1106. Mel. 102. 1. Brenn' angezündte flamme vom bräutigamme, dem abgeschlachten lamme, und hör' nicht auf; sieh', deiner seelen amme, die wartet drauf; zieh doch den saft vom stamme in dir zusammen: es weiche keinem damme der liebe lauf. 2. Doch wird das herz zu enge, der liebe menge zu sagen nach der länge und breite her: wir hassen wortgepränge, die zung ist schwer, oft komt man in die enge, ja ins gedränge, als ob der sin vergänge: du bist ein meer! 3. Mit worten auszudrüken, nach allen stücken, das wil uns selten glüken; man mus es sehn: in gläubigen erblicken läßt sichs verstehn, wie sich die bräute schmüken, wie sie sich schiken, zum bräutigam mit büken hinaus zu gehn. 4. Es kan sie nichts verstören, denn sie gehören schon zu den obern chören; sie fäll't nichts an von dem, was sonst beschweren und kränken kan: es ist nur Ein begehren, bey beiden chören, er sol sie wandeln lehren nach seinem plan. 5. Sie dringen immer weiter, als tapfre streiter, und fleißige arbeiter, und halten aus; sie wissen wol, ihr leiter bringt sie zu haus; ihr sin wird stets gescheidter, die augen heiter, und all' ihr thun bereit'ter; sie führens aus. 6. Du unsrer seelen leben, du stok der reben, du wolst den reben geben den nahrungssaft: laß unsern geist erheben die feuerkraft; wir wollen an dir kleben, nach wachstum streben, und in der gnade schweben, die alles schaft.