57. Auf Herr M. Schwedlers mächtige Predigten in Bertholdsdorf und Herrnhut 1 1727. Die Glieder Jesu freun sich sehr, Doch ohne viel Geräusche; Sie kennen Jesum selbst nicht mehr Nach Augenschein und Fleische; Sie denken wenig oder nichts An Väter und Regierer; Das Ebenbild des ewgen Lichts Ist Vater und ist Führer. Da sucht und find't man keinen Rath Bey ledigem Geschwätze; Auch macht man nicht gewissen Staat Auf Väterliche Sätze. So jukken uns die Ohren nicht Nach blossen Redner-Stimmen; Das Wort, das aufgestekte Licht Macht manchen Tocht entglimmen. So wird der Weg zur Seligkeit Im Geiste ausposaunet; Der eine wird durchs Wort erfreut, Der andre steht erstaunet; Der dritte faßt es ins Gehirn, Der vierte wird gebeuget, Der fünfte reibet sich die Stirn, Der sechste wird gezeuget. Doch denken wir in Wahrheit nicht, Gott sey bey uns alleine. Wir sehen, wie so manches Licht Auch andrer Orten scheine; Da pflegen wir dann froh zu seyn, Und uns nicht sehr zu sperren, Wir haben all' Ein Erb-Verein, Und dienen Einem Herren. Herr Jesu! Deines Herzens Gluht, Die für den Vater eifert, Worüber Satan grimmig thut, Und seine Secte geifert, Die hat uns Brüder lange schon Zu Einem Geist vereinigt, Und unsre Liebe hat der Sohn Der Liebe wohl gereinigt. Du guter Heiland bind uns doch Je mehr und mehr zusammen; O spann uns an ein gleiches Joch, Entzünde gleiche Flammen; Erneure auch von Zeit zu Zeit Den Eid bey Deinen Fahnen, Und mehr die Lieb insonderheit Durch herzliches Ermahnen. Fußnoten 1 An Mariä Heimsuchung.