2334. Am ledigen Brüder-Feste in Herrnhaag den 2. May 1748. Mel. Laßt uns her, ihr Seraphin 1. Herrnhaag! du im Seiten-neste, jubilir zum ledgen feste, gloria der Seiten-höhle! für des Chor-volks leib und seele. 2. Dank dem ersten kirchen-herzel für die siebentausend kerzel; wie wirds hinterm höhlgen aussehn! wirds des Manns herz können ausstehn? 3. Unser sabbath ist gekommen, Seiten-Höhlgen wird vernommen: daß sie glänzen unsre Chöre, als wenns Eine Pleura wäre. 4. Du weißst wohl, worauf wir warten, geh du hin und her im garten, bis das Höhlgen blitzt, das klare, auf die weissen Chor-talare. 5. Wittre, donnre überm thore, schlage ein in unserm Chore, daß der strahl, der bey uns zündet, sich dis jahr nicht 'raus mehr findet. 6. Und doch sey uns hochzeit-täglich, brauthast, inniglich, beweglich, übers Eh-Manns näh empfindlich, schwesterlich, persönlich, kindlich. 7. Laß uns wirklich braut-mahl haben, und dazu gib reiche gaben; laß uns in den wundten armen froh und ehelich erwarmen. 8. Thue deinen sündern gütlich, küß geblütlich, wems gemüthlich, jedes glied der Chor-gemeine zittert hin auf dein gebeine. 9. Diese fahne unsrer Chöre ist ein gleichniß von dem speere, den wir heut im geiste küssen, und das werkzeug dankbar grüssen. 10. Höhlgen! was wir gerne hätten, gleich von früh an aus den betten, eine hochzeit-mäßge freude, das ahnd't dir im eingeweide. 11. Unsre jünglings-liturgien sollen sich in ein wort ziehen; freuden-ölge Seiten-höhle! ach Chor-seiten-höhl und öle! 12. Alle unsre Chor-bewahrung, aller Chor-plan und erfahrung, alle sünder-heiligkeiten kommen her aus dieser Seiten. 13. Was für leichnams-haftes wehen wird durchs Höhlgen auf uns gehen? das ist unsre ein'ge forçe, unsrer regungen amorçe. 1 14. Höhlgen! averti r die wunden wesentlich mit dir verbunden, man singt ihnen: Elohenu! Pleuram psallit omne genu. 15. Führ zun blutgen händ und füßgen unsre siebentausend küßgen, sonderlich vom jünglings-bunde zum Elohah der bunds-wunde. (Ps. 22) 16. Ave, o ihr nägel-ritzel, Ave, blutiges gekritzel! Ave, o ihr rükken-schrammen, beulen, narben allzusammen! 17. Ave, für die blaß und bleiche göttliche erz-kayser-leiche! Ave, angst-schweiß, thau am boden! Ave, grabes-duftger othem! 18. Ave, ganzes menschlichs wesen, drinn wir göttlichkeiten lesen! Ave, arzney für die ur-gicht! Ave, glimmend tocht vom ur-licht! 19. Ave, tausendfaches leiden! Ave, vor und nach dem scheiden! Ave, o ihr kalten sähnen! Ave, tods-jäscht vor den zähnen! 20. Ave, ihr dem Chor der brüder einleichnamte Jesus-glieder, und ihr von dem Seiten-höhlgen wieder aufgegeßne seelgen. 21. Sonderlich sanct Martins 2 seelgen, dem wir an das Seiten-höhlgen die commission gegeben: es soll heute bey uns leben. 22. Lämmlein! gäbst du dir die mühe, (denn ein jedes ist Marie,) leiblich bey uns 'rum zu gehen, könnte man dein Höhlgen sehen. 23. Es ist da, könnts nur nicht sehen: wo wir heute gehn und stehen, gehts gewiß mit einem jeden; mein rath wär, mit ihm zu reden. 24. Es ist aller wunden-fünkel concentri rtes augen-pünctel, und der ganze marter-leichnam wie das eichelgen der eich-baum. 25. Aus der eingen Seiten-höhle kam das weib mit leib und seele, darum können unsre knaben ein'n Elisa daran haben. 26. Fühlts und riechts, schmekt und erweget, wies den geren um uns leget, und zu salb'n an seel und leibe: wers nicht fühlt, der hörs und gläube. 27. Bis es ihn auch übermeistert, und poussi ret und begeistert; und was soll ich endlich sagen? geht die Pleura selber fragen. 28. Nun du theures Seiten-höhlgen! stell dich vor ein jedes seelgen, und das unsichtbare händgen spiel mit eines jeden bändgen. 29. Gloria! Gotts Seiten-höhle! wir erwarten freuden-öle für das tocht der Chor-verwandten, die das jahr her noch nicht brannten. 30. An der Braut das selge drittel 3 das umarme ohne mittel; zieh es in dich 'nein, du Höhle! und begrabs mit leib und seele. Fußnoten 1 Wenn unsere regungen bis dahin kommen, so sind sie gefangen. 2 des gerade heimgegangenen bruders. 3 ihre ledigen Chöre.