3. Scherzgedichte Abbildung einer guten Freundin an ihrem Namenstage. Die Clio weckte heute mich, Eh noch die Morgenröthe sich Ließ sehn, aus Schlaf und Schlummer; Ich dehnte mich halb schnarchend aus, Doch sprang ich zu dem Bett heraus, Voll Unruh, und voll Kummer. Auf! sprach sie, nimm dein Dintenfaß, Ich weis, du hältst unfehlbar was Von gut getroffnen Bildern; Drum will ich hier ein Conterfey Ohn allen Trug und Schmeicheley Von deiner Freundin schildern. Nimm in die Pfötchen deinen Kiel, Und schreibe diesmal nur so viel, Als ich itzt glaub und meyne. Sie hat ein Herz voll Redlichkeit, Doch trauet sie nicht allezeit, Und schwör man Stein und Beine. Sie ist freygebig; Lobesan Kommt diese schöne Laun ihr an; Doch nicht zu allen Stunden. Denn wenn man sie vor milde hält, So bleibt der Sack zurück gestellt, Und sauber zugebunden. Ihr Haus, wo stets der Tisch gedeckt, Und wo Getränk und Speise schmeckt, Steht guten Freunden offen. Allein, der Misbrauch muß nicht seyn, Denn fällt man stets wie Fliegen ein, So hat man nichts zu hoffen. Es kann im Umgang alsofort Sie vielmals auch ein einig Wort So gleich verdrüßlich machen. Wallt ihr auch noch so sehr das Blut, So wird sie doch gleich wieder gut, Und fänget an zu lachen. Nach Erb und Gut steht nicht ihr Sinn, Wie viele thun, begierig hin, Die nur dem Mammon fröhnen. Viel lieber gäb sie, was sie hat, Um andern ihren Lebensdrat Dadurch lang auszudehnen. Bringt man ihr neue Zeitung vor, So pfleget solches zwar ihr Ohr Gar willig anzuhören; Sie schweiget dabey mäuschen still, Doch glaubet sie nur, was sie will, Und läßt sich nicht bethören. So schön ein Jüngling immer heißt, Der hold und rothe Bäckchen weist, Hört man sie zwar ihn loben. Jedoch, er macht ihr keinen Schmerz, Es ist vor ihr empfindlich Herz Ein Riegel vorgeschoben. Die Hagestolzen ehret sie, Und giebet sich rechtschaffne Müh, Dieselben hoch zu halten. Ja, was? sie liebt sie inniglich, Denn Witz und Klugheit zeiget sich Allein nur bey den Alten. Sie hat sich Klingen welche man Durch Zieglers Kunst wohl preisen kann, Zu Schimpf und Ernst erkohren. Bekümmert sich doch nicht dabey, Wohin der Heft gekommen sey; Noch wer ihn hat verlohren. Kaum, daß ich dies durch meine Hand Der Muse nach geschrieben fand, Die mir dies Bildniß wiese; So sprach ich: dies ist ganz gewiß Die Zeichnung und der wahre Riß Von unsrer Mutter Liese. Und weil ich weis, daß sie das Fest Des schönen Namens feyren läßt, Den wir mit Lust erblicken; So will ich ihr heut dieses Blat, Das ihr mein Mund versprochen hat, Zum Angebinde schicken. Doch hang ich diesen Wunsch noch dran, Den ich nicht schuldig bleiben kann; Sie mag vergnüget leben, Bis sie dereinst im grauen Haar So, wie die – – – – – war, Der Welt wird Abschied geben.