118. Auf Herrn Krügelsteins, Medici in Herrnhut, Verehlichung mit der Anna Goldin aus Mähren 1733. Errettet werden wollen, Ist, was wir sollen: Von Christi Salbungs-vollen Versöhnungs-Kleid Ist reichlich hergequollen Die Möglichkeit. Wenns Auge halb verschwollen Läßt Thränen rollen, Und wir nur Seufzer zollen, Ist gute Zeit. Der erste Ruf erwekket; Der Anblik schrekket: Man sieht sich selbst verstekket Ins Grabes Gruft. Sobald man Gnade schmekket; So krigt man Luft. Wenns Licht sich weiter strekket, Das uns gewekket, So wird die Kluft bedekket, Die Todten-Kluft. Das Auge, dem die Sünden Ins Herzens Gründen, Als aus vergift'ten Schlünden, Entgegen glühn; Sieht nahe am Erblinden Den Dampf verziehn: Denn Christi Liebes-Zünden Macht ihn verschwinden; Drum kan sein Blik nichts finden, Als Ihn, als Ihn. O Bräutigam der Herzen! Dies nicht verscherzen; Zünd an die Glaubens-Kerzen! Mach hell entbrant Was Sünd und Hölle schwärzen. Natur-Verstand Sucht Deinen Tod und Schmerzen Ganz auszumerzen. Ich will die Wunden herzen In Seit und Hand. O seliges Gemüthe, Das Seine Güte, Als es sich ängstlich mühte, Zur Ruhe bracht, Und in dem Creutz-Gebiete Zum Bürger macht! Dein feuriges Geblüte, Das schmerzlich glühte Und Liebes-Funken sprühte, Hats angefacht. Das Schäflein, das der Hirte, Als es noch irrte, Gar liebreich an sich kirrte, Ward sonst geregt; Ihm ward auf grüner Myrte Lust eingelegt; Das Welt-Getöse klirrte, Der Feind verwirrte; Doch hats der gute Hirte. Seht, wie Ers trägt! Was soll man mehr verweilen Das Wort zu theilen? Laßt uns zur Deutung eilen. Hier ist ein Paar, Das von des Feindes Pfeilen Verwundet war. Die Liebe ließ es heilen Von seinen Beulen, Vom Stolz, vom eitlen Geilen, Bey unsrer Schaar. Hebt auf, ihr theuren Glieder, Die Augen-Lieder; Rein, schlagt sie züchtig nieder! Der Herr ist nah. Es baten Ihn die Brüder: Komm Jehova, Du und Dein Licht-Gefieder, Vom Streite wieder, Hör unsre Hochzeit-Lieder; Der Herr ist da. Gewiß, der Augen Winken, Gedämpftes Blinken, Und ehrerbietigs Sinken Zeigt euern Sinn. Ihr laßt euch Freude dünken Den Creutz-Gewinn. Statt mit der Welt zu hinken, Wird sie euch stinken. Ihr wollt vom Heils-Kelch trinken; Da nehmt ihn hin! Die Liebe wird euch leiten, Den Weg bereiten, Und mit den Augen deuten Auf mancherley. Ob etwa Zeit zu streiten, Ob Rast-Tag sey. Wir sehen schon von weiten Die Grad und Zeiten Von euren Seligkeiten, Geliebte Zwey! Ihr seyd nicht einsam blieben: Drum lernt euch üben, Mit stärkern Gnaden-Trieben, Als Eins allein. Ihr seyd am Stamm beklieben Der Creutz-Gemein: Drum lernt gemeinsam lieben, Euch mit betrüben, Und alle Lasten schieben, Die unser seyn. Du kennest die Gemeine, Herr! sie ist Deine, So unbekant, so kleine Man sie ermißt; So ist sie doch die Eine, Die sich vergißt, Damit sie völlig reine Vor Dir erscheine. O Liebe! Ach umzäune Was ihre ist. Gehülfen! seyd zufrieden, Ihr geht in Glieden; Die Last, die euch beschieden, Hat ihr Gewicht. Das Joch ist einem ieden Drauf eingericht't. Geht, laßt das Fleisch hienieden Zu Tod ermüden; So wird sein Gift versieden, So sterbt ihr nicht!