Antworts-Schreiben An Selandern Sein angenehmes Blat erbrach ich mit Vergnügen, Ich sasse Kummers-voll in meiner Einsamkeit, Doch muste sichs vergnügt nach meiner Sehnsucht fügen, Daß deine Zuschrifft mich von ohngefehr erfreut. Ich zanckte mich mit dir, und zwar in den Gedancken, Und in dem Augenblick erhielt ich dieses Blat, Das, da mein Hofnungs-Schiff so lange schien zu wancken, Mir endlich doch von dir Bericht ertheilet hat. Drum stärckte sich mein Geist, so bald als er vernommen, Daß sich Selander noch zu meinen Freunden zehlt. Diß hat mir, liebster Freund, den Argwohn gantz benommen, Der mich die Zeit daher gefoltert und gequält. Ich greiffe recht mit Lust nach den bestäubten Bogen Und bin, wie du selbst siehst, zum Dichten aufgeräumt, Die frohe Post hat mich auf den Parnaß gezogen, Von dem mir bisanher auch nicht einmahl geträumt. Was könte, frag ich dich, mich zärtlicher wohl rühren? Als daß du noch vor mich ein Angedencken hegst? Aus deinen Zeilen kan ich mehr als klärlich spühren, Daß du den Nahmen noch von mir in Hertzen trägst. Den hast du, wie du schreibst, recht tieff darein geschrieben, Wo könt ich prächtiger, als da, verwahret seyn? Du schenckst mir deine Gunst, und zwar mit solchen Trieben, Die niemand tadeln kan und mehr als Engelrein. Diß muß mir in der That was angenehmes heissen, An Freunden fehlt es zwar uns nicht so hier als dar, Doch kan man alle nicht vor ächt und gültig preisen, Denn wahre Freunde seynd, wie mich bedüncket, rar. Die Worte seynd mit Seim und Honig überzogen, Allein das Hertze heist und bleibet stets vergällt. Wie vielmahl hat uns nicht ein falscher Freund betrogen? Weil unter tausenden den Strich kaum einer hält. Drum kanst du künfftighin, Selander, leicht ermessen, Wie hoch ich deine Gunst und Freundschafft schätzen muß, Ich werde selbige so leichte nicht vergessen, Diß ist, was wilst du mehr? von meinen Brieff der Schluß.