10. Sei still, du sollst nicht traurig sein! Ich laß die Saiten klingen, Ich will von Brandeliedelein Und Parzival dir singen. Ich will dir bis um Mitternacht In bunt phantast'schen Bildern Entfernter Länder Lust und Pracht Und grüne Meere schildern. Ich führe dich durchs Hügelland Hinaus zum blauen Strome, Wo Burgen ragen übern Strand Und steingehaune Dome. Zur Alpe, wo der Adler kreist, Dem Tannenforst entstiegen, Zur Stadt, die man Venedig heißt, Wo prächt'ge Gondeln liegen. Ich zeige dir im Mondenstrahl Die Inseln der Hellenen; Ich will dich mit ins Blumental Zu frommen Völkern nehmen. Du sollst dich wiegen auf der Flut Mit einem schönen Schwane, Du sollst dich sonnen in der Glut Erzitternder Vulkane. Ich will im düstern Lorbeerwald Das Grab der Dichter sprengen, Daß die Provence widerhallt Von tönenden Gesängen. Du sollst die ew'ge Roma sehn, Mit Tempeln wild zerrissen; Du sollst hoch in den Pyrenän Ein spanisch Mädchen küssen! Und willst du dennoch traurig sein? Wohlan, du deutsch Gemüte, So nimm doch diesen Becher Wein Und diese Rosenblüte!