5. Da klang durch die Berge ein Posthorn hell; Es klang immer lust'ger und froher. »Das ist, ich wette, der Postillon Von Lonjumeau, lieber Herr Soherr!« Doch Soherr spitzte sein Ohr und sprach: »Sie irren sich! An den hellen Tönen, da hör ich, es ist die Post, Die kommt von der heil'gen Stadt Köllen! Die bringt uns die Kölnische Zeitung.« – Und Mein Jubel, der wollte nicht enden. Und wahrlich, nach zehn Minuten hielt Ich das teure Blatt in den Händen. Und freute mich, daß die ehrliche Stadt Noch steh auf demselben Flecke Und daß man noch Piesporter trinke daheim Zu köstlichem Schnepfendrecke. Und daß die Bevölkrung sich keineswegs Über all ihr Mißgeschick härme, Ja, daß man für die Soldaten jetzt Wie für kleine Mädchen schwärme. Und daß die Heuler am Leben noch Und die Wühler gekrochen zu Kreuze, Daß der Herr Joseph gesund noch – und obenauf Seine vier literarischen Käuze. Daß Herr Levy noch schreibe die Feuilletons, Daß der Witz des Herrn Wolffers nicht holpre Und daß der Herr Brüggemann wieder herum Auf dem alten Rechtsboden stolpre. Ja, die Kölnische las ich! Drin annonciert Zitrone und Pumpernickel – In ihren Annoncen ist's, wo sie gibt Ihre besten polit'schen Artikel. Bescheidenheit ist's, daß stets sie versteckt Ihr Bestes nur produzieret – Die Rheinische trug es frech auf der Stirn, Drum ward sie suspendieret. Die arme Rheinische – ach! schon tot! Doch wartet: Empor einst rütteln Wird die zur Hölle Gefahrene sich Und keck ihre Locken schütteln. Ja, schüttelnd ihr ambrosisch Gelock, Wird hoch zu Gerichte sie sitzen: Zu spielen mit ihrem Donnerkeil Und mit ihren schlechten Witzen.