Cantata Wie? Must du mich doch noch verrathen, Du ungetreues Augen-Paar! Du soltst den Zug und Trieb verdecken, Den du siehst in den Adern stecken, Und machst zu meinen grösten Schmertzen, Das innerste von meinen Hertzen, Nunmehr auf einmahl offenbar. Da Capo. Ach ihr Verräther meiner Brust! Entdecket doch nicht die Gedancken. Solt ich mich nicht mit euch, Bey dem so unverhofften Streich, Vor Rach und Eifer würcklich zancken? So Min als Wort kan man zur Noth noch endlich zwingen, Doch bey den Augen will der Zwang nicht so gelingen, Sie zeigen unsre Leidenschafft. Das liebste kennen, Und heimlich brennen, Erfordert freylich Stärck und Krafft. Ein Feuer läst sich schwer verbergen, Der Rauch und Dampff verräth die Gluth. So tieff auch Amors Pfeil uns in dem Hertze sitzen, So heimlich Druck und Schuß geschehn, So kan man doch davon die Spitzen In unsern Augen leichte sehn. Si replica. Sprich nicht, Amyntas, zu der Welt, Ich hätte dir mein Hertze zugestellt, Mein Mund, du weist es, hat darvon kein Wort gesprochen, Das Auge, welches sich An mir so meisterlich Und unbarmhertzig hat gerochen, Hat sonder meinen Vorbewust, Dir, leider! nun mein Hertz und Brust, Die noch kein einger Strahl gerühret, Alleine zugeführet. Ihr Sternen! Saget doch, wie bin ich drum gekommen? Doch da mein Auge mir es mit Gewalt genommen, Und dir bereits schon übergeben, So kan ich auch nicht widerstreben. Wo das Auge hingeflogen, Mag nunmehr das Hertz auch seyn. Hat es das Schicksal so gefüget, Daß du durch meiner Augen List Mir in das Hertz geschlichen bist, Und mich zugleich dardurch besieget, So nimm es eigenthümlich hin, Weil ich damit zufrieden bin. Da Capo.