Die vierunddreißigste Fabel. Von einem verdorbenen Kremer. In Sachsen war eins kremers son, Der het seins vatters gut verton, Ein guten kram höslich verzert; Zuletzt der knapsack in ernert, Lief auf die kirweih, wie man pflegt. Eins mals, da er het ausgelegt Sein pfennwert, all sein hab und war, Kam einr, der het in kennt vil jar, Da er e war gewesen reich; Sprach: »Claus, wie komts? jetzt ists nit gleich, Wies e mit dir zu wesen pflag, Da du wol lebtst, hetst gute tag Bei deines vatters großem gut, All tag ein guten freien mut. Jetzt ists vil anderst umb dein sach.« Der kremer antwort im und sprach: »Schlaf lang, iß frü – macht feißte backen, Bringt lange schnür und kurze packen.« So gets; wer lieb zu lieb wil han, Der muß das liebe faren lan. Denn vil verzeren, nit erwerben Hilft zu armut und zum verterben, Wie das gemeine sprichwort sagt Und der verdorben reuter klagt, Sprach: »Kalbesaug und hasenlung, Hechts lebern und karpfen zung, Süßer wein und barbenmaul Brachten mich umb mein grauen gaul.«