Die dreiundvierzigste Fabel. Vom Fuchs und dem Luchs. In einem loch da wont ein fuchs. Zum selbigen kam einst ein luchs, Hub an freundlich mit im zu schwatzen Von zobeln, mardern, wilden katzen Und andern tierlin, die man hegt, Ir belg für belz und futer tregt, Und sprach, wie under disen allen, Die in dem wilden wald umbwallen, Er selb allein der edelst wer Und beßer denn all ander tier; Und rümt die tugent seiner alten, Wie adelich sie sich gehalten, Sein eltern und all sein vorfarn Groß tat getan in alten jarn, Daß sie bilch auf der ganzen ert Wern alles lobs und eren wert. Da lacht der fuchs, sprach: »Lieber freund, Wenn ichs nit wist und nit verstünd, Wers doch dabei zu merken wol, Daß dein eltern fast allzumal Des jägers strick keinr ist entflohen, Dem nicht sein haut sei abgezohen. Ja, wer mir diß nicht glauben wil, Sich dunken leßt, ich red zu vil, Der schau beim kürsner auf die stangen, Daselb ir vil beinander hangen. Dabei mans auch geschrieben findt, Wie redlich sie gewesen sind.« Die fabel lert uns, daß wir söllen Keinem großsprecher glauben stellen, Denn sie oft liegen unbedacht. Wenn sie es denn han übermacht, Zuletst die tat ein überzeugt, Daß er das merer teil erleugt.