Das Dritte Lied Tugendreich die kleine Welt Nach der Melodey: Daß mein Gemüth in Angst und Sorgen schwebet. 1. Du gleubst nicht/ daß du seyst der Welt zu gleichen/ O Allerschönste Tugendreich/ Ich sage noch/ daß Sie für Dier muß weichen/ Du bist ihr warlich mehr als gleich/ Ja die Zier der keuschen Jugend Gehet Ihrem Schmucke vor/ Deine mehr als Himmels-Tugend Blickt vor aller Zier empor. 2. Der Himmel deiner Stirn' an welchem blicken Zwo schöne Liechter voller Zier/ Die sich bey später Nacht zum Abzug schicken und früh zum Auffzug mit Begier; Diese seyn ja mehr als Sonne/ Mehr auch als des Mondes Licht/ Man empfindt mehr Freud und Wonne/ Wann ihr schöner Straal anbricht. 3. Der blancke Sternen-Fürst macht alles helle/ Vertreibt die schwartze Fünsternüß; Dein Aug' ist eben auch des Lichtes Quelle/ So mein Gemüth erleuchten muß; Wann dein Auge straalt und funckelt/ Winckt und blincket her zu mir/ Wird der Deine nie verdunckelt/ Wann die Nacht gleich bricht herfür. 4. Der Himmel ist offt trüb' und gibt uns Regen/ Deckt seine schöne Liechter zu/ Die gleichsam auch verhüllt zu trauren pflegen; Die Eigenschafften hast auch du. Lachest offt und sihst offt trübe/ Regnest Thränen ohne Zahl/ Wann dich teuscht die schnöde Liebe/ und verhüllst den Sternen-Saal. 5. Der schönsten Blumen Zier so bey den Flüssen und bey den frischen Brunnen stehn/ Die kan dein Angesicht nicht einmal missen/ Mann siht sie täglich frisch auffgehn: Liljen zieren deine Wangen/ Tausendschönen mischen sich/ Wo die keuschen Rosen hangen und erfreuen dich und mich. 6. Des Hertzens Vorhoff ist schön ausgesetzet/ mit theuren Perlen und Rubien Du kanst auff deiner Brust/ die manchen letzet/ Narcissen-Rößlein hübsch erzihn. Kürtzlich: Alle Gärte weichen Deiner schönen Backen-Zier; alle Blumen müssen bleichen/ Wann dein Mund nur blickt herfür. 7. Diß ist von aussen nur/ was ist wohl drinnen? Was euserlich/ das lob ich hier/ Das ander ist zu hoch für meine Sinnen/ und übertrifft der Reden Zier. Deiner hohen Tugend Flammen/ Schönste/ deine große Zier/ Deine Zucht und Du zusammen Haben mich verbunden Dier. 8. Wer kan nun/ Tugendreich/ dich hassen/ Weil dich der Himmel so geziert/ Die Welt dein Ebenbild kan ja nicht fassen Das hohe Lob/ das dier gebührt; Deine keusche Zucht und Tugend gehet dieser allzeit für/ Nur die Schönheit deiner Jugend Gleicht sich etwas ihrer Zier.