Das Neunde Lied Von Sapphischen Versen. Fast nach dem Griechischen der Edlen Poetin Sappho. Φαίνετάι μοι κεῖνος ἴσος θεοῖσιν. 1. Wer stets mag sitzen neben Dir/ o Schöne/ Schauet dein lachen/ höret dein Gethöne/ Der kan den Göttern gleich geschätzet werden/ billich auff Erden. 2. Diß macht mein Hertze gantz und gar verzücket; Da ich nur einmahl dein Gesicht erblicket/ bin ich verstummet; vor den süßen Reden muß ich erblöden. 3. Es steht die Zunge/ kann auch nicht mehr sprechen/ Weil mier die Stimme schone wil gebrechen/ Ich bin entzündet/ die verliebten Flammen schießen zusammen. 4. Das Ohr erklinget/ beyde Lichter weichen/ Der Schweiß durchdringet mein Gebeine ingleichen/ Schauern und zittern fallen hin und wider über die Glieder. 5. Ich bin verblasset wie die dürren Kreuter/ Fast gantz entseelet/ kann auch gar nicht weiter/ Der Athem schwindet/ daß ich nun muß werden schleinig zur Erden.