Klag Wan der welt aug ganz fruchtbar seinen schein breit über das erdreich ausstrecket, alsdan mein ganz ruhlose pein ein solche klag erwecket: »O schönes liecht, von jedem, nur von mir nicht gern, allsehend gern gesehen! ach, lieber! bracht man dir je für ein kläglicheres flehen! Zwar deines liechts gesicht-geliebter lust kan leichtlich die geschöpf erlaben, und doch das herz in meiner brust mit keinem trost begaben. Vol qual und angst ein schrecklich-schwarze nacht mein herz, seel und gesicht beschweret, die dan mit meines schmerzens macht den weg des tods mich lehret. Geheime ort such ich voll finsternus, die ich erfüll mit meinen klagen, daß sie mir doppeln den verdruß wan sie die widersagen. Ein end hat nu mein lust, freud und gesang, nichts kan mein elend von mir wenden; darum wart ich nu des tods gang, mein leid und klag zu enden.« Wan dan die nacht mit ihrem schwarzen kleid den sterblichen die schlafstund bringet, alsdan mein wachend-frisches leid also den luft durchdringet: »O schöne stern, der nacht liechtreicher pracht, die ihr, bleich, meine not beweinet und meiner seelen letzten nacht zu dem grab traurig scheinet. Ihr könt zwar wol der schlafsucht süßen saft der sterblichen gesicht eingießen, ihr aber habt nicht so vil kraft ein aug mir zu beschließen. Du nacht thust mir mit scheuzlich-schwerer hand geduld und ruh gar hinweg raufen, die Furien mit ihrem brand stets meinem geist nachlaufen.« Also hab ich kein liecht, trost noch geduld in meinem geist, gesicht und herzen und nur den trost, daß meine schuld noch größer, dan die schmerzen. Doch wird noch der, so mich gar tödtet nicht, mich wider seiner gnad gewehren und gnädig durch sein angesicht mein leid in freud verkehren.