2. Auf. Creon Es war Verachtung meine Frucht, So lang' ich Creons Gunst in tiefster Demuht sucht'; Denn als mir die Geduld entfiel, Erreicht' ich unverhofft durch Keckheit Zweck und Ziel. Er war besorgt vor seine Ruh', Und schrieb mir einen Brief voll Anerbietung zu: Ich lahs ihn, und erkant hiebey, Dass eines Narren Gunst gleich seinem Briefe sey; Dass ehe man liesst seinen Gruss, 1 Man erst sein Siegel brechen muss. Fußnoten 1 Dass ehe man liesst seinen Gruss etc. Nichts ergetzet den Verstand eines sinnlichen Lesers mehr, als wenn man ihm ein Ding in dem andern; und in einem gemeinen Bilde eine nachdenckliche Sache vorstellet. Ein gemeiner Leser hält sich an die eigentliche Worte: Ein Sinnlicher aber siehet im ersten Augenblick so weit als der Verfasser, und weiss ihm Danck, dass indem er geschrieben, er nicht alle seine Leser vor Dudentöpfe gehalten habe.