23. Ode An einen guten Freund. Vor kurzem schwur ich bey den Linden, Und bey des Phöbus grünem Hayn Man sollte mich nicht mehr da finden, Ich sprach: Ich mag kein Dichter seyn. Ich schimpfte die bemühten Sänger, Warum? Ihr rauhes Waldgeschrey, Verdient der Musen Gunst nicht länger, Denn mancher Stümper quäkt zu frey. Mein Vorsatz den ich mir genommen, Wird leider nicht hinaus geführt, Ich bin um Eyd und Schwur gekommen, So daß mich mein Gewissen rührt. Doch ist mir dies nicht zuzuschreiben: Frag dich und deine Muse nur, Die sucht mich wieder auf zutreiben, Und führt mich auf die erste Spur. Gesetzt daß auch mein heisres Singen, So schön nicht in die Ohren fällt, Als man hört deine Laute klingen, So schadt es nichts, du bist ein Held. Denn, grosser Dichter unsrer Zeiten, Dein aufgeweckter muntrer Geist, Ist sonder alles Widerstreiten, Etwas das man mit Rechte preist. Dies nicht allein, dein höflich Wesen Verpflichtet mich und andre mehr, Die deine netten Briefe lesen; Wer ist der nicht dein Schuldner wär? Erkentlichkeit ist viel zu wenig, Und weil nichts auszusinnen ist, So fordre selbst, du Musenkönig; Dies ists womit mein Kiel beschliest.