10. Auff einen falschen Freund 1. Du schändliche Kröte, nun hast du den Gifft An meiner Unschuld außgelassen, Du Drache, dein gifftiges Hauchen betrifft Mein Leben unverdienter massen, Doch bleib daheim, es hat nicht Noth, Ein solch Basilisk der sieht mich nicht todt. 2. Du fleischerner Teuffel, du wanderst herum, Als wie ein Löw in finstern Püschen, Und siehest dich hinten und fornen wohl um, Ob du was schwächers kanst erwischen: Doch lauff nur fort du wildes Thier, Ein muthiger Hercules streitet bey mir. 3. Du hungeriger Wolfs-Zahn, ach wollst du nicht gern Mich armes Schaf zu todte beissen? So lauschet ein listiger Habicht von fern Wann er die Taube will zureissen, So schnappet ein räuberischer Hecht Und jaget wohl selber sein eignes Geschlecht. 4. Du garstige Fliege, was schmirst du vor Koth An das Verhalten meiner Jugend? Du eyferiges Lügen-Maul, wirst du nit roht, In dem du meine reine Tugend Zu lauter grossen Lastern machst, Und meine Gedancken so höhnisch verlachst? 5. Du diebische Katze, was leckst du mich doch, Wann du mich willst von hinden kratzen? Du spitzige Zunge, was willstu mir noch Von guter Gunst und Freundschafft schwatzen: Du meinst, ich sol ins Netze gehn Drum singstu so lieblich und pfeifest so schön. 6. Du Türcke, du Heyde, bedenckst du dich nicht, Du Unmensch, hast du kein Gewissen? Des Himmels Gerechtigkeit eyffert und spricht: Verflucht sey! der sich so beflissen, Daß er den Nechsten der ihn liebt, Mit tausend betrüglichen Händeln betrübt. 7. Doch schwerme nur besser, du rasender Hund, Biß mir und aller Welt zuwider; Ich bleibe doch immer am Leibe gesund, Du aber schlägst dich selber nieder, Ein Hund der sich so sehr bewegt, Hat selten neun Tage zurücke gelegt. 8. Ich habe noch keinen Bekannten gesehn, Dem du von Hertzen günstig wärest: Drumb laß ich es endlich gedultig geschehn, Daß du mich hier und da versehrest. Vielleicht kömmt noch die liebe Zeit, Daß mancher sein eiffriges Wüten bereut.