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Hier, Constanze, sollt' ich dich wieder finden? – Dis wär der Ort, der mein Mädchen, mein Alles verbärge? – O daß es Wahrheit wäre! daß mich kein süßer Traum täuschte! – Ah, Liebe, Liebe! Du gabst mir der Leiden so viel; wie Morgenträume schwanden deine Freuden dahin. – O, gieb mir sie zurück, das Mädchen meiner Seele! gieb mir sie zurück! – Traurig und angstvoll hängt über mir die Zukunft, bis ich sie wieder habe, sie wieder an mein Herz drücke! – Aber wie soll ich hinein kommen in den Palast? – Wie sie sehen? wie sprechen?
Vielleicht daß ich durch diesen Alten etwas erfahre. – He, Freund! Ist das nicht das Landhaus des Bassa Selim?
's beliebt mir nicht. Ihr habt just so eine schurksche ausländische Miene, wie jener Galgendieb, und seht einem Spion so ähnlich, wie ein Ey dem andern. Geht zum Henker!
Hab' ich je so einen alten griesgrämigen Schurken gesehen? Laut. Aber ich hab' Geschäfte beym Pedrillo, und muß ihn nothwendig sprechen.
Und wenn Ihr noch viel Murmelus und Federlesens macht, so lass' ich Euch eine Vastonnade auftischen, die Ihr so bald nicht verdauen sollt. – Immer marsch von der Thüre weg! Geht zum Teufel, wo Ihr hergekommen seyd! Hier setzt's nichts zu gaunern!
Könnt' ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen, wie den Pedrillo; so einen Gaudieb, der Tag und Nacht nichts thut, als nach meinen Weibern herum zu schleichen, und zu schnobern, ob's nichts für seinen Schnabel setzt: aber ich lauere ihm sicher auf den Dienst, und wohl bekomm dir die Prügelsuppe, wenn ich dich einmal beym Kanthaken kriege! – Hätt' er sich nur beym Bassa nicht so eingeschmeichelt, er sollte den Strick längst um Hals haben.
Was in aller Welt ich dir nun gethan haben muß, daß du beständig mit mir zankst. Laß uns doch einmal Friede machen.
Friede mit dir? mit so einem schleichenden spitzbübischen Paßauf, der nur spionirt, wie er mir eins versetzen kann? Erdrosseln möcht' ich dich! –
Warum? – Weil ich dich nicht leiden kann, weil du dem Galgen entlaufen bist, und weil ich nicht ruhen kann, als bis ich dich Verräther aus der Welt geschickt habe! – –
Geh nur, alter verwünschter Aufpasser; es ist noch nicht aller Tage Abend. Wer weiß, wer den
Ach mein bester Herr! Ists möglich? Sind Sie's wirklich? Bravo, Madam Fortuna, bravo! das heißt doch Wort gehalten! Schon verzweifelte ich, ob einer meiner Briefe Sie getroffen hätte.
Lebt, und noch hoff' ich für Sie. Seit dem schrecklichen Tage, an welchem das Glück uns einen so häßlichen Streich spielte, und unser Schiff von den Seeräubern erobern ließ, haben wir mancherley Drangsal erfahren. Glücklicher Weise traf sichs noch, daß der Bassa Selim uns alle drey kaufte: Ihre Konstanze nämlich, meine Blonde, und mich. Er ließ uns sogleich hier auf sein Landhaus bringen. Donna Konstanze ward seine auserwählte Geliebte. –
Na, nur nicht so hitzig! Sie ist noch nicht in die schlimmsten Hände gefallen. Der Bassa ist ein Renegat, und hat noch so viel Delikatesse,
Sicher noch, lieber Herr! Aber wie's mit meinem Blondgen steht, weis der Himmel! Das arme Ding schmachtet bey einem alten häßlichen Kerl, dem sie der Bassa geschenkt hat; und vielleicht – ach ich darf gar nicht dran denken! –
Liebling, Spion, und Ausbund aller Spitzbuben, der mich mit den Augen vergiften möchte, wenns möglich wäre.
Nur nicht gleich verzagt! Unter uns gesagt: ich hab' auch einen Stein im Brete beym Bassa. Durch mein bischen Geschick in der Gärtnerey hab' ich seine Gunst weggekriegt, und dadurch hab' ich so ziemliche Freyheit, die tausend Andere nicht haben würden. Da sonst jede Mannsperson sich entfernen muß, wenn eine seiner Weiber in
Hm! daß Sie daran zweifeln! Ich dächte, Sie kennten die gute Konstanze mehr als zu gut; hätten Proben genug ihrer Liebe. – Doch damit dürfen wir uns gar nicht aufhalten. Hier ist blos die Frage, wie's anzufangen ist, hier weg zu kommen?
O da hab' ich für alles gesorgt! Ich hab' hier ein Schiff in einiger Entfernung vom Hafen, das uns auf den ersten Wink einnimmt, und –
Ah, sachte, sachte! Erst müssen wir die Mädels haben, ehe wir zu Schiffe gehen; und das geht nicht so husch, husch! wie Sie meynen.
O lieber guter Pedrillo, mach nur, daß ich sie sehen, daß ich sie sprechen kann! Das Herz schlägt mir vor Angst, vor Freude! –
Pfiffig müssen wir das Ding anfangen, und rasch müssen wir's ausführen, dannt wir
Gemach, gemach ums Himmels willen, lieber Herr! sonst stolpern wir – Ah ich glaube, dort seh' ich sie schon angefahren kommen. Gehn Sie nur auf die Seite, wenn er kommt; ich will ihm entgegen gehen.
Immer noch traurig, geliebte Konstanze? immer in Thränen? – Sieh, dieser schöne
Nein, ich schwöre dir's. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, wie viel Freyheit ich dir vor allen meinen Weibern gestatte; dich wie meine Einzige schätze –
Ach, ich sagt' es wohl, du würdest mich hassen. Aber verzeih, verzeih dem liebekranken Mädchen! – du bist ja so großmüthig, so gut – Ich will dir dienen, deine Sklavin seyn, bis ans Ende meines Lebens: nur verlange nicht ein Herz von mir, das auf ewig versagt ist. –
Tödte mich, Selim, tödte mich! nur zwinge mich nicht, meineidig zu werden. – Noch zuletzt, wie mich der Seeräuber aus den Armen meines Geliebten riß, schwur ich aufs feyerlichste –
Ich bin es: aber du wirst dich ihrer nicht bedienen, ich kenne dein gutes, dein mitleidvolles
Ihr! Schmerz, ihre Thränen, ihre Standhaftigkeit bezaubern mein Herz immer mehr, machen mir ihre Liebe nur noch wünschenswerther. Ha! wer wollte gegen ein solches Herz Gewalt brauchen? – Nein, Konstanze, nein, auch Selim hat ein Herz; auch Selim kennt Liebe –
Dieser junge Mann, der sich in Italien mit vielem Fleiß auf die Baukunst gelegt, hat von deiner Macht, von deinem Reichthum gehört, und kommt her, dir als Baumeister seine Dienste anzubieten.
Hm! Du gefällst mir. Laß sehen, was du kannst. – Zum Pedrill. Sorge für seinen Unterhalt. Morgen werde ich dich wieder rufen lassen. –
Ach laß mich zu mir selbst kommen! – Ich hab sie gesehen, hab das gute treue beste
Ha! gemach gemach, bester Herr! Stimmen Sie den Ton ein Bischen herab; Verstellung wird uns weit bessere Dienste leisten. Wir sind nicht in unserm Vaterlande. Hier fragen sie den Henker darnach, ob's einen Kopf mehr oder weniger in der Welt giebt. Bastonade und Strick um Hals sind hier wie ein Morgenbrod.
Hm! Als wenns mit unser einem gar nichts wäre. Ich habe so gut meine zärtlichen Stunden als andere Leute. Und denken Sie denn, daß mirs nicht auch im Bauche grimmt, wenn ich mein Blondchen von so einem alten Spitzbuben, wie der Osmin ist, bewacht sehen muß?
Wir wollen sehen, was zu thun ist. Kommen Sie nur mit mir in Garten: aber um alles in der Welt, vorsichtig und fein. Denn hier ist alles Aug und Ohr.
Meinethalben sey er Stockmeister: nur komm er mir hier nicht zu nahe. Ich müßte nicht sehen, daß es so ein Kumpan deines Gelichters ist, und daß das so eine abgeredte Karte ist,
O des Zankens, Befehlens und Murrens wird auch kein Ende! Einmal für allemal: das steht mir nicht an! Denkst du alter Murrkopf etwa eine türkische Sklavin vor dir zu haben, die bey deinen Befehlen zittert? o da irrst du dich sehr! Mit europäischen Mädchen springt man nicht so herum; denen begegnet man ganz anders.
Ey seht doch mal, was das Mädchen vorschreiben kann! Zärtlichkeit! Schmeicheln! – Es ist mir wie pure Zärtlichkeit! – Wer Teufel hat dir das Zeug im Kopf gesetzt? – Hier sind wir in der Türkey, und da gehts aus einem andern Tone. Ich dein Herr; du meine Sklavin; ich befehle, du mußt gehorchen!
Deine Sklavin? ich deine Sklavin? – Ha! ein Mädchen eine Sklavin! Noch einmal sag mir das, noch einmal!
Ich möchte toll werden, was das Madchen für ein starrköpfiges Ding ist. Laut. Du hast doch wohl nicht vergessen, daß dich der Bassa mir zur Sklavin geschenkt hat?
Bassa hin, Bassa her! Mädchen sind keine Waare zum Verschenken! Ich bin eine Engländerin, zur Freyheit geboren; und trotz jedem, der mich zu etwas zwingen will!
Gift und Dolch über das Mädchen! – Beym Mahomet! sie macht mich rasend. – Und doch lieb' ich die Spitzbübin, trotz ihres tollen Kopfs! – Laut. Ich befehle dir augenblicklich, mich zu lieben.
Da ist was zu unterstehen! Du bist der Unverschämte, der sich zu viel Freyheit herausnimmt. So ein altes häßliches Gesicht untersteht sich, einem Mädchen wie ich, jung, schön, zur Freude geboren, wie einer Magd zu befehlen! Wahrhaftig, das stünde mir an! Uns! uns gehört das Regiment; ihr seyd unsre Sklaven, und glücklich, wenn ihr Verstand genung habt, euch die Ketten zu erleichtern.
Türkey hin, Türkey her! Weib ist Weib, sie sey wo sie wolle! Sind eure Weiber solche Rörrinnen, sich von euch unterjochen zu lassen, desto schlimmer für sie; in Europa verstehen sie das Ding besser. Laß mich nur einmal Fuß hier gefaßt haben, sie sollen bald anders werden.
Aufs Bitten müßt ihr euch legen, wenn ihr etwas von uns erhalten wollt; besonders Liebhaber deines Gelichters. –
Freylich, wenn ich Pedrillo wär', so eine runde Figur wie er machte, da wär' ich vermuthlich willkommen: denn euer Mienenspiel hab' ich lange weg.
Errathen, guter Alter, errathen! Das kannst du dir wohl einbilden, daß mir der hübsche fette Pedrillo lieber ist, wie dein ausgehungertes Gesicht. Also, wenn du klug wärst –
Gewalt werd' ich mit Gewalt vertreiben. Meine Gebieterin hat mich hier im Garten bestellt; sie ist die Geliebte des Bassa, sein Augapfel, sein Alles; und es kostet mir ein Wort, so hast du funfzig auf die Fußsohlen. Also geh –
Der Henker hole die Engländerinnen! Jetzt muß ich schon tanzen, wie sie pfeift: aber alle Tritt' und Schritte will ich beobachten. Laut. Ich gehe: aber wo du eine Miene machst, den Pedrillo zu sprechen –
Wie traurig das gute Mädchen daher kommt! Freylich thuts weh, den Geliebten zu verlieren und Sklavin zu seyn. Es geht mir wohl auch nicht viel besser; aber ich habe doch noch das Vergnügen, meinen Pedrillo manchmal zu sehen, obs gleich auch mager und verstohlen genug geschehen muß: doch wer kann wider den Strom schwimmen? –
Kannst du fragen, da du meinen Kummer weißt? – Wieder ein Abend, und noch keine Nachricht, noch keine Hofnung! – Und morgen – ach Gott! ich darf nicht daran denken.
Heitern Sie sich wenigstens ein Bisschen auf. Sehn Sie, wie schön der Abend ist, wie blühend uns alles entgegen lacht, wie freudig uns die Vögel zu ihrem Gesang einladen! Verbamen Sie die Grillen, und fassen Sie Muth! – – Kommen Sie, lassen Sie uns unsern Rund
Hoffen wir es wenigstens! Aber bestes Fräulein, das Rondo! Sie wissen ja, mit welchem Zauber die Musik aufs Herz wirkt; und es ist ja Ihr Lieblingsstück, so schmelzend, so zärtlich! O ich fange an!
Nicht wahr, es ist Ihnen nicht mehr so eng ums Herz? – Ach! dort seh ich den Bassa; vermuthlich hat er Ihnen was zu sagen –
Die gute Donna! sie dauert mich herzlich! – Aber ist das nicht Pedrillo, der mir so geheimnißvoll winkt? – Was muß der mir zu sagen haben?
Komm nur, komm! Der Bassa ist wieder zurück. Ich habe eben meinem Alten den Kopf ein Bischen gewaschen. Was hast du denn?
Erst, liebes Herzensblondchen, laß
Sind, daß das Ende unsrer Sklaverey vor der Thüre ist. – Er sieht sich sorgfältig um. Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist angekommen; und ich hab' ihn unter dem Namen eines Baumeisters hier im Palast eingeführt.
Hör nur Blondchen, hör nur erst: Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft, und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu entführen.
O allerliebst, allerliebst! Herzens-Pedrillo! Das verdient einen Kuß. Geschwind, geschwind zu Konstanzen! Will wieder fort.
Halt nur halt, und laß erst mit dir
Hier ist ein Schlaftrunk für den alten Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Getränke; verstehst du? Ich habe dort auch schon ein Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's dort wohl gehen.
Sobald es vollends finster ist, kommt er hier in Garten. Nun geh' und bereite Konstanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten. Leb wohl, Herzchen; leb wohl!
Ah, daß es schon vorbey wäre! daß wir schon auf offner See wären, unsre Mädels im Arm, und dieß verwünschte Land im Rucken hätten! Doch
Ey, wer wird so ein Kopfhänger seyn; es kommt beym Henker da nichts bey heraus: das haben die Pedrillos von jeher in ihrer Familie gehabt. Fröhlichkeit und Wein versüßt die härteste Sklaverey. Freylich könnt ihr armen Schlucker das nicht begreifen, daß es so ein herrlich Ding um ein Gläschen guten alten Lustigmacher ist. Wahrhaftig, da hat euer Vater Mahomet einen verzweiFür sich. Vielleicht beißt er an: er trinkt ihn gar zu gerne.
Immer Gift und Dolch, und Dolch und Gift! Laß doch den alten Groll einmal fahren und sey vernünftig. Sich einmal, ein Paar Flaschen Cyperwein! – Ah – Er zeigt ihm zwey Flaschen, wovon die eine größer als die andere ist. Die sollen mir treflich schmecken!
Das ist ein Wein! das ist ein Wein! Er setzt sich nach türkischer Art auf die Erde, und trinkt aus der kleinen Flasche.
Denkst wohl gar, ich habe Gift hinein gethan? Ha! laß dir keine graue Haare wachsen. Es verlohnte sich der Mühe, daß ich deinetwegen zum Teufel führe. Da sieh, ob ich trinke. Er trinkt aus der großen Flasche ein Wenig. Nun hast du noch Bedenken? tran'st mir noch nicht? Pfuy, Osmin! sollt'st dich schämen – Da nimm! Er giebt ihm die große Flasche. Oder willst du die kleine?
Als wenn wir einander nicht weiter brauchten. Immer frisch! Mahomet liegt längst aufm Ohr, und hat nöthiger zu thun, als sich um deine Flasche Wein zu bekümmern.
Wahrhaftig, das muß ich gestehen, es geht doch nichts über den Wein! Wein ist mir lieber, als Geld und Mädchen. Bin ich verdrüßlich, mürrisch, launisch: hurtig nehm' ich meine Zuflucht zur Flasche; und kaum seh' ich den ersten Boden: weg ist alle mein Verdruß! – Meine Flasche macht mir kein schiefes Gesicht, wie mein Mädchen, wenn ihr der Kopf nicht auf dem rechten Flecke steht; und schwatzt mir von Süßigkeit der
Das ist wahr – Wein – Wein – ist ein schönes Getränke; und unser großer – Prophet mag mirs nicht übel nehmen – – Gift und Dolch! es ist doch eine hübsche Sache um den Wein! – Nicht – – Bruder Pedrillo?
Man wird gleich so – munter Er nickt zuweilen. so vergnügt – so aufgeräumt – – Hast du nichts mehr, Bruder?
Trag doch keine – Sorge, ich bin Er fängt an, auf die Erde bin und her zu wanken. es schmeckt – – vortreflich! –
Aber verrathen mußt du mich nicht – Brüderchen – verrathen – denn – wenns Mahomet – – nein, nein – der Bassa wüßte – – denn siehst du – – – liebes Blondchen – – ja oder nein! – –.
Schlafen? – Schämst du dich nicht? – – Gift und Dolch! Wer wird denn so schläfrig seyn – es ist ja kaum Morgen –
Ja, ja, – – eine Flasche – guter – Bassa – geht über – – alles! – Gute Nacht – – Brüderchen – gute Nacht –
Gute Nacht – Brüderchen – gute Nacht! Hahahaha, alter Eisenfresser! erwischt man dich so? Gift und Dolch! – Du hast deine Ladung! Nur fürcht' ich, ists noch zu zeitig am Tage; bis Mitternacht sind noch drey Stunden, und da könnt er leicht wieder ausgeschlafen haben. – – Ach! kommen Sie, kommen Sie, liebster Herr! Unser Argus ist blind; ich hab ihn tüchtig zugedeckt.
Eben kommt sie da den Gang herauf. Reden Sie alles mit ihr ab. aber fassen Sie sich kurz; denn der Verrärher schläft nicht immer.
Ists möglich? – Nach so viel Tagen der Angst, nach so viel ausgestandenen Leiden, dich wieder in meinen Armen –
Hier will ich an deinem Busen liegen und weinen! – Ach, jetzt fühl ichs: die Freude hat auch ihre Thränen!
Laß mich sie hinweg küssen diese Thränen; o daß es die letzten wären! – Aber, Konstanze, ists wahr? Du bist die Geliebte des Bassa? –
Wie, Belmonte? Konntest du glauben, daß deine Konstanze jemals untreu werden könnte? Traust du einem Mädchen nicht mehr Treue und Standhaftigkeit zu? – Wie viel Nächte hab' ich schlaflos auf meinem Lager durchwacht, wie viel Seufzer für dich zum Himmel geschickt – Ha! rief ich aus: Gütiger Himmel! erhalte nur meinen
O verzeih, Konstanze, verzeih dem mißtranischen Liebhaber. Du weißt ja: Unglück macht mißtrauisch. Mit diesem Kuß empfange meine Gelübde aufs Neue, ewig, ewig der Deinige zu seyn! – – Und nun zu unserm Vorhaben: Ich hab hier ein Schiff in Bereitschaft; um Mitternacht, wenn alles schläft, komm ich an dein Fenster; und dann sey die Liebe unser Schutzengel!
Du wirst's schon merken, wenn du so was Gesungenes hörst, wie's so meine Art des Abends immer ist; dann paß auf, und dann mit einem Sprung ins Schiff! – Nur hübsch Muth gefaßt, und nicht verzagt: Wer alles zu verlieren hat, muß alles wagen!
Hier lieber Klaas, hier leg sie indeß nur nieder, und hole die zwote vom Schiff. Aber nur hübsch leise, daß nicht viel Lerm gemacht wird: es geht hier auf Tod und Leben.
Ach lieber Klaas! wenn wir mit unsrer Beute glücklich nach Spanien kommen: ich glaube, Don Belmonte läßt dich in Golde einfassen.
Dat müßt' woll ehn Bätken toh wahrm op het Fell gahn, mahkt nischt uht, wörd sik woll geben. Ick hole de Ledder. Geht ab.
Ach! wenn ich sagen sollte, daß mirs Herz nicht klopfte, so sagt' ich eine schreckliche Lügen. Die verzweifelten Türken verstehn nicht den mindesten Spaß; und ob der Bassa gleich ein Renegat ist, so ist er, wenns aufs Kopf ab ankommt, doch ein völliger Türke. Klaas bringt die zwote Leiter. So, guter Klaas, und nun lichte die Anker, und spann alle Segel auf: denn eh eine halbe Stunde vergeht, hast du deine völlige Ladung.
Ach! – ich muß Athem holen – Es zieht mir's Herz so eng zusammen, als wenn ichs größte Schelmstück vorhätte – – Ach wo mein Herr auch bleibt! –
Alles! Jetzt will ich ein wenig um den Palast herum spioniren, wie's aussieht. Nehmen Sie indessen hier die Mandoline, und spielen Sie eins. Ich hab das so alle Abende gethan; und wenn Sie da auch jemand gewahr wird, oder begegnet: denn alle Stunden macht hier eine Janitscharenwache die Runde; so hats nichts zu bedeuten, sie sind das von mir schon gewohnt; es ist fast besser, als wenn man Sie so stille hier fände.
O Konstanze, Konstanze! wie schlägt mir das Herz! Je näher der Augenblick kommt, desto ängstlicher zagt meine Seele; ich fürchte und wünsche, lebe und hoffe. O Liebe, sey du meine Leiterin!
Geht, unterrichtet Euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und laßt mir Osmin kommen.
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verrathers
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, daß ich sie wieder beym Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondgen schon beym Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen – Aber Gift und Dolch! er soll mirs entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
Ah, Verräther! Wagt ihr's, vor meine Augen zu kommen? – Ha, du heuchlerische Sirene? War das der Aufschub, den du begehrtest? Mißbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr: aber er ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht' ich Aufschub. – O laß mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: aber schone nur sein Leben –
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zum Bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen; und gerne will ich sterben, nur schone Konstanzen!
Nein, hör ihn nicht, Bassa, hör ihn nicht: die Liebe macht ihn blind; er weiß nicht, was er spricht. Mich allein laß deinen Zorn empfinden, mich allein sterben.
O wie glücklich! – O mein Geliebter! man will uns nicht trennen. Ach, in deinen Armen zu sterben, welche Wonne!
Ach, Herr! kannst du das sehen? zugeben, daß sie da vor deinen Augen – Ha, Gift und Dolch! Die Wuth läßt mich nicht reden. – Ah! da kommt auch das zärtliche Pärchen, das auch mir so einen Streich gespielt hat. – Ach, könnt' ich dich mit den Augen tödten, heimtückscher Verrather!
Großer Bassa! Vergieb, wenns möglich ist, daß wirs wagten, ohne Abschied davon zu gehen. Die Liebe ist an der ganzen Affaire schuld. Das liebe Mädchen hier ist eine alte Bekanntschaft aus Spanien: unsere Ehe war so gut als richtig; und wenn wir glücklich dazumal nach Cadix gekommen wären, wir wären, längst Mann und Frau. Das Heimweh kam ihr und mir in Kopf; der alte Grisgram quälte sie Tag und Nacht –
Don Carlos Belmonte; der mich als ein Kind von vier Jahren in das Kloster St. Sebastian überbrachte –
Dein unglücklicher Vater! Komm in meine Arme! Wie viele vergebliche Nachforschungen hab' ich deinetwegen angestellt; wie viele Thränen
O mein Vater, mein Vater! Wie soll ichs der Vorsehung danken – In dem schrecklichsten Augenblick meines Lebens, am Rande des Todes – und nun so glücklich! O Konstanze, Konstanze! laß uns seine Knie umfassen –
Ich kann mich kaum fassen! Ist's ein Traum, oder ists Wahrheit? – – O das Herz wallt mir vor Freude, vor Entzücken!
Herr, dürfen wir beyde Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – Ein alter getreuer Diener deines Sohnes –
Ah, Herr, laß dich ja nicht von dem verwünschten Schmarozer hintergehen! Keine Gnade! keine Gnade! er hat den Tod hundertmal verdient.
Schweig! – Steht auf und seyd frey! Wer könnte an so einem glücklichen Tage Unglückliche um sich sehen?
Laß ihn laufen, Pedrillo, laß ihn laufen. Dem Himmel sey Dank, daß ich aus seinen Klauen erlöset bin!