12. Brief Gelehrte – – – du Ausbund kluger Frauen, Was läßt uns nicht dein Buch für nette Lieder schauen! Dein Einfall ist so schön, so geistreich, so beliebt, Daß dir der Leser gleich gerechten Beyfall giebt. Apollo muß dir selbst die Hand im Dichten führen; Du kannst den Thon so rein, so sanft die Seiten rühren, Daß uns dein holdes Spiel auch in der Fern ergetzt, Und unser wallend Herz in Glut und Flammen setzt. Es nimmt ein jeder Theil an den Ergetzungsstunden: Der Titel ist mit Recht zu diesem Buch erfunden. Drum fahre ferner fort, brauch den geschärften Kiel, Nicht, daß ich dich nach Art der Schmeichler loben will; Es ist der Mühe wehrt; dein emsiges Bemühen Ist dir bereits zum Ruhm in aller Welt gediehen. Wie trägt sich Fama nicht mit deinem grossen Geist, Der allem Frauenvolk ein rechtes Muster heißt! Und wie? wie könnt ich dich, Geehrte, wohl vergessen, Du bist in meiner Gunst längst oben an gesessen. Als ich das erstemal dein liebstes Siegel brach, So folgte sie dir gleich mit starken Schritten nach. Die Antwort bin ich dir in etwas schuldig blieben; Mein Vorsatz war es nicht; ein Brief ist bald geschrieben. Ich fuhr bald da bald dort bey Sommerszeit herum, Und sah mich hier und dar nach klugen Leuten um. Doch als ich wieder kam; erwege nur das Schrecken, So suchte mich der Tod mit Sand und Stein zu decken. Da galt kein laufen nicht, er holte mich doch ein; Jedoch der Himmel half und willigte nicht drein. Entgieng ich gleich der Wut, nicht gänzlich zu erblassen, So must ich doch dem Kopf Zeit zum Erholen lassen. Die Lust zum Dichten schwand, Geist, Feuer, Muth und Sinn Verließ den matten Leib; doch da die Furcht dahin, Ergreif ich dieses Blat, nach deinem Wohl zu fragen, Und will ergebnen Dank vor das Geschenke sagen, Auch zeigen, daß ich nicht nur bloß in Worten bin. Die dir verpflichtete, geneigte Zieglerin.