112. Auf seiner Tochter Theodore, von zwey Jahren, Heimberufung 1732. Herz der göttlichen Natur, Herz der offenbarten Liebe, Herz der Triebe, Meine Seele opfert Dir Diese hier, Und im brennenden Verlangen Deine Salbung zu empfangen, Oeffnet sich des Geistes Thür. Dieses war des Glaubens Wort, Welches meiner Tochter Seele Aus der Höhle, Und aus alle ihrem Drang, Aufwerts schwang; Dieser Stimme stilles Tönen, Und der Theodore Krönen, Waren ein Zusammenhang. Theurer Heiland! sage mir, Wie gerath ich arme Made Zu der Gnade, Daß Du meiner Kinder Last Selber faßst? Denn sie kan so bald nicht drükken, So befreyst Du meinen Rükken, Den Du sonst beladen hast. Theodora Caritas War zwar eins der ungemeinen Edlen Kleinen; Ihrer Hütte engen Raum Merkt man kaum, Und ihr Kinder-Sinn und Wille Reget sich in solcher Stille, Daß man denkt, es sey ein Traum. Eben drum, du theures Herz! Spricht der Hirt der kleinen Schafe: Dorel schlafe: Weil es ewig Schade wär, Wenn die Ehr Einer unbeflekten Seele, Ueber der Gefahr der Höhle, Sich ein einigs mal verlör. Falle hurtig, viertes Looß, So mir lieblich ausgefallen; Unter allen Findest du das schönste Theil. Fahr in Eil, Und bleib im zerspaltnen Herzen Des verklärten Manns der Schmerzen, Stekken als ein reiner Pfeil! Hörst du deines Vaters Rath; Oder singst du deine Lieder Etwa wieder? Daß dir ja der Worte Sinn Nicht entrinn! Laß dich deinen König küssen; Will Er aber sonst was wissen, Statt der Antwort, sinke hin. Meine Sorg ist aus für dich. Drum, du Fürst der Seelen-Pflege, Theurer Hege Es erstrekt sich ja die Macht Meiner Wacht Nur auf die in Hütten wohnen; Du bist Hüter bey den Thronen; Nim die Dorel gut in Acht!