16. Brief Dein angenehmes Blat verdoppelt mein Vergnügen, Ein Blat das Feur und Geist zu seinem Inhalt hat, Und das durch Schmeicheley mich nicht sucht zu betrügen; Drum les ich es mit Lust, und mich daran nicht satt: Nicht darum, daß du mich vor andern hochgepriesen, Nicht darum, daß du mich und meinen Reim besingst, Nicht darum, daß du mir viel Höflichkeit erwiesen, Nicht, daß du durch dein Lob in meine Achtung dringst; So eitel bin ich nicht, und will mich nicht vergehen; Ich sehe auf den Grund, und das was dich gerührt. Du denkst gewiß daran was vormals ist geschehen, Und wie die Unschuld mich zum Helicon geführt. Ich schrieb frey ohne Zwang, kein Aufsehn zu erhalten; So wie mein Einfall war setzt ich die Zeilen hin, Ich ließ die Phantasie nach eignem Willen walten; Deswegen glaub ich nicht daß ich zu schelten bin. Und dennoch hat der Neid sich hier und dar erhoben, Ich sehe wie ergrimmt er mich noch itzt anblickt. Doch acht ich weiter nicht sein Schelten und sein Toben. Gnug daß er meinen Sinn noch niemals hat verrückt. Ich schreibe dennoch fort bey seinen schelen Minen, Denn meine Feder dringt nicht in ein Ehrenammt: Ich darf mir auch kein Brodt mit selbiger verdienen, Drum seh ich wirklich nicht, woher der Eifer stammt. Man will uns Geist und Witz, Verstand und Ansehn schwächen; Und glaubet, unser Kopf sey von Gedanken leer. Doch du, mein edler Freund, suchst diese Schmach zu rächen. Glückseliges Geschick! der Vorwurf schmerzt nicht mehr. Dein Beyfall ist zu schön; du lobest mein Beginnen, Dein Rühmen stellet mich zur klugen Breßlerin. Die Ehre ist zu groß, der Dank nicht zu ersinnen. Ich schwere daß ich nicht der Feder mächtig bin. Der Breßler Ruf schallt noch in unsern schönen Linden: Man liebt und preiset noch das mehr als kluge Weib. Sie suchte sich mit mir als Schwester zu verbinden, Was mir den Tag verkürzt, war auch ihr Zeitvertreib. Sie würde wohl dein Lob mit mir in Reime bringen, Pflicht und Erkenntlichkeit trieb unsre Federn an. Doch ihr erblaßter Mund heißt mich vor sie mit singen, Wenn ich gleich ihren Geist gar nicht erreichen kann. Dein Thon ermuntert mich, mich reizen deine Lieder. Wenn du die Seiten rührst, wenn deine Muse singt, So lassen sich zugleich die Gratien hernieder, Weil dein beliebter Schall durch Phöbus Wälder dringt. Gepriesen sey der Tag, an dem du mich besungen. Mein Ansehn steigt dadurch; die Spötter quälen sich, Daß ihnen auch bey dir ihr Endzweck nicht gelungen. Dergleichen Sieg ergetzt das Herz recht inniglich. Nun mögen tausend gleich auf meine Feder fluchen, Mich tröstet im voraus dein trefflicher Verstand. Wenn der – – mich nur will anzufrischen suchen, So leg ich auch das Blat so leicht nicht aus der Hand. Du rühmest schon dein Glück, und weist mich kaum zu nennen. Erhebe dich mein Freund; ich laß dir keine Ruh, Und lerne mich nur erst in unsern Linden kennen, Sprich mir nur ehestens in meinem Zimmer zu. Hier endet sich mein Reim, doch nicht mein Angedenken Verbleibst du künftig noch mein so gewogner Freund; Will ich dasselbige dir auch im voraus schenken. Ich ehre jedermann der es recht redlich meynt.