Sturm und Fels In öder Nacht am Meeresstrand Ein Fels gen Himmel dunkelt. Er starrt ins lockende Wunderland, Wo ein Stern, sein Engel, ihm funkelt. Da kommt der Sturm dahergebraust, Begrüßt von murmelnder Welle, Und packt den Felsen mit rüttelnder Faust: »Wach auf, verträumter Geselle! Hast lange genug emporgeschaut Mit ungetröstetem Harme. Nun reiße vom Himmel die spröde Braut In deine trotzigen Arme! Schau her, wie man mit Bräuten tut, Das tolle Sehnen zu stillen! Hoiho, mein Lieb, du salzige Flut! Ich pfeife, sei mir zu Willen!« Und er stürzt der See an die wogende Brust Und hält sie tanzend umfangen; Sie windet die Glieder in jauchzender Lust Wie rasende Riesenschlangen. Die Wirbelnde schlägt ihr nasses Gewand An den Felsen mit frechem Spotte, Und ach, der Stern, sein Engel, entschwand Vor der wüsten Wolkenrotte. Nun spüre, mein Fels, vom Taumel umtost, Wie ein frommes Lied dich durchschauert: »Halt aus! Es keimt ein heimlicher Trost, Wo Treue in Trennung trauert. Der heiligen Keuschheit bleibe geweiht Die Liebe zur himmlischen Ferne! Dann tragen dich Schwingen der Ewigkeit Zum angebeteten Sterne.«