5. Daphnis nimmt von der Rosilis Abschied 1. Ach Rosilis du süsses Kind Wie bistu gegen mir gesinnt, Darff ich dich länger lieben? Wie oder soll ich deinen Sinn Nicht mehr damit betrüben, Auff deinen Willen zieh ich hin, Nur mach es nicht so ungewiß, Ach Rosilis. 2. Ach Rosilis zu deiner Pein Will ich dir nicht behülfflich seyn, Sollst du deßwegen leiden, Daß ich bißweilen umb dich bin, So will ich dich zwar meiden: Jedoch erkläre deinen Sinn, Gefällt dir jenes oder diß Ach Rosilis. 3. Ach Rosilis wie war ich doch So wunder-seelig als ich noch Dich friedlich konnte küssen, Nunmehr vor einer langen Zeit Hast du dich ändern müssen, Als ich in meiner Sicherheit Mir in die Karte sehen ließ, Ach Rosilis. 4. Ach Rosilis dasselbe mahl Hab ich nicht eine schlechte Qual In deiner Brust vermehret, Und mir war auch nicht wohl dabey So bald als ich gehöret Daß ich mit dir verrathen sey, Du weist den Jammer der mich stieß Ach Rosilis. 5. Ach Rosilis wie hab ich mich Seit dieser Zeit so wunderlich Mit List an dich gestohlen, Man dörffte zwar zu mir und dir Die Häscher langsam holen, Jedoch der Neid tritt uns dafür Und gibt uns manchen scharffen Biß, Ach Rosilis. 6. Ach Rosilis nun last uns auch Ein übel-angenommner Brauch Gar kaum beysammen stehen, Doch soll diß schöne Liebes-Band So bald nicht untergehen: Ich bleibe noch in deiner Hand Mein Kind und liebe dich gewiß, Ach Rosilis. 7. Ach Rosilis nun gute Nacht, Mein grosses Ungelücke macht Daß ich dich muß verlassen, Doch eh ich dein vergessen will Werd ich mich selbsten hassen, Du bleibst mein angenehmes Ziel, Mein Trost, mein Leben, mein Geniß, Ach Rosilis. 8. Ach Rosilis ich werde nun Mit dir nicht mehr so freundlich thun, Wer weiß wann ich dich wieder In gutem Glücke sehen kan, Indessen nimm die Lieder Vor ein bewährtes Zeugnüß an, Dein Daphnis liebet dich gewiß, Ach Rosilis.