Ich will Hoch stand ich auf dem Dach/ und sah Seltsamste Morgenglut: Rings wogte über die Häuser hin Ein Meer von Brand und Blut. Wild brüllte die schwarzrot qualmende Schlacht; Mit zornigem Knattern schossen Behelmte Feinde zu uns empor. Doch es trotzten fest die Genossen, Wie Felsen im schlagenden Hagelsturm. Verheerende Bomben schwangen sie Und manchmal durch das Schlachtgetos Die Marseillaise fangen sie. Ihr wollustgirrendes Mordlied pfiff Eine Kugel an meinem Ohr; Da bäumte sich meine Seele jäh Gleich wütiger Schlange empor. Den Sprengball zückte die krallende Faust Nach den feindlich stürmenden Massen Und schmiß des Todes reißende Saat Hinunter mit jauchzendem Hassen. Und dumpf ... ...Ein Rollen, ein Peitschengeklatsch Und Getrappel/ goldflirrender Schein; Und sieh, die Morgensonne strahlt Zum offenen Fenster herein. Im Bette lieg ich/ es war ein Traum! Nicht Kugeln, die Schwalben girren Und schießen um mein ländliches Dach. Und droben im Mattblau schwirren Lichtfrohe Lerchen. Durch tauige Flur Trabt munter das Pferd mit dem Wagen; Drauf sitzt der junge Bauer und schmaucht Sein Pfeifchen mit Behagen Und fährt so sicher hinein in die Welt ... Ich aber, ich seufze und schwanke Und bin auf bangem Lager hier Ein zweifelnder Gedanke. Noch hält der Zorn, der glühende Traum Mein Herz in banger Stockung, Und schon umschmeichelt mich so süß Des Lebens liebliche Lockung. Da schwindelt mir; Verwirrung, Scham, Sie überfluten heiß mich; O ich vermessner, armer Tor! Was bin ich? Und was weiß ich? Ich bin nur ein Halm im wogenden Feld Und wähnte, ich sei das Feld; Und ich wanke, schwanke in Lieb und Haß, Und mir däucht, ich bewege die Welt. O ich Irrtum und schwächlicher Widerspruch! Und doch! Was hier erwacht So grimm und kühn, ist Irrtum nicht, Ist Zwietracht nicht, ist Macht. Ich bin die einige Macht, bin Lieb Und Haß mit einem Male, So einig wie Kastanienfrucht und ihre Stachelschale. Und die hassende Liebe, der liebende Haß, So in mir gärt und schafft, Das ist der Menschheit Lebensdrang, Ist die weltbewegende Kraft. Ich will! Und dieser Kraftstrom wird Durch alle Zeiten wallen, Wird Arme breiten sehnsuchtsvoll Und Fäuste drohend ballen. Ich will! Und wenn mein trotziger Mund Auch längst im Tode schwieg, Ich will! Und ewig ist mein Kampf, Und ewig ist mein Sieg!