11. Ode Auf den Verlust des einigen Herrn Bruders des Herrn von – – – in Pohlen. Geliebter Bruder, eil zurücke, Wie! fällst Du gleich auf einen Streich! Was seh ich in dem Augenblicke? Sagt, was ist dem Verluste gleich? O Schmerz! der mehr als groß zu nennen, Der ewig unbeschreiblich bleibt. Ich lasse mich von dir nicht trennen, Bis mich der Gram von hinnen treibt. Erblaßter Mund, erstarrte Glieder! Mein Bruder, den ich so geliebt, Dein Tod schlägt Muth und Geist darnieder, Ich bin bis in den Tod betrübt. Nichts kann mir den Verlust ersetzen, Nun ist mir alles einerley. Ist auf der Welt was hoch zu schätzen, Kommts doch nicht Deinem Werthe bey. Es mögen andre sich vergnügen Am allerschönsten Zauberblick. Kein reizend Wort kann mich besiegen, Ich denke stets auf Dich zurück. Ich seh den tapfern Sebel blinken; Wie muthig drangst Du in den Feind. Jedoch, Dein Heldenmuth muß sinken, Dein Fall kam, eh man es vermeynt. So lauten, Freund, die bittern Klagen. Doch halt aus wahrer Großmuth ein. Ein Held muß streiten, und sich wagen, Wie kann er sonst ein Sieger seyn? Will sein Geschick ihm wiederstreben, So wagt er auch den letzten Hauch. Sein Leben tapfer aufzugeben, Ist jedes edlen Helden Brauch. Im Kriege denkt man nicht ans Rechten, Da trifft der Sebel Mann vor Mann. Da schreckt das Herz kein blutig Fechten, Es würget, was nur würgen kann. Die Luft erthönet von dem Trosse, Es eilet alles zu dem Streit. Das Schnauben von dem muntern Rosse Verdoppelt Muth und Tapferkeit. Hier stirbt man auf dem Bett der Ehren, Man schreibt der Helden Thaten auf. Die Nachwelt muß davon noch hören. Der Greis erstaunt, und merket drauf; Ja er erzehlts den zarten Kindern, Und das erhitzt ihr edles Blut, Sie lassen sich dereinst nicht hindern, Und fechten mit gleich tapferm Muth. O Freund! so sinkt dein liebster Bruder! Du schiffst auf einer Thränensee, Hier starrt die Hand, hier fällt das Ruder, Ach es geschieht Dir gar zu weh! Gesetzt, Du fluchst den wilden Pohlen Und dem verdammten Kugelbley, Dadurch wirst Du Dich nicht erholen; Auf, mache dich vom Kummer frey. Dein tapfrer Bruder kann nicht sterben, Sein wahrer Ruhm erfüllt die Welt, Er hinterläßt den nächsten Erben Ein solches Guth, das nicht hinfällt. Das Lob erbt auf die späten Ahnen, Das hier sein Heldenarm erwarb, Da er bey seines Königs Fahnen Im Streiten, wie ein Löwe starb. Was seh ich durch die Wolken dringen? Mich dünket, daß man dort dem Held Sucht das gestirnte Kleid zu bringen, Das ihm die Ewigkeit bestellt. Sein Bildniß leuchtet durch die Sterne; O Glanz! o ungemeiner Strahl! Wir sehen Dich zwar in der Ferne; Doch dieser Schein vertreibt die Quaal. Durch diesen Trost erhol Dich wieder, Man hat ihn ja verklärt erblickt. Was schlägt Dich noch der Kummer nieder, Da ihn des Himmels Lust entzückt? Nur schenk ihm noch dein Angedenken, Dies laß ganz unverweslich seyn. Wird man Dich einstens selbst versenken, So nimm es mit ins Grab hinein. Indeß wünscht jeder, der erkennet, Was Tugend, und was Adel heißt; Der Dich und deinen Namen nennet, Dir zweyfach Leben, Kraft und Geist. Dein kluges und gelehrtes Wissen, Das manchen in Verwundrung setzt, Läßt uns auf ferne Zeiten schliessen; In Marmor wird Dein Ruhm geätzt.