Nacherinnerung Ohnerachtet ein jedes Kind sehen kan, daß eine Sammlung von allerhand Carminibus kein Kirchen-Gesangbuch ist, wenn gleich auch Morgen- und Abend-Lieder drinne stünden; und ohnerachtet das schon in der Vorrede zum ersten Stük stehet: so muß ich doch der Schwachheit des Judicii meiner Gegner zu Liebe, nochmals erinnern, daß die 16. Stük Carmina, die man Anhänge und Zugaben nennt, eine Privat-Collection eines unter ihnen sey, der mit dieser Sammlung intendi ret hat, die Eleganti en unserer Poeten zu conservi ren, die ihm von Zeit zu Zeit zu Handen gekommen. So lange die Pilger-Gemeine noch in obscuro lebte, und auch die übrigen noch unter keinen kirchlichen Namen bekannt waren, so wurden diese Piec en zuweilen der ersten Gemeine dedici ret: dieses ist 1742. im Monat Julio zum letztenmal geschehen. Nachdem aber verschiedene Potentaten inzwischen viele Gemein-Orte octroyi ret, und diese also seitdem in Publico versi ren: so hat man sich gänzlich enthalten, dieselben mit der Edition dieser Gedichte im geringsten zu bemengen; und ist das Argument, daß man dergleichen Bücher bey ihnen siehet, so schlecht als möglich, weil noch gar eine grosse Distanz zwischen der Æstimation einer Schrift und deren Einführung ist; auch daraus, daß eine Kirchfarth die Kirchen- und Fest- Cantat en besitzet, die ein Cantor oder Director Chori Musici an derselben Kirche, sammlet und Jahr-Gänge daraus formi ret, wol nimmermehr zu erweisen ist, daß dergleichen Jahr-Gänge und musicali sche Texte Glaubens-Bekenntnisse derselben Kirche oder Religion sind. So wenig man nun gesonnen ist, diese Collection, um der Bosheit etlicher unbilliger Criticorum willen, zu supprimi ren, obgleich bey deren Publication billig Vorsicht gebraucht wird; so findet man doch nöthig zu declari ren, daß diejenigen Orts-Brüder, welche sich in einigem Lande mit Explication en über diese Oden, Cantaten etc. bemühen, eine vergebliche Arbeit thun, und sich lieber mit nichts belegen sollten, was sie selbst nicht allemal schuldig sind zu verstehen, und gar leicht nicht mit erforderlicher Præcision defendi ren würden. Das allgemeine Gesangbuch, welches die Brüder-Kirche in allen Landen künftig gebrauchen wird, und alsdenn ihren Mit-Christen als ein real es, erbauliches und brauchbares Buch recommendi ren kan, ist wirklich in der Arbeit. Es kan seyn, daß es eine authentique Approbation bekommt: aber unsere ehemalige Gesangbücher und Catechismi haben dergleichen auch sowol von fremden theolog. Facultä ten, als ihren Censoribus ordinariis gehabt. Es wird darum doch nicht unangefochten bleiben; aber dergleichen Approbatio nen dienen doch dazu, daß man sich die Vertheidigung ad hominem erspahret; weil es freylich ridicul wäre, einem Manne, der ein Buch selber censi rt hat, zu erweisen, daß es ein ehrlich Scriptum ist. Der Blut- und Wunden-Gnade empfohlen, 1748.