Die neunte Fabel. Vom Landsknecht und einer Ku. Es gschah einsmals auf eine zeit, Zwen fürsten hetten einen streit; Ein jeder brennt, mordet und raubt: War frei und den knechten erlaubt. Ein landsknecht tet fleißig zuschauen Und kam zu einer armen frauen, Die het nit mer denn eine ku, Im ganzen hause nichts dazu. Verbarg sie heimlich in ir kammer Und schlug fest zu mit einem hammer. Da kam derselbig landsknecht hin Auf guten berat, beut und gewin, Begunt mit der frauen zu hausen, Schlug katzen tot, wolt selber mausen, Sucht umb zu irm großen verdrieß, Im kurzen kasten lange spieß, Fand nichts, het sich zu lang geseumt, War vorhin alles aufgereumt. Zuletst ward er gewar der tür, Stieß auf, lief nein und zoh herfür Die ku, so er da fand allein, Triebs hin; die frau lief nach und grein, Sprach: »Hab nur die und keine mer! Ich bit dich umb Marien er, Laß mirs! ich weiß sonst nicht, wovon Hinfürter sol mein futrung hon.« Er sprach: »Gee heim! es ist umbsust, Daß du dich jetzt bemüen tust; Drumb spar den weg und laß dein wandern. Laß ichs dir, so nimts doch ein ander.« Begab sich, daß derselbig gsell Gschlagen ward und kam in die hell, Ins teufels kuchen heiße glut: Da gschahe im, wie man solchen tut. Ein junger teufel ward losiert Zu im, daß er im mores lert; Der blies im zu und macht im heiß. Der landsknecht sprach: »Zwar ichs nit weiß, Was ich dir vor den andern tan, Die mich allsam mit frieden lan, Und du so bist auf mich gericht.« Der teufel sprach: »Ei denkstu nicht, Da du zur armen frauen kamst Und die einige ku ir namst, Ein ander nems, wenn ichs nit nem? Also hie auch ein ander kem, Wenn ichs nit wer, der dir zublies, Ins teufels nam willkommen hieß.« Wer sein nehsten on schuld beschedigt, Und doch entschuldigt und verthedigt, Mag man mit antwort weisen ab, Wie der teufel dem landsknecht gab.