Die vierundzwanzigste Fabel. Von einem Landpfleger. Ein könig einen haubtman het, Dem er gar vil vertrauen tet, Setzt in zum pfleger in ein land, Daselb er reiche leute fand; Die schetzt er ser und tet sie plagen, Jederman wust davon zu sagen, Daß auch den fremden man mishagt. Solchs ward dem könig angesagt. Er ward zornig; gar bald hinschickt, Denselben pfleger hart bestrickt, Mit hertigkeit in dahin zwang, Daß er must wider seinen dank All, was er het sein ganzes leben Geraubt, den leuten wider geben. Er sprach: »Das ist ein harte buß, Wiewols dennoch geschehen muß!« Ein weiser man dasselbig sach, Zu seinem nehsten er da sprach: »Der haubtman helt der frauen weis, Die sich zum man mit allem fleiß Halten, wenn sie die kind entpfahn, Und große wollüst daran han; Wenn sies aber solln wider zelen, Das gschicht mit schmerzen und mit quelen.« Also geschicht noch manchem dieb, Der zu stelen hat große lieb: Wenn ers denn widerstatten sol, So hebt sich not und große qual, Und gschicht oft mit solchem unmut, Daß im auch an dem hals we tut.