29. Ode Ihr so schön und grünen Auen, Meiner Augen Lustrevier, Euch will ich mich anvertrauen, Brecht ihr Seufzer, brecht herfür. Ein geheim und still Verlangen, Ein nur mir bewuster Schmerz Hält die Brust schon längst gefangen: Thyrsis lebt, doch ohne Herz. Ist es möglich, daß ich lebe? Was nährt die gequälte Brust, Daß ich nicht den Geist aufgebe? Ach! wo bleibt die erste Lust? Saget mir, verflogne Stunden, Wo ist mein Vergnügen hin? Itzo fühl ich erst die Wunden, Da ich nicht mehr meine bin. Ruh und Freyheit ist verlohren, Alles, alles ist dahin! Wozu bin ich auserkoren, Ach und Pein ist mein Gewinn. Echo, hör auf mein Klagen, Denn dein holder Wiederschall Soll es in der Gegend sagen, Chloris Tod war Thyrsis Fall! Fraget nicht, was ich beweine, Was mich in die Gegend ruft. Ach! die lieblichen Gebeine Ruhen hier in dieser Gruft. Meiner Chloris Angedenken Spricht mir Geist und Leben ab. O! erbarmt dich nicht mein Kränken? Nimm mich doch nur mit ins Grab. Sammlet euch ihr matten Glieder, Du mein abgehärmter Leib, Du umarmst die Chloris wieder, Das so tugendreiche Weib. Ihre kalt erstarrten Hände Und der Klugheitsvolle Mund Trösten mich bis an mein Ende. Nur der Tod trennt unsern Bund. Wohl, ich warte mit Verlangen, Bis der Tod das Herze bricht. Meiner Schönen kalte Wangen Küß ich, weil mir wohl geschicht. Oeffne dich, du Grabeshöle, Ach! wie sanfte ruh ich hier, Neben meiner andern Seele, Welt, ich tausche nicht mit dir.