Die neunundsechzigste Fabel. Vom Löwen und dem Frosch. Es gieng ein löw bei einem bach Spazieren, sich gar weit umbsach: Da ward er keines menschen gwar. Ein gschrei hub sich im waßer dar. Der löw erschrack und stund da still, Gedacht, was hie nach kommen wil. Ein kleines fröschlin ausher kroch; Da stund der löw und sahe im nach Und sprach: »Du armes, nichtigs tier, Solstu ein schrecken machen mir? Bistu der held, der grufen hat?« Mit seinen füßen trat ers tot. Hier wird glert, daß wir uns sollen In gringen sachen nicht forchtsam stellen, Und uns vor dem nicht solln entsetzen, Der uns mit schaden nicht kan letzen. Man sagt: wer tut von drauen sterben, Des leib sol nicht den kirchhof erben, Den sol man bleuten und besingen Mit glocken, die in hosen klingen, Und sol in in das heu vergraben, Welchs im hindergmach wird aufghaben.