An eine Dame Hochwohlgebohrne Frau, Erlaube daß ich schreibe, Warum ich diesesmahl so ungehorsam bin. Ach, glaube, daß ich mir betrübt die Zeit vertreibe, Ich denck ohn Unterlaß nach deinen N-- hin. Mein Hertz ist mißvergnügt, das Schicksal will nicht leiden, Daß ich von N-- geh; ein unverhoffter Streich, Scheint leider! meine Lust und Glücke zu beneiden, Und nichts ist dem Verdruß, den ich erdulte, gleich. Zwar war ich schon geschickt und auch bereit zum reissen, Allein mein Vorsatz ward gehemmet und gestöhrt; Doch wirst du mich darum nicht eigensinnig heissen, Weil dieses Laster mir mit recht nicht zugehört. Nicht meyne, daß ich mich mit falschen Federn schmücke, Du kennest schon mein Hertz und seine Redlichkeit, Die Schuld ist meine nicht, das widrige Geschicke Macht, daß mich nicht von dir die Gegenwart erfreut. Wie gerne wolt ich dich in deinen Mauren küssen! Wie sanffte würd ich nicht an deiner Seite ruhn! Doch weil die Mißgunst mich heist diß Vergnügen missen, So muß ich selbiges nur in Gedancken thun. Indessen will ich dich noch um Verzeihung bitten, Laß deine Freundschafft nicht aus Zorn verändert seyn. Hab ich gleich den Befehl gezwungen überschritten, So stell ich mich bey dir vielleicht in kurtzen ein. Mein Kiel und auch mein Hertz bleibt ewig dir ergeben, Drum küßt er, eh ich ihn noch völlig ausgesprützt, Dir deine liebste Hand, und auch zugleich darneben Demjenigen, der dir in Schooß und Armen sitzt.