An die Muse Scherzhafte Muse, meine Freude, Die in zufriedner Einsamkeit Mich oft, entfernt vom Stolz und Neide, Mehr, als ein lautes Glück erfreut: Laß dich in Auen, Büschen, Gründen, Wo ich dich suche, liebreich finden, Und lächle Heiterkeit und Ruh Den freyen Nebenstunden zu. Ich will nicht Helden ewig singen, Noch mich durch sie zur Ewigkeit: Mein Lied soll nicht von Waffen klingen; Die Muse bebt vor Blut und Streit. Hier, unter Oel–und Lorberbäumen Soll sie von Fried und Freuden träumen: Den schönsten Mädchen, besten Wein Und liebsten Freunden heilig seyn. Die Scherze sollen sie begleiten, Von süßer Unschuld sanft regiert: Sie lasse keinen von der Seiten, Wenn ihn der Jugend Witz verführt! Ihn, solt ihr einer ja entfliehen, Soll gleich der Ernst zurücke ziehen; Er leg ihm Blumenfesseln an, Daß er nicht mehr entwischen kann. Wohlan! so sing in süßen Tönen Dein junges anmuthsvolles Lied! Und wird dich gleich kein Lorbeer krönen, Der für die Heldendichter blüht: Der Beyfall, den dir Freunde senden, Ein Veilchen aus Selindens Händen, Der Chloe Lächeln, wenn sie liest; Sprich, was dir wünschenswerther ist?