12. Die endliche Erklärung 1. Ich bin betrübt, Weil mich mein Kind nicht wieder liebt, Denn dieses Feuer meiner Pein Muß noch zur Zeit verborgen seyn. Und die mir gefället, die weiß es noch nicht, Und wenn sie es wüste, so glaubte sies nicht, Und wenn sie es glaubte, so sagte sies nicht, Und wenn sie es sagte, so traut ich ihr nicht, Und wenn ich ihr traute, so hülffe michs nicht; Drum lieget mein Hertze gefangen, und spricht: Es ist umb mich geschehn, Ich bin zu lauter Qual versehn. 2. Ich mache zwar Mein Hertz bißweilen offenbar, Und singe manch betrübtes Lied, Daß blos auff ihre Schönheit sieht: Doch, wann ich es singe, so hört sie es nicht, Und wenn sie es hörte, so merckte sies nicht, Und wenn sie es merckte, so wolte sie nicht, Und wenn sie auch wolte, so dürffte sie nicht, Und wann sie auch dürffte, so schickte sichs nicht, Indessen so bin ich dem Mädgen verpflicht, Und denck in meiner Noth, Ist doch die Hoffnung noch nicht todt. 3. Ich seh es wohl, Wer im Gedencken wuchern sol, Biß ihm das gute Glücke rufft, Der baut nur Schlösser in die Lufft; Doch, hilfft es mich wenig, so schad mir es nicht, Und wann es mir schade, so schmertzte michs nicht, Und wann es mich schmertzte, so kränckte michs nicht, Und wann es mich kränckte, so stürb ich doch nicht, Und wann ich auch stürbe, so ließ ich es nicht, Sie bliebe mein Leben, sie bliebe mein Liecht, Derhalben bleibts darbey, Ich bin ihr gut und ewig treu. 4. Doch itzo bin Ich ungewiß in meinem Sinn, Und was ich nicht erlangen kan, Seh ich mit schwacher Hoffnung an, Sie kennet mich endlich, und kennet mich nicht, Ich brenne vor Liebe, sie liebet mich nicht, Doch, weil sie nicht liebet, so hasst sie auch nicht; Und weil sie nicht hasset, so förcht ich mich nicht, Und wo ich mich fürchte, verzweiffel ich nicht, Drum tröstet mein Hertze sich selber, und spricht: Es ist noch nicht geschehn, Ich bin wohl noch darzu versehn.