An die kurfürstin Elisabeth Demnach ich neulich mich bedacht, wie ich doch möcht gebührlich lehren der Musen eine, die mein pracht, euch dises büchlein zu verehren; Da kam ein jede bald zu mir, vermeinend die ehr zu erlangen; allein zwo kamen nicht herfür, die sunsten doch vor andern prangen. Die römische versagt die ehr, weil ihr euch nicht für Rom auch neiget, so hät die spanische vil mehr sie euerm brudern gern erzeiget. Die andre aber allzumal in solches amt sich wolten dringen, und fiengen an um dise wahl ihr ansprach also fürzubringen. Quae splendens vagor et culta nitore per orbem, quae ambrosium ore ab roseo jubar fundo et nomine quos clara juvant beo, me munus decet hoc. cedite vos, sacro von quarum ipsa rigo pectore nectare. Not so, faire muse: but she by right, who first this goddesse taught to speake, will now best please her eares and sight. thus my tong shall prove your tong weake by her sweet-flowing grace and might. Tout beau, belles; car veu la grace de mon langage doux et net, il vous faut (quittant vostre audace) me deferer l'honneur de fait que seule toutes je surpasse. Man spricht, daß eigenlob umsunst, sonst wolt ich mich selbs bald gnug preisen; doch höret mir nu zu mit gunst, und meine zung soll euch beweisen, daß sie nicht ohn lehr, lob, noch kunst. Musarum genus audax! Ego quid diu hic contendam? genitae sic Jove maximo certabant et Apollo quoque. Non ea quae nostis fuerant cuncta mei genI, germana, angla soror, gallica, dicite? Thus to none of us doest thou wrong, t' is not thine owne all thou doest know: her to salute allone my tong is fittest, and most fitt to show witts and skills treasure in her song. Contentez vous; ceste deesse, dont le corps, le coeur, et l'esprit n'est que beauté, grace, et sagesse sur toutes autres me cherit, et se delecte en ma richesse. Sagt was ihr wolt, es kan nicht sein, und solt es euch zumal verdrießen; ich bin ietz ihr, und sie ist mein, will sie auch für euch all begrüßen mit einem lied, wahr, hell und rein. Cui Pallasque, Venusque, et Charites, dea, cedunt ingenio, ac ore, decoreque, da, caelestis Elisa, o veniam mihi, si germana suo Musa quid ore te compellans sapiat, nosse animo expeto. O dearest dread, that doe excell in beauties, witts and vertues treasure, my humble hart you know full well: then bee it to you no displeasure if I lett speake with whome you dwell. Toy donc, dont le chant ne peut plaire a tes nourissons mesmement, chante; pour moy je ne veux faire une querelle d'Allemand; pour t'entendre je me puis taire. Ja, schwestern, es ist nicht so lang, daß ihr so köstlich seid gezieret, bei euch war auch schlecht der anfang; doch ist es gnug gedisputieret, seid still, ich fang an mein gesang. Ihr keusche Nymfen diser welt, an leib und seel so schön gestaltet, daß ihr die ehr mehr dan das geld, die zucht mehr, dan ein kleinot, haltet; o all ihr Musen, deren brust nur an der wahrheit ihren lust und deren mund, süß wie die rosen, erklingen kan der götter ehr und gar nicht mit verfälschter lehr dem lobunwürdigen liebkosen. O kommet her, lobreiche schaar, was auch für sprachen euch gefallen, und lasset eure stimlein klar durch dise weite welt erschallen und singet mir nach, die ich nicht ein ungegründtes wort erdicht, ja singet mir nach, was ihr sehet, daß namlich aller schönheit blum, daß namlich euer ganzer ruhm nur auf Elisa noch bestehet. Elisa, welche als der schatz und wunder Albions geboren, bald durch des firmaments gesatz für unsers lands kleinot erkoren; Elisa, deren augen kraft so liebreich und so tugendhaft wir selbs oft mit verwundrung sehen, daß an des schönsten tags anfang die sonn selbs nicht kan von aufgang klar, wie sie aus dem West, aufgehen. Mit so vil süßer lieblichkeit kan Cypris sich selbs nicht beschönen, solt sie auch ihr holdseligkeit von allen Gratien entlehnen; der monat-herschend-kühle schein ist weit so glänzend nicht, noch rein: so mag Aurora sich lang zieren, wan sie die schönste gern sein wolt und richter Cephalus sein solt, würd sie, schamrot, die sach verlieren. Zwar ihr fürtrefliches geschlecht, an sceptern stark und reich an kronen, ihr machet mit verdienst und recht der mayestet glanz beizuwohnen; jedoch der hochmut kommet nicht in ihr gemüt noch angesicht: und ihre stirn, die uns erzeiget, daß sie von allen fehlern frei, erfindet kein herz, das getreu sich nicht mit forcht und ehr bald neiget. Sehr wol gedenk ich, als ihr schein wie ein gestirn uns zu erleuchten aus Engelland kam, wie die pein thet ihrer Nymfen augen feuchten, und wie Neptunus selbs den brand von ihrer schönheit stark empfand, daß er auch sein aug zu ergetzen ob diser bürd so schön und zart, verhindrend ihre überfahrt, sie macht die anker oftmal netzen. Wie gern het sein entzündter mut, glückselig und nach wunsch zu leben, sein ganzes reich und all sein gut um diese göttin aufgegeben? wie vil mal, wie stark, wie geschwind macht er den tobend-tollen wind zuwider ihrem wunsch entstehen? bis endlich gottes starke hand, nach seiner zusag, das Teutschland zu segnen, ihr half weiter gehen. Ich weiß noch und will ewiglich gedenken, sagen, singen, segnen die stund, da dise göttin sich ernidrigte, uns zu begegnen; die stund, darinnen ihr anblick, erfüllet mit trost, heil und glück, aus unserm mund all seufzen, klagen, aus unsern herzen den unlust und alle sorg aus unsrer brust sich würdigte gar zu verjagen. Sidher hat diser sonnen glanz mit stetem frühling uns erfreuet des lands berg, feld und gärten ganz mit frucht und blumen überstreuet, und sidher hat uns kein verdruß, sturmwind, gewitter, finsternus, noch winter zu vil überfallen, daß wir also (o daß mein mund rühm solches zu erwünschter stund!) nichts haben, das uns kan misfallen. Sidher ihr einige schönheit (schönheit und fromkeit gleich vermehret) hat uns, ja alle christenheit des fridens schon nach wunsch gewehret, indem nach gottes gütigkeit aus ihrer seiten fruchtbarkeit und aus des großen prinzen samen (als welcher, so manhaft als weis, verdienet aller menschen preis) den ursprung werte kinder namen; Die dan, recht nach der götter art, in kurzer zeit so hoch aufschießen, daß, indem sie noch jung und zart, wird die kirch ihrer vil genießen: weil sie verständig und manhaft durch ihrer faust und herzens kraft bald werden unsern feind vernichten, wan anderst ein so werte that der, welcher sie gezeuget hat, vorkommend, nicht selbs will verrichten. Jedoch nein; dan es ja nicht gut, daß er uns wider solt verlassen, und folgend seinem heldenmut die wafen noch einmal erfassen. die welt erkennet sein wort gnug, darum es besser, daß er klug und ruhig wöll sein land bewahren vernüget, frölich, reich und still: doch wan er ja mehr palmen will, so such er sie in euren haaren. Was aber mach ich hie vil wort, o göttin, deren edles leben, als unsers lebens lieber hort, uns gnug versicherung kan geben? und deren augen glanz liebreich regieret ihn und uns zugleich, und deren wandel ein exempel und spiegel aller tugend ist, daß ihr ohn heuchelei und list verdienet der gedechtnus tempel. Wan dan, o aller Nymfen ros, mit euch allein selbs zu vergleichen, ihr an verdienst und ehr so groß, daß euch sunst alle Nymfen weichen; wan es unläugbarlich auch kund, daß wir zugleich mit herz und mund euch, und zwar billich, göttin nennen, und auch auf unsrer brust altar, gelobend euch uns ganz und gar, euch ein lob- und lieb-opfer brennen: So darf mein nidriges gemüt nu sein vertrauen kühn erhöhen, es werd auch eure gnad und güt nicht dise schlechte gab verschmähen; sondern der götter beispil nach, die nur das herz und nicht die sprach, auch nicht der menschen gab betrachten, ihr werdet das lied, so ich sing, und das geschenk, so ich euch bring, als lieblich und gefällig achten. Unlieblich kan es zwar nicht sein, weil eure schönheit solches ehret, so wird auch seiner zierden schein durch eure zierlichkeit vermehret: und euer nam, lob, ruhm und preis, von eurer eignen tugend fleiß im buch der ewigkeit gegraben, die werden schon selbs mein gesang, mein buch und mich durch hohen schwang mit der unsterblichkeit begaben.