35. Auf seiner Gemahlin 24sten Geburts-Tag 1724. Du ewigs Liebes-Wesen Du, Sey ewiglich gepreist, Daß Du aus Deiner tiefen Ruh Uns Tag vor Tag erfreust. Wo fang ich Deinen Ruhm nur an, Wo hört mein Loben auf? Du unsrer Seele lieber Mann! Dein Trieb ist schnell im Lauf. Hier hast Du unser beyder Geist, Formir Dir etwas draus, Das Dich nach allen Würden preist: Er sey Dein Tempel-Haus. Und siehst Du ein und anders noch, Das Dir nicht wohlgefällt, Du gute Liebe! tödt' es doch, Als ein gewaltger Held. Hier hast Du unser beyder Hand, Die Du zusammen schlugst, Als Du an unserm Ehestand Ein Wohlgefallen trugst. Sinkt unser Muth und Freudigkeit; So fasse uns dabey, Daß aller Sturm und trübe Zeit Uns nicht gefährlich sey. Hier hast Du unser Aug und Ohr: Das Aug erleuchte Dir; Die Ohren aber die durchbohr An Deiner Gnaden-Thür. Hier hast Du unsern Sinn und Witz: Daselbst bereite Du Dir einen königlichen Sitz, Zu ungestörter Ruh. Hier hast Du unsern Liebes-Bund: Sey ewiglich sein Ziel, Und rege Dich im Herzens-Grund Mit stetem Liebes-Spiel. Hier hast Du unsern Ehren-Stand, Tritt mit den Füssen drauf: Dagegen hebe Deine Hand Uns an das Creutz hinauf! Hier hast Du unsern zarten Sohn, Das Pfand von unsrer Eh: Wir werfen ihn vor Deinen Thron: Ach! segn' ihn aus der Höh. Dir, unsrer Liebe, wurde Er Vom Anfang eingeweyht: Er bleibt Dein armer Wanderer Zur Stadt der Ewigkeit. Des Wegs sey wenig oder viel, Den er noch gehen muß; So ist doch sein, wie unser Ziel Dein seliger Genuß. Hier hast Du unser ganzes Volk: Bekehre es zu Dir; Auch werde unsre Zeugen-Wolk, Und bleibe werth vor Dir. Hier hast Du uns, so wie wir sind, Hier hast Du unser Flehn: Wenn man uns heute an Dich bind't, So ist uns gnug geschehn.