Die achtunddreißigste Fabel. Vom Habich und Gutzgauch. Der habich spottet den gutzgauch Und sprach: »Sihe zu, nun bistu auch Schier in derselben größ wie ich Und mir auch fast an federn gleich, Und fürst doch so ein armlich wesen: Die kleinen würmlin tust auflesen, Die da kriechen auf der erden; Es möcht dir doch wol beßer werden, Hettestu einen bherzten mut Wie ich, du möchtest vöglin gut Eßen allzeit nach deinem lust. Den hastu nit, darumb du must Im kat da bei der erden bleiben, Mit solcher speis dein zeit vertreiben.« Nit lang darnach floh der habich Nach einer tauben; bgab es sich, Daß er vom bauren ward gefangen. Der band in an ein lange stangen, Setzt in zum scheuzel hoch aufs dach. Sobald der gutzgauch das ersach, Er sprach: »Freund, gut wers gwesen, Daß du die würmlin hettest glesen Und fremde vögel laßen fliegen, So het man dich nit kont betriegen. Ich wil mich mit den würmlin laben, Ich sihe wol, gnesch wil schlege haben.« Guten fried und ein rusam leben Haben, die sich zu frieden geben In irem bruf mit einem gringen. Denselben tut auch baß gelingen Denn denen, die ir haut und har Umb geldes willn setzen in far. Den gets, wie hie dem habich gschicht, Wie man in allen hendeln sicht, Daß, der da ringt nach großer hab, Erlanget nichts und bleibt schabab. Der ander sitzt daheim gar stille Und richtet sich nach Gottes willen: Dem wird von Gott so vil beschert, Daß er sich dennocht auch ernert.