Paßions-Betrachtung Luca am 22 Cap. v. 1. 2. Serenata. Jesus, die Kirche, der Mensch. Die Liebe zu den Menschen-Orden Treibt mich anjetzt zum Creuzes-Holz, Da ich vor ihm zum Fluch geworden, So fällt des Satans frecher Stolz. Die Liebe zu den Menschen Orden, Treibt mich anjetzt zum Creuzes-Holz. Mein Schatz, mein Seelen-Freund, mein Trost und Heyl, Mein Schirm, mein Beystand, Schutz und Leben! Wie hast du doch die Adams-Kinder, Die allergrößten Sünder, So freund- und brüderlich, so inniglich geliebt! Du hast in Eil Den Himmels-Thron verlassen, Und wilst nur gar am Creuzes-Stamm erblassen. Ich freue mich auf dieses Fest, Da Jesus zu den Leiden gehet, Und uns zu gut am Geissel-Pfahle stehet, Und gar sein heilges Leben läßt. Und wenn ich diesen Gang nicht gieng; So müßtet ihr nach Mosis Ausspruch sterben, Und unter dessen Fluch verderben; So aber such ich euch aus Liebe von dem Bösen, Von Sünd und Straf, durch meine Marter zu erlösen. Ich weine fast vor Freuden, Weil mich mein Jesus durch sein Blut und Leiden, Von Sattans Band und Ketten, So liebreich will erretten. Die Stunde ist nunmehr erschienen; Da Gott die Menschen will versühnen. Gott löschet Gottes Zorn-Glut aus, Verstöhrt des Sattans finstres Haus, Und hat uns nun den Frieden, Durch diesen Gang beschieden, Die Stunde ist nunmehr erschienen, Da Gott die Menschen will versühnen. Wie könnt ich freundlicher, ihr Menschen-Kinder! seyn? Ich gehe zu der größten Schmach und Pein, Nur bloß um euret willen. Seht, ich erwerbe euch Des Vaters Thron und Reich, Und suche eure Brust mit Seegen zu erfüllen. Wie viele trachten jetzt in Sünden Lust und Vergnügen zu empfinden; Ich geh zu meinem Leiden, Und ihr wollt euch auf Wollusts-Auen weyden; Ich geh zu meinen Marter-Tod. Ihr aber welzet euch in Sünden-Koth; Ich muß jetzt zittern, schwitzen, weinen, klagen, Ihr aber wollt nach Lust und Lachen fragen. Ach! ihr Sünder denket, Denkt an Jesus Todes-Pein! Daß ihr ihn nicht kränket, Stellet eure Sünden ein! Ach! ihr Sünder denket, Denkt an Jesus Todes-Pein! Wer fragt nach diesen Worten und Befehl? Man sucht vor allen Dingen Mich umzubringen. Mein eigenes Geschlecht Verfolgt mich wider Billigkeit und Recht. Die Hohen-Priester trachten Mich, als das rechte Osterlamm Am Creuzes-Stamm Zu würgen und zu schlachten. Selbst die Deinen, als Du kommen. Haben Dich nicht aufgenommen. Jesus wird von seinen Freunden Biß zum Creuzes-Tod verfolgt. Wer von seinem Fleisch gebohren, Hat ihm fast den Tod geschworen. Jesus wird von seinen Freunden, Biß zum Creuzes-Tod verfolgt. Allein, woher entsteht die Furcht und Scheu, Daß sie nicht öffentlich Das Sterben meines Heylands suchen? Sie fürchten bloß des Volkes Zorn und Fluchen. Denn dieses bleibt darbey, Ich sey der Heyland dieser Erden, Durch welchen Glauben Sie nimmermehr betrogen werden. Die Armen folgen dir mein Heyland! gern, Und ehren dich als ihren Gott und Herrn, Sie suchen dich von Herzens Grund zu lieben; Da dich die Grossen dieser Welt betrüben. Gott wird die Welt zu rechter Zeit Um ihre Boßheit strafen. Die Stolzen können nicht bestehn, Sie werden mit Erstaunen sehn, In welchen sie gestochen; Gott läßt nichts ungerochen. Ich theile meine Herrlichkeit Mit meinen Glaubens-Schafen. Gott wird die Welt zu rechter Zeit Um ihre Boßheit strafen.