2232. Dank-Lied nach 16. Ältesten-Jahren eines damaligen Kindes. 1. Mein Mann! was soll ich sagen, nach so viel jahr und tagen; wo? ach wo fang ich an? ich steh, erstaun und sehe, ich sinne, ich vergehe, wenn ich erweg was du gethan. 2. Ein kind von vierzehn jahren, ein kind ganz unerfahren, dem fiel das ältsten-loos: ihm ists best gefallen, und das vor andern allen; die wahl die ist und bleibt uns groß. 3. Doch wenn ichs auch erwege, was treue, sorg und pflege Du an sie angewandt; so schämt man sich von herzen vor Dir, du Mann der schmerzen! und küsset Dir die blutge hand: 4. Die hand, die sie gesegnet, die seel die ihr begegnet, den dir zerfleischten leib, den geist, der sie durchwehet, und den niemand verstehet, als sie und dein begnadigt weib. 5. Sie wüste viel zu sagen, seit sechzehn jahr und tagen, was sie erfahren all's, was proben überstanden, auf seen und auf landen; doch was ist das? um deinen hals! 6. Ums herz und um die füsse, den'n gibt sie küß auf küsse, für ihre gnaden-wahl. Ach Lämmlein! du alleine bist ihre, und sie deine und deiner wunden ohne zahl. 7. Die haben sie gebunden, nun ist si alle stunden ein wunden-würmelein, ein würmlein ach wie niedlich das ist ihr recht gemüthlich, daß sie so darf ein würmlein seyn. 8. Das ist ihr liebster titel in ihrem gnaden-hüttel, und kommt sie heim zu Dir, so kennst du, ewigs Amen, sie noch bey diesem namen, sie bleibt dein würmlein für und für. 9. Nun lieber Mann! mein herze, mein' freude und mein schmerze, ich bitt dich inniglich, du wollest sie von neuen umfassen, und erfreuen, und salben, ja recht ehelich. 10. Daß sie, der salbung halben, mag glänzen allenthalben; und daß der blutge strich mag stehen an der stirne von dieser deiner dirne, verliebt in dich und deinen stich.