Die zehnte Fabel. Vom Baurn und dem Stier. Es het ein baur ein jungen stier, Ein gar frech und unbendig tier; Kunt es mit keiner arbeit zemen, Oder im damit sein tück benemen; Gar manchen stoß seim herren gab, Drumb schnitt er im die hörner ab Und spannts hinfurder in den pflug, Denn er in oft mit füßen schlug, Und tet damit den acker eren, Daß er im ließ den küzel weren, Und sprach: »Nun kan ich mich erretten Vor deim stoßen und deim treten; Mit deinen hörnern und mit füßen Solt nicht an mir dein mütlin büßen.« Als aber nun dasselbig rind Mit list sich überwunden findt Und sich am bauren nicht kunt rechen, Tet in dennoch der kützel stechen, Mit füßen in die erden kratzt, Hinder dem pflug sein herren fatzt, Mit werfen, scharren in anficht, Wirst im staub, sand ins angesicht. Es seind vil leut so gar unendig, Zu alln guten sachen unbendig, Daß man mit strafen und mit leren Irm bösen gmüte nicht kan weren; Bleiben dennoch bei iren dücken, Laßen nicht ab von bösen stücken. Die laß man bleiben, wie sie sind; Ir lon zuletzt sich selber findt. Ein torecht hund, glaub mir vorwar, Lauft selten über sieben jar. Der krug get lang, wie man auch spricht, Zum waßer, biß daß er zerbricht.