieder erlangen / das erwärmende Haupt-erwärmende Mutter- und erwärmende Hertz-Ellixier, von ieden 8. Tropffen zugleich unter einander vermischt / des Abends eine zeitlang in Melissen / Beyfuß- und Johanniskraut Wasser gebrauchen. Sonsten wenn bey ihnen viel übrig Blut vorhanden / sollen sie zur Ader /oder ihnen Köpffe setzen lassen. Speisen und Geträncke / welche grob Geblüthe machen / so wohl auch dumpffichte Gemächer und Schlaffkammern / denen das Secret oder heimlich Gemach nahe ist / sollen vermieden werden. Geräuchert Fleisch und Fisch / ingleichen was eingesaltzen / und sonsten schwer zuverdauen ist; Alle junge oder sonst starcke und wohlgehöpffte Biere und schwefflichte Weine: Item alle mühsame Geschäffte unn schwere Gedancken / sonderlich des Abends / sol Spectacul ansehen / oder unfreundliche Historien lesen. In Summa / wer diese Kranckheit recht curiren wil / der muß vor allen Dingen die rechte und eigendliche Ursache derselben recht erkennen und in acht nehmen. Ist denn der Mensch von Natur schwermütig / so sol man / wie billich / nach dem jenigen trachten / was ihn ermuntern / und zur Fröligkeit anreitzen kan / utzd denselben / es sey zu Tag oder Nacht / nicht alleine lassen /sondern vielmehr mit ihme freundlich umbgehen / und wo dieses noch nicht helffen wil / die Music und allerley Kurtzweil zu Hülffe nehmen. Hierzu gehöret / was voriger Autor d.l. in Appendice beyfüget. Als pag. 32. etc. da dieses stehet: Gewiß ists / daß die Action des Magens und Miltzens groß unn mächtig / und an stat des Hertzens ist / auch desselben Ambt verrichtet. Denn der Miltz hat in solchen Krümmen / lebhafft und reiche Zahl der Puls-Adern seine
Conceptus nicht umbsonst / sondern so offt er seine
Vor vielen Jahren sol ein Handelsmann mit vielem Tuche auffs Gebürge gekommen seyn / solches loß zuschlagen / und denen zuverkauffen / die es begehren Profit gedacht /denn er flugs draus machen wolte / so ferne sich nur ein Kauffmann ereignete: Siehe / da kömt gleich der unerkante Rübezahl / und fraget was er zu kauffe habe? Wie ihme die Antwort aber wird / daß es Gewandt sey / und den Preiß vernimt / läst er ihme 50. Ellen abmessen / und zahlt auch auff der Stelle dafür /bey anderthalb hundert Thaler an lauter Ducaten: welche der Handelsmann in seinen mit sich genommenen Kober streichet / und seines Weges förder reiset: Sich glückseelig preisende / daß er auff der Landstrassen so eine herrliche Messe gehalten / als er vielleicht auff keinem Jahrmarckte thun möchte. Aber solches Frolocken war zur Traurigkeit endlich hinauß gelauffen /wie er nach Hause gekommen / seinen Kober eröffnet / und das Geld zu seinem Schatz hat legen wollen: Denn da hat er keine Ducaten Magister, bey Königsberg her / allhier mein sehr guter Freund / daß in seinem Patriâ auff einer breiten und grossen See die Fischer ihre Netze ins Wasser stellen sollen: Zu welchen sie hernach etwan umb den andern oder dritten Tag sich erstlich wieder hin machen / und zusehen / was sie abwesend gefangen haben. Bey solchen ihren Netzen aber / die sie / oder ihre etliche /hin und wieder in der See verstellen / sol ein ieglicher eine hohe Stange stecken / die weit aus dem Wasser hervor gucket / oben aber auff der Unzero de Sale, Bancirillo seu Comment. Salmuthiano, und andern Naturkündigern / daß Mäuse in den Schiffen / drinnen Saltz gefahren wird / oder welche auff dem saltzigen Meer fahren / sollen gezeuget werden? Aber was hat jene Bewandnüß hiermit zuthun? Indeme dieses Wasser süß und nicht saltzig ist. Daß die Mäuse zwar Spiesse können hinauff klettern / ob sie gleich nicht rauch / sondern glatt seynd / ist ausser allem Zweiffel / indeme mans zum öfftern erfahren hat: Aber hiemit ist noch erstlich die Bekümmernüß Serarius nicht für warhafftig erkennen wollen / sondern vielmehr aus berührtem fundamento, unter andern verworffen. Aber gesetzt / doch nicht zugegeben / daß die Mäußgen da hinan schwimmen: So frage ich drauff / was sie allda machten oder verlohrn hetten? Schauen sie sich etwa umb / wie die Corizæi ob andere grosse Mäuse nachkommen / die sie dahin getrieben? Oder steigen sie auff dergleichen Speculas und Warthen /gleichsam triumphierende / daß sie entweder den Katzen entkommen: Oder daß sie nunmehr die Helffte ihres Weges fast verrichtet: Oder suchen sie / nach erlittener Mütigkeit / Außruhung auff den Stangen / wie von den Störchen und andern Tractat, welchen ich nenne: Des Storchs unn Schwalben Winter-Qvartier. Oder klettert das Lumpenzeug derentwegen die Spiesse hinauff /damit es gleichsam als auff einem Mast-Baum / frisch Land erkundigen möge / dahin es weiter schwimmen wolte? Aber solche Muthmassungen sind alle vergeblich / wenn man auch gleich zugeben wolte / daß solche Mäußgen im selbigen Wasser veneriret würden: Sintemahl es gar zu klein ist / und gäntzlich keine Kräffte hat / an solchen Spieß hinauff zukommen / ich geschweige in der See weiter zuschwimmen. Aberabsolviret wird? aber so fehlet dieser Grund auch: sintemal die Leute frisch Stroh zu solchen Wischen gebrauchen. Und gesatzt /daß es alt Stroh were / so müsten auff solche Weise allenthalben auch auff dem Lande überflüssig und zusehend Mäuse gezeuget werden / welches doch nicht erfahren worden. Oder kommen sie etwan aus dem Spiesse / wie jener Philosophus erweisen wolte / daß aus dem Spieß ein Soldat / und wiederumb aus den Soldaten ein Spieß könte werden. Sed ex qvovis ligno non fit Mercurius. Oder regen sie etwa vom Himmel /wie man Meteorologicis von den Fröschen generiret werden. Woher kommen sie aber gleichwohl /einmahl sind sie richtig da? Da siehe du zu: so antworte ich billich mit Herrn D. Luthero nach dem Beschlusse des unergründeten Worts Dudaim. Vielleicht steigen sonderliche Dünste aus dem Wasser in die Höhe / welche sich oben im Stroh setzen / und dasselbe zur Mäuse Zucht beqvemen / wenn die Sonne starck hinein würcket.
Ein ander armes Weib sol in gleichen Gedancken vor diesem auffs Gebürge gangen seyn; Vorhabende eine ziemliche Ergo, Durabo, & memet rebus servabo secundis. Wer weiß wo Hase laufft; Und ich meine güldene Knöpffe noch auch einmahl mit GOttes Hülffe breche.
Eine andere Kräuter Frau sol sich auff dem Gebürge nach Schüpgen beworben haben; Unter welchen bemühen sie denn auch einen grossen Tragekorb voll davon gebracht: Daraus sie gedacht Muß zusieden /und solches hernach andern Leuten zuverkauffen. Indeme sie aber damit zu kehre gehet; Ja es schier ins Werck gestellet gehabt; drauff sie das caput mortuum, oder daß hinterstellige unnütze Zeig wollen wegwerffen; da sol sie gewahr geworden seyn / daß die Körner lauter gülden Grüß gewesen: Die sie hundertmahl theurer loß geworden; als den Safft / welchen sie darneben draus gemachet.
Ein reicher Mann sol vorweilen einen grossen Garten gehabt haben / drinnen trefflich viel Obst-Bäume gestanden. Von welchen er Jährlich viel Thaler zuerwarten gehabt / wenn er das Obst abgenommen / und andern verschachert gehabt: Drüber er auch trefflich hochtrabend und stoltz mit der Zeit geworden; daß schier kein Mensch füglich mit ihme mehr hat umbgehen können: Wie dieses der Rübezahl gemercket, soll er unzehlich viel Raupen gleichsam an allen Bäumen gemachet haben: Wenn der reiche Schinder in seinen Garten kommen: Also / daß der Kerl endlich drüber in desperation gefallen / und Leid anthun wollen / wenn der Gärtner nicht drüber solte zu masse gekommen seyn / die Ursache erfraget / desperate Wucherer kaum glauben wollen; wenn ihm sein Gärtner nicht mit Gewalt in den Garten auffs neue geschleppet / und die reinen Bäume gezeiget hette. Wie aber dem Juden nunmehr die Augen recht wiederumb geöffnet gewesen / sol er in sich geschlagen haben / und den Hochmuth hinfahren lassen.
Ein Wurtzelmann sol einst ungefehr ein trefflich Hauffen Käfer im Kühe-Mist angetroffen haben / so viel er sein Lebelang noch nicht bey einander gesehen. Weil er aber einen grossen Kober bey sich gehabt / sol er solche Käfer daselbsten destillire, welches sehr köstlich wider die Schwindsucht sey. Und also war er mit den Dreck Krebsen fort gewandert / die anfangs ein grausen Wesen im Kober gemachet hatten / wie er ihn auff seinem Buckel gehabt: Endlich aber war das Zeug immer stiller und stiller geworden / daß er nichts mehr gehöret / da es doch vorher sehr gerauschet gehabt. Derentwegen er sich denn verwundert / wie er nunmehr nach Hause gekommen / den Kober eröffnet hat / da er im geringsten keinen Käfer mehr angetroffen / sondern lauter Stein-Kohlen / und 20. Ducaten drunter / welche er ohn einige Destillation, zu seiner Schwindsucht gebraucht / indeme er dieselben in wenig Wochen verschwendet und durchgebracht hat; Doch damit ich mein vorig corrigire, so hat er solches Geld auch per inferiorem gutturum destilliret, und ein aurum potabile für die Schweine draus gemachet.
Es hat mir dieses Stücke unn nachfolgende mit einander gar viel richtige Geschichte selber erzehlet Anno 1662. den 6. und 7. Junii in Leipzig ein sehr glaubwürdiger und kunstreicher Apotecker von Hirschberg / (nach dem er seine Reise hierdurch hatte / und mich / um vorhabendes Werck zur Vollkommenheit in etwas besser zubefördern / großgünstig auff meinem Lesamente in Paulinô Collegiô, auf Juncker Caspar Barthes discurrireten,) ein fast ältiger Mann / und selber aus Schlesiē in obgemeldter Stadt / so nur 2. Meilen von des Rübezahls Residentz gelegen bürtig / nemlich es sol vor wenig Jahren eine arme Kräuter-Fraue / sambt ihren zweyen kleinen Kindern auffs Gebürge getragen seyn / mit sich führende einen Korb drinnen sie gedacht Wurtzeln zu graben / und solche hernach zuverhandeln / oder an die Apotecker zubringen / drauff sol sie auch eine grosse Hucke feiner Wurtzeln zu wege gebracht haben / aber sie war drüber aus dem rechten Wege gerathen / Resp. Auch wer wolte mir davor einen Pfennig geben / es ist ja nur gemeines Laub / das nichts tüchtig ist. Resp. Ey Frau / lasset euch sagen / und schüttet eure Lumpen Wurtzeln auß und folget mir / etc. Allein es hat der Rübezahl diese Vermahnung so vielmals vergeblich repetiret,
Eben vorgedachter Meister der gelahrten Kücke / erzehlete mir auch / wie einer mit Namen Michael Hehrhold / der noch ietzund am Leben ist / und zu Bautzen sich auffhält / (welcher auch allhier aus Leipzig seine Frau geheyrathet Eventus und Außgange gnugsam bezeugen. Doch gnug.