Kennzeichen eines glückseligen lebens An Alexandern vom Ruest. Ach, wie glückselig ist das leben, dem keines andern will gebeut, der ohn misgunst, neid oder streit sicht andrer glück fürüber schweben; Der sein begird selbs recht regieret und dessen from und teutscher mut ist sein bewehrter schutz und hut, darunder sein herz triumfieret; Der kein geschrei noch lob begehret, dem die warheit die gröste kunst, den fürsten oder pöfels gunst, den hofnung und forcht nicht bethöret; Der die fuchsschwänzer fort läßt gehen, sie speisend nicht von seinem gut, und dessen fehl, fall und armut kan seine hässer nicht erhöhen; Der selbs nichts weiß, wie übel schmürzet des bösen lob, des frommen fluch; dem ein freind oder gutes buch die lange zeit schadlos verkürzet; Und dessen mut für nichts sich scheuet, als allzeit fertig für den tod; der ernstlich früh und spat zu got mehr um gnad, dan um güter, schreiet. Der mensch besorgt sich keines falles, dieweil er frei, reich, gut und groß, sein selbs herr; ob er wol landlos und habend nichts, hat er doch alles.