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M. Johannem Prætorium, Zeltlingâ-Palæo Marchitam; Poëtam Laureatum Cæsareum
Man will viel geschwätzes machen / daß dieser Geist unlängsten gäntzlich von seinem gewöhnlichen Orte weggebannet / und von der Schnee-kippe exterminiret sey; aber dieses ist falsch / und verhält sich mit nichten in der Wahrheit also: Sintemal man gewisse Nachricht hat / daß er noch biß auff diese gegenwertige Stunde verhanden / und seine übliche Schnaken verrichtet hat. Als hab ich mir berichten lassen / daß im vergangnen 1661. Jahre ihrer zween über das Gebirge gegangen / da ihnen unversehens / wie sie des Rübezahls nur in Gedancken erwehnet / ein grosser Fleischershund nachgesprungen ist / hin und her gelauffen / bald vor sie reformirte Hund aber dennoch etliche mahl in vollem curir vor sie bey weg gesprungen ist /und endlich drauff verschwunden: Wobey denn alsobald den Reisenden ein grausen angekommen ist /aber doch weiter gleichwol nichts begegnet / noch erfahren haben; Welches freylich nicht würde ausgeblieben seyn / so ferne sie des hochtragenden Geistes nur gespottet hätten / oder seinen Nahmen exprimiret. Und also hat sich alhier der Ruhbendsagl / per anagram, als Berg Hund erzeiget in einer frembden und nicht offt erfahrner Gestalt.
edition dieses Rübezahls heraus gekommen / von einem glaubwürdigen Bürger gehöret / der mit dem gedachten Reisenden selber daraus geredet. Eben dieser erwehnter Bürger sagte auch / daß ihme etliche Soldaten vor diesem erzehlet hätten / daß sie gleichfals über das Gebirge geritten / anfänglich auserlesen schön Wetter gehabt / und alsbald aus Fürwitz darauff des Rübezahls zu spotten angehoben hätten; schreyende: Kom hervor Rübezahl / und laß deine Künste sehen / so du was vermagst / thue uns was / hast du ein Hertz! Und was des verlachens und heraußlockens mehr mag gewesen seyn: Darauff soll sich in geschwinder eil eine grosse Ungestümmigkeit von Platzregen ereignet haben / daß die Reuter kaum mit dem Leben davon gekommen / in dem es so unerhört mit Wassergössen auff sie loß gebrauset / und so häuffig geschlacket hat / daß auch die Pferde biß unter
Es soll / nicht vor langer Zeit / geschehen seyn / daß ein vornehmer Juncker über das Riesengebürge geritten / und nunmehr seinen Weg fast verrichtet Damm / als auff die Dame lauern sollen. Es heist zwar An nescis, oculi sunt in amore duces. Aber hier hätt es heissen sollen in errore, wiewol es nicht absqve errore und scandalö prosodaicô scandiren läst. Kürtzlich / wie dieser Juncker mit seinen erstarrenden Augen das erschienene Weibesstück zu sehr verfolget hat / da ist er wiederumb von den bösen Geiste verfolget worden: Weil er nemlich nicht auf seinen Wege allerdings gewesen ist / da ihn die Engel auff GOttes Befehl hätten behüten sollen. Hätte er durch sein fleissiges Morgen-Gebet den Schirm des Höchsten begehret: So würde es mit ihm geheissen haben nachdem
Höret / dieses ist ein richtiger Wegzeiger / und ein gewisser Reise-Compaß / nicht allein auff allen Strassen / sondern fürnehmlich / wegen des stätigen Ungethümes / auch auff dem Riesengebürge / wieder die Hinterlistigkeit des Rübezahls. Doch gnug.
Im verwichenen druissig Jährigen teutschen Kriege sol es sich begeben haben / daß eine weinliche Anzahl der Käyserlichen sich zusammen rottiret / und über das Riesengebürge zu streiffen gesonnen gewesen seyn: Wie es denn auch geschehen / daß sie hinauff gerathen / verhoffende: sie werden ungefehr Schwedische Soldaten ertappen. Aber was geschicht? Bald werden sie einen kleinen Troppvermeineter Schwedischen Völcker ansichtig; Auff solche gehen jene tapffer loß / diese aber säümen sich nicht minder / ihrem Feinde mit Gewehr zu begegnen / und ihr Heil gleichsamb (denn es war verblendet Werck / in dem der Rübezahl sich Soldatikωs erzeigete / und mit etlichen andern verstelleten Geistern sich Schwedisch hielte /) zu versuchen. Darauf gehen die Käyserlichen Barbarisch drauff loß / hauen und stechen alle reformirte Reuter darnieder / plündern sie / nehmen ihnen / den zu Boden gehauenen / alle Kleider und Gewehr /
Wie einsmals der Frey Herr von Schaffgotsch auff der Schneekippe mit den seinigen gewesen / und des Orts vorhero gejaget hatte; Da sol ein Page vom Berge herunter gesehen / und drunten im Grunde einen Bergmann verspüret haben / welcher einen schönen grossen Schieffer vor sich gehabt / den er gleichsam aus dem Berge glücklich herausgebrochen / und vollenkommen herausgearbeitet hatte. Solches hat der Diener seinem Herren angekündiget / welcher begehret /er solle fragen / wie theuer der Schieffer gehalten werde / er selber wolle einen Tisch davon bereiten lassen. Hierauff schreyet der Diener Laß mir deinen Herrn etwas anders thun. Da solches für des Freyherrn Ohren gekommen / sol er gesagt haben: Es ist der rechte verstehende / daß es niemand anders seyn muste / als das gewöhnliche Gespenste / der Rübezahl. Doch gnug.
Fůr gleichsam 15. Jahren ist es geschehen / daß ihrer sechs Personen auff dem Riesengebirge gegangen /und auff einem Teiche (welcher zwischen hohen Felsen vom gesamleten Regen und Schnee Wasser erfüllet geworden) den
Anno 1620. seyn zwey Drechsler-Gesellen über das Riesengebürge gegangen /
An 45. dieses Seculi sind drey Metzger aus Böhmen in Schlesien über das Gebürge gegangen / da haben sie in der nähe einen Hirten mit wackern grossen und fetten Schaaffen weyden gesehen: Weil sie nun im wandern drauff bedacht gewesen / daß sie ein Stück oder etliches kleines Viehes verschaffen und nach hausse bringen möchten; siehe / so gehen sie in solchen Gedancken nach den erblickten Schäfer hin / und handeln umb ein dutzend Hämmel: Drüber sie auch endlich eins worden / und das Geld eilends baar zahlen / weil sie gar wolfeil denen Vorkäuffern angekommen und Corydonischen Rübezahl / und treiben ihre Hammel immer für sich hin / welche vervecum in patria, crassoqve ex aere nati waren. Aber wie sie eine Ecke fortgerathen waren / da trägt es sich zu / daß ein frembder Hund hinter sie hergesprungen kömpt / nach solchem sehen sich die alberne Schöpfe ümb / und wollen sich für den anfallenden Strassenröckel ihrer Haut wehren; aber wie sie sich erstlich rücklings umbsehen / da fehlet erstlich der befürchtende Hund: als sie sich aber wieder vorwarts wenden / da mangeln die Hammel / und sind aller Sachen beraubet / in dem sie auch hierüber ihre vorige Baarschafft dem Rübezahl zugewendet hatten. Nach erfahrnem Betrug fangen die Metzger greulich an zu schmelen / und auff den Verfortheiler zu schelten / da der Rübezahl sich alsobald nicht faul hat finden lassen / sondern die Diebischen Lästerer Vocativus, ihr Hudler / euch ist gar recht geschehen / daß ihr antzo ein wenig von eurer Schinderey eingebüsset habt / wer hat euch geheissen / daß ihr im verkauffen die Leute übersetzen sollet / daß ihr die Beine vor Fleisch mit verkauffet / und in eure Würste lauter Blut und Schweiß einfüllet / welches ihr Schelme und Lästerbuben kaum selber fresset / wenn euch auch schon die gröste Hungersnoth übertreffe. Warumb leuet ihr vortheilhafftigen Lümmel / allerhänd Lümmelwerck /Leber und Lunge und allen Qvarck zu guten Fleische / daß ihr es nur miteinander loß werdet / und den Leuten gut und böses beyschmieret? Traun / von diesen Hammeln solt ihr wohl keinen ungebührlichen Pfennig samlen: Von meinen Schaaffen / solt ihr euch nichts verschaffen; Geht ihr Bauerflegel / und gebet was das
Etwan vor sieben Jahren / ist nach Liebenthal zu einem Schneider der Rübezahl in Gestalt eines frembden Junckers hingekommen / und hat ihme von schönem Tuche ein Kleid zuschneiden lassen / welches er umb eine gewisse Zeit hat wollen abholen lassen. Aber was geschicht? Wie erstlich der Schneider das Kleid zuschneidet / da leget er das Tuch doppelt / gedenckende: es werde solches der Edelman nicht mercken: Zum andern tauschet der listige Vogel das Tuch aus / und thut zum Kleide eine andere Gattung hin /und verfertiget davon das bedungene Kleid / welches er auch dem Edelmanne / wie darnach geschickt wird / folgen lässet / wiewol der Schneider das Macherlohn nicht zugleich mit bekommen hat / sondern nur die Versprechung auff die und die Zeit / da es der Edelmann selber narriret haben: Aber / Qvicqvid sub sole est, in apricum proferet ætas. Das ist: Es ist nichts so klein gesponnen / es kömpt doch noch endlich an die Sonnen. Hat es schon der Schneider selber nicht groß offenbaren wollen / so ist es doch nunmehr durch seinen Bedienten geschehen / welcher mich richtig verständiget hat: Wie flagellum Dei, oder der Rübezahl auff diesesmahl die Unartigkeit der Schneider geputzet hat. sed extra Parenthesin,) und in solcher positur schnur gleich auff Meister-Hausen loß gezuckelt /welcher die verwandtē Ziege etliche mahl mit bebender Stimme angemöckert hat / und gleichsam den Meister willkommen / auff ihre Art genennet hat: Der Rübezahl hat nicht minder seiner Wörter geschonet /sondern vielmahl geschrien: Glück zu Meister / glück zu Meister? Wollet ihr euer Macherlohn Basilius Seleuciensis spricht:) sie haben ihnen Schürtzen von Feigenblättern gemacht; Dadurch sie die Bäume beraubet haben. Nemlich / es muste der Anfang der Schneider nicht ohne Dieberey seyn / solte auch gleich der Feigenbaum einbüssen müssen / und sich wegen des ersten Kleides bestehlen lassen. Item / da es unmüglich war /daß Adam / als der erste Mensch / eine Beraubung begehen kunte / in deme ihme alles / ohne das zu eigen war: So muste dennoch das erste Meisterstück der Schneider nicht ohne Abkneipung und Diebstahl abgehen. Wie gar schön hievon redet Aloysius Novarinus in Mose expenso ad Gen. cap. 3. vid. Johan. Henri. Ursinum in Mantissâ ad Acerram Philol. §. 8. p.m. 401. Endlich sprach der Rübezahl prædentirtes Macherlohn / daß du Lumpenhund hoch gnug steigern kanst; Und suche deinen Vortheil nicht mehr an ungebürlicher Unterschlagung / oder ich will dich nach diesem übel zu schlagen / und ärger wilkommen heissen / als diesesmahl geschehen ist. Darauff zuckelte er mit seiner grossen Ziegen und langē Nasen immer davon /und ließ den Schneider stehen: Doch thate er ihm dieses noch fürder zum Schabernack an / daß / so offt hernach der Schneider eine Ziege hat möckern gehört / Er stets gemeinet habe / es ruffe ihm ein Mensch /Virgilius errinnert: Noli occursare Capro: Cornu feret ille, caveto? Aber gnung hiervon / damit nicht auch der Bock das seinige davon bekomme / sondern mit ihme nach dem Virgilio wahr bleibe: Caper tibi salvus & hœdus.
Anno 1658. soll der Schlesische Wundergeist nach Hirschberg gegangen seyn / und allda bey einem berüchtigten Becker allerhand Gattungen Brodt eingekauffet haben; Welches der præsentiret darneben einen gedeckten Tisch / und heist den gegenwärtigen Becken nieder sitzen: Fänget allerhand Discurs mit dem Oelgötzen an / und fraget auch endlich von ihm: Obs müglich sey / weil man das Gewissen an einen Nagel hengen könne / daß man auch die Seele ins Brodt zu backen vermöchte? Darauff erstarrte der / ihm übel bewuste /
Vor etwan 4. Jahren seynd ihrer fünffe Leinweber Gesellen über das Schlesische Gebürge gewandert / da haben sie ungefehr in der ferne vermercket / wie ein schwartzer Münch / nebenst noch andern 4. Nonnen bey einem Teiche gestanden seyn / und theils mit dem Hamen / theils mit den Fischreisen sehr grosse Fische / fast wie Kälber groß aus dem Wasser gezogen haben / welche das Gespenste allemahl in die Höhe gehalten / und die vorüber reisende zugleich mit angeschrieen hat; Kommet! Kauffet / sie seynd wolfeil? etc.
Man höret gar sehr offt / daß sich der Rübezahl gebehren und verstellen solle / in solche Gestalt / in welcher die Reisenden / nach Unterschiedligkeit der Sorten / angetroffen werten. Also soll er sich auch einmal wie ein Müller zu einem andern Müller gesellet haben / ist gleichsam ungefehr auff dem Gebürge zu ihm gerathen: Hat gefraget / wohin er wolle / und denn auch / ob er ihn zum Geferten wolle bey sich behalten? Drauff der rechte Müller ein Ja gesprochen /marchiren / da läst der Rübezahl seine Nase allgemählich einer Ellen lang wachsen / krieget zwey grosse Hörner auf dem Kopffe / und springet wie ein abscheulicher Satyrus davon: Also daß der rechte Müller erschrickt / und Gott umb Hülffe anrufft / der ihm auch nichts wiederfahren lässet.
Auff eine andere Zeit seyn etliche vornehme Herren über das Riesengebürge gezogen / und wie sie fast weit hinauff gerathen / habē sie in der nähe einen Vogelsteller sambt unterschiedlichen auffgestelten Netzen angetroffen / welcher allbereit schon gar viele und mannigfaltige Gesang und sonsten lieblich anzuschauene Vögel in seinen Vogelbauren an einem besondern Orthe stehen gehabt / wie er denn auch noch vielmehr prosperiret /welchē er zu seinem Schatz zweiffels ohne wird geleget haben / und künfftig von jenen wird bekommen und gefunden werden / der seine Residenß einnehmen / und ihn davon vertreiben wird.
Es ist unlängsten eine grosse Albertät von den Jesuiten vorgenommen / damit sie auch noch itzund unverrichteter Sachen / im Schwange gehen. Nemlich / sie haben ihnen fürgesatzt eine Capelle fast an dem Orthe / da sich der Rübezahl am meisten herfürgethan hat /auffrichten zulassen / damit allda anagramma:
Rubentzagel / Tetzeln-Grube. Weiter soll er auch verständiget haben / er wolle die Papisten immer fort arbeiten lassen / biß das Werck absolviret were / da wolte er sich erstlich seiner Macht und Befugsamkeit gebrauchen / und wolte den Strassenräubern schon ihren verdienten Lohn anthun / daß sie ihm ungebeten ins Land fielen / sein Reich verunehrten / und ihn gar für ein Hundsfutt hielten. Er wolle ihnen die Vesper also Wo Gott eine Kirche hat / da bauet der Teuffel eine Capelle dran. Unterdessen (hatte er fortgeredet /) wolte er allerhand Stimmen componiren / nemlich: Bicinia, Tricinia, Qvadricinia, biß zu Centicinia, die er hernach mit seinen Geschwister intoniren und solmisiren künne. Ferner wolle er auch darneben nicht vergessen / unterschiedliche Ablaßbrieffe zu schreiben und Päbstliche Bullen zu verfertigen / damit einiedweder in der gantzen Welt einen bekommen / und gar mit einander keine Sünde mehr ins tausende Glied zu vernehmen übrig sey.
Uber dem Gebürge in einem benachbarten Böhmischen Städtgen ist es vor Jahren geschehen / daß der Rübezahl in Gestalt eines Feuermäurkehrers sich hervor gethan hat / und zu einem vornehmen Manne ins Haus gekommen / seine schwartze Kunst zu practiciren. Nun / der Wirth des Hauses läßt sich den Vorschlag / gefallen / und thut Anstellung / daß der Gegenwärtige Rauchstöhrer eine gewisse Feurmäuer im Hause besteigen solte. Darauff macht sich der Rübezahl zur Esse hinein / raspelt und kratzet / als wenn er das gantz Losament über einen Hauffen reissen wollte / also / daß auch nicht wenig Steine herunter purtzelten: Und solches treibet er so lange / biß er sich endlich auffs höchste hinauff geschoben und gestöret hatte. Da setzt er sich geschwinde mit seiner langen Stangen / schmutzigten
Man lieset / daß vor weilen zu Hameln ein Mäusefänger sich angegeben / den Leuten Pulffer verkaufft /und das Ungezieffer aus der Stadt gebannet habe. Auff diesen Schlag soll auch der Rübezahl in Mähren es versucht haben; Nemlich / er hat den Leuten auch eingebildet / wie er ein besonders Pulver habe für die Ratten / damit wolte er alles Ungeziefer ausrotten. Was geschicht? Die Leute messen ihm Glauben zu /geben ihm viel Geld zulösen / legen das Pulver in ihre Behausungen hin / und befinden / in dem der unerkante Rübezahl noch bey ihm gewesen / daß unmässige Mäuse und Ratten darbey todt liegend ereignet haben; Darauff sie denn solches Ungeziefer /) wie es Rübezahl ausdrücklich gebothen: In dem hierdurch die gäntzliche Ausrottung aller Ratten / und Bemausung aller Mäuse gewißlich Hattonis, præsentiret habe / und theils im schweben / theils im überwegfliegen grausamlich gelachet / und die anwesende Rotte über die falschen Ratten / verspottet und schabernacket habe. Noch partieren versprochen habe / Darauff es auch soll geschehen seyn / daß aus allen Winckeln und Ecken das Ungezieffer so häuffig zu ihm gelauffen sey / an ihm hinan gekrochen / und mitten auff dem Marckte / da es soll geschehen seyn / und dichte besetzet / oder mit sich gleichsam umb und umb verposamentiret haben; Darbey soll allgemählig der Rübezahl immer mehr und mehr gewachsen seyn / damit die Mäuse gleichsam alle an ihm Raum finden / oder sich eintzeln an ihn setzen könten / biß er endlich zu einem sehr grossen und hohen Thurm geworden / da er auch von den Fußsohlen an biß zum Halse hinauff allenthalben dichte voll Mäuse und Ratten gehenget /und nur den blossen Kopff frey gehabt. Wie er nunmehr also alles Ungezieffer angepackt gehabt / da soll er damit Resp. Da siehe du zu / O Door! Vielleicht ist es daher ergangen / wie mit dem Trojanischē Pferde: Wiewol es auch kan geschehen seyn / daß er mit seinen nunmehr langen Stampen über die Thor hingeschritten hat; Aber fein sachte (damit ja keine Maus verzettelt worden /) begeben haben / und allda verschwunden seyn. Zum Wahrzeichen soll noch heutiges Tages im selbigen Städtgen der jenige Marckt der Mäusemarckt heissen / wie er bey uns der Naschmarckt genennet wird. Im übrigen / was diesen Außgang der Geschichte betrifft / so vermeine ich / daß es gantz eine besondere und andere / als die vorige / Begebnüsse sey.
Unlängsten ist es geschehen / daß dieser schalckische Geist zu einem Schencken
Einsmahls soll eben dieses Betrügnüß præsentiret / und vor die Bemühung nicht mehr als nur eine Hucke Holtz gefordert. Dieses alles heisset der Hauswirth gut / gehet den Vorschlag ein / und zeiget ihm etliche viel Fuder / darbey gedenckende: er wolle ihm noch etliche Mitgehülffen zugesellen. Aber hierzu spricht der Rübezahl / nein: Es ist unnöthig / ich will es alles selber wohl alleine bezwingen. Darauff redet ihn der herr noch ferner an /fragende: Wo er denn die Axt habe? Sintemahl er keine bey dem gedungenen Knechte vermerckte. Darauff antwortete der Rübezahl: Ich will bald eine kriegen? Und erwischte hiemit sein linckes Bein / zog solches mit dem Fusse aus den Lenden heraus / und hieb wie er toll und rasend were / wieder drauff erfolgende Behinderung alles Holtz in einer Viertelstunde gar kurtz und in kleine
Ein unbillicher Schöffer hatte vor vielen Jahren von einem nothdürfftigen und armen Manne etliche Scheffel seines Geträydes zur Außpfendung
Es hat mir ein vornehmer Mann des Raths von Greiffenberg durch einen andern glaubwürdigen Leipzischen Bürger erzehlen lassen / wie einmahl
kan ich gar schöne mit dem Ovveno allhier sagen. Und in dem warff er seinen geringschätzigen Stab aus Ungedult so weit weg / als er immer konte. Der ander Mitgesell aber sagte: Ey Bruder / warumb so arg? Ich will meinen Stab behalten / wer weis wozu er gut ist? auffs wenigste will ich ihn zum Gedächtnüß verwahren / damit ich sagen kan: daß ich einen Wanderstock von einem vornehmen Herrn in die Hand gegeben bekommen habe. Weiter will ich hiemit auch practiciren / was jrner Grieche haben will / wenn er gebeut: σοὐκ ἔξεςι ἄνα ξύλού βαδἰζειν: Und immittelst / solcher gepflogenen Reden gerathen sie vom Gebürge in die nechste Herberge. Da besahe der ander Geselle noch einmahl zur Verwunderung seinen participiren / und ein Theil dran haben / und sagt: Bruder halb! Der ander sprach: Nein Narre / warumb hastu deinen Stab nicht behalten? So hättestu eben so viel gehabt / als ich itzund. Hierüber lieff der abgewiesene Kautz und Ephimetheus wieder zu rücke / rennte daß ihm der Kopff gleichsam brannte / und gedachte seinen verworffenen Stab auch wieder zu finden: Aber umbsonst; Da ware Hoffnung und Mühe bey dem Ucaledoti verlohren. Doch gnung.
Zu Reichenbach soll einsmals eine vornehme Gasterey angestellet worden / da der Koch etliche Speisse voll Rebhüner / Enten / Gänse / und ander Feder-Viehe in die Küche auff dem Heerd gehabt / umbgewand und gebraten hat: avocirt und weggeruffen worden. Unterdessen macht sich unversehens der Rübezahl in selbige Küche mit etlichen andern Spiessen voll Rattē und Mäuse / leget solche über die vorige Spiesse / und wendet sie lustig bey dem heissen Feuer herumb / daß des Ungezieffers Fett hauffen weise auff die Rebhüner und andere gebraten Gevögel herunter treuffelt: Biß endlich der rechte Koch sich wiederumb eingestellet hat / da der Rübezahl verschwunden ist / ließ die gebraten Mäuse etc. hinter sich auff die angestellte Gasterey. Friß nun Gebratens wer da wil: Ich begehre kein Bißlein davon. Doch gnug.
Es hat mir unter andern Sachen ein guter Freund von Liebenthal geschrieben / daß vor diesem der Rübezahl
Es sollen auff eine andere Zeit etliche Schueknechte über das Riesengebürge gezogen seyn / da ihnen unterwegens theils ein Hunger / theils auch ein Durst betroffen hat. Aber was geschicht? Gleich sucht sich /gleich findet Tandem bona causa triumphat: endlich wird di Milch zu Butter: Denn / wie er seine Schiebe-säcke außleerete / Herculis geraubete mala aurea Hesperdium. Hierüber ward der Glückselige gutes Muths / die andern aber betrübten sich über den Verlust ihrer Wolfahrt. Sed serò sapient Phryges.
Es hatte vor etlichen Jahren ein unbescheidener Bauer auff den Rübezahl vielmal geschmälet / solchen bezahlte der beleidigte Geist auff folgende Art: Nemlich / wenn der Bauer mit seiner Drescherbursche in die Scheuren gegangen war / das Korn außzuschlagen /da konte keiner die Flegelklöppel oder Boltzen niederschlagen / sondern sie blieben allzeit in der höhe unn schryen Hundsfutt. Drüber einer den andern ansahe / und vermeineten / es thäte ihnen einer unter ihnen diesen Schabernack / lieffen bald zusammen /
Ein vornehmer von Adel hatte einsmahls ein treffliches Panqver angestellet / und sehr viel Kerzen oder Liechter darzu eingekaufft / welche er zu seiner Zeit hatte wollen anzünden / und auff die Leuchter lassen stecken. Aber wie die Diener solche nunmehr hervor kriegen wollen / da waren es lauter Gedärme
An einem gewissen Orte hatte es sich begeben / daß die Bürger gerne einen hohen Thurm in ihre Stadt haben sehen wollen; darzu sie denn auch einen vornehmen Bawmeister zu dingen bedacht waren. Hierüber findet sich der Rübezahl an / gibt sich für einen trefflichen Künstler aus / als der einen herrlichen Thurm in der Länge auff der blatten Erde bauen wolte / und solchen hernach ohne Mühe oder Schaden in die Höhe richten könne. Diesen Vorschlag avisiret und communiciret.
Auff was für eine Art der böse Feind Anno 1661. bey Zerbst im Sommer seine Kleider-Bude auffgeschlagen hat / und allerhand Gattungen von ietzigen üppigen Prachten / als weiten Hosen / schlotterten Stieffeln /weiten Zobelmüffen etc. feil gehabt hat; Auff solche Art soll auch der Rübezahl auff einen Jahrmarckt Stieffeln und Schuh zuverkäuffen gebracht haben /darzu iederman flugs Beliebung getragen und bekommen / weil sie auff neue Manier und allmodisch gemacht gewesen? Ja es haben die hoffärtigen Leute die feilgehabte Sachen schier in einem Huy weggekauffet / theils haben ihre Schue und Stieffel flugs angezogen / theils haben sie versparet zu künfftigen Hochzeiten. Aber wie sie die Sache recht besehen / da hat ein iedweder für die Schuhe einen weichen Kühfläden an: An statt der Ad corpus capræ venduntur multa stamulta: Das ist / zu Leipzig werden viel Stieffel verkaufft. Hieher gehöret auch / daß ich von einem andern gehöret habe / wie der Rübezahl an statt der ledern Mützgen den Leuten einen weissen Ochsen-Dreck auff den Kopff geschlagen / und die Haar vorher mit Kalck gepudert hat.
An einem andern Orte soll dieser Possenreisser in der Messe eine Bude præsentiret haben von lauter Barücken: dazu gleichsfalls die stoltzen Laßdünckel in Menge gegangen seyn / und die exhibirte Wahre eingekauffet haben. Aber wie sie den Schaden besehen /da hat einer ein Geniste von Stroh / der ander Gerüste von Pferdehaaren Horatii Kraä. /
Unter andern Sachen / die theils hier erzehlet seyn /und auch noch zum theil folgen werden / hat mir ein wohlmeinender unn gutthätiger Mensch aus Hirschberg geschriebē / daß auff eine Zeit ein Bettler zum unbewusten Rübezahl gekommen / und ihn umb ein stücke Brodt für seinen hungrigen Magen angesprochen: Demselben hat der Rübezahl gesaget: er hätte zwar so eben kein Brot bey sich / dennoch gedächte er ihn noch mit etwas anders zu sättigen: Greifft derowegen in seinen Schubesack / und langt etliche grosse Wurtzeln herfür / die er den Bettler überreichet / mit diesen Worten: Iß hievō etwas / du wirst schon satt werden / und sie werden dir auch wol schmecken:Rübenzagelitis per anapr. iß Wurzel-Gaben.
Es hat einmahl ein unbescheidener Wurtzelmann den Rübezahl angefahren / er solle ihm / so fern er ein vielwissender Geist wäre / ausbündig gute Wurtzeln verschaffen für das Podagra.
remedium wider den Podagrischen Kützel bey sich haben /die Leute curiren / und hüpsch Geld verdienen. Aber siehe: wie er seinen Kober auffmachet / und einen Bettlägerigen wider das Podagram eine Wurtzel lieffern wolte / da waren es lauter lebendige Schlangen /welche in grosser furie herauß sprungen / und meistentheils dem Wurtzelmanne nach seinem Kopff trachteten / und tödtlich verwundeten / über solches Spectackel erschrack der Podagricus von Hertzen sehr / und kriegte / vermittelst dieser Bestürtzung /hurtige Füsse zum Lauffen / sprang in hurtiger Eil aus dem Bette / Podagram nicht wieder. Ey! eine fürtreffliche Cur /drüber der Patiente geneset / und der Artzt das Leben einbüssete!
Ein Verkäuffer hatte vor diesem etliche stücke Rindvieh über das Gebürge gejaget: Darüber war der Rübezahl zu masse gekommen / und hatte etliche Ochsen gefeilschet / und sich auch umb ein gewisses mit dem Manne verglichen: Zur Zahlung aber hatte der abendtheurliche Geist dem Verkäuffer lauter Reichsthaler gegeben; welche nach rechter Besichtigung / welche etliche Stunden hernach geschehen / meistentheils geschnittene Scheiben von trocknen Rüben waren. Hierüber erschrack der Besitzer aus der massen sehr / und gedachte; daß er gar gewiß in allem betrogen Creditori wieder Hoffnung dadurch Vergnugsamkeit leistet.
Ich habe es von einem Handwercksgesellen / daß er vor diesem nebenst noch andern über das Gebürge gegangen sey: da er unterweges einen schönen geraden Stock unter den Gebüscher ersehen; zu solchen sey er hingegangen / und habe ihn abgeschnitten / auch vor die lange weile in die Hand genommmen / und darbey gegangen. In dem sie aber also etwas fürder kommen; siehe da geschihet es / daß dieser Handwercksburch den
Es wird erzehlet / wie daß man von den Schlesischen warmen Bade bey eine Meile gehen müsse / ehe man recht auff das Gebürge gerathe: Hernach soll sich auch das Gebürge selbsten bey eine Meile erstrecken /ehe man nach der hohen Elbe komme: Von welchem Orte noch eine Meile restiren soll / ehe und bevor man ins Böhmerland gerathe. Es soll aber die hohe Elbe ein bewohnter Orth und sehr altes Dorff seyn /drinnen præsentiret; wie sie
Ein unbillicher Wucherer brachte in ein bekanntes Städtgen ein Fuder Korn gefahren / welches er mitten auff dem Marckte zu kauffen stellete; Hiezu kam der Rübezahl gegangen / gab sich für einen Raths-Herrn aus / und handelte das Korn an sich / ließ es auch in sein Haus fahren / unn zahlete dem Verkäuffer etwas Geld drauff; vor das übrige wurden sie eins / daß der Raths Herr auff eine gewisse und benahmte Zeit zahlen wolte / mit einer verfertigten Handschrifft / die er überreichete / und in gegenwart noch anderer Personen vom Verkäuffer verlesen ließ / und mit nach Hause gab. Was geschicht? Wie die Zeit verlauffen war / da kömpt der Kornhändler mit seiner Handschrifft auffgezogen / und that Ansuchung wegen des gestundeten Geldes; Hierzu sprach der Raths Herr: Ja / was die
Es ist weltkündig / wie die Catholischen sich mit ihren Schnüren allenthalben schleppen / darauff sie Corallen und auch wohl Edelgesteine gezogen haben /darauff mancher nach Vermögen gar viel spendiret. Dieses Ding hat Pater nostrischen Wahren auffgeschlagen: Davon er eine grosse Menge verkauffet und an den Mann gebracht hat. Aber wie die Messe aus gewesen / und der Jahrmarckt abgebrochen worden /da befindet es sich / da die verschacherten Pater noster, welche die reichsten Leute gehabt / und für kōstliche Corallen oder Edelgesteine an sich gebracht haben / nur eitel Schnüre von außgebrochenen Zähnen / Schnippkeulgen / Scherben / Würbel / geschnitzten Ruben / Zahlpfennige / alte Fingerhüte / durchgebohrete Bleykugel / durch gestochene Schaaffsaugen /stückgen Knochen / runden Knopffhälsgen / alten eisernen Ringen / verrostete Stücke von Schlüsseln /rundgebogenen Fensterbley / und andere Narrentheidungen mehr gewesen seyn / damit die Catholischē in ihrer Andacht gestoltziret haben; Aber nach befundenem Pater noster, als ein Diabolus vester gefluchet haben.
Nach dem es mit der Chiromantie so weit gekommen / daß sie nunmehr von allen Buben exerciret wird; so hat sich der Rübezahl auch endlich der Sache angemasset / hat ein Planeten-buch genommen / ist zu den Leuten in die Häuser gegangen / und hat ihn in die Hände gegucket / darbey er denn allerhand Schelmstücke mit vorgenommen / und unter andern etliche also geäffer hat. Nemlich / einem hat er aus der Hand wahrgesaget / er solle sich vorsehen / damit er nicht dermahleins vom Rübezahl verführet würde. Hierzu hat jener gesprochē: der Teuffel wird ihn ja nicht reiten / daß er auch über mich kommen wird. Nein /sagte der Rübezahl / er soll unter dich kommen / und dich also verführen. Und hiemit sackte er ihn auff repliciret: für deine böse Sieben (das ist / Fraue) wirstu dich kaum in acht nehmen / daß sie dich nicht vervortheilen
An irgend einem Orte ist ein sehr geiler Hengst gewesen / welcher einer züchtigen Jungfer sehr nach gegangen ist / und nicht von sie hat ablassen wollen. Diese Rencke hat der Rübezahl ausgekundschaffet /und sich in die Gestalt der Jungfer hervor gethan / an den Ort gefüget / da jener Hurenschelm seine Liebste gesuchet hat / und mit dem Kerl die Sache abgeredet /und sich verglichen die folgende Nacht zusammen zukommen. Was geschicht? Wie der geile Schöps sich zu seiner Klunten ins Bette machet / da trifft er ein verfaultes Pferd an / das der Rübezahl vom Schind-Anger hingeführet hatte; in Venerische Lust gebüsset. Ey recht so! Also solte man allen Ganymeden und Sardanapalis thun.
Im Anfange des Frühlings war ein Jahrmarckt in einer Schlesischen Stadt / darauff zog auch unter andern eine Töpffers Fraue mit einem gantzen Wagen voll Töpffe hin: Solche hörete unterwegens zum ersten mahl den Storch klappern: Da fieng sie an nach dem alten Aberglauben zu sagen: Ho / ho / ich wirde diß Jahr ein hauffon Töpffe machen. Solche hörete bald der Rübezahl / und sprang auff den Wagē loß / sagende: Nein / gutes Weib / du hast die Topffe schon gemacht / ich will sie itzund alle zubrechen: Damit
In vorigen Kriegsläufften / hatte ein Commissarius sehr viel Geld von den armen Leuten in einem Flecken extorqviret / und war nunmehr mit davon gegangen. Siehe da kömpt unterwegens dem Commissario in seinem Seckel ein Knaspeln und Raspeln an / welches ihm so angst und bange macht / daß er nicht weiß wo aus noch ein. Er kriegte seinen Seckel hervor / besichtigte ihn / und fand dennoch nichts mehr drinnen / als sein geraubtes Geld: Drauff strecket er den Beutel wieder zu sich. Wie dieses kaum geschehen: siehe da fängt es auff die vorige Manier wiederumb an zu rasen / und den Geldgurgel zu ängsten / daß er den Sack wieder hervor kriegt / und solches nach einander etzliche mahl: Wie er ihn denn auch so vielmahl wiederumb zu sich steckete: Biß das er endlich gezwungē ward ihn
Der Herr des Gebürges hatte einsmahls einen Teich droben fischen lassen / und unter andern herausgezogenen Fischen einen sehr grossen Hecht ins Netz bekommen / ja in solcher Länge und Dicke / daß er sein Lebelang keinen dergleichen gesehen hatte. Und weil er also gar war / darumb wolte er ihn nicht alleine behalten / sondern ließ solchen Hecht einem Freyherrn des Landes zum sonderlichen præsent verehren / in ein groß Gefässe legen / und also durch eine geringe Gesandschafft übergeben. Was geschicht? Wie das Præsent ankömpt / und jener Herr ihme den Hecht will vortragen lassen / siehe / da lieget der Bonus dies ihr Herren / wie gefällt euch dieser Hecht? Und hiemit verschwand er vor ihren Augen; Und war auch zugleich der Hecht hiemit verzehrt.
Wie vorweilen in einer Gegend am Gebürge eine Wolffs Jagt angestellet ward / da werden die Leute unter andern einen sehr grossen Wolff gewahr / dem stellten sie auch fürnehmlich nach / und wandten allen Fleiß darauff / damit sie das grausame Unthier vor andern fällen möchten; und in deme läst sich der Lycaon treffen / und gleichsam darnieder schiessen. Nach diesem kriegten sie solchen Wolff nebenst andern auff den Wagen / fahren ihn davon / und vermeinen eine grosse Beute dran zuhaben; Aber wie sie das Aaß kaum auff einen Hof gebracht / da sehen sie / wie es Satyri, oder ein halber Mensch / und halber Ziegenbock. Hierüber wird der Fuhrmann bestürtzet / und berichtet es seinen Oberherren / der ebenmässig Beliebung bekömpt / das Wild zuschauen; Aber da war es miteinander verschwunden / und nicht mehr da.
Es wolte auff ein andermal ein vornehmer Mann seinen Beleidiger in Schreiben greulich außmachen / und setzte derowegen die Feder an / und hatte grausame Worte vor auffs Papier zu verzeichnen; Aber solches gelung ihm nicht / in deme die Feder weit andere Buchstaben mahletee als er sie anführete; Nemlich /er schrieb immer fort: Hör du guter Mensch: Ich bin ein Hahnrey / du bist ein ehrlicher Mann: Ich bin ein Schelm / mein Frau ist Phrasiologia gebrauchet. Ich meine / es würde mehrentheils auff Hahnereystäten hinaus lauffen: Doch würde noch eins dabey zu betrachten seyn / daß man die Siegel nothwendig ins Horn müste graben lassen / und kein ander Metall nach diesem mehr gebrauchen: Es sey denn /daß das Hahnereyische Seculum bald aus werde. Und auff diesen Schlag könnten die Hörner stattlich genutzet werden / man könte nemlich auch die alte Manier zugleich hervor suchen / aus den Hörnern zu Gonsali Schwänen in den Mond zufliegen gewohnten / hingegen könte man sich der Hörner gebrauchen /Schreibfedern davon zu schneiden. Solte einer aber zweiffeln / wo man die Hörner hernehmen wolte /weil nicht Ochsen gnug darzu in der Welt seyn möchten / und ein iedweder Hahnrey seine eigene derenthalben herunter müste sägen lassen: So riethe ich /daß man den Depositorem abschaffte / welcher den Knaben in der Jugend die besten Hörner vermutzet /und sie schwerlich zum Wachsthum gerathen lässet. Würde nun ein ieglicher auch die Hörner so man aus Mutterleibe bringet / behalten / so könte ein ieder zweyerley Hörner haben / und könte gar wohl ein paar zur Nothdurfft im reiffen Alter entbehren / und hingegen das beste paar der Hahnreyschafft Cantores auch den Clavem damit angeben. Und endlich dürffte das Ding auch so gar unehrlich nicht seyn / denn es kömmt mir nicht anders vor /als wie Horn von Honor komme. Hahnrey lautet fast wie Honori: Also / daß einer nur wünschen möchte /in die kützlichte Ehre hinein zukommen: Und solches zwar viel rathsamer / als der Isaacus Peyrerius wünschet in die Freundschafft der Jüden zu seyn / umb ihre künfftige Erlösung mit zu erwarten: Die wir Gott lob ohne das richtig haben / die Schelmischen Jüden aber schwerlich erwarten dürffen.
Es hatte vor etlichen Jahren der Rath in einer Stadt einen unschuldigen setzen lassen / martern / und gar zu Enthauptung verdammen. Uber diesen hat sich Rübezahl erbarmet / ist substituiret hat: Da denn der Geist in jenes Gestalt so lange gesessen / bis der Gerichts-Tag heran gebrochen / da er den Kopff hat sollen herhalten: Wie es denn auch geschehen / daß er auff die Wahlstätte hingeführet worden / daselbsten nieder gekniet / und den Kopff vor die Füsse hat hinschlagen lassen: Doch nicht rechtmässig / sondern durch eine Augen Verblendung hat der Rübezahl einen Kletsch verlassen / davon ein Krauthäupt ist herunter gefallen / oder durch das Henckers Schwerd herunter zerissen worden.
Es soll an einem gewissen Orte ein curioser und abergläubiger Mensch Necromanticus dem unartigen Kerl ein sonderliches Büchlein feil / daraus er alle Wunder erlernen /und ins Werck setzen könte: Was geschicht? Jener preist sich glückselig / daß er dermal eines seines Wunsches theilhafftig wird / und behält das Buch für eine ziemliche Summa Geldes; damit der Rübezahl davon gehet / und den Narren in seinem Wahn verlässet. Kaum wie der Geist etwa ein wenig entrunnen gewesen / da will der Teuffelsbanner ein Versuch thun /wil das Buch auffschlagen / und ein beliebtes Stückgen hervor suchen: Da befindet er / daß solches Büchlein nur ein Bündgen Blätter von den Bäumen gewesen / welche fast darnach geschnitten / außgesehen /
Vor drey Jahren sind drey Schmiedesknechte aus Böhmen in Schlesien gezogen: Denen ist auff dem Gebürge dieses wiederfahren: Nemlich / wie sie also fort gegangen / und ungefehr für sich nieder schauen /da sahen sie bald Groschen / bald Ducaten / bald andere Müntze liegen: Wie offt sie aber darnach greiffen / so offt bekommen sie einen Scherben / oder sonsten ein rundes dünnes Steinigen in die Finger: Biß daß es zweüen unter ihnen endlich verdreust / und sich nicht ferner bücken mehr wollen / sondern das verblendete Thun mit Fleiß vorbey gehen. Dieses aber will der dritte nicht nachamen / sondern so offte es seinen Augen wie ein Stücke Geld vorgekommen / so offteIn fine videbitur cujus doni: Denn wie er nunmehr zur Herberge gekommen / und von seinen Reisegefehrden ist angeredet worden / daß er doch seinen Schatz auffweisen möchte / den er unterwegens erworben; siehe / da zeucht er unverdrossen abermal und fast allemal ein dünnes Steinigen heraus / wie er solchen vorher zu sich gestecket hat; Aber zu letzte finden sich nicht wenige grosse Stücke gediegen Goldes: Damit er seine gehabte Mühe wacker bezahlet bekommen / und welches des erlittenen außlachens sich stattelich verlohnet hat: Wiewohl die Mitgesellen / aus Abgunst / geschleinde perfer & obdura scrupus tibi proderit olim.
Es hat mir ein alter Fuhrmann aus Schlesien für warhafftig beygebracht / daß er vor 10. Jahren über das Gebürge haben gehen müssen; da ihm unterwegens ein grosser Durst angekommen / aber nicht gewust /wie er denselbigen stillen solte. In dem er also ziemlich matt gewesen / da siehet er nicht weit von der Strassen einen Mann Feldrüben graben: Zu solchem war er hingangen / und hatte umb ein paar dergleichen Rüben fleissig gebeten / die ihm auch nicht waren versaget worden / sondern bald gegeben. Wie nunmehr der Fuhrmann sie habhafft gewesen / und sie auch fein safftig befunden; da hat er sein Messer außgezogen / eine davon geschelet / und
Es gedachte ebenmässig der vorige Fuhrmann / daß er gehöret hätte / wie andere Leute über das Riesengebürge gefahren weren / und droben einen Bauersmann hätten pflugen gesehen mit drey Ochsen / also / daß die Pflugschar sehr tieff ins Erdreich gegangen / darüber
Noch eben dieser Fuhrmann erzehldt mir / daß er weiter von andern erlernet hätte / wie sie auch auff dem Gebürge gewesen weren / und am Wege einen Bergmann gesehen hätten / der continuirlich gehacket hätte: Doch hätte sich noch dieses zur Verwunderung mit zugetragen / daß er immer gleichsam bey sie geblieben were / ie geschwinder sie auch darauff gefahren hätten / biß sie fast zu Ende gelanget / da er aus ihren Augen sich verlohren hat. Warumb / und zu was Ende hat denn der Geist wol dieses gethan: Vielleicht hat er den Virgilium wollen correctioniren / wenn er saget:
Provehimur portu, terraqve urbesqve recedunt.
Noch eben der vorige Kutschmann
Noch eben der vorige Kutzscher schwatzte hierauff /daß von dem gedachten Knaben andere weren angereitzet worden / ebenfalls ihr Heyl zuversuchen / und zu zusehen / ob sie auch was gewinnen könten. Hierauff waren sie nicht minder auff selbiges Gebürge gegangen / und hätten Schnippkäulgen zu sich gestecket. Wie sie nunmehr hinauff gerathen / da war ihnen desselbigen gleichen eine andere Rotte erschienen / so auch mit den Schnippkäulgen zu thun prosperiret hätten / sie aber ietzund nicht ein Dreck gewonnen hätten. Auff diese Wörter begehren jene zu sehen / was sie denn hinauff und herunter gebracht; Da zeucht ein ieder
Ein bekandter Schlesischer Bote verständigte mir /daß vor eilff Jahren ein Freyherr über das Gebürge gereiset were; da es sich denn unterwegens begeben hette / daß ein lumpichter Bettler an dieses Herrens Wagen gelauffen / und umb einen geringen Zehrpfenning angehalten hette. Es soll aber zu diesem der Herr gesaget haben: packe dich / bistu doch starck genug /gehe und thue guts / und arbeite den Leuten umbs Lohn! da hat der bettelhafftige Rübezahl angehoben: Begehre ich es doch nicht umbsonst / lieber Herr / das er mir armen Kerl etwas mittheilet: Allhier habe ich bey mir einen Sack præsent soll sich der Freyherr haben bewegen lassen / und dem Geldsichtigen Kerl einen Reichsthaler für den Sandsack darausgeworffen haben. Was geschicht? Wie der Herr nach seiner Heymaht kömpt: offeriret er aus kurtzweil seiner Liebsten das überkommene Säckelein / sprechende: Hie bring ich einen Sack voll Ducaten mit. Darüber sie gelachet und den Sack eröffnet hat /auch befunden / daß wie ihr Herre aus Possen gesaget / lauter Gold drinnen gewesen. Lasset mir deß einen Tausch seyn / ein tausend Ducaten umb einen Thaler zu kauffen.
Eben dieser Bote referirete mir / wie etliche Handwercks-Gesellen des pixidem pandoræ seyn?
Noch dieser Bote brachte mir bey / daß er selber auff dem Gebürge seine Reise gehabt / und am Wege einen schwartzen Mann mit einer unerhörte lange Nasen hette schlaffend liegen gefunden; bey welchem sehr viel Gold auffallen Seiten gelegen gewesen. Und wiewol er der Sache war begierig gewesen / so hette er dennoch sich nicht umb alle die Wunder unterstehen wollen / dem schlaffenden etwas zu entfernen; Sintemal er das gebratens gemercket /
Es hat mir der Breßlauer Bote erzehlet / daß einsmahls unterschiedliche vornehme frembde Herren über das Gebürge gereiset wären / und endlich Verlangen zur Herberge getragen hätten / indeme es übel Wetter gewesen / und sie auch einen Labsal von Nöthen gehabt hätten. Hierüber soll es sich begebenpalatium erblicket hätten / darnach sie hingefahren / und eingekehret wären. Es hat aber der verstellete Rübezahl als ein. Gastgeber sich gegen die hieran nahenden Herren sehr dienstfertig und geschäfftig erzeiget / hat durch eine Köchin und etliche Knechte schöne Essen lassen aufftragen / und köstliches Geträncke hervorgebracht. Weiter hat er es auch nicht ermangeln lassen an kostbaremm Nachtisch oder Confect / Aepffeln / Birn /Mandelkern / Rosinen / etc. von diesem allen haben die hungerigen Gäste sehr viel zu sich genommen /theils das sie in ihren Panschen verschlucket / theils das sie auch in ihren Rantzen bey sich gestecket hatten / biß auff weitern Bescheid; Da sie denn endlich nach verrichteter Mahlzeit und Abfütterung danckbarlich Abschied genommen / und ihres bevorstehenden Weges fortgezogen seyn / biß sie abermahl gegen den Abend in ein neu Victualien, lassen ihre Freßsäcke oder Speisekästlein herfür bringen / und auffmachen / da befinden sie / daß es lauter gülden Metall gewesen /wofür ihrer etliche lieber ein Stücke vom gebratenen Westphalischen Osterlamb / das ist / vom Polnischen Ochsen gewünscht hätten / für ihren hungrigen Magen. Und ginge also ihnen / doch wieder begehren / wie dem Midæ, welchem alle angerührte Speisen zu Golde worden seyn / biß er sein præposterum votum, wie etliche sagen / in dem Tago oder Eridano; oder wie ich vermeine / auf dem Schlesischen Gebürge / in ihren Wasserqvellen abgespület hat / daraus der Rübezahl heutiges Tages das seine vielleicht nimbt / und andern zuschantzet.
Eben der vorige Bote / welcher Anxurus war / und nunmehr erschlagen ist / erwehnte bey mir vor diesem / daß ein grober Geselle über das Riesengebürge gegangen were; Zu welchen sich der Rübezahl in gleicher Gestalt gefunden / und eine Ecke mit ihm gereiset hat / da sie denn unterwegens allerhand grobe discurs geführet / biß daß der unerkannte Rübezahl endlich dem andern etwas unangenehmliches gesaget /drüber jener erbosset / und den Beleidiger ihn hat schmücken / oder den Arsch heissen lecken. Wie er diese Wörter kaum gesaget / siehe / da soll der Rübezahl angfangen haben: Halt her Ochse (denn also hatten sich unter sich complementiret, und aus dem Grobiano sich respectiret,) hastu was gutes drinne! Und hiemit soll er ihm die Hosen in Postprædicamenten gekommen / und das schandlose Augiæ stabulumpurgiren könte. Alleine / wie er die Mistgabel angesetzet /und das Pilatus-Hauß hat räumen wollen / da sol jener Esel weit ärger geschrien haben / als wenn die Katze vom Kater gehoffmeistert und auff Venerische Art gepantzerfeget wird. Biß der nothleidende endlich zugesaget / er wolle sein lebenlang von ihme (dem Rübezahle) seiner unterste Feuermäur nicht mehr fegen /oder guttur inferius auskratzen lassen: Siehe / das heist:
Mi Rübzahl vates tu mihi lambe nates.
Noch dieser vorige Bote sagte mir / daß auff einem Jahrmarckte in Böhmen ein sonderlicher Bürstenmacher
Eben der vorgedachte Bote / (denn an solchen Kerln muß ich mich allhier als ein heutiger Historicus halten /) referirete mir / wie ein Wund-artzt des bewusten Ortes gereiset / und einen krancken Menschen unterwegens angetroffen hette / welcher ihn erbärmlicher Medicus erbarmet / ist zum Patienten hingelauffen / und hat ihm etliche mit sich genommene Remedia überreichet / die der kranckgestellete Rübezahl auff- und angenommen / und zu allen Danck erkandt hat. Damit er aber dem Artzte auch seine Wolgewogenheit würcklich entdeckete / so hat er sich gestellt /als wolte er wol von Hertzen gern für die erzeigete Gutthat sich danckbarlich erzeigen / aber es fehle ihm leider das Vermögen: Doch dennoch aber / damit er so viel verehrete / als er hette / so wolte er ihme hiemit ein gefunden Messer und Gabel geben / so er vor diesem irgendswo auff dem Wege angetroffen. Dieses hat der Medicus zu sich genommen / und / damit er ihn nicht verschmehete / freundlich acceptirte / und davon gewandert; biß er endlich zum Wirthshauß gerathen / da er eingekehret / offen culter muß ein cultor Medicinæ haben /wenn er es mit seinen Patienten machet / daß es zu leiden ist / oder solcher vielmehr nichts leiden darff.
Es soll in einer vornehmen Collation geschehen seyn / daß der Herr des Schmausses sehr viele und köstliche Bellaria oder Confect verschafft hat / seinen Gästen hiemit gütig und prächtig zu begegnen; Hierüber aber hat der Henger den Rübezahl geführet / der alerhand artige Steine gesamlet / die dem Confecte ähnlich gesehen: Solche hat er dafür hingeleget / und jene Schleckerbißlein Scrupulosische Werk fürgesetzet worden / fast die Zähne ausgebissen haben; Nebenst höfflicher Verwunderung / woher doch diese Verwandelung kommen möchte / daß aus Mandeln /Rosinen etc. Steinigen geworden / und Niobeische Art gewonnen. Etliche haben vermeinet / es were des Wirthes Hartnäckigkeit und Kargheit schuld daran: Ut ubi, secundum Plautum, prius ex pumice elicias aqvam; qvam extali luctione Triparco delicias. Etliche meineten / es wäre die Langwierigkeit der Zeit Ursache / drinnen der Confect steinichte Art bekommen hätte: Und dannenhero man warnungsweise saget: Friß es / ehe es hart wird: Wiewol es mancher verkehrt / und aus Eyfer spricht: friß / daß du hart und schwartz wirst; umb welche letzte Ursache dennoch etzliche andere anwesenden vermeineten / daß solches Confect / zum defect geworden were. Noch andere gedachten / Niobe gethan. Etliche andere haben gemuthmasset /es müste der Confect aus Italien gekommen seyn /dabey einer Stadt gleichförmichte Steinlein angetroffen werden; welche dannenhero benahmet werden confetto di voli.
Es soll vor Jahren ein Hopffenkäuffer / oder Verkäuffer über das Gebürge mit seinem Karn gezogen seyn /da ihme der Rübezahl begegnet / den Höpffen gefeilschet / und den Mann hat mit sich fahren heissen. In dem nun der Handel geschlossen / stellt dem Verkäuffer allsobald ein / daß es der Geist und Beherscher des Gebürges seyn würde; darumb Tandem bona causa triumphat.
Ich habe es selber von einem Schützen gehöret / daß er einsmals auff dem Gebürge das Wild verfolget /und sonderlich habe Hasen schiessen wollen: Da were zu ihm ein ander Jäger (welches der Rübezahl gewesen /) sein vermeineter Tuts-Bruder gekommen / und hätte ihn gebeten / er wolle ihm doch ein wenig Schrot und etliche Kugeln leihen / weil an einem Orte etliche Hirsche vermercket / die er damit nieder schiessen könte: Es solte nicht lange wären / so wolte er ihm das abgeborgete wieder zustellen. Was geschicht? jener hat das begehrete diesem heischenden zu kommen lassen; damit solcher auch davon gegangen / und umb eine kleine Zeit wiederumb gekommen / und nach Versprechung die gemachete Schult bezahlet hat. Wie diese Pflicht der ander empfangen / und wieder zu sich gestecket / das permutatio Glauci & Cambysis seyn.
Es erzehlet mir ein ander Schlesischer Both / daß es sich gleichfals im 30. Jährigen gewesenen teutschen letzten Kriege begeben hette / daß ihrer 7. Reuter von den Käyserlichen Völckern aus Friedeberg geritten /und auff das benachbarte Gebürge zu mausen ausgemarschieret wären; Da sie denn einen Mann in einer Kaleschen ersehen / dafür drey Pferde weren gespannet gewesen; Zu solchem sollen sie in vollem Sporenstreiche hingetrabet seyn / und den Mann angefallen haben / in Willens ihn zu plündern; Was geschicht? Sie zerren den Mann zum Wagen heraus / welcher denn trefflich bittet / sie sollen passiren lassen / er were ein guter armer Kerles / und hätte sonsten nicht so gar sehr viel übrig; Aber es hatten alle diese bewegliche Wörter keine statt gefunden / sondern waren schlechter Dinges fortgefahren / ihn zu berauben: Drüber ergreiffet der Mann (nemlich der Rübezahl) einen von den Reutern / und schläget die übrigen greuliches Dings damit ab / daß sie verwundet hatten müssen davon reiten; Da es denn geschehen /daß sie wiederumb in Friedeberg in ihr Qvartier gerathen / und zweene ihrer Cammeraden vermisset haben / da sie nicht gewust / wo sie geblieben seyn / und nach diesem auch gar keinen Nachricht davon erhalten haben. Das heisset gemauset / und zweene verhauset / denen Rübezahl die Kolbe gelauset / und auff seiner Clausen gewisse mit den andern Hengern verschmauset hat. So muß man auff Parthey gehen und gescharmiesieret / da eine Parthey oder Theil sich verlieret / die andere wacker
Unter andern nachfolgenden Sachen habe ich dieses auch von einer gelahrten Person zugeschickt und zugeschrieben bekommen / den 27. Febr. Anno 1662. Nemlich / daß sich der Rübezahl in unterschiedlicher Gestalt sehen lasse / und sich auch zuweilen als ein Hase mit dreyen Beinen schauen lasse: Wie denn er auff diese Weise unlängst für etlichen reisenden in die qver und die länge über den Weg gesprungen; Hetten solche Wandersleute nun dieses Geistes in bösen gedencken sollen. Ey was würden sie für ein Unglücke gehabt haben / nach dem Sprichworte: es ist nicht gut / wenn einem ein Hase über den Weg läufft! ich geschweige ein dreybeiniger Hase / wie sich allhier der Rübezahl gestellet / und kunterbunde
Eben der vorige unbenante Priester schrieb mir auch diese Tradition zu: Nemlich / daß man auch in gemein fürgebe: Als wenn der Rübezahl von Liegnitz bürtig / und allda eines Schuemachers Sohn gewesen; Aber endlich von seiner eigenen ungearten Mutter in der Wiegen liegend verwünschet geworden sey: Darnach sich dieses Gespenste auff dem bewusten Gebürge ereignet und hervor gethan habe: Wie auch solches die Schlacht-Chronicke bezeugen soll / welche der vorige Mann also angezogen. Doch gnug.
Eben die vorige Relation bekräfftigte mir auch aus glaubwürdigen Mäulern / daß es gar gewisse sey / daß der Waldmann / oder derselbig / so Wurtzeln und Gekräuter graben pfleget / offte mit dem Rübezahl sprachen und conversiren sol. Doch nur biß auff halbweg zwölffen / oder nach eilffen / da er einen ieden heisset vom Gebirge weichen / damit er nicht Schaden nehme. Warumb aber? Vielleicht gehöret er ad Dœmones meridianas, oder Seuche die im Mittag verderbet / nach dem 9. Psalm / vers. 6. davon der begierige Leser die Commentatores nachschlagen kan /und sich vieler Sachen erkundigen wird / wie der böse Feind im Mittage sonderlich sein Netz auswerffe / die Leute zu fällen; Wie man dieses auch lieset von einer grossen Wüsten in Tartariâ etc. doch gnug.
Es schrieb mir auch zu der vorige Pfarrherr / daß auff dem Riesengebürge gewesen grosse Teiche seyn sollen / drinnen sehr viel Fische wären. Von diesen hätte der verstorbene Regente einsmals einen befischen lassen / und aussprechliche grosse Karpffen daraus bekommen / deren einer einen güldenen Ring umb den Hals oder Kopff gehabt / und derentwegen sonderlich von dem Herren war beygesetzt worden: Aber in kurtzen soll er verschwunden seyn / und in der Oder / so bey Breßlau fleust / und 34. Meylen von dannen ist /sich haben finden lassen. Doch gnug.
Der vorige Freund veravisirete auch folgendes. Nemlich / daß / wenn jemand
Vor 10. Jahren / hat es sich zugetragen / daß ein Goldschmiedes Geselle eben über das Riesengebürge seine Verreisung Ursinus in seiner Acerra Philologica setzet / lib. 5. §. 18. p. 384. Portentum. Valens Imp. cum Exercitu in Scytas movens, non procul Constantinopoli tale vidit ostentum. Jacebat in via homo immobilis, toto corpore plagis contuso, ut nihil sani esset a ca Pite ad calcem: oculos tantum movebat, qvibus accedentes intueri videbatur. Interrogatus a multis, & deniqve ipso Imperatore, ad prodigii spectaculum accito; qvis aut unde esset?
nihil omnino respondit. Tademe è conspectu evanuit. Igeniosi statum Reip. significari iuterpretabantur; in qvâ, & si toto corpore livido & langvido, animam agenti similis esser, spei tamen superesset aliqvid, qvantisper Vigilantes haberet præsides. Magistratuum autem improbitate tandem omninò inter ituram divinabant, Zosimus lib. 4.
Es sollen einsmahls etliche geistliche Persohnen mit Fleiß und denselben Fürsatz auff das Gebürge gegangen seyn / damit sie den Rübezahl sehen möchten; Gedachten derenthalben seiner in allen Ehren auff dem Berge; drauff erhebet sich ein sonderlicher Tumult / weil die Strassen nicht weit oder ferne von seiner Wohnung ist /) von vielen Reutern / wie Karreten und
Ferner hat es sich auch zugetragen auff diesem Berge / daß ungefehr etliche arme Studenten darüber gegangen / derer drey gewesen / und des Rübezahls unter sich gedacht haben: Da Sarcinis begunten über alle masse sehr schwer zu werden / und sie unter solcher Last sich nicht getrauten mit der vorhabenden Reise fertig zu werden; Da haben sie zweene Kegel wegwerffen müssen / und nur den dritten behalten; welcher hernach /wie sie ihn in der folgenden Nacht Herberge besichtiget / ein klares Gold gewesen; Drüber die andern flugs zurücke gelauffen / und die andern beyden auch gedacht wieder zufinden: Welches aber nicht geschehen. Doch gnug.
Vor drey Jahren sind etliche Sauschneider über das Riesengebürge marschieret / und haben von ferne einen grossen Wolff gesehen / welcher wie er etwas näher zu sie gekommen / einen jungen Menschen auff sich in die qver hat sitzen gehabt mit einem langen Spiesse / und Hahnsfedern auff dem Hute.
Zur andern Zeit sollen etliche Kauffmannsgesellen über das Riesengebürge gezogen seyn / da sie denn unterwegens einen wackern Hahn auff dem Gesträuche ersehen. Drüber machet der erste sein Rohr fertig / und schiesset den Hahn daß ihm der Dampff zum Schnabel herausfähret / und nimmet ihn auch mit sich / wickelt ihn in ein bey sich gehabtes Tuch / und hengt ihn über die Schultern: Aber siehe / wie sie drauff in das erste Wirthshauß kommen / da befindet dieser Schütze / daß es eine Last Fledermäuse gewesen / derer wohl über 50. an einander gehenget / lebendig geworden / und in dem Losament alle herumb geflögen seyn; den einen Kauffmann trefflich geängstet / und hernach alle verschwunden seyn.
Unlängsten hat es sich zugetragen / daß etliche Tischergesellen über die Riphæos gereiset / und in der ferne einen Jäger vernommen haben. Hierneben es alsobald drauff ein Rehebock zu sie gelauffen / und verwundet in dem Wege bey sie niedergefallen seyn. Solches Wild haben die Wanderer zu sich genommen /angepacket / und sämptlich davon geschleppet. Aber siehe / was geschicht? Wie sie in die nechste Herberge kommen / und das stücke Wild abziehen und zerschneiden / da finden sie 3. grosse güldene Kugeln im Leibe. Doch gnug.
Es sol vor kurtzer Zeit ein hochtrabender Latzdünckel gewesen seyn / deme kein Bader oder Feldscherer den Barte hat können nach wuntsch recht aufsetzen; Reformirer gelanget / und sich auffs neue von ihm / als von jenem frembden Gesellen hat wollen auff eine frische Mode putzen lassen / welches auch geschehen / aber auff diese Art; daß der stoltze Kerl bald darauff unwissend seinen Bart nicht mehr umb den Kin / sondern auff den rechten Backen gehabt; die beyden Zwickelbärte aber / an alle beyde Seiten der Nasen; da er sie hernach sein lebelang behalten / und nicht hat können wegbringen / wie viel er auch dran hat scheren lassen. Ey / ey! wie muß der Kerl ausgesehen haben? Wie muß der Bart kauderwelsch gestanden seyn?
Wie die Kauffleute / so nach Gelegenheit auffs Gebürge hinauff ziehen / und bey den Berg-Bauern ihre Waare verstechen; einsmals ihre Kaufftagunge verrichtet gehabt; da soll einer unter andern Esel Waaren eine Hose Butter eingetäuschet bekommen haben /welche hernach lauter Pferde-Qvarck und Kühemist gewesen / biß in den Boden / da man etliche Stück Gold angetroffen; welches Metall die verschwundene Butter wohl bezahlet gemachet hat; ungeachtet / daß sich der Anfang darzu gar schlecht angelassen.
Vor wenig Jahren soll ein stoltzer Bauer über seinen Stand eine köstliche Hochzeit haben wollen ausrichten: Und habe darzu auff einen Jahrmarckt viel Specereyen und Gewürtze eingekaufft;
Unlängsten ist es geschehen / daß ein ungewöhnlicher und hochtrabender Artzt / welcher der Rübezahl gewesen / in eine vornehme Schlesische Stadt gekommen / und den Leuten unter andern Sachen / viel köstliche Pillen verkauffet / welche für alles solte gut seyn. Nach dem hernach dieser Qvacksalber weggezogen / da haben in gemein die armen Leut befunden /daß ihre eingekauffte Pillen lauter Gold gewesen; Die Reichen aber sind inne geworden / daß ihre Pillen nur kleine Steinigen gewesen / die zu nichts nütze geworden. Doch gnug.
Es mögen etliche Jahre seyn / da sol ein Zimmermans Geselle auff dem Gebürge seinen Hut durch den Wind verlohren haben / davon er die Klippen hinunter gewehet worden / also / daß er ihn nicht hat können wieder habhafft werden / sondern blosses Hauptes hat müssen davon gehen. Drauff sol es unterwegens geschehen seyn / daß der Rübezahl in Gestalt eines Kauffdieners sich zu ihm gesellet / und zweene Hüte auff dem Koffe gehabt / davon er einen aus mitleiden dem bedürfftigen Reisegeferten verehret / und durch einen andern Weg hernach von ihm gegangen ist. Drauff sol jener / wie er in die Herberge gekommen /wahr geworden seyn / daß sein verehrter Hut ein alter Pferde-Kopff gewesen / daraus etliche Ducaten gesprungen / wie er ihn aus Verdruß auff den Erdboden geworffen / und
Es sol vor wenig Jahren etlichen Wandersleuten wiederfahren seyn / daß / wie sie unterwegens auff dem Gebürge gewesen / einen grossen Busch brennend gesehen haben / zu welchem sie in geschwinder Eyl hingelauffen / und ihn haben aus der benachbarten Pfützen leschen wollen: Aber ie mehr sie Wasser mit ihren Hüten über hergiessen / ie mehr sol der Busch angefangen zu brennen haben / und weil sich dabey ein ziemlicher Wind erhoben / viel Asche auff die Löscher und vergebliche Feuerdämpfer gesprühet und geworffen arri pigmeutum für Asche verkauffen.
Es sollen die nahe anliegende Oerter gar offt bey nächtlichen Zeiten hören / daß gleichsam ein Jäger auff dem Berge jage / da mann denn eine eigendliche Stimme / Gethöne / oder Hornblasen / und Geräusche von wilden Thieren / wie recht / vernehmen soll. Hievon aber halten die Anwohner / daß es ein besonderer nächtlicher Geist sey / davon Hannibal ad portas! wie man bey den Teutschen soll gesaget haben: Schweig / oder der Truyd kömt / Item / dat di de dröse hole: Item / in der alten Marck bey meinen Landsleuten: Halt die Schnautze / oder die Rockenmutter (Roggenmöhne) kömpt mit ihren schwartzen langen Hitzen / und schleppet dich mit hinweg. Item anderswo / schweig /oder der Popantz kompt. Item der Knecht Ruprecht wil dich in den Sack stecken. etc. Auff diese Art bedräuen die Schlesier ihre muthwillige Pantzschen mit dem Nachtjäger: Da ich denn vermeine / daß es vielleichte des Rübezahls sein Gespenste seyn möge. Mercke ferner / daß Satyræ, oder kleine Weiblein mit Mooß bekleidet seyn sollen / welche ohn unterlaß verfolget / und von dem Jäger sollen geängstiget werden: Ohne unterlaß sage ich / es sey denn / daß sie an einen Stamm eines abgehauenen Baumes gerathen /da sie drauff ruhen sollen. Doch vermag er nicht ein iedweder Stamm zu seyn / sondern nur solcher / darzu iener Höltzer oder Abhauer / GOTT waels (nach der Schlesischen Mundart / das ist / GOtt walte es:) gesprochen: Solte er aber gesaget haben / wie er die Art an den Baum zum ersten mal geleget / walts GOtt /also / daß er das Wort GOtt hinden gesetzt hette / so sol der Stamm nicht kräfftig seyn / daß einer gleichen verfolgetes Wäldweibigen ruhen / und Friede finden könne / sondern müste ohn unterlaß fliehen / religios und Gottfürchtig gewesen seyn / daß sie auch Gottes Namen (absqve respectu perrurbati ordinis phrasiologici) vor alle andere Wörter gesetzet haben / und mit den Heyden es haben heissen halte: A Jove principium Musæ, jovis omnia plena. Item à Diis imortalibus sunt nobis agendi capienda primordia. Was haben die Calvinisten für einen locum communem, oder Nutzen hieraus zu nehmen? Respondeo; daß wir Lutheraner nicht unrecht beten Vater unser. Und auff solchen Schlag gedencken wir auch dermaleins eine ewige Ruhe zu erlangen / da hingegen die Kalbsköpffe /welche lieb unser Vater beten wollen / eine unendliche Unruhe zu erwarten haben / da sie der höllische Jägermeister immer treiben / und der Gewissens Wurm ohne auffhören nagen
Es gehen fast alle Possen und Begebnüsse dahin / daß sie wegen Benennung des unleidlichen Wortes Rübezahls verübet und ins Werk gesetzet werden. Ja alles was man höret / daß dieser Geist schädlich stifftet /solches soll herrühren aus diesem Grunde / daß die theils albere oder unwissende / theils Pilato überein / als welcher ebenmässig nicht Φερώνυμος ist / oder seinen Namen dulten kan. Doch damit auch hievon der begierige Leser ein mehres zu erkennen habe; So kan alhier füglich / wiewol verdolmetschet /hergebracht werden / was Hermannus Lignaridus in oblectamentis Academicis hat / c. 2. p.m. 23. etc. Es ist das allgemeine Gerüchte durch gantz Europam, vom Pilatus Fragmont genant / seyn sol. Weil aber gar vielen gelüstet zu wissen / was es denn für eine Beschaffenheit mit solcher See habe! So hat es mir rathsam gedaucht / die Beschreibung dessen aus des Vadiani Commentario in Pompejum Melam hieher zu setzen. Nemlich / es spricht Vadianus daß im Schweitzerlande / bey Lucern / eine alte und sehr berühmbte Stadt / ein fast hoher Berg sey / welchen man Fractum, oder Fragmont heisset / wegen seiner Steilheit oder Unbeqvemligkeit auff dessen höhe hinauff zu klettern / weil er sehr jähigt (præceps) und rauch (fragosam asperitatem habens) ist. Unter solchen Gipffel ist eine See / welche man von dem Pilato benennet; im übrigen gar eng und klein / also daß man solches Wasser vielmehr einen Sumpff oder Pfütze /als einen See nennen dürffte. Hierinnen / so ferne ein Mensch mit Fleiß etwas hinein wirfft / so sol garAugusto nach Lucern gekommen bin / solchen See zu beschauen / da bin ich von dem hochgelahrten und freundlichen Johanne Xylotecto Canonico Lucernate, auffs beste empfangen /Osvvaldum Myconium, einen gelehrten und auffrichtigen Menschen / und den Conradum Grebelium Tigurinum. Und also giengen wir aus der Stadt flugs früh morgens / wurden auch mit Pferden fast mitten auff den Berg gebracht / wiewol durch einen ungebähnten und schweren Weg: Wie wir nun aber nicht ferner zu reiten vermochten / da haben wir unser Vieh alda in die Weide gelassen / und sind mit einem Hirten / welchen wir gedungen hatten / und der auch vorne an gieng / sambt unsern Stäben vollends auff den Berg geklimmert / und sind zu Fusse durch einen engen Steig / dadurch nicht ein iedweder zu kommen vermag / über grosse und ungeheure Felsen auff das höheste gekommen / und auch endlich / wiewol mit sauren Schweisse zu das Ufer des gedachten Sees gerathen. Vadin anus. So fern ich etwan nunmehr auch meine Meinung und Urtheil hierüber solte vorbringen; So spreche ich: daß mir nicht unbewust sey / wie gar sehr viel wunderliche Sachen in der Welt zu finden seyn / deren Ursachen Plinius lib. 2. cap. 45. daß in Dalmatien eine Klufft sey / in welcher / so man ein leichtes Steinigen / auch bey dem stillesten Wetter hinein wirfft /so soll sich ein grosser Sturm ereigen. Welches auch Vadinianus bekräfftiget / daß es nicht minder geschehen solle / wenn auff den Alpgebürgen bey Affenzahl im Schweitzerlande / allda in einen grossen und greulichen Abgrund etwas hinunter geworffen wird. Fast eben solches erzehlet noch anderswo Plinius d.l. daß nemlich in Cyrenen ein grosser Fels sey / welcher dem Sudwinde gewidmet ist; welchen keines Menschen Hand berühren darff / wo er von dem Anherrn / dem Sudwinde nicht wolle mit Sande bedecket werden. Solte man nun etwa fundiret; Solche aber / weil sie nicht beständig ist: kan sie mir kein Gewißheit beybringen: Nemlich / es vermeiden zwar die Landes-Leute / daß ein unerhörtes Gewitter entstehen solte / wenn man in die See etwas hinein geworffen: Derentwegen auch die Obrigkeit unterschiedliche zur Straffe solle gezogen haben. Aber andere bezeugen / daß sie heimlich / und unwissend ihrer Führer oder Begleiter / schwere Sachen hinein geworffen haben; Lugdunenses in Franckreich ein dergleichens von auch einer See nach dem Pilatus benamet vorgeben: in welcher des Pilati sein Cörper soll geworffen seyn: Nemlich sie erwehnen / wenn man einen Stein hinein schmeist / daß alsdenn ein Johannes du Choul Lugdunensis, in Beschreibung des Pilati Berges. Was nun also anderwo fälschlich gegläubet und ausgesprenget hat; wie solte dieses auch nicht allhier statt finden / und ebenmässig erlogen sey? Aus diesen Gründen bin ich bewogen worden / ein Stopticum in dieser Sache zu agiren / oder das Fürgeben in den Zweiffel zu ziehen; Doch wil ich hierneben gar gerne hören / was einander bessers davon fürbringen möchte. Mercke letzlich / daß Bucatius eben ein solches voriges von der See des Berges Berges Canari in ulteriori Hispaniâ referiret. Biß hieher Lignaridus. Wobey zu mercken / daß noch andere sagen / wie nemlich die erwehnte Pilatus See ein grosses Ungewitter zu wege bringen solle / so ferne nur des Pilati mit Worten gedacht procediret nach geschehene proclamation seines Nahmens / welchen er durchaus (ich möchte wol wissen / aus was für einer eigendlichen Ursache) auff seiner Residentz nicht hören noch dulden will / in dem er alle seine Nomenclatores oder Proprii tituli Præcones, mit Ungewitter besoldet / oder die Onomatologiam besaltzet. Solte etwan die Prophanatio in causâ seyn? Da der hoffärtige Geist besorget / es möchte seine Ehre verunglipffet / sein Name verkleinert / und sein Gerüchte verringert werden / so ferne sein Name von allen mißgebrauchet / und häuffig vorgebracht würde. Da er denn in diesem Stücke den Rabinen nachkömmet / welche Tetragrammaton nomen DEI, άνεκφώνη oder ineffabile venditiren. Doch kan es auch wohl seyn / daß es mit ihm heisse: Verba valent sicut nummi: das ist: die Titul werden manchmahl referiren auff die heidnische evocationem Deorum; dannenhero sie vieler Oerter Namen vor Zeiten verdecket gehalten / so weis ich es nicht. Sonst bleibt es noch einmal wahr / daß der Rübezahl seinen Namen durchaus nicht haben noch leiden will; und zwar nicht so wohl von denen / die ausserhalb seiner Reviere unten am Bergen und Städten wohnen; denn da wird er häuffig ohne verspührete Verletzung stets also genannt; sondern vielmehr von den jenigen / welche ihr Passagium über seine Klippe haben. Item, die sich droben wohnend auffhalten / als da seyn unterschiedliche viel Häuser / welche entzeln neben der Herrstrassen weitläufftig nach der länge von einander gebauet / und hin und wieder gleichsam zerstreuet angetroffen werden. In solchen gedachtē Häusern / welche dem Feryherrn Schaffgotsch genannt / zustehen; sollen sich ebenmässig die Leute sehr scheuen / exterminiret werden. Merckt weiter noch andere besondere Arten des Bergwesens / nemlich / daß die Bäume und Sträuchwerck droben / welches hin und wieder nur entzeln und am Büschen sich nur soll finden lassen /nicht sonderlich hoch noch dicke werdte: Ebenfallsmonticulæ pumiliones sehr content mit ihren Gütgen und Sachen seyn sollen; also / daß sie kein bessers begehren: Sintemahl sie / (wie der vorige Bote sie zur Rede gesetzt und gefraget hatte: Wie sie in ihren kleinen Hüttgen und schlechten Losamentern könten auskommen und vergnüget leben?) geantwortet: Wie solten wir was bessers begehren? Wir haben hier guten Friede (verstehe Weltlichen und Geistlichen; denn sie sind im gewesenen dreissig Jährigen teutschen Kriege niemalen von den Soldaten angefochten / noch wegen des Lutheranismi / von den reformirenden Jesuiten geängstiget referiret / daß sie bey fünff Meilen müsten nach der Lutherischen Kirchen gehen /wenn sie Pfarren wollen / oder Gottes Wort anhören; Dannenhero es denn öffters geschiehet / daß sie kaum des Jahrs einmal den Gottesdienst in der Kirchen verrichten. Noch weiter sollen ihre Häuser niedrig und klein seyn / also / daß sie der Schnee über und über des Winters bedecken soll / und stets zu thun haben /daß sie den Eingang mit wegkehren / und schauffeln frey behalten. In solchen ihren Häusern sollen sie sich sehr reichlich mit Heu versehen haben / und davon alle Winckel bestopffet / damit sie durch den Winter reichen / und Vorrath für ihr Vieh haben können. Letzlich ward auch gedacht / daß es schwere Reisen über das Gebürge gebe; in deme man müst Meteori ist: Wie man denn sonsten lieset / daß sich allerhand theils regende /theils auch leblose Sachen durch besondere Wörter accommodiren / oder incomodiren. Lieset man doch von einem besondern Fische in Sicilia beym Kirchero in Musurgia, daß solcher von den Fischern vermittels etlicher Wörter gefangen werde. So weis man auch /daß die Meerschweine von Natur keinen Nahmen lieber hören als Simon. Davon mit mehren unter andern nach zuschlagen wäre Franzius in Historia animalium. Weiter weis man auch / daß an unterschiedlichen Orten ein Echo oder Wiederschall wird / welcher hier schwach / dar starck ist; Als bey Paries / da sich ein ausgeschryenes Wortley dreyzehnmal reciprociret. Vielleichte hat nach diesem Schlag das Schlesische Gebürge eine ähnligkeit mit den erzehleten Dingen; daß es nemlich curiosität / ein ander mag was bessers pratgen. Doch gnug.
Ein Bote von Liebenthal erzehlete mir unter andern Schnadrigaken / daß seinem Vater warhafftig wiederfahren sey / wie er über das Gebürge gereiset / daß allda zu ihm in vollen Sporenstreiche der Rübezahl in eines Monsieurs Gestalt geritten kömmen / abgestiegen / und dem Reisenden befohlen habe das Pferd zuhalten; da er mit ernsthafftiger Stimme gesaget: halte mir das Pferd / auff die Prætoriam vocem hat jener flugs fuß gehalten / und dem Befehl gemäß gelebet /und das Pferd beym Ziegel gefasset; Drüber ist der unerkandte Rübezahl davon marchieret / parts von nöthen gewesen / auff dem Wege fortzugehen / und den Lauff zu vollbringen; Auff der andern Seite ist ihm der ernste Befehl auch immer im Kopffe gelegen gewesen / da der Cavallier ihm feste eingebunden gehabt / das Pferd zu verwahren; Darbey er denn auch endlich auff die Gedancken gerathen ist /daß es ihm vielleicht übel ergehen möchte / wenn er das Gaul verwarlosete / und nicht wieder überantwortete; leichtlich gedenckende: es möchte ein Rencke darhinter stecken. rectà davon gestrichen / nicht feyrende / biß er etwa anderthalbe Meile fürder gerathen; da ihm erstlich sein Qvarck im Schiebesack verdrießlich vorgekommen; dannenhero aurum ex stercore. Vermeinestu aber / daß / wenn allhier der Qvarck bey einander geblieben / er zu lauterm Golde verwandelt worden wäre? Ich sage nein darzu / und vermeine / daß jener erstlich den Unflath habe müssen wegschütten / Resp. gemüntzēt hat er ihn wohl selber nicht /sondern vielmehr einem andern gestohlen. Ein anders aber wäre es / wenn es ungeschlagenes Gold gewesen wäre / so möchte er es aus seiner Clausen hervor gebracht haben / als da es an verborgenen Schätzen nicht fehlet / wie aus vielen andern Geschichten erhellet; da viel Italiäner und andere Landes-Leute sich befleissigen / sich darauff zu bereichern / und gute Fünde zu thun. Wie es denn noch unlängst soll geschehen seyn / daß unterschiedliche Welschen sich der Gelegenheit gebraucht / Privilegium, welches ich allhier von einem sonderlichen Gönner zu borgen bekommen / und allhier / zum weiteren nachsinnen / mit Fleiß habe setzten wollen. Es verhält sich aber solches folgender massen:
Wir Hans Ulrich Schaffgotsch von Kinast und Greiffenberg / Freyherr zu Trachenberg / fügen hiermit männiglichen denen dis Schreiben möchte zuhanden kommen zuvernehmen / was massen wir Herrn Hans Zimmermann / Medico in Leipzig / auff sein demüthiges und bittliches ersuchen / ein Privilegium gegeben / und in Gnaden concediret haben / in unsern Herrschafften und Landen / bevorab aber auff dem Riesenberge und der Isterwiese allerhand köstliche Sachen / als Edelgestein und Perlen auff seine Unkosten zu suchen /haben auch hierüber ihm gnädiglich verheissen / daß wir ihm zu Vollführung dieser Sachen nicht allein mit unsern Unterthanen iederzeit für bösen Buben zu schützen / unn das Haupt zuhalten / sondern auch /wo sich einer an ihm oder den seinigen freventlicher weise vergreiffen würde / denselben ernstlich und nach Befindung der Ubelthat an Leib und Leben zu straffen. Es haben wir uns auch vorbehalten / daß gedachter Herr Zimmermann uns als dem Grunds-Herrn den Zehenden alles was er überkommen möchte zuentrichten schuldig seyn soll.
Privilegii in diesen Sachen möchten schädlichen oder verhinderlich seyn; Als wollen wir / daß die jenigen / so wider diß unsere Erlaubnüß und Privilegium handeln und committiren werden / ohne andere Straffe den halben Theil uns als dem Grundsherrn / das übrige aber gedachtem Herrn Zimmermann einzulieffern. Solches zu mehrer Urkund und Vorgewisserung / haben wir dis mit eigener Hand unterschrieben. Welches also geschehen in Leipzig den 26. Decembris Anno 1613.
Biß hieher das Glorwürdigsten Herrn von Schaffgotsch Privilegium. Von welchen noch dieses obiter dem Theramene; daß / als er auff eine Zeit bey etlichen Freunden sehr lustig gewesen / unversehens das Haus eingefallen sey / und habe 29. Personen / todt geschlagen / ihn aber nicht im wenigsten beschädiget; wie ihme nun deswegen vielfältig gratuliret worden / hat ers nicht mögen annehmen; sondern hat mit heller Stimme geschryen: O fortuna, cui infortunio me reservasti? O du wandelbares Glück / zu was vor grössern Unglücke hastu mich übrig behalten Nemlich / es soll geschehen seyn / wie eben dieser Freyherr seine Hof-Kirche verweitern / und außbessern lassen / daß zu erste vom Gewölbe herunter ein Baumeister mit etlichen Qvatersteinen gefallen; welchen zuerretten (wie es ein Knabe gesehen / und drüber laut umb Hülffe geschryen /) so wohl andere als der Freyherr / eilends besuchet und
Und also war domaln der benannee Freyherr zwar dem Ungemach entronnen; doch ist etliche Jahr hernach ex hâc Charypti in Seyllam gekommen; da er zu Regenspurg enthäuptet, worden / coincidenter von den gerühmeten Herrn Schaffgotsch Vater mit anziehe. Nemlich / ich habe mir von vielen berichten lassen / daß solchē Herrn der Rübezahl trefflich gewogen gewesen; also / daß er auff sonsten unmügliche Art auff den einen Teiche mit einer besondern Fehre zur Lust fahren können / als auff welchen Teiche (welcher schwartz Wasser halten soll / welches weder ab noch zunimbt / auch keinen Ab- und Zufluß hat / und im übrigen unergründlich ist; wie er selber soll erfahren hahen mit dem hinein gelassenen Bleysenckel /) sich sonsten kein Mensche trauen noch wagen darff. Und solches Gerüste oder Fehre haben die gegenwertigen Herrn von Schaffgotsch noch neulichst zum Gedächtnüß außbessern und verneuern
Es erwehnete ans vielfächtiger Erfahrung der vorige Liebenthalische Bote / daß er selber etliche mal / andere Leute aber hoch mehrmal befunden hatten / daß auff den einen verdächtigen und scheulichē Teiche Aepffel und Birn / wie auch ander Obst / item mehrerley beliebte Sachen gestossen / und einher geschwommen weren / da sie denn alsobald sicherlich muthmasset haben / daß es Verblendung und Teuffels Spiel seyn müste / sintemal es sonsten auff keine andere Weise leichtlich hätte mögen dahin gerathen: Derentwegen sie auch allen Tandt flugs fahren lassen / nicht weiter dran gedacht / oder sich darnach Oculiseria oder Augen-Verblendung auff den Bächen oder Sumpffen haben zum Schein schwimmen lassen / und die bethörten Leute drüber nach sich gezogen / und im Grunde umgebracht. Wie ich mich denn erinnern kan / daß solches etliche mal der Magdeburg / bey Halle / und anderswo geschehen. Ja es erzehlte mir eins meine leibliche Mutter / daß auff einem Teiche zwischen Zettling und Badel vorweilen von meines Vaters sel Bruder / ein mächtiger und ungewöhnlicher Karpe were nahe beym Ufer erblicket worden / darnach er denn geschwommen / und fast hätte müssen herhalten / so ferne er nicht von anderne Gegenwertigen
Es gedachte gleichmässig obiger Tabellarius, daß es unzehlichmal geschehen / daß der verstellte Rübezahl auff dem Gebürge unterwegens auff einem Steine geruhet / und wenn andere zu ihm im gehen gerathen seyn / sich nicht minder gestellet habe / als wolte er auch
Es sollen / nach dem gemeinen Gerüchte / alle Wurtzelmänner / Chymici und Edelgestein sucher desselbigen Gebürges / es nothwendig mit dem Rübezahl halten / und ihn für einen Præceptorem erkennēn müssen; so ferne sie seiner Gnade leben / des besessenen Schatzes Nutzen haben / und was tüchtiges davon bringen wollen. Man erzehlet auch noch ferner / wie gleich zu dieser Zeit am Gebürge ein alter Mann mit Nahmen Krebs wohnhafftig seyn soll / der allerley Raritäten und Artzeneyen von solchen seinen Oberherren mitgetheilet bekömpt; dadurch er alle Seuchen heilen / die Unbäßligkeiten vertreiben / und bevorstehende eventus prophezeihen kan. Dieser Mann soll nunmehr ein fast alter / doch schlechter Bauerkerl seyn / mehrentheils barfuß herein treten / und nach belieben viel tituliren lassen / und ein richtiger Artzney Doctor seyn und heissen. Es soll / nemlich vor ein paar Jahren ein Freyherr an ihn Leute geschicket haben / und freundlich bitten lassen / er möchte sich doch stellen / und ihn zur vorigen Gesundheit verhelffen; Dem soll er zur Antwort haben sagen lassen: Euer Herr soll mich im Arsche lecken / was schier ich mich umb ihn. Doch gnug.
Es gebens die neulichsten Avisen / daß vor wenig Wochen sich auff der Schnee-Kippe ein wunderbarliches Waldweib habe sehen lassen / welches nicht gar groß / und sonsten umb und umb mit grünen Mooß verposamentiret ist. Hievon giebt man vor / daß es ein neu Gespenste seyn soll / welches von einem Teuffelsmeister daselbsthin / anders wo her soll gebannet seyn. Hiemit soll es ohn unterlaß der Rübezahl annehmen / seinen Orth vertheidigen wollen / und sich greulich mit der Bestie herumb kampeln. Da soll es wunderliche Sprünge geben / daß es die Leute nicht gnugsam beschreiben können; da sollen sie sich zerschmeissen / in deme der Rübezahl als ein alter Gast /seine vorige Residentz mantinirē / und ex præscriptione diuturni retrò temporis sie alleine beherrschen will; Das Hengers Veteres migrate coloni! Herunter du alter Hund / packe dich du verschrumfelter Abgott / trolle dich du Gaißmann oder Satyre. Hierauff soll er anheben und sagen: Schweig du Mutz / oder ich will dir deinen Moosichten und Moseowirischen Beltz zu laufen. Und in dem soll er hinter sie her seyn / und sie nicht minder wider ihn: Da soll es an ein turnieren gehen / daß alles knistert und knastert. Und also wird es hier einmal wahr / daß ein Teuffel sich wider den andern erhebet / sie einander die Kolbe lausen / und uneines werdē. Doch gnug von diesem Duell: Ein mehrers soll künfftig folgen. Doch gnug.
Vor etwan dreissig Jahren / wie mir ein alter Kaßkundiger erzehlet / soll einer von Adel über das Gebürge gereiset
Es waren einsmahls etliche Handwercks-Burschevisitiren / und alle Stücklein Gold / einer mehr / der andere weniger /herfür bringen.
Vor etlichen Jahren sol ein Mägdlein ungefähr einen Holzhacker auff dem Gebürge erblicket haben / zu solchen ist sie (wie mir alhier ein Goldschlägers Gesell beygebracht hat / der des Ortes gereiset / und gar wohl kündig ist:) hingegangen / und hat umb eine Schürtze voll Späne gebeten / welche sie auch leichtlich erhalten / wie wol sie / sie schwerlich
Es soll einsmahls ein Bote den Rübezahl geschabernacket haben / welcher sich auff solche Art gerächet /und seine Scharte ausgewetzet hat. Nemlich wie dieser Bote auff dem Gebürge in eine Herberge eingekehret gewesen / und sein parallel trug: Aber / siehe abermahl / da wird ihm desselben seiten Fuß so schwer / daß er ihn nicht aus der stelle bewegen vermochte; und wie wohl er umbwechselte aus einer Hand in die ander; so wolte es doch nicht anders werden / sondern blieb bey der alten Geige. Drauff nahm er es noch auff eine andere Weise mit seinem Spiesse vor: nemlich er ritte drauff / wie ein Kind auff den Stecken; und spielete nach den alten Verse das ludere par impar, eqvitare arundine longa.
Vor weilen soll ein Hausmann etliche Schweine haben schlachten lassen / und einen Schlächter darzu gedünget haben / Würste draus zu machen / und das übrige auff eine andere Art zugebrauchen. Hierzu soll sich aber in verborgener Gestallt der Rübezahl gefunden haben / der für alle seine Mühe / vom Wirthe nichts mehr begehret / als nur so viel Würste so viel er in eine Mahlzeit bezwingen möchte. Der Haußmann lässet ihme die Kurtzweile grösser und schon gefallen / gedenckende / daß es so eben viel nicht seyn könte / was der Schlächter fressen würde: Und übergibet also das Sauwerck dem gedungenen Abentheuer. Dieser machet sich hurtig drüber her / verfertiget seine Arbeit auffs allerbeste / und wie die (à comedeno)
gaudium hinaus gelauffen. Und warumb solte es denn nicht / nach diesem Verlauff /eine Comödie können genennet werden?
Vor etwan 18. Jahren sollen ein paar arme Studenten über das Gebürge ihre Reise verrichtet haben; und endlich
Vor wenig Jahren hat eine Magd hart am Berge gegraset / so etwan aus dem nechsten Dorffe gewesen; In deme sie auff der Wiese ihres Thuns abwartet / und das Graß herunter sichelt / so singet sie darzwischen allerhand possierliche Liederlichen vom Rübezahl /(ey / ey / wer dieselben auch hätte / der könte hören wie sie klingen. Nim du aber dieses hieraus / daß die Sache vom Rübezahl in Schlesien so gemein sey / daß man Sprichwörter und Reime davon macht / etc.) In dem nun also diese Magd in dergleichen Andacht begriffen / siehe da kömpt der Rübezahl in eines Bauren Gestalt zu sie / fraget / ob sie vom Rübezahl nichts gehöret hätte? Und ob sie ihn gerne sehen möchte? Er wolte ihr ihn gleich zeigen? drauff soll Barbatam venerem seyn / und erbare Jungfer. Das beste isr hierbey / daß sie ihn nicht durffte putzen lassen / und ein übriges geld auff ein Schermesser wenden. Er nam nicht ab und zu / sondern blieb allzeit in einer grösse / wie denn der Ziegenbock auch dieses Vortheil selber hat / daß er dem Balbier nicht viel Pfennige über seine Lorbeeren / zum Haarscheeren wenden darff. Er stutzet Jahr aus Jahr ein / nach wie vor mit seinem stopfflichten Barte / und schantzigen Nesenreisern / und bleibet stetig an seinem Beutel verschonet / daß er denselben zum Geldgeben nicht auffziehen darff / es sey denn / daß dieser Vir gregis, ipse caper, seiner Stallfrauen der Mutter-Ziegen eine Lust wachen
Vorweilen hatte ein Bauer einen grossen Kober voll Eyer auffgesacket / gieng damit auff das Gebürge / sie andern zu verkauffen; Und in dem er also auff dem Wege war / auch müde drüber ward; da er sahe er ungefehr einen hübschen grossen Stein / zu solchem gieng er hin seine gewünschte Ruhe zu pflegen: Aber / indem er nieder sinckē wolte / da verschwindet der Stein unter ihm / und fället budutz mit allen Eyern rücklings herumb / und macht in Eyl einen
Es soll einmal ein armer Bauer über das Riesen-Gebürge gegangen seyn / welcher noch zu brocken noch zu beissen gehabt / und ziemlich hungrig gewesen / in solchen ist der Rübezahl gekommen / in eines Jägers Gestalt / hat ihn beklaget / und endlich zu Gefallen
Ich habe es mir von einem alten Schlesischen Bürger erzehlen lassen / wie nemlich der Rübezahl vor etwan 38. Jahren zu einem Boten ausserhalb dem Gebürge in einem benachbarten Dorffe gekommen sey / und ihm etliche Brieffe übergeben / solche an gewisse Leute im nähesten Flecken zu bringen / damit sie sich des folgenden Tages ohne beschwert zu ihme (dem Rübezahl der sich wie ein Hausvater gestellet /) verfügē / und zu Gefattern stehen möchten. Was geschicht: der Bote bekömpt
Vor Jahren soll ein reisender Studente oder fahrender Schüler über das Riesengebürge alleine für sich / aus Böhmen in Schlesien gewandelt haben: da er unterwegens gar schwermütig geworden / wie er seine angefangene Studia möchte fortsetzen / oder mittel Bücher zu kauffen / und collegia zu halten / Studiosus seine Armuth weitläufftig gnug entdecket hatte / und sonderlich eine Begierde zu einem gewissen Buche verstanden gehabt; da spricht der Rübezahl: er soll mir zu frieden seyn / sintemal er solches Buch gleich bey sich hätte / welches er ihme hiemit verehrete. Und indeme hat er gleichsam ein Qvartbuch aus seines Dieners Rentzel herfür gelanget / spendiret / und durch einen andern Weg von ihm geschieden. Der Studente aber hat solch Buch mit grossem Dancksagen auffgenommen / Doctorem soll promoviret haben: Ey du lieber Rübezahl / kom doch auch einst zu mir so gnädig / und spendasisch / und gib mir eben dergleichen Stipendium, wie du jenem bedürfftigen gethan: Es soll mir eben so nütze werden / und wil es gleichesfalls nicht uneben anwenden.
Es hat mir folgendes ein vornehmen Mann communiciret / daß er nemlich in seinen jungen Jahren / da er noch ein Schüler gewesen / und schlechte Mittel zu studiren gehabt / ebenmässig über das Gebürge gereiset sey / nebenst discuriren auff die ander gefallen weren: Unterdessen soll es sich zugetragen haben / daß hinter sie ein Bauersmann gegangen kommen / welcher einen gantzen Arm voll Federspulen gehabt / die er feil geboten / und für das Schock einen Groschen begehret hat. Von dieser Waare hat domahln ein ieder etwas genommen; einer für sechs Pfennige / und fort; und waren darauff nach verrichteter Kauffschlagung fort marchiret / und die hatten die Federn zu sich gesteckt; biß sie endlich zu den Ort gekommen / dahin sie getrachtet gehabt. Daselbsten sollen sie bald befunden haben / daß alle Spulen zu lauter gediegen Gold verwandelt gewesen /und also viel Sachen gnug vor ihr wenig Geld gehabt. Ja es thate jener Mann noch dieses hinzu daß sie viel Jahr von den Federn studiret; und er
Im nechsten Dorffe am Gebürge soll vor diesem ein Bauerhache / oder Pferdelümmel vielmahl auff den Rübezahl geschmelet haben; daß er ihn einmahl verführet / und auff den Irrweg gebracht gehabt. Uber dieses Gefluche soll auff eine Zeit der ungedultige Geist zumasse gekommen seyn / und von unbescheidenen Rülpsen gefraget haben / ob er denn sein Lebelang nicht mehr zu Rübezahlen zu kommen gedächte: Als er sich vielleicht noch weiter rechnen würde; dieweil er auff ihn so stänkerte unn lasterte? Drauff sol der Ochse gesaget haben: was schier ich mich umb den Rübezahl? Er soll warten / ehe er mich wieder habhafft werde / oder Nasica oder Nasulus auch sein Dampffhorn in acht genommen haben. Er soll aus dieser Einbildung keinen Menschen zu nahe gekommen seyn / sondern auffs wenigste ein Schritt oder viere sich von einen iedweden entfernet gehalten haben /damit er ja keinen offendirete oder mit der Nase durchborete. Weiter soll er auch wunderliche gesticulationes gehabt haben / wenn er eine Thür hat wollen auffmachen / da soll er alleine erstlich rücklings hinangeschlichen seyn / und also auffgeklincket haben /hernach soll er wiederumb vor sich zurücke gegangen seyn / auff ein Schritt oder zehen / hernach drauff herumb geedrehet / und also in einer sonderlichen Grandetze zur Thür hinein gewandert fryn. Noch ferner soll es viel schnackischer gestanden seyn / wenn er für Spira gedrehet und also mit einer Schnur zusammen umb den Ropff gebunden haben / damit sie ja nicht aus dem Geschicke fiele. Hat er aber sich schneutzen wollen / so hat er sie wiederum auffgelöset und nach der Länge / wie ein Wesebaum wegspringen lassen: Hernach hat er die eine Faust ein paar Spannen vom Maule / die ander aber ein Spannen oder sechse in die Lufft von sich gehalten / und die Nase / nach
Es ist noch unlängst geschehen / daß ein sonderlicher Liebhaber der Bilder oder Kunst Händler über das Gebürge gereiset; in Willens von den Mahlern hin und wieder köstliche verfertigte Sachen einzuhandeln / und seine Schinderey damit zu treiben. Da soll unterweges zu diesen Menschen der Rübezahl in Gestalt eines Juden gemachet seyn / und etliche zumsammenpræsentiret und feil geboten haben; welche dem Vorkäuffer trefflich behaget / und sie flugs mit einander vor ein billiges bares Geld gehalten hat. Aber was geschicht? Wie dieser Kunsthändler in einer bevorstehende Messe die ausgebotenen Bilder einen vornehmen Manne weisen und anschmieren wil; da beschmieret er sich zu erst damit; sintemahl sie nur eine geflochtene Decke von Schilffe gewesen / welche mit Menschenkoth beschmieret befunden worden: Drüber nicht allein ein grosser Gestanck / sondern auch unmässiges Gelächter von den Beystehenden geworden; wie ihnen die Sache außführlich der betrogene Kerl erzehlet gehabt / und sie eigendlich verstanden haben / daß der Posse zum Rübezahl gestifftet gewesen.
Vorweilen soll ein Schäfferknecht sehr auff dem Rübezahl gestichelt haben / welchen der Rachgierige Geist einmahl im Felde angetroffen / und gefraget soll haben / was er vom Rübezahl hielte; da er denn auff seiner gewohnter Grobheit flugs heraus gefahren; Ich halte nicht ein Haar auff den Teuffelskopff; Und auff diese Wörter soll ihn der Rübezahl flugs an den Kopff gefasset / und in seinem Gehirne ein paar lange Ochsen Hörner imprimiret haben: Sprechende: ho ho; Brummer / stoß mich nur nicht: und hiemit soll er von ihme in eine ungeheure Gestalt geflogen seyn: Nach welchen dem Schäffer darauff immer vorgekommen /wie er zwey lange ungeschieckte Körner trüge; dabey er keinen Rath gewust / wie er sie solte loß werden oder füglich bemänteln möchte / da er referiret geworden seyn; daß dergleichen sonsten mehr vorgienge / da die Leute Hörner kriegten; welche sie füglich auff der Universität von Dipositor abraspeln oder weg höbeln liessen. Dieser Vorschlag hat hierauff dem Schäffer gefallen / ist mit etlichen Bachanten auff die Messe nach einer Universität hingezogen / hat so viel Geldes drauff gewand / als einander und sich wacker zu schurügeln lassen / biß daß das Blut vom Kopffe gelauffen / und endlich die Einbildung hiemit verlohren worden.
Vor 11. Jahren soll ein Häscher aus Schmiedeberg dem Rübezahl verunglimpfet / unn ihn übel nachgeredet habē: hominem bey der Cartause gebriegt haben / sagende; halt Bruder: Hastu keine Ohren / ich will dir ein paar Horchlöcher machen; daß du es dein Lebtage nicht vergessen sollst. Und hie mit soll er mit ihm verfahren seyn / wie der Apollo mit den Poeten / (vellit aurem cynthius: secundum Virgilium,) nemlich er hat ihn dermassen zuzwacket: daß der ärger / als neulich der allhier zu Leipzig außgestrichener Juda geschryen / und ach und Weh geruffen; biß sich endlich der Rübezahl des Viehes erbarmet / und den Henckersknecht hat lauffen lassen. Und wiewohl dieser gedemütigter keine
Es soll gar ein gemeines seyn / daß freche Leute zu diesem Geist auffs Gebürge gehen / und ihm so viel Geld abborgen als sie begehren; welches er ihnen denn auch nicht versaget / sondern flugs baar darzahlet / und zwar ohne Forderung der Zinsen und interesse; doch begehret er von sie / daß ein ieder gewisse inne halte / und das Capital richtig in gewisser Zeit und Stunde lieffere. Geschiehet nun solches / und die Leute bringen es zu rechter Zeit wieder / so sollen sie viel Glücke zu erfahren haben; Verseumen sie es aber entweder aus Unbedachtsamkeit oder Muthwillen und Betriegerey / theils daß sie mit Praxis mit des Rübezahls Schatzkammer so gar offte soll ins Wercke gesetzet werden / so hat man an unterschiedlichen Orten in Schlesien gar ein Sprichwort davon gemacht / daß man saget: Hast du kein Geld zu bezahlen / so borge von Rübezahln was. Item / wo hastu so geschwinde das Geld her bekommen / du wirst es gewisse von Rübezahln geborget haben. Item / ho ich wil bald Geld bekommen: Ich wil nur nach Rübezahln hingehen / er wird mirs nicht versagen. Creditoren auffnehmen / was sie mit Hinterlist außbringen können: In dem sie immer das rips raps in meinen Sack spielen / biß sie endlich gar verspielen /und mit dem Schelm zum Thor hinaus gehen müssen. Ey / ey / würde Rübezahl darhinter her seyn / unn sie zu Chor treiben / oder das diebische Hertze kräncken und zwacken; Was gilts / sie würdē sich eines bessern bedencken / und als rechtmässige debitores zu reiffer Zeit Parol halten. Sie würden nicht so unverschämbt drauff schmausen / und in Ruchlosigkeit so offt
Es soll vor diesem eine hoffärtige Dame sich sehr nach einer hüpschen Farbe umbgethan haben / ihr grehmliches Angesichte damit zu betünchen: Sintemahl sie in ihrer heßlichen Larve so scheußlich und Bocken narbicht außgesehen / als wenn der Henger Erbsen auff sie gedroschen hätte. Zu dieser hochtrabenden Mütze war einsmals der Rübezahl in einer frembden / und zwar außländischen Artzts-Gestalt ins raritäten ein herrliches cosmeticum præsentiret / oder schmincke Kleister præsentiret; und zwar für wacker viel Geld / weil die dargeboten; Waare das Antlitz trefflich zieren und recommandiren könte; daß sie selben kaum glauben würde / und solches zwar beständig durch etliche Monaten; so ferne man sich nur einmal damit bestriche. Was geschicht? Das albere Weibes Stücke glaubet den Worten / bezahlet den Qvarck /und nach dem der qvacksalberisch Rübezahl weggewesen / beschmieret sich umb und umb im Angesichte; und wird hievon pechschwartz wie ein Mohr; behält auch diese Farbe ihr Lebelang / und vermag sie nicht wieder loß zu werden; sie mag es auch angreiffen wie sie wil. Sie soll aber unter andern unzehlbar Mitteln auch dieses practiciret haben; daß sie lange geschlaffen hoffende / es werde damit besser werden; Weil man spricht: ie länger Philosophi; welche aus lauter Aberglauben bestehet / die ich possirlich erkläret / und auff das allerlächrigste wahr gemachet habe: Wie der günstigste und begierige Leser mit aller Lust durch alle Blätter desselben Tractats befinden wird. Es ist aber zumercken / daß solche Phy lose Vieh in unterschiedlichen centurien beruhe; durch welche ich alle und iede / ja etliche tausend gewöhnliche und närrische Weiber Fratzen expliciret /und hönisch verlachet habe. Und wird von diesem Opere das erste hundert benahmet: Philosophia colûs, oder phy lose vieh der Weiber. Das ander hundert heisse ich Gynoso-Phiam, oder der tieffsinnigen Frauen Lohica. Das dritte hundert wird tituliret Dulo Magia, oder Mägde Physicke. Das vierte hundert nenne ich mororum moralia, oder morologiam,
putationes. Das sechste hunder heisset eine Compagnie Jungfer-Grillen. Das siebende hundert nenne ich Knechtes Albertäten. Das achte hundert heisset mir / wunderliche Schnadrigacken der alten Müttergen. Das neunte hundert führet diesen Nahmen: kauderwelsche Köchins Possen. Das zehende hundert heisset die geheime Cantzley der Sechswöchrinnen. Das eilffte hundert nenne ich den Baurischen Qvacksalber Marckt. Das zwölffte hundert heisset mir: Die aberwitzige Kinder-Schule. Das dreyzehende hundert heisse ich: die Schnackische Nonnen-Universität. Das vierzehende hundert heisset: die Bummelwitzige Rumpeltasche. Das sechzehende hundert nenne ich die super kluge Tändel-Griethe. Das siebenzehende hundert titulire ich: den Ambubajarum Astrologia, oder die alt-vetteliche Weiter-Pracktike. Das ein und zwantzigste hundert heisset die Layen-Bibel. Das zwey und zwantzigste hundert nenne ich das Pöblische Heiligthumb Ey / ey! was werden bis vor kützliche und schmackhaffte Sachen seyn? Ja freylich: Die Finger wird mancher darnach lecken. Ich selber gebe ein Pfennig drumb / daß sie gedrucket / und den Curiosen Gemüthern auffs eheste könnten communiciret werden. Eine Wurst ist es / wenn sie nur gebraten were / verschmauset solte sie bald werden. Doch / qvicqvid differtur, non aufertur: Ob ich schon mit der Herausgehung dürffte einen Verzug leiden; Centuria erweisen: Drinnen sich ein lustiges Gemüthe gnugsam noch weiter delectiren; und / wie ich verhoffen will / starcke Anmuthligkeit ertappen wird / den folgenden centurien / nach einander / oder mit einander zu wünschen / da mit er endlich das gantze teutsche Egyptenland / oder Egyptisches Teutsches Land / das ist: Integrum Thesaurum superstitionum vetularum Teutonicarum / besitze /und seine Bibliothecke absolviret und gedrucket seyn / daß ein begieriger Mensch sich verwundern werde über die greuliche Anzahl der Weiblichen Aberglauben / und abergläubischen Weiber: Wie sie so trefflich gewisse Gründe haben: drauff sie fussen / wenn sie eines und das andere folgen /und ins Gelack hinein urtheilē. Es ist aber zu mercken / daß in einer solchen gedachten Centurie / zwar hundert Capittel werden angetroffen werden; aber in solchen weit mehr als nur so viel Aberglauben. Nemlich ich habe offt in Capite, zwo oder drey Superstitionen exagitiret; nach deme sie Verwandnüß mit einander gehabt; so habe ich sie in einem Gemache eingestallet / und dermassen herdurch gekrabatschet / daß sie immer möchten wie die Schaffhunde geheulet / oder auffs wenigste viel ärger geschryen haben / als ein unbendiges Weib / wenn der Mann mit den collarionem gemacht der gegenwärtigen eingebildeten Fratzen /mit den alten Aberglauben / daher die unserigen offtermahlen rühren und ihren Ursprung von etlichen hundert ja tausend Jahren / per continuam traditionem besitzen. Nebenst diesen Wercke habe ich auch schon allbereit andere Centurien verfertigt / und zwar von gleicher Materi. Als ist ein hundert verhanden /welches ich nenne Saturnalia oder hundert Weinachtslügen. Ein ander hundert passet auch schon auff; welches ich nenne Callendaria; oder hundert neue Jahrs Possen. Drinne pari passu gute und böse Sachen vorlauffen; welche man in gemein von solchen beyden Zeiten des Jahres schwatzet: Und so wohl fürelaboriret eine andere Centurie von Lucien oder kürtzesten Jahres Tage / Brumalia genannt /da gleichesfalls schöne Sachen vorgehen / ex Neoteritate & Antiqvitate. Weiter hat auch der günstige Leser ein opusculum justum de cornibus Moysis zu erwarten. Item / elaboratissimum & locupletissimum volumen Historico-philologicum de Nomine JOHANNES. Item: Commentarium elegantem super Ænigm. Virgil. dic. qvibus in terris etc. Item ein lustigs Werck vom Blocksberge / das allbereit unter der Presse lieget / und wie ein Schweinsbraten schwitzet. Darzu wird auch mit ehesten her Thesaurum Chiromanticum und Metoposcopum, eine Zigeuner Karte; Eine Chiromantische Glücks-Karte reimweise abgefasset / nebenst beygefügten Methodus Synthetica oder Theoria zugegen ist / da ich von einer Linien zur andern gegangen bin / die gantze Chiromantische Kunst zu lehren: In der andern ist Methodus Analytica und Praxis; da ich von einer Sachen zur andern gegangen bin: Und auff einem Blate alle Signaturen zugleich in eine Hand gebracht habe / welche langes Leben andeuten; Wie ich denn also mit allen Verzeuchnüssen durch alle eventus vitæ humanæ gegangen bin / und Anlaß gegeben habe / wie ein iedweder selber ein thema Natalitium Chirosophicum erigieren könne. Darauff wird sich auch dermahleins finden Chirologia Philologica und Podoscopia hactenus ànemine visa cum innumeris figuris. Hierneben wird eine neue Astronomische Karte zu bekommen seyn / welche in lauter Circkeln bestehen / nebenst einen Büchelein; Aristophilis stattlichen Nutzen schaffen wird: Darbey wird auch zuerfragen seyn eine grosse Tabelle von allen und ieden Asterismis drinnen der Gestirne Bildnüsse und è regione in unterschiedlichen und vielen areolis alle Prædicata, oder Sachen so man von den sideribus lieset / kürtzlich und nervosè aus citatis multiplicibus Auroribus, werden nach der Reyge mit einer künstlichen disposition und Eintheilung zu lesen seyn. Noch ferner soll auch hierbey gefunden werdē eine antiqvitätische Karte: Darinnen sehr viel imagines oder eigendliche Bildnüsse sehr vieler und fürnehmerer / rarer und alter Sachen werden zu schauen und in Büchlein zu lesen seyn. Noch weiter ist auch hiebey verfertigt ein schönes Buch: Welches ich nenne / das grosse und künstliche Handbuch: Darinnen etliche hundert ja tausend Kupffer-Händelein zu sehen / Scriptorio wie die Menschliche Hand in allen Scientiis und Wissenschafften könne mnemonice gebrauchet werden; Wie nemlich die gantze Deutkunst damit zu verrichten; wie man damit des Nachtes am Gestirne könne die Uhr wissen / und des Tages an der Sonnen / etc. Und also viel hundert ander Dinges mehr. Noch weiter wird auch hierzu kommen eine grosse Tabelle; welche ich nenne Triumphum Chiromantiæ: Darinnen gleich funfftzig vornehmer Leute Gesichter nebenst ihren untergefügeten fürnembsten Wörtern / die sie von der Chiromantie rühmlich fällen. Rund umbher sind etliche viertzig Hände: drinne die besten arcana chiromantica verzeichnet und unten beschrieben seyn neben andren ingeniösischen Sachen ebenwerts mehr: Draus ein ieder / der Chiromanti nicht hat wollen halten / sich wird müssen schämen lernen: Daß er aus seiner ignorantia eine solche disciplinam verworffen / davon so viel fürnehme Herren / so wohl die gelehrtesten Professores und Doctores Theologiæ als andere sinnreiche Philosophi viel oder auffs wenigste mittelmässig gehalten haben. Nach diesen Sachen / will ich / mit Gottes Hülffe / auch heraus geben sehr viel Tabellen; Drinnen eines theils die gantze Astronomia mit eben diesem Worte durch und durch acrologicè soll verfasset seyn / und daraus könne füglich erlernet werden. Ein ander Theil soll die vollständige Geographiam tam Mathematicam qvam Historicam; mit eben diesem Worte (Geographia) verfasset præsentiren. Werden sich nun zu diesen letztern und sonderlich zu den allerersten (denn die mittelsten seynd fast recreation erwecken können. Und hiemit Ade RÜBEZAHL!