Das dritte Lied Daß Weißheit der beste Schatz sey Auff ebenselbige Melodey. 1. Wohl dem! der in den Schrancken bleibet/ und nicht nach großem Reichthum strebt/ Wohl dem/ der so die Zeit vertreibet und stets in stoltzer stille lebt; Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 2. Wer stets nach großen Gütern trachtet und ist auff Reichthum nur erpicht/ Ist wilden Thieren gleich geachtet/ Die ihre Stunde wissen nicht. Ein ander suche Geld und Guth Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 3. Wie große Thürne nicht bestehen/ Die ohne Grund seyn auffgeführt; So muß auch das zu Grunde gehen/ Wobey man keine Weißheit spürt. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 4. Wie keine Frucht nicht wird erkiesen Die nicht ein wenig schmaghafft ist/ So wird auch keiner je gepriesen/ Bey dem man weise-seyn vermisst. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 5. Gleich wie die Rose ziert den Garten/ So ziert ein weiser Mann das Hauß/ Mann hatt was gutes zu gewarten/ Weil alles glücklich geht hinaus. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 6. Wer seine Sachen weißlich führet und redet alles mit Bedacht/ Ist wie ein schöner Quell gezieret/ So täglich quillt in voller Pracht. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 7. Wie bey den Quellen schöpfft ein Müder/ sich labet/ letzet und lustiert; So suchet weisen Rath ein jeder Bey dem/ der weise Reden führt. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 8. Die Herrschafft muß bald untergehen/ Wo keine weise Räthe seyn/ Kein Anschlag kan und mag bestehen/ Wann ungelehrter Mund wäscht drein. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 9. Wenn einer wil zum Himmel führen/ und fängt es nicht recht weißlich an/ Macht eher das Verderben spüren und fehlt der güldnen Himmels-Bahn. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 10. Wer wil mag immer toll sich kräncken/ Nach Reichthum trachten für und für/ Ich wil an dieses nicht gedencken/ Ein höhers such ich mit Begier. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 11. Ein fromm Gemüth pflegt mehr zu ringen Nach stiller und gewündschter Ruh/ Als nach viel Sorgen/ die es zwingen und bringen nach der Höllen zu. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth. 12. Nun weicht von mir Ihr schnöden Sachen/ Die ihr uns Angst und Sorgen bringt/ Ich muß der eiteln Welt nur lachen/ Die willig nach dem Tode ringt. Ein ander suche Geld und Guth/ Nach Weißheit steht mein Hertz und Muth.