62. Auf seiner Tochter Benigne zweyten Geburts-Tag 1727. Jesulein, man hat gelesen Daß Du auch ein Kind gewesen, Und daß wir durch Dich genesen, Weil wir gar verdorben sind. Und darnach so steht geschrieben, Daß Du sollst die Kinder lieben, Und es immer sehr getrieben, Daß man Dir sie bringen soll. Heute sind unschuldge Kindlein, Gestern sah man dich in Windlein, Jesu bind in dieses Bündlein Der Benigne Seele ein. Mache Du sie Dir zum Lamme, Und gewöhn zum Creutzes-Stamme Ihr dem Seelen-Bräutigamme Ohnedem geweyhtes Herz. Weil du ja die Eltern liebest, Und auf ihr Gebet was giebest, Und sie nicht mit Lust betrübest; So beleb auch dieses Kind. Diesem Lämmlein von der Heerde, Die Du weidest auf der Erde, Gib, daß es gehorsam werde, Und Dir völlig angenehm. Lehre dieses Kindes Eltern, Unter Deines Creutzes Zeltern, Ihren Eigenwillen keltern Und der Tochter Eigensinn. Wasche sie in Deinem Blute, Halt ihr mancherley zu gute, Das aus einem schwachen Muthe Und aus keiner Bosheit kömt. Wo Du ihr wilst Arbeit geben, Jesulein, so laß sie leben; Sonst kanst Du sie bald erheben In das Reich der Kinderlein. König aller Königreiche, Der Du bist dem Vater gleiche, Gib, daß dieses Kind erreiche Die geliebte neue Stadt. Laß doch auch uns andre Kleine In des Lammes Blute reine, Und bey Deines Lichtes Scheine, Eine Weile frölich seyn. Schenk uns lauter Kinder-Freuden, Laß uns wie die Kinder leiden, Mit den Kindern frölich weiden, Wo der Sohn der Liebe ist.