Die achtundsiebzigste Fabel. Vom Löwen und der Geiß. Hoch an eim felsen sucht ir futter Ein alte geiß, des zickels mutter. Das sahe ein löw dort niden fer, Sprach: »Liebe schwester, kom doch her, Hernider in das grüne gras, Daß du dich mögest weiden baß.« Da sprach die Geiß: »Villeicht ichs tet, Wenn ich dich nit gesehen het. Du redst es nicht zu meinem frommen, Daß ich hinab ins grün sol kommen, Sondern vil mer umb deinetwillen: Mit mir woltst deinen hunger stillen. Ich laß mich nit von dir betören, Du wirst mir heut die beicht nit hören.« Die fabel lert, daß wir nit söllen Allen ratgebern glauben stellen. Der löw redt hie, was im ist mit; Die geiß ist klug und folgt im nit, Wird nicht wie der adler betört, Wie dich die zehent fabel lert.