15. Soliloquium zu Weyhnachten 1721. Rath, Kraft, und Held und Wunderbar! Dein Nam ist meiner Seelen klar 1 Joh. 2, 13. Die Du mit Deinem Blut erkauft, Und mit der Liebes-Gluht getauft, Mein Bräutigam, an meiner Stirne brennt Dein Nam und Creutz, seitdem ich Dich erkennt. Wenn ich, mit allem meinem Fleiß, Mir nimmermehr zu rathen weiß, Und meine Ohnmacht, Unverstand Und Schwachheit kräftiglich erkant; So bist Du ja der unerforschte Mann, Der allen meinen Sachen rathen kan. Fehlt mirs an aller Lebens-Kraft, Hat meine Rebe keinen Saft, Und sinke ich vor Mattigkeit Beynahe hin zu mancher Zeit; So ist Dein kräftiges Gefühl in mir, Das hält mir starke Helden-Kräfte für. Wenn ich im schweren Glaubens-Kampf Durch manchen dikken Rauch und Dampf, Durch manche Leibs- und Geists-Gefahr, Mich dränge zu der Sieges-Schaar; So bist Dus, unbezwungner Wunder-Held, Der meinetwegen alle Feinde fällt. Wenn sich mein Senf-Korns-Glaube regt, Und kindlich Dir zu Füssen legt, So mag der Feinde Hohn-Geschrey Ertönen: daß ich thöricht sey. Ich fürchte mich deswegen doch kein Haar: Mein Glaub ist Sieg, mein Zwek ist Wunderbar. Mein Alles! mehr als alle Welt, Mein Freund! der ewig Treue hält, Mein weiß- und rother Bräutigam! Mein immerwährend Oster-Lamm! Mein Leit-Stern! meine Liebe! meine Zier! Sey ewiglich mein Steinritz, mein Panier! Hast Du mich in der Zeit gewolt, Die Räder-schnell von dannen rollt; So miß mir selbst die Stunden ab! Sey meiner Reise Wander-Stab! Sey meines Thuns sein Schöpfer! führe mich In allem Dir zu wandeln würdiglich! Soll ich viel Jahr im Karren fort; So zeige mir den Ruhe-Port, Von ferne zeige mir die Stadt, Die Deine Hand bereitet hat, Das güldne Seraphinen Liebes-Licht: So schrekket mich die lange Reise nicht. Und wenn ich meiner Brüder Zahl Nach Deiner holden Gnaden-Wahl An meinem Theile auch erfüllt; Wenns endlich auch Belohnens gilt: So weißst Du, daß mein Lohn, mein Licht und Ruh Nur Du alleine werden solst, Nur Du.