Die siebenundsiebzigste Fabel. Vom Pfaffen und den Birn. Es war ein pfaff ganz faul und freßig, Auch mit saufen ganz unmeßig; Denselben aus einr andern stadt Ein man zu seiner hochzeit bat. Ungeßen wolt er frü hingan; Ein birnbaum fand beim wege stan; Da lag ein haufen hübscher birn, Die erst zusamen glesen wern; Warn reif, schmackhaftig und ganz süße. Der pfaff verachts und trats mit füßen Und bseicht dieselben birn gar naß, Und sprach: »Solt ich jetzt freßen das? Es komt in mich nicht solche speis: Heut ichs gar wol zu beßern weiß.« Gieng fort, zum eßen war im gach. Bald kam er an ein großen bach, An ein waßer, da war ein steg Von größ des waßers gfloßen weg; Lief lang das waßer auf und ab. Zuletst sein hoffen übergab, Denn er sahe, daß unmüglich war, Überzukommen one far, Kert wider umb on seinen dank. Der hunger in so heftig zwang, Het er die bseichten birn nicht funden, Für hunger wer er gar verschwunden. Was dich dünket ein unnütz ding, Soltu nit halten allzu gering. Hüt dich, nicht ee das klein verstoß, Du hast denn in der hand das groß. Die alten schuh verwerf nicht gar, Du hast denn erst ein neues par.