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»Frau von Sevigny, fuhr er fort, hat gewöhnlich den schönsten Teint von der Welt, kleine
Es lebe der König!
Es giebt Leute, die ihrer Freundschaft nur heilige Dinge als Gränzen setzen, und für ihre Freunde alles thun würden, nur nicht Gott beleidigen. Diese Leute nennen sich Freunde in Allem, so weit es das Gewissen erlaubt; die Freundschaft der Frau von Sevigny hat andere Gränzen, diese Schöne ist nur Freundin, so weit es die Börse erlaubt; sie ist
Die größte Achtsamkeit, welche Frau von Sevigny hat, ist: alles zu scheinen, was sie nicht ist; seitdem sie darauf sinnet, hat sie schon jene betrügen gelernt, die sie wenig gekannt haben, oder die sich keine Mühe geben, sie zu kennen; da es aber Leute giebt, die mehr Interesse an ihr genommen haben, als andere, so haben sie sie durchschaut, und unglücklicher Weise für sie wahrgenommen, daß nicht alles, was glänzet, Gold ist.
Frau von Sevigny ist ungleich bis zu den Augäpfeln, und bis zu den Augenwimpern; sie hat Augen von verschiedener Farbe, und da die Augen
Hier haben Sie, meine Lieben, das Portrait der Frau von Sevigny; ihr Gut, das sehr zu dem meinigen paßte, weil es ein Theil meines Landgutes war, veranlaßte meinen Vater zu wünschen, daß ich sie heirathe; allein obgleich ich sie damals nicht so gut kannte, wie jetzt, ging ich doch
Da ich ihr nächster Verwandter war, hatte ich sehr großen Zutritt zu ihr, und sah den Kummer, den ihr Gatte ihr alle Tage machte; oft beklagte sie sich bei mir darüber, und hat mich, ihn wegen der tausend lächerlichen Anhänglichkeiten zu beschämen, die er hatte; ich diente ihr hierin eine Zeitlang sehr glücklich; da aber zuletzt die natürliche Gemüthsart ihres Gatten ihn über meine Ratschläge hinausriß, setzte ich mir mit Fleiß in den Kopf, in sie verliebt zu werden; mehr aus Bequemlichkeit der Umstände, als aus Gewalt der Neigung. Eines Tages also, da Sevigny mir gesagt, daß er am vorigen Abende Ninon war's.« »Desto schlimmer für Sie, sagte ich, meine Base ist tausendmal mehr werth, und ich bin versichert, wenn sie nicht Ihre Frau wäre, so würde sie Ihre Geliebte seyn.« »Dieß könnte wohl seyn,« antwortete er. »Kaum hatte ich ihn verlassen, als ich alles der Frau von Sevigny erzählte.« Da ist wohl auch was zu prahlen, sagte sie, vor Aerger erröthend. »Lassen Sie sich nichts merken, antwortete ich, denn Sie sehen die Folgen davon.« »Ich glaube, daß Sie närrisch sind, erwiederte sie, mir diese Warnung zu gehen, oder daß Sie meinen, ich sey närrisch.« »Sie wären es wohl mehr, gnädige Frau, versetzte ich, wenn Sie ihm nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, als wenn Sie ihm wieder sagen würden, was ich Ihnen eröffnet habe; rächen Sie sich, meine schöne Base, ich will die Hälfte der Rache übernehmen, denn Ihr Interesse ist mir eben so theuer, wie das meinige.« »Sachte, Herr Graf,« erwiedert Sevigny auf dem Spatziergange traf, warf er sich in meinen Wagen. Sobald er darin war, sagte er: »Ich glaube, daß Sie Ihrer Base das mitgetheilt haben, was ich Ihnen gestern von Ninon erzählte, weil sie mir heute etwas davon erwähnte.« »Ich, war meine Antwort, »ich habe nichts mit ihr gesprochen, mein Herr. Weil Sie aber Verstand haben, so sagte sie mir so Vieles über das Kapitel der Eifersucht, daß Sie bisweilen die Wahrheit trifft.« Sevigny ergab sich einem so guten Grunde, und brachte mich wieder auf das Kapitel von seinem Glücke bei Damen; und nachdem er mir tausend Vortheile sagte, die im Verliebtseyn liegen, schloß er mit der Eröffnung, daß er es lebenslang seyn wolle, und dann selbst, daß er es in Ninon so sehr sey, als man es nur seyn könne, daß er die Nacht zu St. Cloud mit ihr und mit Vassé zubringen werde, der Ihnen ein Fest gebe, und über den sie sich beide lustig machten. Ich sagte ihm wieder, was ich ihm tausendmal gesagt habe, »daß, obgleich seine Frau verständig sey, er es so
»Ich hatte gestern nicht Unrecht, Ihrer Unklugheit zu mißtrauen; Sie sagten Ihrem Gemahle, was ich Ihnen mittheilte; Sie sehen wohl, daß ich Ihnen nicht meiner Vortheile wegen diesen Vorwurf mache, denn alles, was mir deßhalb begegnen kann, ist, seine Freundschaft zu verlieren, und für Sie gnädige Frau ist wohl mehr zu fürchten. Dennoch war ich glücklich genug, ihn eines bessern zu belehren; übrigens, gnädige Frau, ist er so überzeugt, daß man kein wackerer Mann seyn könne, ohne immer verliebt zu seyn, daß ich verzweifle, Sie jemals zufrieden zu sehen, wenn Sie nun darnach streben, von ihm geliebt zu werden; doch dieß beunruhige Sie nicht, gnädige Frau; da ich angefangen habe, Ihnen zu dienen, so
Der Page, dem ich diesen Brief gab, trug ihn zu Frau von Sevigny und fand sie eingeschlafen, und indem er erwartete, daß man sie weckte, kam Sevigny vom Lande an. Als dieser von meinem Pagen erfuhr, den ich für diesen Fall nicht unterrichtete, da ich nicht voraussah, daß der Gemahl so bald ankäme, als er erfuhr, sage ich, daß er einen Brief in meinem Namen seiner Gattin zu übergeben habe, forderte er ihn demselben ab, ohne etwas zu Sevigny seinerseits brachte sie auch nicht besser zu, und am folgenden Tage, nach großen Vorwürfen, die er seiner Gattin machte, verbot er ihr mich zu sehen; sie meldete mir's und daß mit ein wenig Geduld alles sich einst ausgleichen würde.
Sechs Monate darauf wurde Sevigny vom Chevalier von Albret im Tuelle getödtet, seine Gattin schien untröstlich über seinen Tod, die Gründe, welche sie hatte, ihn zu hassen, kannte Jedermann, man glaubte, daß ihr Schmerz nur Verstellung sey. Was mich betrifft, der ich mehr Vertraulichkeit mit ihr hatte, als die Andern, ich wartete nicht so lange wie sie, mit ihr von angenehmen Dingen zu reden, und bald hernach sprach ich mit ihr von Liebe, und so, als hätte ich nie etwas anderes gethan. Sie gab mir eine von jenen Antworten des Orakels, welche Sevigny nicht Willens war, mich zu lieben, so kann man nicht mehr Gefälligkeit für sie haben, als ich deren in dieser Hinsicht für sie hatte. Da ich inzwischen ihr nächster Verwandter von der ehrenvollsten Seite war, machte sie tausend Vorschritte, mich zu ihrem Freunde zu gewinnen, und mir, der ich an ihr eine Art von Geist fand, welcher mich ergötzte, war es nicht unlieb, auf diesem Fuße bei ihr zu bleiben. Ich sah sie fast alle Tage, ich schrieb ihr, und sprach lachend von Liebe mit ihr; ich entzweite mich mit meinen nächsten Verwandten, um mit meinem Einflusse und Vermögen jenen zu dienen, die sie mir empfahl, kurz, wenn sie alles dessen benöthigt gewesen wäre, was ich auf der Welt besitze, so würde ich ihr sehr verbunden gewesen seyn, mir Gelegenheit gegeben zu haben, hierin ihr beizustehen Frau von Sevigny war damit sehr zufrieden, so sehr, daß ich anderswo nicht liebte, da mich aber der Zufall, wie ich Ihnen Precy zu lieben, bewies mir meine Base nicht mehr so große Zärtlichkeit, wie sie sonst pflegte, als sie glaubte, ich liebe nur sie. Von Zeit zu Zeit hatten wir kleine Zwistigkeiten, die sich zwar ausglichen, aber in meinem Herzen, und ich glaube auch in dem ihrigen den Saamen der Uneinigkeit bei der ersten Veranlassung zurückließen, die wir hiewegen miteinander haben würden, und die selbst fähig waren, gleichgültige Dinge zu verschlimmern. Da sich endlich eine Gelegenheit zeigte, wo ich der Frau von Sevigny bedurfte, und wo ich in Gefahr war, ohne ihren Beistand mein Glück zu verlieren, gab mich diese Undankbare auf, und beging in der Freundschaft zu mir die größte Untreue. Dieß war's, meine Lieben, was mich bewog, mit ihr zu brechen, und weit entfernt, sie der Frau von Montglas zu opfern, wie man gesagt hat, hielt mich vielmehr diese ab, die ich schon lange liebte, jenes volle Aussehen zu machen, das eine solche Undankbarkeit verdiente.« Als Büssy zu sprechen aufgehört hatte, sprach Vivonne: »Was ist denn an dü Lüde und von Frau von Sevigny spricht? Stand er gut mit ihr?« Bevor ich Ihnen hier auf antworte, versetzt Büssy, müssen Sie erfahren, was an diesem Grafen dü Lüde ist.
Er hat ein kleines und häßliches Gesicht, viele Haare, einen schönen Wuchs; er war geboren, um sehr fett zu werden, aber die Furcht belästiget und angenehm zu werden, ließ ihn so außerordentliche Sorgen tragen, sich mager zu machen, daß er endlich seinen Zweck erreichte, in der That hat ihm sein schöner Wuchs einen Theil seiner Gesundheit gekostet; er hat sich den Magen durch Diät und den Essig verdorben; wovon er Gebrauch machte. Er ist gewandt zu Pferde, tanzt gut, ficht gut, ist brav, hat sich sehr gut mit Vardes geschlagen, und man hat ihm Unrecht gethan, wenn man an seinem Muthe zweifelte; der Grund dieser Lästerung ist, daß, während die ganze Jugend seines Standes in Kriegsdienste trat, er sich begnügte, einen Feldzug als Freiwilliger mitzumachen; aber dieß kommt daher, weil er faul ist, und seine Vergnügungen liebt; Sevigny ist eine von jenen, für, welche er Liebe gefühlt hat, aber seine Leidenschaft hörte auf, als diese Schöne anfing, sie zu erwiedern; dieser widrige Zufall hat ihn gerettet, sie konnten sich nicht wieder zusammenfinden; und weil er sie seitdem immer sah, obgleich ohne Neigung, unterließ man nicht zu sagen, daß sie ihn geliebt habe, und obwohl dieß nicht wahr ist, so war es doch immer das wahrscheinlichste Gerücht. Er ist doch die schwache Seite der Frau von Sevigny gewesen, und derjenige, für welchen sie die meiste Neigung hatte, welchen Scherz sie auch daraus machen wollte. Dieß erinnerte Sourdy, die schwanger war, sprechen ließ.
Niemand auf der Welt hat mehr Munterkeit, mehr Feuer, noch einen anmuthigeren Geist, als sie. Menage war in sie verliebt geworden, und seine Geburt, sein Alter, und seine Gestalt zwangen ihn, seine Liebe, so sehr er konnte, zu verbergen; er befand sich eines Tages bei ihr, zur Zeit, da sie ausgehen wollte, um Einiges einzukaufen. Da ihr Kammermädchen nicht im Stande war, sie zu begleiten, sagte sie zu Menage, er soll mit ihr in ihren Wagen steigen, und daß sie nicht fürchte, daß Jemand davon spräche. Dieser dem Anscheine nach scherzend, aber in der That geärgert, erwiederte, daß es ihm sehr schwer falle, zu sehen, daß sie mit der Härte nicht zufrieden sey, die sie seit so langer Zeit gegen ihn übe, sondern ihn auch noch bis auf den Punkt verachte, zu glauben, daß man von ihm und ihr nichts sagen könne. »Setzen Sie sich,« sagte sie, »setzen Sie sich in meinen Wagen; wenn Sie mich ärgern, so besuch ich Sie in Ihrer Wohnung.« Als Büssy diese Büssy baten, ihnen die Geschichte von der Frau von Montglas und von ihm zu erzählen; nachdem er eingewilliget hatte, begann er auf diese Weise: