An Tobias von Ponica von Elstra, des gleichlosen teutschen heldens Bernhards, herzogen zu Sachsen Geheimen Rat Warum, ihr herren diser welt seid ihr den lastern so ergeben? wird euch ohn tugend euer geld, nachdem ihr tot, wider beleben? Euch mag villeicht ein lüginmund um ein erbetteltes almosen mit liederlichem lied, ohn grund, ohn leben und geschmack, liebkosen: Doch kan ihr lied, wie eure ehr, die zugleich kriechend auf der erden seind allen ehrliebhabern schwer (recht euerm taback gleich) nicht mehr dan rauch, gestank und aschen werden. Ich, den des himmels gütigkeit mit einem solchen geist ergetzet, der rühmlich in die ewigkeit bald einen werten namen setzet, Kan leider! jetz in dem Teutschland sehr wenig nach lob strebend finden, weil vil sich lassen (pfui der schand!) durch lust, forcht oder geiz verblinden. Darum auch die, so wider recht stark oder faul endlich verderben und der wut oder trägheit knecht, unmenschlich, teufelisch, torecht, den thieren gleich, ohn namen sterben. Dan es nu recht, daß die person, die in der that ihr wert erwiesen, und die schon hat der tugend kron, weltkundig werd und hoch gepriesen. Warum dan, mein freind, der du dir laßt meine vers sehr wol gefallen, laß ich nach schuldiger gebühr von dir nicht mein gesang erschallen? Wär mein undankbare trägheit nicht billich von dir anzuklagen, wan ich nicht solt mit der warheit für der welt, deines lobs klarheit zu singen, mich gebürlich wagen? Die neun göttinnen, deren lehr belohnet uns mit grünen kränzen, rein zu erhalten ihre ehr seind nicht wie huren, die fuchsschwänzen; Doch seind sie auch so gar stolz nicht, wie jetz gemeinglich die jungfrauen, die mit gefälschtem angesicht mit saur gerünzelten augbrauen, Mit einem kalten affenblick, mit schimpflich lächlendem angaffen ein herz, das schon in ihrem strick sie ehret als sein bestes glück und liebend lobet, schnell abschaffen. Die tugend, als die beste frucht, die man in ihrer schul erfasset, gebeut uns aller laster flucht und daß der undank werd gehasset: Und ein lehrreiches lobgesang, mit müh und zier recht ausgesetzet, ab dessen frölich frischem klang der götter herz sich selbs ergetzet, Ist der dank für die, so mit gunst gern der poeten lieb verbinden, und lobet sie mit solcher kunst daß sich die zeit bemüht umsunst, ihr stetes lob zu überwinden. Nu dir versprich ich und gelob (will dir es auch steif ferners halten), daß deiner tugend ruhm und lob soll weder sterben, noch veralten; Dan ich will sie so tief und klar der ewigkeit portal einetzen, daß das allfressend starke jahr sie nicht soll ändern noch verletzen: Ich will mit so getreuem mund (wan ja die Musen nicht betriegen) dein leben machen also kund, daß man sich darab alle stund soll, wie du dich ab mir, vernügen. Gleichwie man in der finstern nacht das firmament voll stern kan sehen: so sihet man der tugend pracht frisch blühend nur auf dir bestehen. Du bist recht den halbgöttern gleich, vor alter zeit so hoch geehret, und Amor wie Mars hat sein reich durch dein gesicht und herz vermehret: Zierd, höflichkeit, verstand, wolstand, die haben deine seel ganz innen, daß leichtlich du in allem land kanst mit dem mund und mit der hand der menschen herzen bald gewinnen. Ja das gestirn, durch dessen reis die welt ihr täglich lasset zünden, sicht alles zwar in dem umkreis, kan aber niemand dir gleich finden: Dein glaub, treu und beständigkeit seind an purheit nicht zu vergleichen, wie dan auch deine dapferkeit darf keines heldens kühnheit weichen: Und deines frülings süße blust so lieblich riechet schon auf erden, daß das Teutschland in seiner brust mit wunder und mit großem lust spricht, daß dein herbst muß fruchtreich werden. Doch wie vil früchten hat es schon von deiner dapfern faust empfangen? sicht man nicht einen baum mit wohn zumal voll blust und früchten hangen? Also bist du; dir ist nicht gnug persönlich einen hof zu zieren, beredt, erfahren, emsig, klug in vilen sprachen zu studieren: Sondern du zeuchst herzhaft hinaus, kühn in dem läger einzukehren, vil lieber dan in einem haus, da du dan deine feind mit graus, was du erlernet, bald kanst lehren. Ein schlechtes und verzagtes herz entsetzet sich ab den gefahren, und seine forcht, die selbs ein schmerz, kan es nicht sicher gnug bewahren: Ja ist es nicht ein große schmach, daß die, die nur zu sterben leben, so faul von leib, von mut so schwach, sich darfen nicht dem krieg ergeben? Sehr elend ist der durch kleinmut muß krank auf seinem bet lang zagen, und selig ist der, so sein blut, sein leben, seine ruh, sein gut, für gottes ehr, in wind darf schlagen. Also thust du. Die weite welt wird solches nimmermehr verschweigen, und in dem Teutschland manches feld wird solches allzeit gern bezeugen: Jedoch wan ich mit höherm ton einmal sing von dem potentaten, der dein, gleich wie auch du sein, wohn, wan ich erkling laut seine thaten, Alsdan soll dein und andrer preis, die ihm wol dienen, klar erschallen; entzwischen laß nach deiner weis dir, Ponica, den schlechten fleiß, den mein herz reich macht, nicht misfallen.